S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.10.2021 um 10.30 UTC

Ruhiges und vergleichsweise mildes Herbstwetter, zum nächsten Wochenende wieder
wechselhafter

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 30.10.2021

Am Dienstag, dem aus heutiger Sichtweise Auftakt der Mittelfrist, verläuft ein
spitz zulaufender Trog von Skandinavien bis in den westlichen Mittelmeerraum und
damit quer über Deutschland. Am Boden korrespondiert dabei ein thermisch nur
sehr schwach ausgeprägter Tiefausläufer, der die Hochdruckbrücke zwischen
Biskaya und Osteuropa vorübergehend unterbricht. Das Druckniveau ist dennoch mit
rund 1020 hPa weiterhin recht hoch. Durch den sich vollziehenden Cut-Off Prozess
in der Nacht zum Mittwoch über dem Golf von Genua, wird die Front über
Süddeutschland etwas zurückgehalten und auch die Hebungsvorgänge sind im
Vergleich zu den Vorläufen etwas stärker. Insofern fällt zunächst im Südwesten,
später auch bis zu den Alpen zeitweise leichter bis mäßiger Regen mit Mengen,
die lokal doch bis an die 10 l/qm binnen 12 Stunden reichen können, wohingegen
in den übrigen Landesteilen die Frontpassage meist nur mit vereinzelten geringen
Regenfällen einhergeht. Der schwache, vorübergehend mäßige Wind dreht von
südlichen nach Frontpassage auf westliche Richtungen. In der gealterten
Meeresluft mit T850 etwas über dem Gefrierpunkt liegen die Höchstwerte meist
zwischen 10 und 14 Grad.

Am Mittwoch zieht der Cut-Off weiter nach Sardinien und mit steigendem
Geopotential von Frankreich und den Britischen Inseln her kann sich die
Hochdruckbrücke über uns regenerieren. Die Frontalzone verläuft unterdessen
nahezu strömungsparallel von Irland über Schottland bis nach Skandinavien. An
dessen Südflanke treten über der Nordsee Sturmböen aus Süd bis Südwest auf, die
gerade noch Helgoland und Sylt kratzen könnten. Weiter landeinwärts kommt der
Wind bei uns meist nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen. Aufgrund des
frischen niedertroposphärischen Feuchteeintrages muss allerdings ausgangs der
Nacht mit ausgedehnten Nebel- und Hochnebelfeldern gerechnet werden, die sich
tagsüber nur zögernd, über der Mitte und dem Süden teilweise auch gar nicht
auflösen. Entsprechend unterschiedlich fallen auch die Höchstwerte aus mit bis
zu 16 Grad an den Nordrändern der Mittelgebirge und einstelligen Werten im
Dauergrau. Die Nächte verlaufen weitgehend frostfrei.

In der Folge bleibt die Strömungskonstellation ähnlich, wobei der Schwerpunkt
des Rückens zur Ostsee wandert. Dadurch wird auf dessen Vorderseite auch das
Bodenhoch immer weiter nach Osten Richtung Westrussland abgedrängt, wir
verbleiben jedoch in dessen Randbereich in einer südöstlichen Strömung. Dabei
gelangt in 850 hPa sukzessive mildere Lift mit teils über 10 Grad zu uns, was
die Inversion allerdings weiter verstärkt. Insofern stehen vor allem in den
Flussniederungen Mittel- und Süddeutschlands weiterhin teils zähe Nebelfelder
auf der Karte, an den Nordrändern von Erzgebirge, Harz und Sauerland hingegen
strahlender Sonnenschein. Frontale „Streifschüsse“ in Küstennähe werden auch
zunehmend nordwärts rausgedrückt. Von daher stehen die Zeichen ganz klar auf
vielfach freundliches und vergleichsweise mildes Herbstwetter. An exponierten
Küstenabschnitten kann es noch vereinzelt für Windböen Bft 7 reichen.

Zum Übergang in die erweiterte Mittelfrist im Laufe des kommenden Wochenendes
rückt uns allmählich der atlantische Trog mit Zentrum westlich von Irland auf
die Pelle. Auf dessen Vorderseite herrschen im Verbund mit zusammenlaufendem
Subtropen- und Polarfrontjet stark barokline Verhältnisse, die ideal für rapide
Zyklogenesen erscheinen. Ob davon dann letztlich auch der Westen und Nordwesten
Deutschlands tangiert wird, bleibt noch abzuwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Großen und Ganzen ist der aktuelle 0z IFS-Lauf recht konsistent zu seinen
Vorläufen. Lediglich am Dienstag werden die Niederschläge im Süden etwas stärker
betont und zum Ende der Mittelfrist geht die Tendenz hin zu einem stärkeren
Aufsteilen der Strömung über Mitteuropa, was uns etwaige neue
Sturmtiefentwicklung über den Britischen Inseln erstmal fernhalten könnte. Dabei
ist aber mit Sicherheit noch nicht das letzte Wort gesprochen, zumal der
gestrige 12z Lauf für Samstag ein doch recht bissiges Sturmtief mit unter 975
hPa im Englischen Kanal simuliert hat. Der aktuelle Lauf zeigt zum gleichen
Vorhersageschritt gerade mal ein schwaches „Trogüberbleibsel“ über England mit
knapp unter 1000 hPa. Dafür hätte dann zum Sonntag ein neues Tief über der
Nordsee Sturm und Regen im Nordwesten zur Folge.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei den übrigen Globalmodelle bleibt zunächst für den Dienstag die Trogspitze
nicht ganz so wohl definiert wie im IFS und die Regenfälle auch im Süden eher
sporadischer Natur.

Viel spannender ist gleichwohl die weitere Entwicklung am kommenden Wochenende.
Da springt einem sofort der 0z Lauf des GFS ins Auge, das beginnend aus einer
fast tropisch anmutenden Welle ein sattes Orkantief mit Kerndruck unter 950 hPa
bei den Färöer simuliert. Im 12z und 18z Lauf war die Entwicklung in Ansätzen
ähnlich, aber viel weiter westlich – quasi ohne unmittelbare Auswirkungen auf
Mitteleuropa. ICON zeigt das potentielle Sturmtief ebenfalls weit draußen über
dem Nordatlantik und für Sonntag deutet sich die Ablöse einer Warmfrontwelle ab,
die Deutschland erreichen würde. Auch von JMA und GEM geht in den aktuellen
Läufen keine akute Sturmgefahr für Deutschland aus. Der Trend zu wieder
wechselhafterem Wetter mit zeitweiligen Regenfällen erhärtet sich aber.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Der Anstieg der 850 hPa Temperaturen auf rund 10 Grad bis Donnerstag findet eine
gute Übereinstimmung im EPS, was allerdings für die 2m Temperaturen Ende Oktober
nicht mehr viel heißen muss. Zum Wochenende deutet sich im Norden und Westen ein
allgemeiner Rückgang auf etwa +5 Grad an, der neben HL und CL ebenfalls von der
Mehrheit des EPS mitgetragen wird.

Nach Dienstag herrscht ebenfalls vorläufige Einigkeit über trockene Bedingungen,
bis die Streuung vor allem zum Sontag hin deutlich zunimmt.

Die 3 gebildeten Cluster bei +120-168h (Mi-Fr) zeigen allesamt das Trog
(Atlantik)-Keil (Ostsee) Muster mit antizyklonaler südlichen Strömung bei uns.
Cluster 3 mit 13 der insgesamt 51 Member (knapp 25%) zeigt eine Sturmlage auch
über der Deutschen Bucht am Südrand des steuernden Tiefs über der Norwegischen
See. 3/4 des EPS sieht somit noch keine dramatische Sturmsituation.

Im Folgezeitraum gibt es nur Nuancen hinsichtlich der Frage wie stark SWz im
Nordwesten und SWa im Südosten ausgeprägt sind. Vor allem das Nordseeumfeld
bleibt anfällig für Sturm- oder sogar Orkanböen.

FAZIT:
Nach wechselhaftem Dienstag mit etwas Regen ruhiges und meist freundliches
Hochdruckwetter. Dabei vergleichsweise mild mit meist frostfreien Nächten,
tagsüber bei Sonnenschein teils mehr als 15 Grad. Kommendes Wochenende
allmählich wieder wechselhafter, Potential für Sturm und kräftigen Regen,
Details aber noch sehr unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STURM:
Die Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen auf Helgoland und den
Nordfriesischen Inseln liegen nach IFS-EPS am Mittwoch bei 10-30, laut
COSMO-LEPS dicht vor Sylt bei bis zu 50%. Die große Sturmlage wird das definitiv
nicht.

EFI-Signale sind bis einschließlich nächstes Wochenende aktuell noch nicht zu
finden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen