S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.10.2021 um 10.30 UTC

Unbeständig, ab Mittwochnachmittag zunehmend windig bis stürmisch. Zunächst sehr
mild, ab Donnerstag zurückgehende Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 24.10.2021

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Mittwoch befindet sich das östliche
Mitteleuropa zunächst noch unter einem langwelligen Rücken, der allerdings rasch
nach Osten vorankommt. Seine Achse befindet sich bereits am Morgen östlich von
Deutschland, sodass wir zunehmend auf die Vorderseite eines Langwellentrogs
gelangen, dessen Hauptdrehzentrum im Tagesverlauf Großbritannien erreicht. Dabei
gelangt hinter einer nach Polen abgezogenen Warmfront mit einer strammen
südwestlichen Strömung zunächst noch sehr milde Luft nach Deutschland mit
850hPa-Temperaturen zwischen 10 Grad im Nordwesten und 15 Grad im Alpenvorland.
Folglich klettern die Temperaturen auf sehr milde 17 bis 23 Grad, wobei es
südlich der Donau und am Oberrhein am wärmsten wird. Dort scheint auch noch
längere Zeit die Sonne, während im Nordwesten bereits mehrschichtige Bewölkung
aufzieht und es dort auch zunehmend windig wird.

Am Abend und in der Nacht zum Donnerstag greift von Nordwesten eine markante
Kaltfront mit schauerartigen Regenfällen über und verlagert sich rasch ostwärts.
Ihr folgt ein Randtrog nach, der sowohl in der Höhe als auch am Boden zu finden
ist. Dadurch verschärft sich der Druckgradient deutlich, sodass sich
voraussichtlich die erste herbstliche Sturmlage entwickelt mit stürmischen Böen
und Sturmböen bis ins Flachland. Allerdings bestehen hinsichtlich der Stärke und
genauen Lage des Sturmfelds noch gewisse Unsicherheiten (s.u.). Am Donnerstag
zieht der Randtrog bereits ostwärts ab, der Druckgradient fächert aber nur
vorübergehend etwas auf, sodass es weiterhin windig bis stürmisch bleibt. Hinter
der Kaltfront ist deutlich kühlere Luft eingeströmt (T850 zwischen 2 und 9
Grad), weshalb die Temperaturen nicht mehr über 14 Grad im Norden und 18 Grad im
Südosten hinauskommen. Während am Alpenrand noch die Reste der Kaltfront zu
staubedingten Regenfällen führen, erreicht den Norden bereits eine weitere
Kaltfront mit schauerartigem Regen.

Am Abend und in der Nacht zum Freitag findet über Westeuropa eine neue
Austrogung nach Süden statt. Die Achse des regenerierten Trogs erreicht bereits
am Morgen den Westen Deutschlands und überquert das Land im Tagesverlauf zügig
ostwärts. Dadurch dreht die Strömung auf nordwestliche Richtungen, womit ein
weiterer Schwall Kaltluft Deutschland erreicht. So gehen die 850hPa-Temperaturen
auf 0 bis -4 Grad zurück. Höhenkaltluft labialisiert die Luftmasse, sodass es in
der Folge zu Schauern kommt, die im höheren Bergland teils in Schnee übergehen
können. Mit Höchstwerten zwischen 8 und 14 Grad wird es deutlich kühler als
zuvor.

Am Samstag zieht der Trog ostwärts ab und ihm folgt von Westen her ein Rücken,
dessen Achse von der Norwegischen See bis zur Iberischen Halbinsel reicht. Am
Boden weitet sich das korrespondierende Hoch mit Schwerpunkt über Frankreich bis
in die Südwesthälfte Deutschlands aus. Somit kommt es allmählich zu einer
Wetterberuhigung, wobei sich in der Mitte und im Nordosten Deutschlands in der
weiterhin labil geschichteten Luftmasse noch einzelne Schauer bilden können.

In der Nacht zum Sonntag überquert die Achse des Rückens bereits Deutschland und
es ist vielfach klar, weshalb die Nacht recht frisch ausfallen könnte mit
leichten Bodenfrost in ungünstigen Lagen. Im Tagesverlauf gelangen wir schon
wieder auf die Vorderseite des nächsten Trogs. Nach einem freundlichen Start in
den Tag greifen von Nordwesten her mehrschichtige Bewölkung und nachfolgend von
der Nordsee her Niederschläge über.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die synoptischen Basisfelder des aktuellen Laufs weisen im Vergleich zu den
Vorläufen bis Donnerstag eine recht gute Konsistenz auf. Unterschiede
beschränken sich auf die Details, auf die es allerdings bei Sturmlagen allzu oft
ankommt. So wird der Randtrog (Mittwochabend / Nacht zu Donnerstag) im neuesten
Lauf einerseits etwas markanter simuliert als in den beiden Vorläufen, wodurch
die vorhergesagten Böen etwas höher ausfallen (mit Ausnahme des äußersten
Nordwestens und Südostens verbreitet Bft 9, exponiert 10). Zum anderen schwenkt
diese Welle schneller nach Osten durch, sodass das Sturmfeld schon Mittwochabend
auf den Westen übergreift und Donnerstagvormittag bereits nach Polen abzieht,
während im gestrigen 00UTC-Lauf der Wind erst nachts zunimmt und am Donnerstag
seine volle Stärke entfaltet. Der gestrige 12UTC-Lauf stellt quasi eine Art
Zwischenlösung dar.
Am Freitag nehmen die Modellunterscheide zu. Im heutigen Lauf gelangt die
(Höhen-)Kaltluft mit dem herein schwenkenden Trog weiter nach Süden, während in
den Vorläufen ein Abtropfprozess über Frankreich und dem Alpenraum gegen die
eindringende Kaltluft aus Norden ankämpft. Am Wochenende nähern sich die
Modellläufe wieder an.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Donnerstag sind sich IFS und GFS sehr ähnlich, beide simulieren in der Nacht
zum Donnerstag die durchschwenkende Welle mit verbreitet stürmischen Böen und
Sturmböen in der Nacht zum Donnerstag. ICON nimmt eher die Rolle des
Außenseiters ein und deutet die Welle allenfalls an. Demnach möchte ICON von
einer verbreiteten Sturmlage nichts wissen und simuliert allenfalls nördlich der
Mittelgebirge steife Böen, dafür schwere Sturmböen an der Nordsee. Erst mit
einem „verspäteten“ Bodentrog am Donnerstag kommt es im Norden zu stürmischen
Böen aus Südwest.
Am Freitag nähern sich hingegen ICON und IFS an mit dem nach Süden ausgreifenden
und mit Höhenkaltluft angereicherten Trog, während GFS ähnlich zu den gestrigen
IFS-Läufen einen Abtropfprozess über Frankreich simuliert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen für Offenbach weisen bei der Temperatur bis Donnerstag nur einen
geringen Spread auf, wobei nach einem Anstieg bis 14°C ab Mittwoch ein
deutlicher Absturz zu erkennen ist, bis zu einem Minimum von durchschnittlich
-2°C das Minimum am Samstag. Haupt- und Kontrolllauf sind eher im unteren
Drittel zu finden, was wahrscheinlich auf die stärker nach Süden vorankommende
Kaltluft zurückzuführen ist.
Beim Geopotential weitet sich schon am Donnerstag der Spread etwas, was die noch
leichte Unsicherheit bei der Stärke und genauen Abfolge des durchziehenden
Randtrogs verdeutlicht. Nachfolgend steigt ab Freitag bei der überwiegenden
Anzahl der Member das Geopotential schneller an als beim Haupt- und
Kontrolllauf. Von Mittwoch bis Freitag werden deutliche Niederschlagssignale
gezeigt, kaum Ausschläge bei den Niederschlägen am Wochenende markieren die
Wetterberuhigung durch den hereinkommenden Höhenrücken.

Bei den Clusteranalysen (t+120-168h) werden 3 Cluster angeboten, wobei alle
Member für Freitag und Samstag das Regime Atlantic Ridge zeigen, wenngleich die
Amplitude des Rückens unterschiedlich stark ausgeprägt ist. In Cluster 1, in dem
sich auch der Hauptlauf befindet, sind die Amplituden des mitteleuropäischen
Trogs und des nachfolgenden Rückens größer als in Cluster 2 und 3, welche etwas
zonaler geprägt sind. Am Sonntag nehmen die Unterschiede zwischen den Clustern
zu.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Ab Mittwochabend bzw. in der Nacht zum Donnerstag wird die erste verbreitete
Sturmlage zunehmend wahrscheinlicher. Dabei drohen stürmische Böen und Sturmböen
bis ins Flachland, in exponierten bzw. freien Lagen sind auch schwere Sturmböen
nicht ausgeschlossen. Dabei ist die genaue Lage, Intensität und zeitliche
Abfolge des Sturmfelds noch mit Unsicherheiten behaftet. Das IFS-EPS liefert
allerdings in der Nacht zum Donnerstag und Donnerstagvormittag vor allem in der
Mitte und nördlichen Mitte Wahrscheinlichkeiten zwischen 60 und 90% für Bft 8
und immerhin zwischen 30 und 60% für Bft 9, was zeigt, dass hier voraussichtlich
„was im Busch“ ist.
Mit Überqueren der Kaltfront sind ab Mittwochabend einzelne Gewitter mit
Sturmböen nicht ausgeschlossen, ebenso wie in Verbindung mit Höhenkaltluft und
der noch recht warmen Nord- und Ostsee am Freitag.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, GFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel