S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.10.2021 um 10.30 UTC

Am Sonntag noch sehr mildes Herbstwetter. In der neuen Woche unbeständig, vor
allem an der Küste und auf den Bergen windig oder stürmisch und normale
Temperaturen, ab Dienstag/Mittwoch gebietsweise auch leicht zu kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 04.11.2021

Deutschland liegt am Sonntag auf der Vorderseite eines westeuropäischen
Höhentroges in einer leicht zyklonalen südwestlichen Höhenströmung und in der
unteren Troposphäre strömt aus Süd bis Südwest sehr milde Luft zu uns. Die
Kaltfront eines Tiefdrucksystems über den Britischen Inseln erreicht mit Regen
erst gegen Abend den äußersten Westen Deutschlands.

Bis Montagabend überquert die Kaltfront des zur Nordsee ziehenden Sturmtiefs
ganz Deutschland ostwärts, während die Achse des Höhentroges noch über der
Nordsee und Frankreich zurückhängt. Hinter der Kaltfront strömt erwärmte
Meeresluft subpolaren Ursprungs zu uns mit 850-hPa-Temperaturen zwischen +1 und
+3 Grad. Vorübergehend kommt es postfrontal in Südostbayern zu einer
Aufgleitsituation mit Regen.

Am Dienstag bleibt das hochreichende Tief über der südöstlichen Nordsee liegen
und der zugehörige Höhentrog überquert Deutschland ostnordostwärts.
Entsprechend muss in der westlichen bis südwestlichen Strömung immer wieder mit
Schauern gerechnet werden. In 850 hPa sinkt die Temperatur nur geringfügig ab
(um etwa 1 Grad).

In der Nacht zum Mittwoch tropft ein weiterer Troganteil von den Britischen
Inseln nach Nordfrankreich ab und auch am Boden bildet sich dort ein Tief.
Während das Höhentief vorübergehend nach Ostfrankreich zieht, bildet sich am
Boden im Lee der Alpen ein Tief über Österreich. Damit entwickelt sich etwa
südlich er Main-Linie eine Scherungssituation mit Aufgleiten und aufkommendem
Regen. Ansonsten herrscht vorübergehend Zwischenhocheinfluss.

Am Donnerstag zieht das Höhentief langsam nach Südostfrankreich und nach
Katalonien, während das Bodentief zum Abend das Baltikum erreicht. Rückseitig
gelangt von Nordwesten polare Meeresluft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -1 und -4 Grad zum Tagesende.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modelllauf vom IFS unterscheidet sich nur geringfügig zu den beiden
Modell-Runs von gestern.
Bodentief/Bodentrog sowie Höhentief/Höhentrog hängen im 00-UTC-Lauf von gestern
leicht zurück, was sich aber wettertechnisch nicht besonders stark auswirkt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Es gibt zwar leichte Differenzen im Timing der Randtröge und in der Intensität
der Tiefdruckgebiete, jedoch wird unisono die Troglage über West- und
Mitteleuropa in der neuen Woche simuliert.
ICON entwickelt das Sturmtief über der Nordsee am stärksten mit einem Kerndruck
von 951 hPa (IFS: 972 hPa)! Das korrespondierende Sturm- bzw. Orkanfeld betrifft
aber hauptsächlich die freie Nordsee. Diese extreme Entwicklung ist nur bei ICON
zu sehen und insofern als Einzellösung einzuschätzen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse ermittelt heute bis zum 7. Folgetag 3 Cluster, die allesamt
die Troglage anzeigen. Dabei erkennt man im 2. Cluster mit insgesamt 17
Modellruns eine Tendenz des Troges zum Abtropfen nach Südwestdeutschland zum
Donnerstag hin. In diesem Fall dürfte im Bodendruckfeld eine Tiefdruckrinne nur
langsam zum östlichen Mitteleuropa ziehen und im Osten und Südosten könnten die
korrespondierenden Regenfälle noch länger andauern.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt zu Beginn des Mittelfristzeitraumes (Sonntag)
ungewöhnlich hohe 850-hPa-Temperaturen zwischen 7 und 10 Grad. Mit Durchgang der
oben erwähnten Kaltfront sinkt die Temperatur in 850 hPa am Montag auf 0 bis 3
Grad. Mit Übergreifen des Troges und Winddrehung auf Nordwest geht die
Temperatur bis Donnerstag sogar noch etwas zurück auf -3 bis 0 Grad. Erst am
Freitag gehen bei steigendem Geopotential einige Modellruns wieder nach oben mit
der Temperatur. Dieser Trend setzt sich am Samstag bei fast der Hälfte der
Modellruns fort. Beim Geopotential ist bei rund 70 Prozent der Modellläufe ein
Anstieg erkennbar. Insofern ist aufkommender Hochdruckeinfluss im Zeitraum von
Freitag, 5.11. bis Sonntag, 7.11. vor allem in der Mitte und im Süden recht
wahrscheinlich.

Die EPS-Meteogramme zeigen entsprechend zunächst ungewöhnlich hohe
2-Meter-Temperaturen (5 Grad und mehr über dem Modellklima). Am Montag sinken
die Temperaturen dann auf durchschnittliche Temperaturen, ganz im Osten und
Südosten sind sie noch leicht überdurchschnittlich.
Ab Dienstag/Mittwoch gehen die Tagestemperaturen meist auf leicht
unterdurchschnittliche Temperaturen zurück, um an der See in der erweiterten
Mittelfrist wieder auf Normalwerte anzusteigen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntagabend gibt es im Raum Eifel leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
stürmische Böen. In den Alpen herrscht noch Föhnsturm.
Am Montag sind im äußersten Westen und Nordwesten Deutschlands stürmische Böen
gering wahrscheinlich. An der Nordfriesischen Küste und auf Borkum sind
stürmische Böen recht wahrscheinlich (CosmoLEPS, EZMW-EPS, ICON-EPS). Auf
exponierten Bergen muss man Sturmböen einkalkulieren.
Ab Dienstag sind an der Küste vor allem an der Nordsee stürmische Böen recht
wahrscheinlich. Ansonsten sind abgesehen von Sturmböen auf exponierten Bergen
keine markanten Wettergefahren zu erwarten.
Es gibt lediglich ein kleines Restrisiko für Gewitter vor allem im üstenbereich.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, oper. Modelle, EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden