S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.11.2021 um 10.30 UTC

Leicht wechselhaft und zunächst mild, ab dem Wochenende Abkühlung. In der neuen
Woche weitere Abkühlung gut möglich!

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.11.2021

Der neueste Lauf des EZMW offenbart für den ab Donnerstag beginnenden
Mittelfristzeitraums einen wiederholten Wechsel von Hochdruck- zu
Tiefdruckphasen bis in die erweiterte Mittelfrist hinein, wobei die beteiligten
Luftmassen langsam immer kälter werden. Autofahrer sollten nun spätestens an
einen Reifenwechsel denken, sofern das nicht sowieso schon erledigt wurde.
Passend zum recht munteren Wechsel ist auch die Dynamik in der Höhe in Bewegung,
was angesichts einer nach wie vor hohen Rossbywellenzahl von 5 bis 7 kaum
verwundert.

Im Detail bestimmt am Donnerstag ein stark positiv geneigter und vom
Nordostatlantik bis ins westliche Mitteleuropa reichender Höhenrücken unser
Wetter. Er unterstützt am Boden ein kräftiges Hoch mit Schwerpunkt über der
Biskaya und einem Kerndruck nahe 1035 hPa. Allerdings wird der Rücken von
kräftiger WLA überlaufen, sodass eine Warmfront eines Tiefs mit Zentrum kurz vor
der südlichen norwegischen Küste den Nordosten von Deutschland überquert. Dabei
ist Richtung Küste der Gradient erhöht, was dort für windige Verhältnisse sorgt.

Am Freitag spaltet sich aus dem Höhenrücken über Frankreich ein eigenes
Höhenhoch ab, was das Bodenhoch etwas nach Osten verschiebt. Damit wird auch die
Frontalzone nach Nordosten gedrückt und die Warmfront aus Deutschland verdrängt.
Außerdem wird zunächst noch milde Luft mit T850 hPa von 3 bis 9 Grad aus
südlichen Gefilden entgegen dem Uhrzeigersinn um das Hoch herum aus Westen bzw.
Nordwesten zu uns gelenkt.

Am Samstag sorgen zwei Tröge nördlich von uns für eine Abschwächung des
Höhenhochs, welches außerdem an seiner Nordflanke abflacht. Folglich baut sich
auch das Hoch über Frankreich ab, am Tagesende verschwindet es mehr und mehr im
dann indifferenten Druckfeld. Im Zuge dessen lässt außerdem die Zufuhr der
milden Luft nach, stattdessen kann nun von Nordwesten kühlere Meeresluft mit
T850 hPa von 0 bis 3 Grad einfließen, ohne dass dafür ein Tiefausläufer nötig
ist. Weil die Frontalzone immer noch nördlich von uns liegt, überwiegt aber noch
der Hochdruckeinfluss.

Am Sonntag wird der nordwestlich von uns über dem Nordostatlantik gelegene Trog
für uns zunehmend interessant. Er erreicht im Tagesverlauf mit positiver
Achsneigung und unter Amplifizierung die Britischen Inseln und Skandinavien. Am
Boden führt er ein Tief nach Südschweden, die Ausläufer davon erreichen den
Norden von Deutschland. Die eher schwach wetteraktive Kaltfront des Tiefs kommt
bis zum Tagesende bis in die Mitte Deutschlands voran, sie bringt postfrontal
aus Norden noch kühlere Meeresluft polaren Ursprungs mit T850 hPa von 0 bis -5
Grad mit.

Am Montag tropft aus dem Trog ein Höhentief in Richtung Biskaya ab. Das Residuum
schwenkt über den Norden Deutschlands hinweg nach Osten, womit das Bodentief
sich von Südschweden in den Südwesten Russlands verlagert. Die Kaltfront stößt
damit bis in den Süden Deutschlands vor, dort wird sie im frontolytischen Umfeld
noch schwächer. Dahinter setzt sich vorübergehend Zwischenhocheinfluss durch.

In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag dringt ein neuer Trog über
Skandinavien nach Deutschland vor, womit der kurze Zwischenhocheinfluss bald
wieder Geschichte ist. Mit der nördlichen Strömung wird die Zufuhr kalter Luft
aus polaren Regionen noch verstärkt, was die T850 hPa auf -5 bis -8 Grad sinken
lässt. Bei solchen Temperaturen sind im Tiefland erste Flocken gut möglich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis zum Freitag lässt sich zwischen dem heutigen 0 UTC-Lauf des EZMW und seinen
beiden gestrigen Vorläufen eine hohe Konsistenz feststellen. Danach kommt der
Trog im heutigen Lauf etwa 12 Stunden später nach Deutschland als im gestrigen 0
UTC-Lauf und ist auch nicht ganz so kräftig. Ebenso verspätet und schwächer ist
der neue Langwellentrog in der erweiterten Mittelfrist. Die Grundzüge der Muster
werden allerdings beibehalten, sodass die Konsistenz immer noch gut ist und die
deutliche Abkühlung mit T850 auf deutschlandweit unter -5 Grad vom heutigen Lauf
untermauert wird. Der gestrige 12 UTC-Lauf stellt eine Mittellösung der beiden 0
UTC-Läufe dar.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Grundsätzlich neue Ideen haben ICON und GFS nicht, auch wenn es in den Details
branchenübliche kleine Unterschiede gibt.
JMA ist dem EZMW weitgehend ähnlich, erst in der erweiterten Mittelfrist in der
kommenden Woche verzögert sich die Ankunft des neuen Langwellentrogs und der
Kälte um ein bis zwei Tage.
Beim ebenfalls zunächst weitgehend gleichem GEM existiert in der neuen Woche
kein Langwellentrog, dafür übernimmt das abtropfende Höhentief über dem
zentralen Mittelmeer und den Alpen die Regie, während im Norden Deutschlands ein
Höhenhoch das Wetter stabilisiert. Durch die Strömungsänderung auf Südost wird
die Zufuhr der ganz kalten Luft (in diesem Modell zum Teil bis -12 Grad in T850
hPa über Ostdeutschland!) abgeschnürt, sodass die T850 hPa bald wieder auf 0 bis
-4 Grad steigen.
NAVGEM folgt bis zum Ende seines Vorhersagehorizontes am Montag weitgehend dem
EZMW.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen repräsentativer Städte in Deutschland stützen den
deterministischen Lauf des EZMW, liegen Haupt- und Kontrolllauf für T850 und
Geopot 500 hPa doch jeweils gut im Median eingebettet. Zwar gibt es insbesondere
am Freitag und Samstag sowie ab Dienstag einen deutlichen Spread, dafür sorgen
aber nur wenige Ausreißer. Im erweiterten Mittelfristzeitraum in der kommenden
Woche bewegen sich Haupt- und Kontrolllauf an den unteren Rand der Streuungen,
womit die Entwicklung noch ein paar Fragezeichen aufwirft. Niederschlagssignale
sind vor allem am Sonntag und Montag und mit kleiner Pause ab Dienstag bzw.
Mittwoch vorhanden.

CLUSTER:
Die drei Cluster für Freitag bis Sonntag sind sich über Europa größtenteils
ähnlich, der Trog wird allerdings in unterschiedlicher Stärke gezeigt. Bei C3
(nur 6 Mitglieder) ist er am kräftigen, bei C2 (19 Mitglieder) am schwächsten.
C1 entspricht dem Hauptlauf.
Von Montag bis Mittwoch werden 4 Cluster ausgegeben, die mit etwas größeren
Unterschieden behaftet sind. 3 der 4 Cluster zeigen jedoch einen mehr oder
weniger schwachen neuen Langwellentrog mit im Endeffekt bodennaher Zufuhr kalter
Luft. Bei C4 scheint dieser zeitverzögert einzutreffen.

FAZIT:
Der Wechsel von Hoch- und Tiefdruckeinfluss mit zunächst milden und nachfolgend
deutlich sinkenden Temperaturen sowie mit zeitweiligen Niederschlägen
(Donnerstag im Nordosten, allgemein am Sonntag/Montag und ab Dienstag/Mittwoch)
ist ziemlich sicher. Wie kalt es in der kommenden Woche wird, ist noch nicht
gänzlich geklärt, die Vorzeichen für eine weitere Abkühlung sind aber da. Das
könnte im Tiefland sogar zu ersten winterlichen Erscheinungen führen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
EFI zeigt am Donnerstag und Freitag im Norden bzw. im Nordosten leicht erhöhte
Werte bis 0.6. Die Ensembles bestätigen das durch recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 an Nord- und Ostsee sowie auf
höheren Gipfeln der Gebirge.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX; EZMW, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler