S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 05.11.2021 um 10.30 UTC

Größtenteils antizyklonales und ruhiges Herbstwetter mit einer kleinen
Unterbrechung durch eine schwache Kaltfront am Mittwoch und Donnerstag.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 12.11.2021

Nach wie vor gibt es in der Höhe eine gewisse Dynamik, sodass die Gebilde dort
in Bewegung sind. Das gilt auch für den atlantisch-europäischen Sektor, wobei
Tröge und Rücken keine größere Verweildauer aufzeigen und eine stärkere
Blockierung derzeit (noch) nicht vorhanden ist.

So zieht der Trog, der sich am Montag zu Beginn des Mittelfristzeitraums von
Skandinavien bis nach Mitteleuropa und den Osten Deutschlands erstreckt, bald
nach Osten weiter. Der Trog sorgt noch für Zyklonalität, wobei die Frontalzone
noch über dem Osten Deutschlands liegt und außerdem recht kühle Meeresluft mit
T850 hPa von -3 bis 1 Grad eingeflossen ist. Von Südwesten macht sich aber
bereits Luftdruckanstieg bemerkbar, der auf ein neues Biskayahoch mit Keil bis
nach Skandinavien und WLA zurückzuführen ist. Das Hoch erfährt zudem
Unterstützung durch einen positiv geneigten Rücken, der sich von den Azoren in
Richtung Britischen Inseln und Nordsee aufwölbt.

Am Dienstag wird der Rücken durch einen neuen Trog über dem Nordostatlantik nach
Südosten in Richtung Mitteleuropa gedrückt, womit ersterer Trog gänzlich nach
Osten abzieht und das Biskayahoch mit dem Keil einen neuen Schwerpunkt über dem
Südwesten der Ukraine bildet. Dieser ist über eine Brücke über Mitteleuropa mit
einen weiteren Hoch nordwestlich der Azoren verbunden, wodurch Deutschland
weitgehend antiyzklonal geprägt wird und mit westlicher Strömung mildere Luft
mit T850 hPa von 2 bis 8 Grad den Weg zu uns findet. Im Norden allerdings macht
die Warmfront eines Islandtiefs eine Stippvisite.

Am Mittwoch und Donnerstag wird der Rücken durch den nun über der Nordsee
hinwegziehenden Trog durchbrochen, sodass die Brücke über Deutschland von Norden
her eine Schwachstelle bekommt. In diese dringt die Frontalzone ein, was der
schwachen Kaltfront des von Island ins Nordmeer ziehenden Tiefs die Gelegenheit
verschafft, den Norden und die Mitte Deutschlands einzunehmen und postfrontal
wieder kühlere Luft mit T850 hPa von 0 bis 3 Grad einzuschleusen. Nach Süden hin
setzt sich die kühlere Luft aber kaum durch.

Am Freitag zieht der zweite Trog rasch nach Osten ab, und erneut wölbt sich ein
Rücken von den Azoren zu den Britischen Inseln und von dort weiter in Richtung
Nordmeer auf, womit die Blockierung wieder zunimmt. Mit diesem Rücken entwickelt
sich über Mitteleuropa unterstützt durch WLA ein neues kräftigeres Hoch, das bis
in die erweiterte Mittelfrist beständig bleibt und wiederum mildere Luft mit
T850 hPa von 1 bis 8 Grad zu uns bringt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis zum Donnerstag unterscheiden sich der heutige 0 UTC-Lauf und die beiden
gestrigen Läufe des EZMW kaum, auch wenn der gestrige 12 UTC-Lauf die
Schwachstelle der Hochdruckbrücke über Deutschland etwas weniger stark
simulierte und die Kaltfront nur den Norden streifte, anstatt bis zur Mitte
voranzukommen. Ab Freitag wird der neue Rücken im neuesten Lauf kräftiger
vorhergesagt, womit der Hochdruckeinfluss auch zum übernächsten Wochenende hin
bei uns deutlich überwiegt. Im gestrigen 0 UTC-Lauf war der Rücken flacher und
ein nachfolgender Trog brachte die Ausläufer eines Tiefs bei Island bereits am
Freitag nach Deutschland. Der gestrige 12 UTC-Lauf zeigte dies aber schon nicht
mehr, das neue Hoch lag dafür jedoch weiter östlich über dem Westen Russlands
statt über Mitteleuropa.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS ist bis zum Donnerstag dem EZMW ähnlich, danach wird der nachfolgende Rücken
flacher gezeigt und das neue Hoch über Südosteuropa gebildet. Damit kann am
Samstag und Sonntag das Frontensystem eines Islandtiefs in den Nordwesten
Deutschlands vordringen, während im Südosten weiterhin der Hochdruckeinfluss
überwiegt. ICON offenbart schon am Montag und Dienstag Unterschiede durch einen
etwas weiter südlich liegenden Rücken, womit die Hochdruckbrücke ebenfalls
südlicher ansetzt. Dadurch dringen die Ausläufer des Island-/Nordmeertiefs
bereits ab Montag nach Deutschland vor, am Mittwoch „profitiert“ Deutschland
zudem von einer Wellenbildung über dem Ärmelkanal. Am Donnerstag und Freitag
(Ende des Vorhersagezeitraums des Modells) folgt ein flacher Rücken, der kaum
für eine längere antizyklonale Phase spricht. GEM ist größtenteils ein GFS-Klon.
NAVGEM ähnelt bis Donnerstag dem EZMW, danach eher dem GFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen für eine repräsentative Auswahl deutscher Städte sind nur bis
zum Montag beim T850 hPa bzw. bis zum Dienstag beim Geopot 500 hPa eng
gebündelt, danach öffnen sich die Kurven. Ab Donnerstag verteilen sich die
Member insbesondere bei T850 hPa recht wild ohne klare Strukturen, beim Geopot
500 hPa gibt es aber einen Median auf hohem Niveau bei etwa 570 gpdam, in das
jeweils auch Haupt- und Kontrolllauf eingebettet sind. Damit ist hohes
Geopotenzial wahrscheinlicher als ein erneuter Trogdurchgang.
Niederschlagssignale sind insbesondere am Montag und am Mittwoch/Donnerstag
vorhanden.

CLUSTER:
Von Dienstag bis Donnerstag werden 4 Cluster gebildet, wobei der über die
Nordsee hinwegschwenkende Trog unterschiedlich stark simuliert wird, womit die
Frage der nach Deutschland vordringenden Kaltfront vor allem in ihrer räumlichen
Exposition noch nicht geklärt ist. Einig sind sich die 4 Cluster aber
hinsichtlich des sich über Mitteleuropa aufbauenden Hochdruckgebiets am
Donnerstag. Nur in C3 liegt das Hochdruckgebiet weiter östlich, allerdings mit
Keil bis nach Deutschland.
Von Freitag bis Sonntag gibt es 3 Cluster, die alle den Rücken über
Zentraleuropa bis ins Nordmeer/Skandinavien aufwölben lassen. Das verleiht dem
Hauptlauf noch einmal Bestätigung.

FAZIT:
Zunächst ist nach Abzug des Trogs am Montag der Aufbau einer Hochdruckbrücke
über uns unstrittig, wobei die Temperaturen steigen. In wie weit die Kaltfront
eines Islandtiefs am Mittwoch und Donnerstag bis in die Mitte des Landes samt
postfrontaler Abkühlung vordringt, ist noch nicht endgültig geklärt. Danach
sieht es deutlich nach einer Rückkehr zu antizyklonalen Verhältnissen aus, auch
wenn es noch einige andere Modell-bzw. Ensembleergebnisse gibt. Diese ähneln
aber zumeist der gestrigen EZMW-Lösung, welche EZMW in seinen neuesten Läufen
verwirft. Es ist gut möglich, dass die anderen Modelle dem Vorreiter in Sachen
Mittelfrist bald folgen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Weder EFI noch die Ensembles geben Hinweise auf signifikante
Wettererscheinungen, sodass die Mittelfrist weitgehend ruhig verlaufen dürfte.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler