SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 03.11.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Von Süden her teils recht ergiebige Regenfälle, in den Alpen Schnee, morgen
windig. Zum Freitag Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … prägt ein Langwellentrog, der vom Nordmeer bis nach Algerien
südwärts ausgreift das Wettergeschehen. Deutschland liegt dabei auf seiner
Vorderseite, an der auch ein markanter Kurzwellentrog über dem Baltikum und
Belarus nordwärts gesteuert wird. Damit befinden wir uns vorübergehend in einer
leicht antizyklonal konturierten südsüdwestlichen Strömung. Da die stärkste
Warmluftadvektion allmählich auf den Nordosten Deutschlands übergreift, gelangt
der Südwesten vorübergehend unter leichtes Absinken. Damit füllt sich das über
dem Südwesten Deutschlands und Lothringen liegende flache Bodentief „Ocko“
allmählich auf. Dieses ist Teil eines umfangreichen Tiefdrucksumpfes, der sich
vom Nordmeer bis nach Tunesien erstreckt. Weitere eingelagerte flache Tiefs
befinden sich im Bereich der Deutschen Bucht (dieses ist auch in der Höhe zu
finden), nördlich der Alpen (Leetief) und südlich der Alpen als neue
Zyklogenese, die von der Trogspitze generiert ist und zudem günstig im Bereich
des linken Jetausgangs liegt. Hoch reichende Hochdruckgebiete liegen in weiter
Entfernung auf dem Atlantik und im Bereich des Uralgebirges. Weite Teile
Deutschlands sind schon von dichten Wolken bedeckt und auch auf den Nordosten
weiten sich diese Dank WLA zunehmend aus. Regenfälle gibt es dabei vor allem
noch auf der Nordflanke von „Ocko“ im Westen und Nordwesten Deutschlands, auch
im Süden ist es regnerisch. Im Trogbereich ist auch der vertikale
Temperaturgradient recht stark, für etwa Labilitätsenergie reicht es aber nur im
Bereich des Höhentiefs über Nordsee, so dass etwaige Schauer auf den Bereich um
die Nordsee beschränkt bleiben und Gewitter nur draußen auf See relevant werden.
Der leichte Föhn, der heute noch in den Alpen zu spüren war, schwächt sich
allmählich ab. Ansonsten weht der Wind erstmal nur schwach, meist aus östlichen
Richtungen, weil noch „Ocko“ den Ton angibt. Der Föhn hat aber im Südosten eine
recht milde Luftmasse hinterlassen, mit 8°C in 850 hPa, nach Nordwesten nimmt
die Temperatur auf knapp unter 0°C ab.

In der Nacht zum Donnerstag kommt zwar der Langwellentrog kaum voran, aber in
seinem Innenbereich kommt eine kurzwellige Komponente gen Alpen voran und sorgt
dort für markante Hebung. Damit steuert das Tief vom Golf von Genua gegen die
Alpen und nordseitig fällt im Bereich des Leetiefs der Druck weiter, so dass
dieses Tief („Peter“) zunehmend die Hauptrolle beim Wettergeschehen übernimmt.
Tief „Ocko“ verschwindet dagegen von der Bodenkarte und das Nordseetief
verlagert sich zum IJsselmeer. Der Höhentiefkern kommt dagegen schon bis zur Île
de France voran. Auf der Nordflanke von „Peter“, der bis zum Morgen nach
Tschechien zieht und damit mehr oder weniger einer klassischen Vb-Bahn folgt,
kommen aus den Alpen heraus Regenfälle auf, die auf den Süden, die Mitte und den
Osten übergreifen. Der Wind dreht dabei zunehmend auf nördliche, im Süden auf
westliche Richtungen und frischt generell etwas auf. Damit gelangt die kältere
Luft auch in den Süden und bei 0 bis -2 Grad in 850 hPa und kräftigen
Niederschlägen kann sich bis 1000 m herab Schneefall durchsetzen, im Westen
vielleicht sogar bis 800 m. Auf jeden Fall kann es bis in höhere Täler weiß
werden, in Lagen deutlich über 1000 m können auch um 10, in Staulagen bis 20 cm
zusammenkommen (bis zum Vormittag). Zu den Niederschlagssummen im Osten siehe
den Text zu morgen. Meist trocken bleibt es im Nordwesten des Landes, dort kann
es auch einzelne Wolkenauflockerungen geben, was aber in den jüngsten
Modellläufen kaum noch gezeigt wird. Bei schwachem Wind (zwischen den beiden
Tiefdruckkernen) kann es dann stellenweise auch mal neblig werden oder
Bodenfrost geben. Ansonsten gibt es bei vielen Wolken keinen Frost in Bodennähe
bei Tiefstwerten meist zwischen 6 und 2 Grad.

Am Donnerstag … wird der oben erwähnte kurzwellige Anteil des Troges immer
markanter und zieht unter Ausbildung eines eigenständigen Höhentiefkernes
nordostwärts bis ins nordwestliche Polen. Das sich verstärkende Bodentief
„Peter“ zieht im Tagesverlauf ebenso dorthin. Gleichzeitig erstreckt sich die
Hauptachse des Troges weiterhin über Deutschland hinweg südwestwärts bis ins
östliche Spanien. Die stärksten Hebungsantriebe (PVA und WLA) verlagern sich an
der Nordflanke des Tiefs im Tagesverlauf über den Osten Deutschlands hinweg zur
Ostsee. Im Südwesten setzt dagegen Absinken ein (NVA und KLA), so dass sich ein
Keil des Hochs westlich von Irland bis zu den Alpen ausdehnen kann. In einigen
Regionen frischt der Wind dabei stärker auf. Im Süden sorgt der
Leitplankeneffekt tagsüber vorübergehend für steife Böen aus West, auf den
höheren Bergen (Alpen, Bayerischer Wald) kommt es zu Sturmböen. Später kommt es
dann an der Ostsee zunehmend zu steifen (exponiert stürmischen) Böen aus
Nordost, später Nord und zum Abend frischt auch im Raum Sachsen der Wind
deutlich auf mit steifen Böen bis ins Flachland (vor allem Lausitz) und
Sturmböen in den Kammlagen des Erzgebirges, auf dem Fichtelberg vielleicht bis
hin zu schweren Sturmböen. Nach Westen hin ist der Wind allgemein ruhiger und
kommt meist aus Richtungen um Nordwest. Die Regenfälle fokussieren sich auf die
Nordwestflanke von „Peter“, wo die Warmluftadvektion am stärksten ist. Sie
verlagern sich weg von den Alpen über den Osten nordwärts, weiten sich aber auch
nach Westen aus und auch im Südwesten regnet es immer wieder. Die
Niederschlagssummen (in Zeiträumen von etwa 12 bis 24 Stunden) erreichen vor
allem vom Vogtland bis nach Vorpommern und südöstlich davon vielfach 20 bis
örtlich 40 l/m², weswegen in diesen Regionen auch eine Dauerregenwarnung
ausgegeben wurde. In den angrenzenden Regionen sind es vielfach um 10 l/m²,
ansonsten meist unter 5 l/m². Am ehesten bleibt es ganz im Nordwesten trocken.
Bei so vielen Wolken hat die Sonne kaum eine Chance. Sie kommt morgen noch im
Nordwesten etwas zum Zuge, am Nachmittag wieder aus den Alpen heraus. Sonst
bleibt es vielfach den ganzen Tag bedeckt. Die Luftmasse ist recht einheitlich
mit -1°C in 850 hPa temperiert, was Höchstwerte meist zwischen 6 und 9°C
erlaubt, im südlichen Bergland ist es noch etwas kühler, an der See dagegen noch
geringfügig milder.

In der Nacht zum Freitag zieht der Kurzwellentrog weiter zum Baltikum und
Deutschland verbleibt im Bereich des Langwellentroges, der sich weiterhin von
Skandinavien bis ins östliche Mittelmeer erstreckt. Dem Kurzwellentrog folgt ein
weiteres schwaches Höhentief, das den Südosten Deutschlands erreicht. Das
Bodentief „Peter“ zieht nordostwärts zur Ostsee. Dagegen weitet sich der
Hochkeil über den Alpen noch etwas aus. Der Gradient schwächt sich dabei wieder
ab, so dass auch der Wind zunächst im Süden und später im Osten nachlässt und am
Morgen nur noch an der Ostsee einzelne steife Böen zu erwarten sind, auf dem
Fichtelberg vielleicht noch letzte Sturmböen. Sonst kommt der Wind meist nur
schwach bis mäßig um West. Regen fällt vor allem noch im Nordosten des Landes,
allerdings mit nachlassender Intensität. Auch Richtung Südwesten hin fällt noch
etwas Regen. Dagegen ist es im Nordwesten und Südosten vielfach
niederschlagsfrei und dort kann es auch Wolkenauflockerungen geben. Bei noch
spürbarem Wind ist aber im Flachland die Nebelneigung nicht allzu groß, die
Berge können aber in Wolken stecken. Abgesehen von leichtem Frost in den
Hochlagen kann es auch ganz im Süden von den Alpen bis zur Alb und ins
Alpenvorland hinein bei etwas Aufklaren leichten Frost oder zumindest Frost in
Bodennähe geben. Ansonsten werden es meist zwischen 7 und 3°C mit den höheren
Werten im Osten Deutschlands.

Am Freitag … verschiebt sich die Achse des Langwellentroges langsam nach
Osten, zudem weitet sich von Westen her zunehmend ein Rücken in Richtung
Britische Inseln aus, was das Abtropfen des Langwellentroges einleitet. Die
Höhenströmung dreht auf nördliche Richtungen ist aber schwach. Bodennah weitet
sich der Hochkeil noch etwas aus, während das Tief „Peter“ nach Karelien zieht.
Insgesamt stellt sich überall eine westliche Bodenströmung ein, die im Norden
etwas stärker ist als im Süden, wobei es wohl auch auf den Inseln weitgehend
warnfrei bleiben sollte. Die Luftmasse ändert sich kaum. Das Regengebiet, das
anfangs quer über Deutschland liegt, verlagert sich unter weiterer Abschwächung
etwas nach Osten. Ganz im Nordwesten bringt leichte WLA erneut ein paar Spritzer
Regen. Nennenswerte Summen kommen nirgends zusammen. Somit kommt es auch wieder
nur stellenweise zu Wolkenauflockerungen, am ehesten wird es noch in den höheren
Lagen der Alpen sonnig. Die Temperatur steigt auf Werte zwischen 6°C im Südosten
und 12°C an der Nordsee.

In der Nacht zum Samstag setzt sich der Abtropfprozess fort, wobei die Achse des
Höhenrückens etwas nach Süden gedrückt wird. Damit setzt sich von Nordosten her
eine westnordwestliche Höhenströmung durch. In dieser gibt es weiterhin etwas
Warmluftadvektion und Fronten schleifen im Norden entlang. Dort kann etwas Regen
fallen, ansonsten bleibt es meist niederschlagsfrei. Im Süden, wo sich der
Hochdruckeinfluss verstärkt, können die Wolken auch gebietsweise auflockern.
Dort ist der Gradient schwach, nach Norden hin verstärkt sich dieser dagegen
etwas, so dass es an den Küsten wieder vermehrt zu steifen Böen kommt. Unter den
schleifenden Fronten im Norden kühlt es gerade mal auf 10 bis 7°C ab, ganz im
Süden kann es dagegen wieder leichten Frost geben, etwas ausgedehnter auch Frost
in Bodennähe. Die längeren klaren Abschnitte und der schwache Wind erlauben
natürlich auch wieder dem Nebel, sich in den Niederungen Süddeutschlands
auszudehnen.

Am Samstag … ändert sich an der Lage in der Höhe nicht allzu viel. Im Bereich
der Britischen Inseln schwenkt mit der zunehmend kräftigen Höhenströmung ein
Trog südostwärts. Er gehört zu einem Sturmtief, das ins Seegebiet nördlich von
Schottland zieht. Da die Hochdruckzone im Süden Deutschlands (die sich vom
Atlantik bis zum Balkan erstreckt) stabil ist, resultiert das in einer
deutlichen Gradientverschärfung in der Nordhälfte Deutschlands. Dort frischt der
Südwestwind auf und nachfolgend kommt es an den Küsten verbreitet zu steifen
Böen, später exponiert zu stürmischen Böen. Zum Abend ist über der Nordsee von
Helgoland bis zu den Nordfriesischen Inseln mit Sturmböen zu rechnen. Auch der
Brocken ist wieder mit Sturmböen im Geschäft. Ganz im Norden bleibt es recht
bewölkt, im Tagesverlauf verstärkt sich auf der Vorderseite der Okklusion des
Sturmtiefs die Warmluftadvektion. Dann dehnt sich mehrschichtige Bewölkung
wieder weiter südostwärts aus und im Norden kommen wieder Regen auf. Im Süden
und Südosten kann es dagegen durchaus länger sonnig werden, allerdings darf man
davon ausgehen, dass einige Niederungen Süddeutschlands (Bodensee, untere Donau)
bei schwachem Gradient den ganzen Tag über in der Nebelsuppe verbleiben. Dort
kommt die Temperatur dann kaum auf 5°C, sonst werden es meist 8 bis 12°C mit den
höheren Werten im besser durchmischten Norden.

In der Nacht zum Sonntag kommt es an der Okklusion des Sturmtiefs zu einer
Teiltiefentwicklung. Dieses zieht in den Skagerrak, das Haupttief verbleibt in
der nördlichen Nordsee. Die Okklusion selbst greift in der Nacht auf den
Nordwesten Deutschlands über und verlagert sich recht rasch zur Mitte. Die Front
bringt Regen, nachfolgend Schauer. Insgesamt können in Nordfriesland und im
Norden Schleswig-Holsteins durchaus 10 bis 20 l/m² zusammen kommen. Mit der
Front kommt es auch im Binnenland zu steifen Böen, eventuell auch zu stürmischen
Böen. Über den Seegebieten kommt es zu Sturmböen, in exponierten Lagen auch
schweren Sturmböen. Auf dem Brocken werden Orkanböen erwartet. Rückseitig der
Kaltfront erreicht der Höhentrog schon Jütland, sogar mit Höhenkaltluft bis
knapp unter -30 Grad, was auch die rückseitigen Schauer erklärt. Im Süden und
Südosten ziehen zwar im Vorfeld der Okklusion zunehmend Wolkenfelder auf, zuvor
können sich jedoch bei weiter schwachwindigen Verhältnissen noch einmal die
Nebelfelder ausweiten. Das Temperaturniveau ist wieder wie in den Vornächten.
Ganz im Süden geht es bei klarem Himmel bis unter 0°C, Frost in Bodennähe kann
es etwas ausgedehnter geben. Zur Mitte hin bleibt es schon deutlich milder, ganz
um Norden liegen die Tiefstwerte um 8°C.

Modellvergleich und -einschätzung

Die synoptische Entwicklung wird von den vorliegenden Modellen sehr ähnlich
eingeschätzt. Auffallend ist, dass Sturmtief „Peter“ morgen bei der Konkurrenz
(IFS, GFS) etwas stärker simuliert wird als bei ICON. Folglich bringen diese
Modelle auch etwas mehr Wind, was in obenstehendem Text auch schon
berücksichtigt wurde. Deswegen ist es aber noch etwas früh, schon Warnungen
herauszugeben. Dies wird auf morgen verschoben, in der Hoffnung auf eine dann
eindeutige Modelllage.

Außerdem zeigt ICON in der Nacht zum Sonntag das Tief auf etwas südlicherer
Zugbahn als IFS und GFS und auch der Trog greift bei ICON weiter südlich aus.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann