S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.10.2021 um 10.30 UTC

Anfangs unbeständig und windig, danach am Wochenende Wetterberuhigung und in der
neuen Woche wieder zunehmend wechselhaft.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 26.10.2021

Am Freitag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums überquert ein
Langwellentrog, der sich von Skandinavien bis ins westliche Mittelmeer
erstreckt, unseren Vorhersagebereich. Westlich davon erreicht ein kräftiger
Rücken im Tagesverlauf die Britischen Inseln. Mit dem Trog wird höhenkalte Luft
zu uns geführt und auch niedertroposphärisch sinken die Temperaturen in 850 hPa
auf Werte um 0 Grad.
Aufgrund des herannahenden Keils steigt allerdings der Druck im Tagesverlauf
langsam an und über dem Alpenraum und Süddeutschland etabliert sich ein
Bodenhochkeil. Das bedeutete einen kräftigen Druckgradienten zum Tief über dem
nördlichen Skandinavien.
Wettermäßig sorgt der Trog vor allem im Norden für windiges Schauerwetter, zudem
sinkt die Schneefallgrenze in den Bergen teilweise unter 1200 m ab. Es gibt vor
allem im norddeutschen Tiefland stürmische Böen oder sogar Sturmböen, auf den
Bergen und an der Küste Sturmböen und exponiert schwere Sturmböen. Weiterhin
können sich im Küstenbereich in der höhenkalten Luft kurze Gewitter bilden.
Die Tageshöchsttemperaturen steigen nur wenig über 10 Grad an.

Am Samstag verabschiedet sich der Trog ostwärts und der nachrückende Keil
erreicht mit seiner Divergenzachse am Abend Westdeutschland. Korrespondieren
dazu verstärkt sich der Bodenhoch über dem Alpenraum und dehnt sich nach Norden
aus. Gleichzeitig verlagert sich sein Schwerpunkt von Frankreich nach
Tschechien.
Dadurch bleibt es am Samstag meist trocken, im Süden auch recht freundlich.
Lediglich in den östlichen Mittelgebirgen sorgt der abziehende Trog noch für ein
paar Spritzer Regen. Der Südwestwind ist nur noch an der Küste und auf den
Berggipfeln ein Thema mit Böen der Stärke Bft 8 und exponiert Bft 9, er schwächt
sich gegen Abend auch im Nordosten ab.

Am Sonntag überquert die Achse des Rückens unser Land rasch ostwärts und vor
allem der Nordwesten kommt schon wieder in den Strömungsbereich des
nachfolgenden Langwellentroges. Mit der südwestlichen Strömung wird auch wieder
etwas mildere Luft zu uns geführt, sodass die Tageshöchstwerte im Südwesten
wieder über 15 Grad steigen können.
Am Boden fällt der Druck und das Bodenhoch findet sich bis zum Abend bereits mit
seinem Schwerpunkt über Osteuropa. Vor dem Trog erreicht uns in der zweiten
Tageshälfte eine weitgehend okkludierte Front eines Tiefs östlich von Irland.
Damit verbunden ist ein Regengebiet, was aber nur den äußersten Westen des
Landes erfasst. Weiterhin nimmt mit Herannahen der Front der Südwestwind wieder
zu und in den westdeutschen Gebirgen und an der Nordsee gibt es Böen der Stärke
8.

Am Montag folgt der nächste Höhentrog und er erreicht am Abend bereits den
Kontinent. Die vorlaufende Kaltfront schwenkt über den Norden und die Mitte
hinweg ostwärts. Im Süden hängt sie zurück und kommt zunehmend unter den
Einfluss eines Höhenhochs über dem Balkan und Italien. Von daher bleibt die
Wetteraktivität auf den Norden und Westen beschränkt. Nur in den westlichen
Mittelgebirgen können die Niederschlagsmengen lokal auch etwas ergiebiger
ausfallen. Am Temperaturniveau ändert sich nicht viel.

Am Dienstag erreicht der Trog unseren Vorhersageraum. Dabei schwächt er sich ab
und tendiert in seinem Südteil, über dem westlichen Mittelmeer, zum Abtropfen.
Der Trog sorgt bei uns für Regen oder Regenschauer, wobei größere Mengen wohl
nicht auf der Karte stehen. Auch der Bodendruckgradient ist nicht sonderlich
ausgeprägt. Für steife bis stürmische Böen an der Küste, sowie in den westlichen
und südlichen Gebirgen sollte es aber ausreichen. Am Temperaturniveau ändert
sich gegenüber dem Vortag nichts, 15 Grad werden voraussichtlich nur noch im
Südwesten sowie am Niederrhein erreicht.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch nächster Woche zonalisiert die
Strömung, wobei die Frontalzone noch den Norden Deutschlands erfasst. Darin
eingelagerte Störungen sorgen dort unbeständiges Wetter, während im Süden es
vielfach trocken bleibt. Es bleibt mild.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen Laufs im Vergleich zu seinen Vorläufen kann
insgesamt als recht gut bezeichnet werden. Etwaige vorhersagerelevante
Unterschiede sind nicht zu erkennen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Abfolge des Trog/Keil-Musters in den nächsten Tagen wird auch von GFS und
ICON ähnlich simuliert. Allerdings fällt bei der Böenvorhersage auf, dass bei
ICON die Windabschwächung am Freitag etwas früher stattfindet.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalysen für Freitag und Samstag sind in 3 Cluster sortiert, die sich
bei uns kaum unterscheiden. Im anschließenden Cluster von Sonntag bis Dienstag
wird gar nur ein Cluster gerechnet, ein Indiz was für die Lösung des
deterministischen Laufs spricht. Der Cluster für die erweiterte Mittelfrist
zeigt dahingegen insgesamt 5 Cluster an. Dabei wird der aktuelle Lauf des IFS
dem Cluster 3 zugeordnet. Hierbei gehen die Cluster teilweise sehr deutlich
auseinander. Nach Cluster 1 ist am nächsten Wochenende der Durchzug eines
Höhentiefs mit recht scharfem Gradienten simuliert, dass durchaus für eine
mögliche Sturmlage im Küstenbereich sprechen würde. Andere Cluster hingegen
sehen eine ruhige antizyklonale Strömungskonfiguration, ergo ist eine sinnvolle
Abschätzung zurzeit noch nicht möglich.

Die Rauchfahnen bei uns zeigen einen starken Temperaturrückgang von Mittwoch bis
Freitag auf Temperaturen unter 0 Grad. Danach ab Sonntag, nach Durchgang des
Bodenhochs eine kräftige Erwärmung auf über 5 Grad. Bis Dienstag erfolgt erneut
ein Temperaturrückgang, wobei der Spread und damit die Unsicherheit zunimmt.
Die Niederschlagskurven zeigen im Kurzfristzeitraum einen recht unbeständigen
Abschnitt und von Freitag bis Sonntag eine Wetterberuhigung mit recht hohem
Geopotential. Danach wird es wieder zunehmend unbeständig.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI signalisiert lediglich für den Freitag eine Windlage, die einen Großteil des
Vorhersagebereichs betrifft. Danach gibt es keine Hinweise mehr auf eine
signifikante Niederschlags- oder Windlage.

Wind:
Die Ensembles zeigen für Freitag hohe Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen (Bft 9)
im Bereich der Küsten, für die Ostsee gibt eine mittlere bis hohe
Wahrscheinlichkeit für schwere Sturmböen (Bft 10), exponierte sind auch
orkanartige Böen (Bft 11) nicht auszuschließen. Im Tagesverlauf lässt der Wind
nach und am Samstag sind lediglich in exponierten Lagen der Ostseeküste noch
Sturmböen möglich. Danach erhöht sich erst ab Montag auf den Nordseeinseln
wieder die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen (Bft 8).

Niederschlag:
Signale für warnwürdige Niederschlagsmengen (> 30 mm/24h) liegen nicht vor.

Gewitter:
Mit Übergreifen des Troges und der damit verbundenen Zufuhr von höhenkalter Luft
besteht am Freitag vor allem im Küstenbereich die Gefahr von kurzen Gewittern.
Diese sind dann mit Sturm-, oder schweren Sturmböen verbunden.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich