SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.10.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Zunächst ruhiges Hochdruckwetter mit jahreszeittypischer
Grenzschichtproblematik. Ab Freitag Umstellung auf SWz, allmählich unbeständiger
und windiger, an den Alpen aufkommender leichter Föhn, sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … verläuft die Frontalzone – vom mittleren Nordatlantik kommend –
recht weit nördlich über den Norden der Britischen Inseln, die nördliche Nordsee
und Skandinavien bis nach Nordwestrussland, wo sie dann aber mehr und mehr an
Kontur verliert. An deren Südflanke hat sich ein langgestreckter Höhenrücken
etabliert, der von den Azoren kommend über den Nordwesten der Iberischen
Halbinsel, Frankreich und Süddeutschland bis zum Balkan reicht. Bedingt durch
einen gen Ostatlantik gerichteten Kaltluftvorstoß kommt es dort zu einer
Austrogung und die Höhenströmung steilt über dem nordwesteuropäischen Raum
insgesamt auf. Kräftige WLA an deren Südostflanke stützt nach wie vor den
Rücken, aus dem sich im Laufe der Nacht eine eigenständige Höhenantizyklone mit
Schwerpunkt über Tschechien/Slowakei/Ungarn etablieren kann.
Auch im Bodenfeld bleibt für das Vorhersagegebiet antizyklonaler Einfluss
wetterbestimmend. Dabei verlagert die von Frankreich über weite Teile
Deutschlands bis nach Südosteuropa reichende Hochdruckzone ihren Schwerpunkt
allmählich etwas nach Osten (Ungarn, Rumänien), weitet sich aber gleichzeitig
ein wenig nach Norden aus, so dass die Strömung über Deutschland auch
niedertroposphärisch mehr auf Südwest dreht. Damit werden die dichten
Wolkenfelder im Warmsektor hinter einer Warmfront, die die Nordhälfte in der
vergangenen Nacht überquert hat und weite Teile der Nord- und Osthälfte
überdecken, nach und nach nordostwärts abgedrängt. Morgens überdecken diese wohl
lediglich noch die Küsten und Schleswig-Holstein sowie Vorpommern. Dazu fächert
der Gradient mehr und mehr auf und der anfangs vor allem an den Küsten noch
lebhafte Südwestwind dreht mehr auf Süd zurück und schwächt sich ab.
Warnrelevant (Bft 7) ist der Wind im Laufe der Nacht, wenn überhaupt, höchstens
noch auf Helgoland, auf den Halligen sowie auf Sylt.
Ansonsten steht, wie üblich zu dieser Jahreszeit, die Grenzschichtproblematik im
Fokus der Prognose- und auch Warntätigkeit. Aktuell befindet sich die
Absinkinversion meist zwischen etwa 850 und 900 hPa. Diese wird allmählich noch
etwas nach unten gedrückt, darüber findet eine deutliche Abtrocknung statt.
Hinzu kommt im Süden und in der Mitte des Landes noch eine ausgeprägte
Strahlungsinversion, so dass sich dort vielerorts Nebel- und teils auch
Hochnebelfelder ausbreiten. Gebietsweise bleibt es aber auch wolkenlos oder
gering bewölkt, am ehesten natürlich in höheren Lagen, aber auch an den
Nordrändern der Mittelgebirge sowie im südlichen Alpenvorland. Während es in der
Nordhälfte mit Tiefstwerten zwischen 10 und 5 Grad – an der Nordsee teils
darüber – recht mild bleibt, kühlt es sonst auf 7 bis 0 Grad ab. Leichten Frost
gibt es am ehesten in den Tälern der süddeutschen Mittelgebirge und in den
Alpentälern.

Donnerstag … setzt sich die Austrogung westlich der Britischen Inseln weiter
fort, während sich der Höhenrücken bzw. das Höhenhoch über dem östlichen
Mitteleuropa nach Norden, Richtung Skandinavien aufwölben. Insgesamt kommt der
Trog-Keil-Komplex dabei ein wenig nach Osten voran und auch das Bodenhoch zieht
sich noch etwas Richtung Rumänien/Schwarzes Meer zurück, so dass das
Vorhersagegebiet an die „warme“ Westflanke des Hochdruckgebietes unter eine
hochreichend schwache südsüdwestliche Strömung gelangt. Trotz Progression bleibt
der Hochdruckeinfluss noch stark genug, um jegliche Frontentätigkeit weiter
westlich (schleifender und verwellender Frontenzug weiter westlich bzw. nördlich
über den Britischen Inseln, der nördlichen Nordsee und Skandinavien) von uns
fern zu halten.
Somit ziehen sich mit der weiter aufsteilenden Strömung auch die letzten
Wolkenfelder aus dem äußersten Norden zurück und es steht vor allem dort ein
überwiegend sonniger Tag ins Haus. In der Mitte und im Süden haben es die Nebel-
und Hochnebelfelder dagegen mangels Gradienten schwer, sich aufzulösen. Vor
allem in höheren Lagen, im Alpenvorland sowie am Nordrand der Mittelgebirge, wo
der südliche Wind orographisch getriggert ein wenig auflebt, scheint allerdings
ebenfalls meist ganztägig die Sonne. Dichteren Nebel/Hochnebel deuten die
Modelle dagegen erneut vor allem am Bodensee, im Donauraum bis ins nördliche
Alpenvorland, in Teilen Frankens und der Oberpfalz sowie an den Südhängen der
zentralen Mittelgebirge an. Dort wird es – trotz weiter nach unten gedrückter
Absinkinversion – voraussichtlich Regionen geben, wo es ganztägig trüb bleibt.
Dann erreichen die Maxima wohl kaum die 10 Gradmarke. Auch sonst kann die
niedertroposphärisch sehr milde Luftmasse aus dem südwesteuropäischen Raum (9
bis 12 Grad in 850 hPa) mangels Gradienten und auch jahreszeitlich bedingt nicht
bis nach unten durchmischt werden. Dennoch steht vor allem in den Regionen, wo
der Wind orographisch getriggert etwas auffrischt, nämlich an den Nordrändern
der Mittelgebirge, ein sehr milder, ja fast schon warmer Tag ins Haus mit
Höchstwerten zwischen 15 und 18, am Nordrand von Sauerland (bzw. Haarstrang) und
Bergischem Land vielleicht sogar nahe 20 Grad. Im übrigen Land werden – je nach
Sonne – Höchsttemperaturen zwischen 11 und 17 Grad erreicht.
Wie bereits angedeutet, beginnt sich der Gradient allmählich wieder ein wenig zu
verschärfen, was sich aber erst einmal nur in einigen Mittelgebirgskammlagen
sowie in Nord-Süd ausgerichteten Tälern (am ehesten wohl am Erzgebirge und im
Zittauer Bergland) bemerkbar macht. Dort frischt der Süd- bis Südostwind ein
wenig auf, warntechnisch dürfte sich das aber (noch) nicht niederschlagen.

In der Nacht zum Freitag greift an der Südflanke des nun umfangreichen und
hochreichenden Zentraltiefs über Nordwesteuropa (Drehzentrum in 500 hPa und auch
am Boden knapp südlich von Island) ein erster Kurzwellentrog vom nahen
Ostatlantik her auf Irland über, während er Höhenrücken samt Höhenhoch über
Osteuropa nur wenig an Boden nach Osten gut machen. Dadurch steilt die
Höhenströmung über dem Vorhersagebereich noch etwas auf und verschärft sich,
bleibt aber antizyklonal konturiert.
Das Bodenhoch zieht sich mit seinem Schwerpunkt ebenfalls etwas nach Osten
zurück, gleichzeitig zieht entlang des langgestreckten, mittlerweile vom
westlichen Russland über das mittlere Skandinavien und die Britischen Inseln bis
zum Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel reichenden Frontenzuges eine
Frontalwelle unter Intensivierung über die Irische See nach Schottland. Dadurch
zieht der Gradient auch über Deutschland etwas an, was sich aber angesichts der
sehr stabilen Schichtung wohl lediglich in den Kammlagen der Mittelgebirge
bemerkbar macht. Dort treten allmählich häufiger steife Böen (Bft 7) aus Süd bis
Südost auf, ebenso im Bereich durch die Orographie getriggerter kleinräumiger
Low Level Jets, wobei an besonders exponierten Stellen auch stürmische Böen
nicht ausgeschlossen sind. Großräumiger könnte sich das am Erzgebirge und im
Zittauer Bergland auswirken, wo leichter Böhmischer Wind aufkommt, der
allerdings thermisch aufgrund der nicht allzu markanten Abkühlungsrate im
Böhmischen Becken kaum getriggert wird. Eventuell reicht es in Ostsachsen auch
in den Niederungen für einzelne steife Böen.
Ebenso beginnt der Wind rein vom Gradienten her auch in den Hochlagen der Alpen
mit Böen Bft 8 aus Süd aufzufrischen, für einen Föhndurchbruch auch in höhere
Täler ist das Ganze aber noch zu schwach ausgeprägt.
Ansonsten können sich vor allem in der Mitte und im Süden wieder ausgedehnte
Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten, im Norden sowie an den Nordhängen der
Mittelgebirge verhindert das dagegen bereits meist der Gradient. In den Tälern
der süddeutschen Mittelgebirge sowie der Alpen und auch im Alpenvorland tritt in
ungünstigen Lagen leichter Frost auf, sonst kühlt es auf 8 bis 0 Grad ab, an
einigen Mittelgebirgs-Nordhängen bleibt es aber aufgrund des etwas
auffrischenden Windes teils deutlich milder.

Freitag … wirken das Höhenhoch bzw. der Rücken über Osteuropa weiterhin
blockierend, so dass es der nächste kurzwellige Randtrog an der Südflanke des
ebenfalls quasistationären Zentraltiefs im Tagesverlauf grade so bis zu den
Britischen Inseln bzw. nach Westfrankreich schafft.
Im Bodenfeld macht der weiterhin verwellende Frontenzug über Westeuropa
ebenfalls nur wenig nach Osten an Boden gut und erreicht am Abend grade so die
westliche Nordsee bzw. den Ostausgang des Ärmelkanals.
Im Vorfeld ziehen im Westen vor allem nachmittags und abends bereits etwas
dichtere Wolkenfelder durch, es bleibt aber noch trocken.
Auch die Gradientverschärfung hält sich vor allem niedertroposphärisch bzw.
bodennah weiterhin in Grenzen, in der Höhe legt der Wind aber durchaus noch
etwas zu. Somit kann es auf höheren Alpengipfeln erste Sturmböen (Bft 8 bis 9)
aus südlichen Richtungen geben und es stellt sich allmählich Föhn ein. Eventuell
reicht der Gradient in höher gelegenen Tälern bereits für einen Föhndurchbruch
mit einzelnen steifen Böen (Bft 7) aus Süd bis Südost, allerdings lässt sich in
den Modellsimulationen noch keine ausgeprägte „Föhnnase“ im Druckfeld über dem
Alpenvorland ausmachen.
Warnrelevante Böen (Bft 7) kann es eventuell auch an den Nordrändern einzelner
Mittelgebirge geben, am ehesten weiterhin in den östlichen Mittelgebirgen.
Im übrigen Land tut sich wettertechnisch weiterhin nur wenig. Erneut kann es in
einigen Regionen in der Südhälfte ganztägig trüb durch Nebel und Hochnebel
bleiben, wobei der sich leicht verschärfende Gradient und auch die nur noch sehr
flache Inversion deren Auflösung gegenüber dem Vortag eher begünstigen dürften.
An den Höchsttemperaturen ändert sich ebenfalls nur wenig; bei Dauernebel vor
allem ganz im Süden sind kaum 5 Grad drin, am Nordrand am ehesten der westlichen
Mittelgebirge bis nahe 20 Grad.

In der Nacht zum Samstag ist es dann soweit: Der oben erwähnte Kurzwellentrog
schafft es bis Samstagfrüh über Benelux bis in den Nordwesten Deutschlands. Der
korrespondierende Frontenzug bzw. die weiterhin zu leichter Wellenbildung
neigende Kaltfront überquert mit leichten Regenfällen die Nordwesthälfte des
Landes und erreicht morgens in etwa eine Linie Ostholstein-Nordbaden. Aufgrund
der nach wie vor vorhandenen Blockadewirkung des Osteuropahochs schwächt sie
sich auf ihrem Weg nach Osten rasch ab.
Der Gradient verschärft sich dagegen vor allem im Westen und Nordwesten. Trotz
stabiler Schichtung reicht es präfrontal nun auch an den Nordhängen der
westlichen, eventuell auch der zentralen Mittelgebirge – ähnlich wie bereits
vorher in den östlichen Mittelgebirgen – häufiger mal für steife Böen, in den
Kamm- und Gipfellagen für stürmische Böen, auf dem Brocken für Sturmböen bzw.
schwere Sturmböen. Auch im Nordseeumfeld gibt es erste steife Böen aus Süd bis
Südost, postfrontal aus Südwest.
In den Hochlagen der Alpen kann es Sturm- und schwere Sturmböen aus Süd geben,
nach wie vor unsicher ist es, ob es auch in einigen Tälern für warnrelevante
Föhnböen reicht – eine markante Föhnlage steht jedenfalls wohl vorerst eher
nicht ins Haus.
Nebel- und Hochnebelfelder breiten sich wohl nur noch im Südosten aus und dort
wird es mit 5 bis -1 Grad auch wieder recht frisch. Sonst verläuft die Nacht mit
Tiefstwerten zwischen 10 und 5 Grad etwas milder, im Nordwesten dagegen mit 13
bis 9 Grad sehr mild.

Samstag … schwenkt der Kurzwellentrog unter Konturverlust bereits am Vormittag
rasch über Norddeutschland hinweg nordwärts nach Südskandinavien. Dahinter
stellt sich eine verhältnismäßig glatte und recht kräftige südwestliche
Höhenströmung ein, innerhalb derer keine nennenswerten dynamischen
Hebungsantriebe auszumachen sind. Im Gegenteil: Die etwas langsamer nach
Nordosten schwenkende Kaltfront wird vom Trog überlaufen, wobei die Schichtung
mit sich von Westen her verstärkender WLA zunehmend stabilisiert und löst sich
vor allem in der Mitte und im Südwesten mehr oder weniger komplett auf.
Ein weiterer kurzwelliger Troganteil verlagert sich rasch von England zur
nordwestlichen Nordsee, daran gekoppelt ein Bodentrog samt Kaltfront, die am
Nachmittag ebenfalls verwellt und dann über der westlichen Nordsee bzw. dem
Ärmelkanal nicht weiter nach Osten vorankommt.
Somit kann es anfangs entlang der sich auflösenden Front vor allem im Norden
noch etwas regnen, ansonsten bleibt es wohl überwiegend trocken, auch, wenn die
Wolken vor allem im Westen und Nordwesten mit zunehmender WLA eher wieder
dichter werden.
Der Osten und Südosten werden von der sich auflösenden Kaltfront nicht weiter
tangiert. Dort scheint erneut vielerorts die Sonne, wobei sich allerdings erste
hohe und mittelhohe Wolkenfelder zeigen dürften. Vor allem in Teilen Bayerns
können sich ein weiteres Mal noch längere Zeit Nebel und Hochnebel halten,
eventuell sogar ganztägig. Niedertroposphärisch kühlt es postfrontal im Norden
und Nordosten etwas ab, auf etwa 5 bis 8 Grad in 850 hPa, sonst bleibt es mit 9
bis 12 Grad sehr mild. Somit ändert sich an den Höchstwerten allgemein nur
wenig, nach wie vor sind es nur 5 bis 9 Grad bei längerem Nebel, sonst milde 11
bis 17 Grad, an einigen Nordhängen sowie im südlichen Alpenvorland bis 19 Grad.
An den Alpen bleibt es föhnig, wobei der Gradient aus aktueller Modellsicht
nicht grade für eine markante Föhnlage spricht. Für Sturmböen (Bft 9) auf den
Gipfeln sowie für steife bis stürmische Böen in einigen höher gelegenen
Föhntälern könnte es aber reichen.
Windig bleibt es auch auf anderen Mittelgebirgsgipfeln mit Böen Bft 7 bis 8, auf
dem Brocken Bft 9, eventuell auch Bft 10 aus Süd bis Südost. Im Nordseeumfeld
gibt es recht verbreitet steife, auf Helgoland vielleicht auch stürmische Böen.

Modellvergleich und -einschätzung

Signifikante Modellunterschiede lassen sich im Kurzfristzeitraum nicht
ausmachen. Einige Modelle (GEM, IFS, jeweils von 00 UTC) lassen die schleifende
Kaltfront samt (unergiebiger) Niederschläge am Samstagnachmittag bereits bis in
den äußersten Westen Deutschlands vorankommen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff