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SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 01.11.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Anfangs an der Nordsee sowie auf einigen exponierten Berggipfeln zeitweise
Sturmböen Bft 8/9. Am östlichen Alpenrand bis in den Dienstag hinein Dauerregen.
Danach vorerst kaum markante Wettergefahren. Am Donnerstag von Südwesten auf die
Mitte übergreifend erneut Dauerregen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
Aktuell … liegt Deutschland im Randbereich eines breiten Troges, aber
unmittelbar an dessen Vorderseite und somit unter einer steilen südwestlichen
Strömung. Dieser Trog wird durch einen Höhenrücken, der sich vom Kaukasus bis
nach Lappland erstreckt, blockiert. Die Kaltfront, die diesem Trog vorgelagert
ist, hat mittlerweile den Osten Deutschlands überquert und verlagert sich
zögernd und dabei schleifend weiter ostwärts. Niederschläge, die aufgrund des
Anacharakters dieser Front hauptsächlich postfrontal auftreten, sind mangels
dynamischer Unterstützung meist nur von geringer Intensität.
Ein kurzwelliger Anteil des mit seiner Hauptachse noch über Westeuropa liegenden
Troges überquert am Abend und in der Nacht zum Dienstag die Westalpen, was über
Oberitalien eine Zyklogenese induziert. Das resultierende Bodentief, das sich
über die nördliche Adria hinweg nach Kroatien verlagert, hält die Kaltfront in
ihrem Südteil zurück. Hierdurch wird im Südteil der Front und somit vor allem in
Alpennähe hinsichtlich der Niederschläge durchaus mäßige Intensität erreicht.
Bis Dienstagvormittag kommen vor allem am östlichen Alpenrand um 30 l/qm
zusammen, eine entsprechende Dauerregenwarnung ist dort aktiv.
Durch das sich entwickelnde Tief wird zudem der Gradient auseinandergezogen,
abgesehen von der Nordseeküste und exponierten Berggipfeln sollten keine
warnrelevanten Böen mehr auftreten. Sollte es aufklaren, was im Norden
Deutschlands am wahrscheinlichsten ist, kann sich rasch dichter Nebel bilden.
Dienstag … schwenkt der o.g. Kurzwellentrog weiter nordostwärts über die Alpen
hinweg nach Tschechien, wobei dessen Achse bis nach Siebenbürgen reicht. Da
dieser Trog das südlich der Ostalpen liegende Tief überläuft, füllt sich dieses
Gebilde rasch auf; Reste hiervon lassen sich noch über der Ungarischen Tiefebene
finden. Die Niederschläge am Alpenrand lassen bis Mittag nach, die frontalen
Niederschläge ziehen über Oder und Neiße hinweg nach Osten ab.
Im Bereich des über die Alpen hinweg nach Deutschland schwenkenden
Kurzwellentroges gelangt leicht labil geschichtete Luft in den Westen und Süden
Deutschlands, was die Niederschläge einen konvektiven Charakter annehmen lässt.
Einzelne kurze Gewitter können daher nicht ausgeschlossen werden, für häufigere
Gewitter bietet der Kurzwellentrog zu wenig Dynamik. Da sich dieser Trog auch
etwas im Bodendruckfeld abzeichnet, legt der Gradient im Westen und Südwesten
ein wenig zu. Für warnrelevante Böen (dort bis Sturmstärke) sollte es lediglich
auf exponierten Schwarzwaldgipfeln reichen.
Ein paar Auflockerungen kommen postfrontal im Süden Deutschlands und von
Schleswig-Holstein bis in die mittleren Teile Deutschlands hinein zustande.
Ansonsten hält sich mehrschichtige und meist geschlossene Bewölkung. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 7 bis 12 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch stellt sich zwischen dem nach Polen schwenkenden
Kurzwellentrog und dem auf die Iberische Halbinsel übergreifenden Haupttrog eine
antizyklonale Strömung ein. Vorübergehend (im Norden und Osten auch längere
Zeit) kann es aufklaren, so dass sich bei nach wie vor geringen
Luftdruckgegensätzen in diesen Gebieten rasch dichter Nebel bildet. Im Südwesten
kommt an der Vorderseite des Haupttroges Warmluftadvektion in Gang, was dort
erneut Niederschläge einsetzen lässt.
Im Südosten besteht bei Aufklaren die Gefahr von leichtem Frost oder zumindest
Bodenfrost.
Mittwoch … weitet sich der Haupttrog eher nach Süden aus als dass er nach
Osten vorankommt. Mit dem Schwenken der „Spitze“ dieses Troges über die Pyrenäen
hinweg wird über dem Golf von Genua eine Zyklogenese induziert. Zwischen diesem
sich entwickelnden Tief und einer flachen Tiefdruckrinne, die über der Nord- und
Ostsee liegt, dauern über Deutschland die geringen Luftdruckgegensätze an. Der
Wind ist daher nicht warnrelevant.
Nach wie vor ist die mitteltroposphärische Strömung antizyklonal geprägt. Etwas
Niederschlag, der aus Warmluftadvektion resultiert, zeichnet sich nach wie vor
über dem Südwesten und Westen Deutschlands ab. Ansonsten bleibt es, abgesehen
vielleicht von der Nordseeküste, weitgehend niederschlagsfrei. Im Osten und im
Küstenbereich, wo noch ein wenig Durchmischung gegeben ist, sind Auflockerungen
am wahrscheinlichsten. Ansonsten hält sich mehrschichtige Bewölkung. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 10, im Osten (bei Auflockerungen) 12
Grad.
In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der kurzwellige Anteil des mit seiner Achse
zu den Balearen reichenden Haupttroges über die West- und Zentralalpen hinweg
nach Süddeutschland. Das aus der o.g. Zyklogenese hervorgegangene Bodentief wird
über die Ostalpen hinweg auf Vb-artiger Zugbahn nach Tschechien gesteuert und
liegt mit seinem Zentrum Donnerstagfrüh über dem Raum Prag. Bedingt durch die
sich einstellende gegenläufige Strömung (in Bodennähe an der Nord- und
Westflanke des Tiefs nordöstliche bis nördliche und im Süden westliche Winde, in
der mittleren und oberen Troposphäre aus der Trogvorderseite resultierend
südliche bis süd-südwestliche Strömung) erfolgt Aufgleiten. Dies lässt von
Südwesten her über die „südliche“ Mitte hinweg bis in den Erzgebirgsraum hinein
und bis zur Neiße länger andauernde Niederschläge übergreifen. In Staulagen
können durchaus die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden. Da sich
im Süden zusehends Kaltluft (mit Temperaturen, die im 850 hPa-Niveau unter 0
Grad liegen) durchsetzt, dürfte die Schneefallgrenze auf Lagen um 1200 m
absinken.
Der Norden und auch Teile Westdeutschlands werden von diesen Niederschlägen
nicht erfasst. Bei Aufklaren kann sich erneut teils dichter Nebel bilden.
Donnerstag … wird das aus der Zyklogenese hervorgegangene Tief über
Mittelpolen hinweg in Richtung Ostsee gesteuert. Somit erfassen die rückseitigen
Aufgleitniederschläge auch den Nordosten Deutschlands bis hin zum Oderhaff,
lassen aber von den Alpen ausgehend nach. Ob dann weiterhin Warnschwellen in
Bezug auf Dauerregen erreicht werden, ist wenig wahrscheinlich, kann aber nicht
ausgeschlossen werden. Da der Haupttrog mit seiner Achse bis Donnerstagabend den
Nordwesten und Westen erfasst, gelangt Deutschland in den Bereich dieses Troges
und somit unter geringe Geopotentialgegensätze. Mit dem Ergebnis, dass die
dynamische Unterstützung für die Aufgleitniederschläge schwindet und sich diese
Niederschläge tendenziell abschwächen. Allerdings sinkt die Schneefallgrenze bis
in Lagen um oder etwas unter 1000 m.
In Abhängigkeit von der Intensität dieses Tiefs können in den Kamm- und
Gipfellagen der östlichen und nördlichen Mittelgebirge warnrelevante Böen (ggf.
bis Sturmstärke) auftreten. Etwas gradientverschärfend könnte ein Bodenhochkeil
wirken, der sich, gestützt durch Kaltluftadvektion, von Westen her nach
Süddeutschland schiebt. Hierbei bestehen noch Unsicherheiten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nur noch 5 bis 10 Grad.
Modellvergleich und -einschätzung
Bis einschließlich Mittwoch stützen die verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten.
Danach ergeben sich vor allem in Bezug auf das auf Vb-artiger Zugbahn
nord-nordostwärts ziehende Bodentief unterschiedliche Lösungen, wobei durchaus
am Donnerstag Abweichungen der Zugbahn dieses Tiefs um 300 km zu finden sind.
Mit anderen Worten – ein Übergreifen der Niederschläge abseits des von den
Südwesten Deutschlands bis zur Neiße und Oder reichenden Niederschlagsbandes
weiter nach Westen, wie es z.B. EZMW zeigt, kann nicht ausgeschlossen werden,
wenngleich unwahrscheinlich ist, dass in den zentralen und erst recht in den
westlichen Mittelgebirgen warnrelevante Niederschlagsmengen zustande kommen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann