S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 09.11.2021 um 10.30 UTC

Am Wochenende wahrscheinlich vorübergehend unbeständig, vor allem an der See
teils auch stürmisch. Zum Wochenbeginn wieder Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 16.11.2021

Die Dynamik in der Höhe zeigt sich bei einer Rossbywellenzahl von 5 bis 7 und
kaum größeren Blockierungen in der Nordhemisphäre weiterhin gut in Bewegung, was
sich auch in den atlantisch-europäischen Sektor auswirkt. So ziehen Tröge und
Rücken relativ rasch durch bzw. nach Osten weiter.

So gibt es zum Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Freitag einen
Langwellentrog über Skandinavien und Nordwestrussland, dem ein Rücken über der
Nordsee folgt. Vor den Britischen Inseln finden sich ebenso wie über dem
westlichen und zentralen Mittelmeer Höhentiefs. Wiederum weiter westlich
schließt sich ein weiterer Rücken an. Am Boden spiegelt sich diese Lage durch
eine Hochdruckbrücke wider, die mit Zentren bei den Azoren und über dem
Schwarzen Meer über Mitteleuropa verbunden ist. Der Nordosten Deutschlands wird
von einer nur schwach wetteraktiven Warmfront eines Tiefs mit Zentrum bei
Schottland überquert, die die dort eingeflossene etwas kühlere Meeresluft von 3
bis 5 Grad in T850 hPa von mildere Subtropikluft mit T850 hPa von 6 bis 11 Grad
im Südwesten trennt.

Am Samstag schwenken Höhen- und Bodentief nach Benelux, sodass die Ausläufer des
Tiefs Deutschland erfassen. Am Sonntag zieht das Höhentief nach Westfrankreich
weiter, wobei sich das nun achsensenkrechte Bodentief über Frankreich auffüllt.
Gleichzeitig bildet der über dem Nordostatlantik liegende Rücken einen Keil zur
Nordsee hin aus, woraus sich in der Folge ein abgeschlossenes Höhenhoch
abkoppelt. Dieses stützt ein Hoch über Skandinavien, sodass der Druck über
Deutschland von Norden her wieder steigt. Die T850 hPa liegen dabei zwischen 0
und 7 Grad.

Am Montag und Dienstag wandert das Höhenhoch über die Ostsee nach Polen, wodurch
das Bodenhoch sein Zentrum von Skandinavien über Weißrussland zur Ukraine
verlegt. Deutschland liegt an dessen Südwestflanke in einer südöstlichen
Strömung, die die T850 hPa auf 5 bis 8 Grad ansteigen lässt. Tiefausläufer
bleiben zwar außen vor, der äußerste Süden und Südwesten könnte jedoch von etwas
feuchterer Luft behelligt werden.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch kommender Woche ziehen sich Höhen-
und Bodenhoch weiter nach Osten zurück, sodass ein neuer Trog über der Nordsee
und dem Nordmeer die Ausläufer eines Tiefs nahe Island von Nordwesten her nach
Deutschland bringt. Postfrontal strömt deutliche frischere Meeresluft mit T850
hPa von -3 bis 1 Grad zu uns. Im Norden legt der Wind im Zuge dessen ein wenig
zu, Sturm steht aber nicht an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bereits am Freitag sind zwischen dem heutigen 0 UTC-Lauf des EZMW und dem
gestrigen 0 UTC-Lauf deutliche Unterschiede zu vernehmen. So war das Höhentief
im gestrigen Lauf noch an einen nördlich liegenden Trog angebunden und wäre über
Deutschland hinweg nach Osten geschwenkt, wobei ein Teil daraus Richtung
westliches Mittelmeer abgetropft wäre. Das Bodentief wäre folglich ebenfalls
nach Osten hin über uns hinweggeführt worden und hätte einen um 10 hPa
niedrigeren Kerndruck gehabt, sodass der Gradient für mehr Wind hätte sorgen
können. Im neuesten Lauf füllt sich das Tief auf seinen Weg über Benelux nach
Frankreich dagegen schon auf.
Solche Diskrepanzen zu einem so frühen Zeitpunkt wirken sich meist auch auf die
Folgetage aus. So brachte der gestrige 0 UTC-Lauf ab Montag einen mächtigen
Rücken über dem Nordostatlantik, der ein Hoch südwestlich der Britischen Inseln
gestützt hätte. Ein Keil davon hätte über Deutschland bis nach Südosteuropa
gereicht, der Norden würde dabei von Tiefausläufer gestreift werden. Im heutigen
Lauf gibt es stattdessen das abgeschlossene, von der Nordsee nach Polen
wandernde Höhenhoch, das ein Bodenhoch von Skandinavien zur Ukraine führt.
Der gestrige 12 UTC-Lauf brachte die neuen Variationen mit leicht veränderten
Rahmenbedingungen bereits gestern ins Spiel.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON hält am Wochenende an der Lösung des gestrigen 0 UTC-Laufs des EZMW fest.
Danach lässt es wie das heutige EZMW einen Rücken nach Skandinavien aufwölben
und sich daraus ein Höhenhoch abkoppeln. Dieses bleibt allerdings rechts
ortsfest über der Nordsee, statt nach Südosten weiterzuziehen. Das Hoch liegt
entsprechend weiter über Skandinavien und kommt nur ganz allmählich zum Baltikum
voran.
GFS stempelt das Höhentief am Wochenende über uns gar als Märchen ab und lässt
es über Skandinavien hinwegschwenken. Damit würde der Hochdruckeinfluss
weiterhin überwiegen, weil das zugehörige Bodentief ohne größeren Einfluss
östlich an uns vorbeizieht. Es bleibt abzuwarten, ob GFS diesbezüglich nicht
Märchen erzählt. In den Folgetagen hält sich bei diesem Modell der
Hochdruckeinfluss, der durch ein Höhenhoch bei den Britischen Inseln und einer
von da ausgehenden und bis nach Südosteuropa sich erstreckenden Hochdruckbrücke
aufrechterhalten wird. Erst zur Mitte der kommenden Woche könnte diese dann von
Nordosten her abgebaut werden.
JMA ist zunächst dem ICON ähnlich, nachfolgend eher beim GFS. GEM ist dem EZMW
sehr nahe. NAVGEM gleicht anfangs dem ICON am meisten, danach lässt es zum
Wochenanfang aus dem Trog ein Höhentief abtropfen, das über die Alpen nach
Südfrankreich steuert. Das hätte zumindest in Süddeutschland unbeständiges
Wetter zur Folge, im Norden würde aber wie bei den anderen Modellen auch der
Hochdruckeinfluss überwiegen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für repräsentativ über Deutschland verteilte
Städte sind angesichts des Modellvergleichs im vorherigen Abschnitt sowohl bei
T850 hPa als auch beim Geopot 500 hPa überraschend eng gebündelt und bestätigen
damit den deterministischen Lauf. Zwar öffnen sich die Kurven meist schon am
Freitag oder Samstag, für die Öffnung sorgen aber meist nur wenige Ausreißer.
Haupt- und Kontrolllauf folgen dagegen meist einen gut definiertem Median. Aus
dem Geopot 500 hPa-Kurven lässt sich am Wochenende jedoch herauslesen, dass ein
Ast auf hohem Niveau verbleibt, sodass das angebliche GFS-Märchen vielleicht
doch keins wird. Zur Mitte kommender Woche hin in der erweiterten Mittelfrist
gibt es ebenfalls einen Ast mit höherem Geopotenzial, womit auch die Ankunft des
neuen Trogs infrage gestellt werden muss. Niederschlagssignale am Samstag und
Sonntag und ab Mitte kommender Woche sprechen aber eher dafür.

CLUSTERANALYSE:
Am Donnerstag und Freitag werden zwei Cluster gebildet. Eines zeigt das
Höhentief wie vom Hauptlauf gebracht, das andere lässt es über Skandinavien
hinwegziehen. C1 mit Haupt- und Kontrolllauf hat dabei mit 28 zu 23 Membern
leicht „die Nase vorn“.
Von Samstag bis Montag werden drei Cluster benötigt, um die Streuung des
Ensembles abzubilden. C1 (18 Mitglieder) entspricht dem obigen Ablauf, C2
(ebenfalls 18 Mitglieder) mehr der gestrigen 0 UTC-Lösung des EZMW mit zum
westlich Mittelmeer abtropfenden Höhentief und durchziehendem Trogresiduum. C3
(15 Mitglieder) dagegen hat kein Höhentief oder Trogresiduum im Programm und
setzt vollständig auf die Höhenrücken-Karte.
Von Dienstag bis Donnerstag kommender Woche und damit in die erweiterte
Mittelfrist hinein werden 5 Cluster ausgegeben. Die Varianz ist dabei ziemlich
hoch, es lässt sich auch nur schwerlich eine Tendenz herausarbeiten. Vor allem
in der Behandlung des nachfolgenden Trogs herrscht große Uneinigkeit.

FAZIT:
Der am Freitag zunächst vorherrschende Hochdruckeinfluss wird mit etwas größerer
Wahrscheinlichkeit zum Wochenende hin durch vorübergehenden Tiefdruckeinfluss
gestört, auch wenn das längst noch nicht alle Modelle oder Ensembles so sehen.
Damit ist die gestern angedachte Windlage noch nicht gänzlich vom Tisch. Zum
Anfang kommender Woche ist erneuter Hochdruckeinfluss wahrscheinlich. Wie es
dann ab Mitte der neuen Woche weitergeht, ist dagegen ziemlich unklar. Der vom
EZMW angestrebte zurückkehrende Tiefdruckeinfluss samt Abkühlung kann daher noch
bezweifelt werden, finden sich doch noch einige Anhänger für anhaltenden
Hochdruckeinfluss bei weiterhin eher milden Temperaturen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
EFI weist keine Signale für starken Wind auf. Die Ensembles zeigen am Samstag
nur noch für die Küste und auf höheren Alpengipfeln, am Sonntag dann nur noch
für die Ostsee geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler