S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.10.2021 um 10.30 UTC

Zunächst mildes und ruhiges Herbstwetter. Ab dem Wochenende wieder zunehmender
Tiefdruckeinfluss und Abkühlung, dabei Sturm möglich.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 31.10.2021

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Mittwoch zeigt sich von Grönland
ausgehend ein Langwellentrog, der weite Teile des Nordatlantiks in einem Dreieck
Neufundland – Grönland – Färöer umfasst und sich an der Ostflanke eines
Höhenhochs über dem westlichen Kanada nach Süden amplifiziert. An der
Südostflanke des Langwellentrogs etabliert sich wiederum ein positiv geneigter
Rücken, der sich von den Azoren über Frankreich und Deutschland bis in die Mitte
Norwegens erstreckt und damit blockierende Wirkung entfaltet. Am Boden stützt
dieser Rücken ein Hoch mit Schwerpunkt über Mitteleuropa. Dabei strömt aus dem
Südwesten milde Subtropikluft ein mit T850 hPa von 8 bis 11 Grad.

Infolge der Blockierung weitet sich der Trog bis zum Freitag westlich der
Britischen Inseln nach Süden aus, womit der Rücken sich stromauf bei leicht
progressiver Verlagerung über Skandinavien aufwölbt und sich gleichzeitig ein
Höhenhoch über Polen formiert. Zwar wandert das Bodenhoch damit langsam in
südöstliche Richtung weiter, verliert aber nicht seinen Einfluss auf unser
Wetter. Die Zufuhr milder Luft hält nach wie vor an.

Bis zum Samstag schwenken beide Höhengebilde ein wenig nach Osten weiter. Der
Trog bringt ein Tief mit Zentrum südlich von Island ins Stellung, dessen
Kaltfront nachmittags den äußersten Nordwesten von Deutschland erfasst. In der
Nacht zum Sonntag und am Sonntag dringt die Kaltfront bis in den Nordosten, die
Mitte und den Südwesten vor. Die südöstlichen Landesteile erreicht sie bis zum
Sonntagabend aber noch nicht. Postfrontal wird die milde Luft im Westen bereits
durch kühlere Meeresluft mit T850 hPa von 5 bis 7 Grad ersetzt.

In der erweiterten Mittelfrist am Montag setzt über dem Ärmelkanal eine
Zyklogenese ein, wobei das resultierende Tief in Richtung Südskandinavien zieht.
Seine und die Ausläufer des Tiefs zuvor erfassen nun auch den Osten und
Südosten, postfrontal gehen die T850 hPa mit einem Schwung subpolarer Meeresluft
sogar bis auf 0 Grad zurück. Am Dienstag kündigt sich bei Regenerierung des
Langwellentrogs durch einen Randtrog direkt das nächste Tief bei uns an. Die
beiden Tiefdruckgebiete sind außerdem mit ordentlichem Gradienten ausgestattet,
womit der Wind wieder deutlich lebhafter wird. Zwar scheint dem aktuellen Lauf
des EZMW zufolge kein Sturm aufzukommen, die Ingredienzen dafür sind aber
allemal vorhanden und vergangene Läufe deuteten dies auch schon an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des heutigen 0-UTC-Laufs des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist bis zum Samstag hoch, auch beim Timing der Kaltfront sind die
Phasenunterschiede nur gering. Ab Sonntag treten jedoch deutlichere Diskrepanzen
zutage, die sich einerseits auf die Vorhersage des Trogs beziehen (Varianten:
Breitlaufen, gestriger 0 UTC-Lauf; Abtropfen gestriger 12 UTC-Lauf;
Amplifizieren, heutiger 0 UTC-Lauf) und anderseits auf das dadurch resultierende
Geschehen am Boden. Dass sich letztlich der Wetterwechsel zu wieder zyklonalen
Verhältnissen mit Abkühlung bei uns durchsetzt, ist allerdings unstrittig. Je
nach Konstellation könnte es dabei sogar stürmisch werden, auch wenn der heutige
0 UTC-Lauf das bis zum seinem Vorhersageende nicht in petto hat. Das könnte sich
mit neuen Läufen aber bald wieder ändern.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON ist bis zum Freitag auf Linie mit dem EZMW. Am Samstag greift beim
deutschen Modelle jedoch bereits ein Randtrog des Langwellentrogs auf Benelux
über und bringt rascher Tiefdruckausläufer nach Deutschland (etwa 12 bis 18
Stunden früher als das EZMW). Am Sonntag folgt ein kräftiges Sturmtief über der
Nordsee, dessen Sturmfeld Deutschland erfassen soll. GFS wiederum ist sich mit
dem EZMW bis zum Ende seiner Vorhersagezeit größtenteils einig, auch wenn es
beim zyklonalen Geschehen ab Samstag im Detail Unterschiede gibt. Ein kräftiger
Sturm wird beim GFS für uns aber auch nicht vorhergesagt. Das japanische JMA ist
dem EZMW ähnlich, ab Montag übernächster Woche simuliert es aber einen neuen
Rücken und steigenden Druck sowie eine erneute Erwärmung über Mitteleuropa. GMA
dagegen lässt den Tiefdruckeinfluss wie das ICON bereits am Samstag bei uns
aufkommen. Am Montag übernächster Woche zeigt es dann einen kräftigen Sturm über
Norddeutschland. NAVGEM ist sogar noch etwas schneller und bringt bereits am
Freitag Tiefdruckeinfluss bei uns. Zwar hat es ebenso einen Sturm an Bord,
dieser würde uns aber nur am Rande betreffen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles sind für diverse deutsche Städte bis zum
Donnerstag auf hohem Temperatur- und Geopotenzialniveau eng gebündelt. Am
Freitag öffnet sich der Spread jeweils etwas, ab Samstag deutlich. Das zeigt,
dass das Übergreifen der Tiefdruckausläufer früher als vom Hauptlauf angestrebt
erfolgen könnte. In der übernächsten Woche (erweiterte Mittelfrist) geht es
sowohl beim Geopotenzial als auch bei der Temperatur deutlich nach unten, zumal
sich auch der Median dorthin orientiert. Wenige warme Ausreißer bei kaum
sinkenden Geopotenzial bleiben deutlich in der Minderheit.

CLUSTERANALYSE:
Zwischen Freitag (0 UTC) und Sonntag (0 UTC) kommender Woche werden drei Cluster
ausgeben, die sich für Mitteleuropa aber nur wenig unterscheiden. Zwischen
Montag (0 UTC) und Mittwoch (0 UTC) übernächster Woche sind ebenfalls drei
Cluster vorhanden, die alle den Trog auf uns übergreifen lassen und dabei keinen
kräftigen Sturm für Deutschland bereitstellen.

FAZIT:
Der Hochdruckeinfluss mit milden Temperaturen im zweistelligen Bereich ist bis
zum Freitag gesichert. Ab Samstag setzt das Übergreifen von Ausläufern ein,
dessen Timing noch kleine Fragen aufwirft. Ab Sonntag reagiert dann überall
Tiefdruckeinfluss und nachfolgend sinken die Temperaturen. Ob damit auch Sturm
aufkommt, wird vom Hauptlauf des EZMW zwar nicht propagiert, bleibt aber
angesichts der Konstellation gut möglich. Diesbezüglich sollte in den nächsten
Läufen die Augen offen gehalten werden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Die Ensembles zeigen am Mittwoch geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische
Böen auf Helgoland und in Nordfriesland.

DAUERREGEN:
Am Sonntag sind beim EZMW-Ensemble im Westen und Südwesten sehr geringe Signale
für mehr als 30 l/m2 in 24 Stunden vorhanden.

EFI zeigt keinerlei Hinweise für signifikante Wettererscheinungen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler