S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.10.2021 um 10.30 UTC

Anfangs stürmisch und regnerisch, Temperaturrückgang. Zum Wochenende
vorübergehende Wetterberuhigung, allmählich etwas ansteigendes Temperaturniveau.
Nachfolgend wieder wechselhaft, teils windig und eher mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.10.2021

Am Donnerstag greift der westeuropäische Langwellentrog mit kurzwelligen
Troganteilen auf Deutschland über. Das korrespondierende Boden- respektive
Sturmtief zieht unter leichter Intensivierung vom östlichen Kanalausgang über
Schleswig-Holstein/Dänemark Richtung Südschweden/westliche Ostsee. Damit
einhergehend überquer eine erste Kaltfront bereits bis Donnerstagfrüh das
Vorhersagegebiet mit Regen. An den Alpen verzögert sich die
Verlagerungsgeschwindigkeit etwas, so dass es dort etwas länger regnen kann. Im
Tagesverlauf folgt bereits ein weiteres Frontensystem, das mit einem weiteren
kurzwelligen Troganteil samt Bodentrog verbunden ist und von der Nordsee kommend
bis Freitagfrüh Deutschland weitgehend überquert. Beim Durchgang der
kurzwelligen Troganteile, zum einen bereits aus der Nacht zum Donnerstag heraus
und dann erneut/insbesondere mit dem zweiten Kurzwellentrog/Bodentrog im
späteren Tagesverlauf von Nordwesten dürften aufgrund der Labilisierung mittels
einfließender Höhenkaltluft konvektive und daher teils kräftigere Niederschläge
auftreten. Das betrifft dann vor allem die nördlichen Landesteile, eventuell bis
in die Mitte. Rückseitig fließt deutlich kühlere Luft ein, die 0-Grad-Isotherme
in 850 hPa erreicht bis Freitagfrüh die Alpen. Die Schneefallgrenze sinkt auf
grob 1200 m. Ein weiterer Aspekt ist die Windentwicklung: Bereits in der Nacht
zum Donnerstag nimmt der Gradient zu, so dass allgemein mit einer deutlichen
Windzunahme zu rechnen ist. Nach aktuellem Stand der Prognosen muss vor allem in
der Mitte und im Norden mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden, mit
Hilfe der Konvektion sowie im höheren Bergland und an den Küsten sind Sturmböen,
in exponierten Lagen wohl auch schwere Sturmböen zu erwarten. Insgesamt bestehen
aber noch größere Unsicherheiten hinsichtlich der Windentwicklung.

Am Freitag liegt die Achse des Langwellentroges meist knapp östlich von
Deutschland, allerdings folgt von Nordwesten her ein weiterer kurzwelliger
Anteil samt Bodentrog und einem weiteren Schwall Höhenkaltluft. Dies führt
insbesondere in der Nordhälfte zu weiteren, teils schauerartig verstärkten,
lokal auch gewittrigen Niederschlägen. Nach Süden hängt die Trogachse etwas
zurück, die Niederschläge an den Alpen schwächen sich nur zögerlich ab, oberhalb
etwa 1500 m schneit es. Im Tagesverlauf steigt von Südwesten der Druck
allmählich an. Mit Durchschwenken des Bodentroges lebt der Wind tagsüber
nochmals auf, insbesondere in der Nordhälfte sind erneut verbreitet Windböen zu
erwarten. Ob dabei abseits von Bergland und Küstenregionen erneut stürmische
Böen auftreten, ist aktuell noch unsicher.

Am Samstag verlagert sich das Trog-Keil-Muster weiter nach Osten, der Keil über
Westeuropa wölbst sich weiter auf, im Zusammenhang mit dem Bodenhoch über
Frankreich und dem Alpenraum steigt der Luftdruck über Deutschland weiter an –
alles in allem stehen die Zeichen auf Wetterberuhigung. Das Temperaturniveau
bleibt mit 850 hPa-Temperaturen um oder leicht unter 0 Grad gedämpft. Bereits in
der Nacht zum Sonntag wird dem Keil vom nachfolgenden Trog bei den Britischen
Inseln das Wasser abgegraben, die Strömung dreht auf Südwest, so dass wieder
mildere Luftmassen herangeführt werden, von Nordwesten nähren sich allmählich
die Ausläufer des Tiefdruckkomplexes bei Island bzw. über dem Nordatlantik.

Am Sonntag zonalisiert die Strömung zunehmend und das Frontensystem des
Nordmeertiefs greift mit Niederschlägen von Nordwesten auf Deutschland über.
Auch im Südosten schwächt sich der Hocheinfluss allmählich ab, das Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt gen Osteuropa/Schwarzes Meer. Bis zum Abend bleibt
es aber dort meist noch trocken. Es herrscht eine wieder mildere Luftmasse mit
850 hPa-Temperaturen zwischen etwa 1 Grad im Ostseeumfeld und knapp 8 Grad an
den Alpen vor.

Zu Wochenbeginn stellt sich eine zyklonale Westlage ein, in der das erste
Frontensystem am Montag unter Abschwächung auch die Alpen erreicht, während von
Westen im weiteren Tagesverlauf bereits ein weiteres Niederschlagsband auf
Deutschland übergreift. Diese wechselhafte und tendenziell auch windige
Witterung bei relativ mildem Temperaturniveau setzt sich nach aktuellem Stand
der Vorhersagen auch in der erweiterten Mittelfrist fort.

Erweiterte Mittelfrist:

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe kann mit Blick auf die Grundstrukturen
insgesamt als gut bewertet werden. Es zeigen sich allerdings hinsichtlich der
Entwicklung am Donnerstag noch gewisse Unsicherheiten. Die neueren IFS-Läufe
zeigen eine leicht verzögerte, vor allem der aktuelle 00 UTC-Lauf dafür aber
eine etwas markantere Tiefentwicklung über Südskandinavien bzw. der westlichen
Ostsee. Der Bodendruck wird im Laufe des Donnerstags nach den aktuellen
Prognosen im Bereich des Tiefs um etwa 5 hPa tiefer bzw. der kurzwellige
Höhentrog markanter vorhergesagt. Im Vergleich zum gestrigen 00 UTC-Lauf erfolgt
dann aber das Durchschwenken des Troges (übrigens auch im schon im gestrigen 12
UTC-Lauf) samt nachfolgendem Bodentrog etwas flotter.

Zum Samstag wird die Konsistenz sogar wieder besser, bevor zum Sonntag die
Strukturen wieder zunehmend zyklonaler werden und außerdem die Phasen- und
Amplitudenunterschiede zunehmen, die sich in der erweiterter Mittelfrist
fortsetzen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die genaue Entwicklung der Sturmlage am Donnerstag wirft mit der Betrachtung
anderer Globalmodelle wie ICON und GFS weiterhin Fragen auf. Während das IFS im
neuesten Lauf das erste Randtief bei Dänemark etwas markanter als in seinen
Vorläufen und auch markanter als ICON und GFS simuliert, will das ICON auch von
dem nachfolgenden Bodentrog nicht so viel wissen. ICON simuliert diesen doch
deutlich schwächer. Nach GFS entwickelt sich dagegen im Laufe des Donnerstages
ein weiteres Tief bei den Britischen Inseln, das im weiteren Verlauf von Westen
auf Deutschland übergreift. Dadurch ergibt sich insbesondere zum Freitag eine
verzögerte Wetterberuhigung hinsichtlich der Niederschläge, allerdings aufgrund
des verzögerten Druckanstiegs auch ein schwächerer Gradient und damit am Freitag
eine schwächere Windsituation.
Am Wochenende sind ICON und GFS (GFS auch noch zu Wochenbeginn) deutlich
antizyklonaler aufgestellt: während IFS bereits am Sonntag schon zonalisiert,
lassen ICON und GFS den Keil über Mitteleuropa weit nach Norden aufwölben, der
Bodenhochschwerpunkt liegt beim ICON am Sonntag über Südpolen, bei GFS sogar
über dem Nordosten Deutschlands/Westpolen/südliche Ostsee. Aber auch ICON lässt
den westeuropäischen Trog im Verlauf des Sonntags etwas verzögert auf
Deutschland übergreifen, nach GFS hält der Hochdruckeinfluss sogar noch am
Montag.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse für den ersten Zeitraum (Donnerstag, +72 bis +96 h) liefert 3
Cluster, wobei die Unterschiede hier in der etwas unterschiedlichen Wichtung der
einzelnen Kurzwellentröge zu finden sind. Diese unterschiedliche Betonung der
kurzwelligen Anteile scheint aus heutiger Sicht schwierig diskutierbar bzw. zu
detailliert, um prognoserelevante Aussagen treffen zu können – zumal die 3
Cluster mit 18, 17 und 16 Membern ziemlich gleichstark besetzt sind, Haupt- und
Kontrolllauf wurden in Cluster 1 einsortiert. Für den Folgezeitraum
(Samstag/Sonntag, +120 bis +168 h) werden ebenfalls 3 Cluster mit 21, 18 und 12
Membern angeboten, Haupt- und Kontrolllauf werden wieder in Cluster 1 gruppiert.
Wie auch im Vergleich zu ICON und GFS wird hier der westeuropäische Keil
unterschiedlich stark aufgewölbt. Cluster 1 zonalisiert wie der Hauptlauf
bereits zum Sonntag, Cluster 2 und 3 lassen dem Keil etwas mehr Spielraum und
der Trog greift erst zum Montag auf Deutschland über. Das erinnert eben
tatsächlich an die Lösungen von ICON und GFS, so dass die Dauer der
Wetterberuhigung wohl tatsächlich noch unsicher ist. Für die erweiterte
Mittelfrist (+192 bis +240 h, Dienstag/Mittwoch) zeigen alle 3 angebotenen
Cluster (24, 16 und 11 Member) das Übergreifen des westeuropäischen Troges und
somit einen eher wechselhaften Witterungsabschnitt. Allerdings verläuft in
Cluster 3 (11 Member) die Frontalzone etwas weiter nördlich, so dass die
südlichen Landesteile von hohem Luftdruck über Südeuropa profitieren könnten.

Die Rauchfahnen des IFS-EPS spiegeln die Unsicherheiten ebenfalls. Wirklich gut
gebündelt sind sowohl die Temperatur- als auch die Geopotenzialkurven nur BIS
Donnerstag, bereits zu Beginn der Mittelfrist nimmt der Spread ganz ordentlich
zu und bleibt recht groß, zur erweiterten Mittelfrist steigern sich di
Unsicherheiten noch weiter. Anhand der Mehrzahl der Member bestätigt sich aber
der Verlauf: Tiefdruckeinfluss mit Geopotenzialminimum am späteren Donnerstag/in
der Nacht zum Freitag, dabei rückseitig deutlicher Temperaturrückgang. Zum
Wochenende Geopotenzialansteigt mit Wetterberuhigung, geringem Regenrisiko und
langsam wieder etwas ansteigenden Temperaturen. Ab Wochenbeginn wieder
wechselhafter mit fallendem Geopotenzial, Temperaturniveau sehr unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND/STURM:
Am Donnerstag zeigen sowohl die deterministischen Modellläufe als auch die
EPS-Verfahren eine Wind- bzw. Sturmlage für weite Teile Deutschlands. Dabei muss
verbreitet mit starken bis stürmischen Böen, mit Unterstützung der Konvektion,
im Bergland sowie an den Küsten auch mit Sturmböen bzw. zeitweise eventuell auch
schweren Sturmböen gerechnet werden. Auch EFI liefert deutliche Signale für
warnrelevante Böen am Donnerstag in ganz Deutschland, EFI legt Schwerpunkt gar
über die südliche Mitte. Am Freitag nur langsam nachlassendes
Wind-/Sturmpotenzial und Verlagerung des Schwerpunktes voraussichtlich in die
nördlichen Landesteile. Die EFI-Signale zeigen sich im Vergleich zum Donnerstag
abgeschwächt, aber noch vorhanden und am stärksten im Nordosten.

STARKREGEN/GEWITTER:
Am Donnerstag bei teils linienhaft organisierter bzw. wiederholt auftretender
Konvektion vor allem im Norden und insbesondere im Umfeld von Nord- und
Ostseeküste strichweise Starkregen über wenige Stunden (Stundenkriterium bei
ppws um oder bei knapp 20 mm eher nicht so problematisch) denkbar. EFI-Signale
liefert recht kräftige Signale für kräftigeren Niederschlag am Donnerstag im
Nordwesten und Norden, insbesondere im Nordseeküstenumfeld. Auch am Freitag
nochmals leichte Signale für das direkte Küstenumfeld von Nord- und Ostsee.
Bei der Konvektion sind auch örtlich Gewitter zu erwarten: EFI Cape liefert
deutliche Signale für Donnerstag in der Nordhälfte, am Freitag noch leichte
Signale im Küstenumfeld.

SCHNEE:
In der Nacht zum Freitag absinkende Schneefallgrenze auf grob 1200 m, Freitag
tagsüber bei etwa 1500 m. Nennenswerte Neuschneemengen um 5 cm werden dabei
eigentlich nur in den Alpen erwartet. Es gibt nur schwache EFI-Signale am
Freitag im Alpenraum.

Am Samstag und Sonntag werden keine markanten Wetterereignisse erwartet.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger