S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.11.2021 um 10.30 UTC

Übergang in spätherbstliche, überwiegend hochdruckgeprägte Witterung. Im Norden
ab und zu streifende Tiefausläufer, an der See zeitweise mit steifen Böen. Im
Süden und der Mitte teils beständige Nebel- und Hochnebelfelder.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 14.11.2021

Mittwoch … ist die großräumige europäische Strömungssituation durch ein
Cut-Off-Tief über dem westlichen Mittelmeerraum und eine recht glatte
Westströmung über dem Norden des Kontinents geprägt. Von Frankreich bis nach
Osteuropa etabliert sich dabei eine Hochdruckbrücke, die von den Rücken über dem
nahen Ostatlantik und über Ost- bzw. Südosteuropa gestützt wird. Dabei
unterliegt der Süden des Landes zunehmend Hochdruckeinfluss, während im Norden
ab und zu leicht zyklonaler Charakter wetterbestimmend ist. Am Mittwoch tagsüber
greift beispielsweise ein wenig konturierter Trog von der Nordsee her auf die
äußersten nördlichen Landesteile über. Die damit korrespondierende Kaltfront
eines nordeuropäischen Tiefs erreicht am Nachmittag und Abend die Küstenlinie
der Nordsee und bringt dort leichten Regen. Damit stehen die Chancen auf
längeren Sonnenschein an der See generell schlechter als in den anderen
Regionen, wenn man von den hochnebelanfälligen Gebieten im Süden und der Mitte
absieht. Die Temperaturspanne reicht am Nachmittag von 5 bis 12 Grad, an den
Küsten ist auch die eine oder andere steife Böe aus Südwest nicht
auszuschließen. In der Nacht zum Donnerstag kommt die angesprochene Kaltfront
nicht mehr wesentlich weiter in Richtung Mitte voran. Im Nordwesten und Norden
gibt es weiteren leichten Regen, sonst bleibt es trocken. Regional kommt es zu
negativen Frühwerten, bevorzugt in der Mitte und im Süden. Glätte durch Reif ist
bei beständigem Nebel möglich, zudem bildet sich gebietsweise wieder Hochnebel
aus.

Donnerstag … zieht die Achse des angesprochenen Troges langsam über Nordeuropa
nach Osten, wobei ich die Amplitude etwas vergrößert. Auf das Wetter in
Deutschland hat dies aber nur peripher Auswirkungen, denn nachfolgend baut sich
der atlantische Rücken weiter in Richtung Westeuropa auf. Bodennah verstärkt
sich ebenfalls der Hochdruckeinfluss, sodass die Kaltfront aus dem Norden und
Nordwesten Deutschlands nur noch unter starker Abschwächung in die Mitte
vorankommt. Daraus ergeben sich für den Norden ab und zu ein paar Regentropfen,
im Süden ist es abgesehen von Nebelnässen trocken. Sonne gibt es am ehesten in
den höheren Lagen des Südens und der Mitte, sonst dominieren dichtere Wolken
oder beständiger Hochnebel. Die Temperaturen verbleiben auf dem Vortagesniveau.
Auch der Wind bleibt nur an der See relevant mit einzelnen steifen Böen. In der
Nacht zum Freitag kommt es stellenweise erneut zur leichtem Frost sowie der
Ausbildung oder Vergrößerung von Nebel- und Hochnebelfeldern.

Freitag … weitet sich der Rücken von West- weiter nach Mitteleuropa aus. Am
Boden baut sich ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über dem Süden Deutschlands
auf. Das Cut-Off-Tief verbleit über dem westlichen Mittelmeerraum und der
nordeuropäische Trog erreicht das Baltikum. Damit kommt es im Großteil des
Landes kaum zu spektakulären Wettervorgängen. Allerdings zieht ein Randtrog von
Grönland in Richtung europäisches Nordmeer, das korrespondierende Bodentief
steuert damit eine Warmfront über die Nordsee hinweg. Im Norden gibt es daher
neben den Hochnebelfeldern auch mehrschichtige Aufzugsbewölkung, im Süden bleibt
es bei beständigem Nebel- und Hochnebel. Damit sind die dortigen höheren Lagen
der Mittelgebirge und der Alpen erneut sonnenbegünstigt. Trotz leichter
Warmluftadvektion im Westen des Landes macht die Temperatur keine großen Sprünge
und auch der Wind hält sich in den meisten Regionen weiterhin zurück, nur an der
See gibt es das Potential für steife Böen. In der Nacht zum Samstag sind im
Norden ein paar Regentropfen möglich, sonst überwiegt weiterhin die trockene
Witterung.

Samstag und Sonntag … verstärkt sich das abgeschlossene Höhenhoch über West-
und Mitteleuropa und stützt dabei das Bodenhoch weiterhin. Gleichzeitig
intensiviert sich auch die Warmluftadvektion, vor allem im Westen des Landes. Am
Boden wird sich diese Luftmasse aber nur wenig durchsetzen können, da Nebel- und
Hochnebel sowie bodennah eine östliche Strömung überwiegen wird. Aus der Sicht
des EZWM ist damit auch relevanter Regen unwahrscheinlich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der aktuellen EZMW-Läufe kann als gut bezeichnet werden, wobei zu
Beginn des Mittelfristzeitraums die Übereinstimmung des aktuellen Laufs mit
jenem von gestern 00Z etwas besser ist als mit jenem von 12Z (betrifft zunächst
die Amplitude des am Mittwoch über den Norden hinwegziehenden Troges). Ab
Freitag ergeben sich aber schon deutliche Unterschiede, wobei der 12Z-Lauf
weiterhin eine etwas abweichende Lösung darstellt. Dabei würde sich der Rücken
von West- nicht nach Mitteleuropa ausweiten, sondern ein weiterer Trog von
Schottland her auf die Nordsee übergreifen. Damit verbunden wäre eine etwas
stärkere Windentwicklung im Norden sowie im Bereich der dann im Süden
schleifenden Kaltfront auch entsprechende Niederschlagsentwicklung. Da sich der
gestrige Lauf von 00Z und der aktuellste Lauf aber einig sind, wird der 12Z-Lauf
von gestern erstmal verworfen (aber durchaus noch als möglich erachtet, siehe
Cluster).

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Größere Unterschiede sind auch beim Vergleich mit ICON und GFS nicht
ersichtlich. Dies gilt bis zum Freitag, wenn ICON eine deutlich südlichere
Zugbahn und etwas stärkere Entwicklung des von Schottland zur Nordsee ziehenden
Tiefs im Programm hat (und auch der Trog schärfer ausgeprägt ist). Während in
EZMW das Tief Samstagfrüh über dem Süden Norwegens erwartet wird, liegt es bei
ICON über der westlichen Ostsee. GFS nimmt eine Zwischenlösung ein. Zum
Wochenende erscheint demnach im Norden etwas stärkerer zyklonaler Einfluss
wahrscheinlich zu sein, während im Süden weiter Hochdruckeinfluss überwiegt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die probabilistischen Verfahren stützen im Wesentlichen die deterministischen
Aussagen. In allen Landesteilen kommt es ab Dienstag/Mittwoch zu einem
Geopotentialanstieg, der mit schwacher Warmluftadvektion in 850 hPa
korrespondiert. Diese etwas wärmere Luftmasse wird sich aber nur schwer bis zum
Boden durchsetzen können. Nachfolgend zeigt sich das Geopotential in kaum
verändertem Grundniveau, wobei besonders im Norden zeitweise die Einflüsse der
durchziehenden Randtröge ersichtlich ist. Diese bringen auch einen
vorübergehenden Abfall der Luftmassentemperatur zum Donnerstag, der im Süden
aber bei den Rauchfahnen kaum mehr bemerkbar ist. Niederschlagssignale gibt es
nur sporadisch. Zum Wochenende werden die Unsicherheiten erheblich, wobei der
Haupt- und Kontrolllauf die relativ wärmste Lösung in 850 hPa darstellen.

CLUSTER:
+120 … 168h: Es liegen 5 Cluster vor, wobei sowohl Haupt-, als auch
Kontrolllauf in C1 zu finden ist (14 Member). Die anderen 4 Cluster weisen
jeweils 6 bis 12 Member auf. C1 popagiert den sich aufbauenden, mächtigen Rücken
über West- und später auch Mitteleuropa. Dies entspricht den deterministischen
Aussagen. Während C2 und C5 ähnlich gelagert ist, ist C4 zwischendurch mit einem
durchschwenkenden Randtrog versehen (ähnlich gestrigem 12Z-Lauf).

+192 … 240h: Die Clusteranzahl erhöht sich auf 6, wobei die Palette der
möglichen Strömungsmuster eine hohe Variabilität hat. C1 mit 14 Membern
favorisiert einen mitteleuropäischen Trogvorstoß, C2 mit 10 Membern zunächt
weiterhin Einfluss des Rückens, der ab Mitte der nächsten Woche von Osten her
abgebaut würde. Der Haupt- und Kontrollauf sind in C3 oder C4, die ähnlich zu C1
eine starke positive Anomalie des Geopotentials über Mitteleuropa rechnen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum wahrscheinlich keine signifikanten
Wettererscheinungen. Allenfalls kommt es ab Samstag in den Kammlagen der
nördlichen Mittelgebirge zu einzelnen stürmischen Böen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det./EZWM-prob./MOSMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri