S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.10.2021 um 10.30 UTC

Troglage, im Südosten Dauerregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 06.11.2021

Am Dienstag liegen wir im Einflussbereich eines großen Langwellentroges, der
weite Teile Europas überdeckt. Die Hauptachse liegt knapp westlich von uns,
kurzwellige Tröge überqueren Deutschland aber von Südwest nach Nordost. Dabei
gelangt erwärmte Meereskaltluft nach Mitteleuropa, in der die 850 hPa
Temperaturen um oder etwas über dem Gefrierpunkt liegen.
Die Frontalzone verläuft weit südlich über dem Mittelmeerraum nach Osten,
während auf deren kalter Seite ein kleinräumiges Tief von Frankreich her über
die Landesmitte nach Nordosten ziehen kann. Dabei breiten sich Regenfälle über
Deutschland aus und südlich des Tiefs legt der Wind etwas zu. Für Sturmböen
sollte es nach derzeitigem Stand aber nur im höheren Bergland über dem Süden und
der Mitte reichen.
Am Mittwoch nähert sich die Trogachse dem Nordwesten an, während das Bodentief
über den Nordosten zur Ostsee abziehen soll. Dabei strömt auf dessen Rückseite
etwas kältere, aber weiter feuchte Meeresluft heran. Die Temperatur sinkt in 850
hPa meist etwas unter die 0 Grad Marke und die zunächst eher skaligen Regenfälle
nehmen konvektiven Charakter an. In einigen Gipfellagen mischen sich
Schneeflocken unter den Regen.
Am Donnerstag weitet sich der Trog bei gleichzeitiger Verkürzung der Wellenlänge
bis nach Nordafrika aus, wobei dessen Achse kaum nach Osten vorankommt und
weiter über Nordwestdeutschland verläuft. An der Nordflanke eines Tiefs über
Oberitalien kommt im Südosten eine Gegenstromlage auf, wobei dort verbreitet
länger anhaltende Niederschläge einsetzen und die Schneefallgrenze bis unter
1000m sinken kann. Die Niederschlagsintensität ist noch unsicher, warnrelevante
(markante) Dauerregenmengen sind aber nicht ausgeschlossen. Ansonsten setzt sich
vor allem nach Nordwesten hin das wechselhafte und kühle Schauerwetter fort.
Am Freitag verlagert sich die Trogachse über Mitteleuropa zögernd nach Osten,
wobei kurzwellige Tröge in der kühlen Meeresluft weiter etwas Hebung generieren,
was den Fortgang des unbeständigen Schauerwetters nach sich zieht. Das Tief
südlich der Alpen zieht nach Osteuropa ab und die Dauerniederschläge im Südosten
hören wieder auf. Dafür kommt am Rand eines Hochkeils über Frankreich in der
unteren Troposphäre wieder eine westliche Strömung auf.
Am Samstag tropft der Langwellentrog ins westliche Mittelmeer ab, derweil der
Resttrog nach Osten abzieht und einem über Westeuropa nach Deutschland
vorstoßenden Hochkeil Platz macht. Dabei kommt die kühle Meeresluft unter einer
zonalen Bodenhochdruckzone zur Ruhe.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich der Übergang zu einer zyklonalen
Westlage an. Die Temperaturen könnten wieder steigen, es bliebe aber
wechselhaft.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufs des europäischen Modells im groben Maßstab
ist recht gut. Die Troglage wurde auch in den Vorläufen gezeigt, die Details
bleiben aber vage, da die kurzen Wellen variabel simuliert werden. Das kleine
Tief vom Dienstag wurde gestern weiter nordwestlich gesehen, mit teils deutlich
größerem Druckgradienten ausgestattet. Eine mögliche Dauerregenlage am
Donnerstag im Südosten ist neu im aktuellen Lauf.
Das Grundmuster mit dem Trog, kühler Luft und wechselhaftem Wetter steht
mittelfristig damit aber weiter.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Das ist auch der Eindruck, den man beim Modellvergleich gewinnen kann. Den Trog
haben auch GFS und ICON auf der Karte, die Details bleiben unsicher. Die
Lösungen von ICON und GFS für den Dienstag ähneln denen der gestrigen IFS Läufe
mit dem Tief weiter nordwestlich. Am Donnerstag gehen die Lösungen dagegen teils
deutlich in Richtung einer Vb ähnlichen Entwicklung mit Signalen für Dauerregen
im Südosten. ICON und GFS berechnen 30 bis 50 mm in 24 Stunden in Teilen
Bayerns. Zum Ende variieren die Lösungen naturgemäß stärker. Während GFS den
Trog rascher abziehen lässt, wird er im ICON über Mitteleuropa regeneriert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen der ungestörten Läufe. Die Kurven der Ensembles verlaufen bis fast zum
Ende der Mittelfrist nahe beieinander und erst am Freitag zeigen die meisten
Ensemblemember ein rascheres Abziehen/Abtropfen des Troges und somit einen
kräftigeren Anstieg des Geopotentials. Immer wieder zeigen sich in den Ensembles
Niederschlagssignale, die nach SE hin am Mittwoch und Donnerstag gehäuft zu
finden sind und die mögliche Dauerregenlage signalisieren.
In der Clusterung sind im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h 3 Cluster zu
finden, die zunächst mal sehr ähnlich aussehen. Der größte Cluster 1 zeigt dann
aber doch zum Ende einen etwas schwächeren und rascher abgetropften Trog, als
Cluster 3 mit dem Hauptlauf, sodass eine Wetterberuhigung etwas schneller
greifen könnte.
Für die erweiterte Mittelfrist lassen sich aus Sicht der Ensembles kaum
belastbare Aussagen treffen. Schon die Rauchfahnen zeigen ein starkes Auffächern
der Kurven und in den Clustern, 5 an der Zahl, ist von einer Brückenlage, über
West zyklonal und einer neuen Troglage alles zu haben.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Obwohl es mittelfristig mit dem Trog unbeständig weitergeht, halten sich die
Anzeichen für markante Wettererscheinungen in Grenzen. Lediglich an den Küsten
und im höheren Bergland kann es für kräftigeren Wind, respektive für ein paar
Sturmböen reichen. Es gelangt zwar kühlere Luft zu uns, wirklich kalt ist diese
Meeresluft aber auch nicht, sodass die feste Phase, wenn sie überhaupt dabei
ist, aufs höhere Bergland beschränkt bleibt. Ob es im Südosten, vor allem am
Alpenrand, mal etwas weiter runter schneit, am ehesten im Zuge der möglichen
Dauerregenlage, ist ebenso wie der der Dauerregen an sich, unsicher. Die Signale
für mehr als 30 mm in 24 Stunden sind in den europäischen Ensembles nur schwach
und auch im EFI zeichnet sich nichts Signifikantes ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner