SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.10.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Hochdruckwetter, unterbrochen von einer wetterinaktiven Kaltfrontpassage
mit jahreszeitentypischer Grenzschichtproblematik (Nebel/Frost).

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … herrscht bis in die Abendstunden dank Hoch QUEDLINBURGIA und einem
kräftigen Höhenrücken störungsfreies Wetter, wobei die Sonne von einem meist
wolkenlosen Himmel scheint. Selbst zwischen Alb und Bodensee können sich nur
regional letzte Dunstfelder halten und auch die schwachen Quellungen in
Vorpommern stören kaum. Die abendlichen Werte liegen dabei entlang des
Oberrheins zwischen 14 und 10 Grad und sonst zwischen 10 und 7 Grad, im Bergland
um 5 Grad.

In der Nacht zum Montag wandert das Bodenhoch weiter zur Ukraine/nach Rumänien
und auch die Achse des Höhenkeils wandert allmählich nach Ungarn, sodass der
zyklonale Einfluss sukzessive ostwärts in Richtung Deutschland vorankommt. Dabei
nähert sich Benelux eine schwache Kaltfront an, deren teils dichte Wolkenfelder
zeitweise auch den äußersten Nordwesten von Deutschland beeinflussen. Ansonsten
überwiegt jedoch der klare Himmel und bei nahezu perfekter Ausstrahlung bilden
sich im Verlauf der Nacht besonders über der Mitte und dem Süden teils dichte
Bodennebelfelder. In der Numerik werden dabei besonders die südlichen zentralen
Mittelgebirge sowie Süddeutschland herausgearbeitet. Schaut man sich die
aktuelle Verteilung der 2m Taupunktstemperatur an, kann man sich aber auch im
Norden regional Bodennebel vorstellen. Dank der kräftigen Ausstrahlung liegen
die Tiefstwerte im Norden zwischen 4 und 1 Grad und sonst zwischen +1 und -3
Grad. Entlang der Nord- und Ostsee bleibt es milder.
Erwähnenswert ist noch die lokale Windzunahme im Umfeld des östlichen
Erzgebirges, wo eine scharfe Inversion auf Kammniveau für Windböen Bft 7,
exponiert auch für stürmische Böen Bft 8 gut sein dürfte. Dasselbe gilt auch für
den Brocken, wo auch kurzzeitig einzelne Sturmböen Bft 9 auftreten können. Sonst
spielt der Wind aus Süd bis Südwest keine Rolle.

Montag … schwenkt ein Höhentrog über Großbritannien nach Osten und erreicht
abends die westliche Nordsee. Somit dreht die Höhenströmung über Deutschland
zunehmend auf Südwest, in der die bereits erwähnte Kaltfront eingebettet liegt.
Die Numerik reagiert wieder mit dichten Cirren, die den gesamten Süden und Osten
Deutschlands überstreichen und bei all der Vorsicht mit Blick auf die hohe
Bewölkungsverteilung in der Numerik kann dieses Mal in der Tat etwas Wahres dran
sein, denn das Gewölk wird von einem Höhentief über Italien inklusive kräftiger
Konvektion hervorgerufen und diese Bewölkungsreste könnten in der Tat präfrontal
der Kaltfront in die südwestliche Höhenströmung eingebunden werden. Dennoch
sollte zwischen den Cirren auch immer wieder mal die Möglichkeit für ungetrübten
Sonnenschein bestehen. Allerdings können sich die Nebelfelder ausgangs der Nacht
bis weit in den Tag halten und in einigen Nebellöchern bleibt es wohl ganztags
dunstig. Niederschlag fällt keiner.

Im Westen und Norden ziehen teils dichte Wolkenfelder im Umfeld der Kaltfront
über den Himmel und hier und da kann sich ein schwacher Schauer entwickeln und
unbedeutende Niederschlagsmengen bringen.
Der Wind weht meist schwach aus Südost bis Süd und frischt anfangs in der
Lausitz sowie auf dem Kamm des Erzgebirges noch zeitweise böig aus Süd auf
(inklusiver stürmischer Böen auf dem Brocken).
Die Höchstwerte liegen je nach Nebelauflösung und Wolkenverteilung zwischen 8
und 18 Grad, mit den höchsten Werten entlang des Oberrheins.

In der Nacht zum Dienstag kommt die Kaltfront zögernd ostwärts voran und
erreicht im Süden auch zunehmend den Schwarzwald/das Allgäu. Dabei aktiviert der
nachfolgende Höhentrog die Front besonders im Südwesten Deutschlands, sodass
dort in frontaler Nähe zunehmend skalige Niederschläge aufkommen, die innerhalb
der Numerik jedoch noch höchst variabel gezeigt werden. Nach GFS passiert kaum
etwas, nach IFS würde sich der skalige Niederschlag bis zum Thüringer Wald
ausbreiten. Bei allen Lösungen fallen die 12-std. Mengen jedoch mit wenigen
Litern auf den Quadratmeter unbedeutend aus. Zudem entwickeln sich im Westen und
Norden im Einflussbereich des Troges immer wieder Schauer, über der Deutschen
Bucht bis nach Schleswig-Holstein regnet es ebenfalls länger anhaltend mit
leichter bis mäßiger Intensität und hier fallen die Mengen mit rund 10 l/m² dank
des Inputs der Nordsee etwas üppiger aus.

Von den Alpen bis zum Bayerischen Wald bleibt es meist klar und trocken und hier
können sich wieder teils dichte Bodennebelfelder ausbreiten. Entsprechend
variabel fallen die Tiefstwerte aus, die zwischen 12 Grad auf Helgoland und 0
Grad entlang der Alb und im Alpenvorland liegen.

Dienstag … schwenkt der Höhentrog ostwärts über Deutschland hinweg und sorgt
überall führ einen zumindest leicht wechselhaften Tag. Besonders südlich der
Donau und im Umfeld der Küsten regnet es häufig mit 12-std. Niederschlagsmengen
von 1 bis 8 l/m². Sonst fallen aus teils dichter hochnebelartiger Bewölkung mit
nur kurzen Auflockerungen einzelne schwache Schauer mit unbedeutenden Mengen.
Der Vorteil des Ganzen: die Grenzschicht sollte soweit durchmischt werden, dass
sich der Bodennebel überall lichten sollte – wenigstens soweit, dass er nicht
mehr warnwürdig ausfällt. Die Höchstwerte fallen dank der insgesamt höheren
Bewölkungsanteile mit 8 bis 14 Grad deutschlandweit gesehen etwas gemäßigter
aus. Der Südwest- bis Westwind weht meist schwach und frischt nur über der
Deutschen Bucht zeitweise leicht böig auf (Bft 6 bis 7).

In der Nacht zum Mittwoch wölbt sich der nächste Keil von Südwesten nach
Deutschland auf und leitet wieder eine nachhaltige Wetterberuhigung ein.
Allerdings ist der Restfeuchtegehalt in der Grenzschicht bzw. in der Troposphäre
noch sehr hoch, sodass sich besonders über der Mitte und dem Süden verbreitet
dichte Boden- oder Hochnebelfelder ausbilden sollten. Nach Norden zu unterdrückt
eine schwache Warmfront die Nebelbildung recht effektiv dank dichter Bewölkung
und einer etwas kräftigeren Durchmischung (zunehmender Druckgradient). Letzte
Tropfen fallen, wenn überhaupt, nur noch am Alpenrand und in Richtung Lausitz.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 8 und 5 Grad im Norden, um 12 Grad auf den
Inseln und sonst zwischen +4 und -1 Grad.

Mittwoch … wird ein spannender Tag, wenn es um die Frage geht, wie lange sich
die Nebel- und Hochnebelfelder halten können. Die Keilachse liegt zum Abend über
dem Westen/Nordwesten, sodass deutschlandweit kräftiges Absinken zu erwarten
ist. Gleichzeitig kommen wir aus einer über der Mitte und dem Süden sehr
nebligen Nacht. Die Numerik ist optimistisch, dass sich die Nebelfelder
auflösen, zeigt jedoch auch in prognostischen Radiosondenaufstiegen eine
Vielzahl von Inversionen zwischen 600 und 1000 hPa – ein Anzeichen, dass das
großskalige Absinken noch nicht überall durchgreifen kann und wohl nur bis rund
800 hPa vorankommt. Darunter wird besonders unterhalb von 950 hPa weiterhin
recht viel Feuchte gezeigt, sodass ich (Stand heute) regional gegen die Numerik
setze und auch den Nachmittag vielerorts trüb durch (Hoch)Nebel sehe.
Entsprechend unterbiete ich die optimistischen MOS-MIX Werte mit 9 bis 14 Grad
besonders entlang der zentralen Mittelgebirge sowie im Umfeld der Donau etwas
und setze dort eher auf 6 bis 8 Grad im Dauernebel und je nach zeitlicher
Auflösung des Nebels sonst auf 9 bis 13 Grad. Klar, im Westen sowie in Leelage
der Mittelgebirge sind die 14 bis 16 Grad realistische Werte dank des
angenommenen Sonnenscheins, denn abseits des Nebels (besonders im Bergland, im
Westen sowie in Leelagen) scheint häufig die Sonne. Einzelne kurze Schauer sind
bei teils dichter Bewölkung auf den Nordfriesen nicht ausgeschlossen. Der Wind
weht im Süden meist schwach aus Ost und im Norden mäßig aus Südwest. Über der
Deutschen Bucht (auf Helgoland und auf den Nordfriesen) sind im Tagesverlauf
zunehmend stürmische Böen (Bft 8) aus Südwest zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Wie bereits am Vormittag kann auch den Mittagsläufen eine gute Übereinstimmung
bezüglich der Platzierung und Verlagerung der Tröge und Keile bescheinigt
werden.
Regionale Diskrepanzen, wie die Niederschlagsverteilung entlang der Kaltfront,
wurden bereits im Text angesprochen. Bezüglich des Niederschlags (Nacht zum
Dienstag und Dienstag tagsüber) fällt bei IFS auf, dass der gröbere Kontrolllauf
recht weit oben im Ensemble zu finden ist (teils im Umfeld des 75-iger bzw.
90-iger Perzentils), während sich der det. Lauf näher an den Median des
Ensembles anschmiegt. Vielleicht ein Anzeichen, dass eine leichte konvektive
Verstärkung der Niederschläge zu erwarten ist, die besser im gröberen
Auflösungsmodus als im 8 km Auflösungsbereich zu erkennen ist, zumal es auch
Orte gibt, wo sich beide Member annähern.

Bezüglich der variablen Ausdehnung des Niederschlags nach Norden im IFS und GFS:

Bei den Wahrscheinlichkeiten für mehr als 1 l/m²/24h im nicht konvektiven
Bereich (IFS) fällt ein Schwerpunkt auf, der sich vom Südschwarzwald ostwärts
verlagert. Daher könnte es sein, dass im aufsummierten Niederschlagsprodukt der
12-std. Mengen der konvektive Anteil besonders im nördlichen Bereich (nördliches
BW, Bayern bis zum Thüringer Wald) zu sehr breitläuft. Somit dürfte sich im IFS
der stratiforme Niederschlag (inkl. regionaler und geringer konvektiver
Verstärkung) eher auf die Regionen entlang und südlich der Donau fokussieren,
während nach Norden der rein konvektive Charakter überwiegt und der Niederschlag
dort nicht so flächig auftritt (im aufsummierten Produkt aber durch die
Verlagerung des Niederschlags breitläuft/verschmiert).
Im GEFS sieht das Ganze entgegen des recht trockenen det. Laufs ähnlich zum
IFS-EPS aus, wobei jedoch in den Südweststaulagen des Harzes und des Thüringer
Waldes ebenfalls mit rund 60% Mengen von mehr als 1 l/m²in 24h angezeigt werden
(mehr als beim IFS-EPS). Wie auch im IFS-EPS verbleiben sonst die höchsten
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 1 l/m² in 24h entlang und südlich der Donau.
Somit kann man zusammenfassen, dass sich trotz des heterogenen Bildes innerhalb
der det. Felder die Ensembles recht ähnlich sind. Daher wurde die Vorhersage
auch eher in Richtung des det. IFS ausgerichtet und nicht in Richtung des
trockenen det. GFS. Entsprechend wird es im Umfeld und südlich der Donau auf die
Fläche gesehen am meisten regnen, während nach Norden zu (zentrale
Mittelgebirge) eher der konvektive Charakter überwiegt und das Ganze nur
regional nass ausfällt (mit Maxima in den Südweststaulagen der zentralen
Mittelgebirge). Alle Mengen verbleiben aber deutlich unter den Warnschwellen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy