S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.10.2021 um 10.30 UTC

Bis Mittwoch Trogvorderseite, leicht unbeständig und warm. Am Donnerstag
wahrscheinlich Sturm.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 23.10.2021

Zu Beginn des Mittelfristzeitraums befindet sich am Dienstag ein ausgeprägter
Langwellentrog über dem Atlantik. Vorderseitig scheibt sich ein Höhenkeil von
Spanien über Frankreich Richtung Deutschland. Dabei stellt sich eine zunehmende
südwestliche Strömung ein, in der maritime Subtropikluft advehiert wird. Die
Warmfront des zum Trog gehörenden atlantischen Tiefdruckkomplexes zieht im Laufe
des Tages mit Regen über Deutschland hinweg.

Am Mittwoch verlagert sich der Langwellentrog weiter Ostwärts, sodass
Mitteleuropa auf seine Vorderseite gelangt. Der steuernde Tiefdruckkomplex
erstreckt sich mit seinem Zentrum von Schottland bis Skandinavien. Dadurch
verstärkt die südwestliche Strömung, sodass mit einer deutlichen Windzunahme zu
rechnen ist. Dabei befindet sich Deutschland im weit geöffneten Warmsektor. Die
850-hPa-Temperatur liegt bei 10 bis 14 °C, wodurch tagsüber für die Jahreszeit
ungewöhnlich hohe Temperaturen von 18 bis 23 °C erreicht werden. Dabei ist es im
Südosten unter dem Einfluss des Höhenkeils noch ziemlich freundlich, während im
Westen eingelagerte Feuchtefelder für dichte Bewölkung etwas Regen sorgen.
In der Nacht zum Donnerstag kommt der Trog unter Verkürzung seiner Amplitode
weiter ostwärts voran. Die Kaltfront des Tiefdruckkomplexes überquert somit
Deutschland. Ihr folgt der Höhentrog, an dem eine kommaartige Struktur im
Feuchtefeld gekoppelt ist. An seiner Vorderseite bildet sich ein scharfer
Bodentrog, der den Westen von Deutschland in den Morgenstunden erfass. Dabei
nimmt der Gradient merklich zu, sodass Sturmböen von Westen her übergreifen.

Am Donnerstag liegt Deutschland unter dem Einflussbereich des Troges an der
Südostflanke des nun über Skandinavien liegenden Tiefdruckkomplexes. Zunächst
zieht der Randtrog aus der Nacht ostwärts ab, er wird gefolgt von einem weiteren
Randtrog. Der Gradient nimmt weiterhin zu, sodass auf 850-hPa im Trogbereich
Windgeschwindigkeit von über 60 kt simuliert werden. Verbreitet ist somit mit
Sturmböen zu rechnen. Dabei fließt mit einer West-nordwestlichen Strömung
subpolare Meeresluft ein, in der die 850-hPa-Temperatur im Norden auf unter 0°C
fällt.

Am Freitag baut sich ein neuer atlantischer Rücken auf. Stromabwärts entwickelt
sich am Rande des skandinavischen Langwellentroges ein Randtief über
Südskandinavien und zeiht zum Baltikum. Auf seiner Rückseite wird einer neuer
Schwall Polarluft nach Deutschland geführt.

Am Samstag zieht der Trog weiter ostwärts ab, sodass wir in den Einflussbereich
des Höhenkeils unter Hochdruckeinfluss gelangen. Unter Absinken kann sich die
eingeflossene polare Kaltluft langsam erwärmen.
Am Sonntag rückt bereits ein weiterer Langwellentrog nach.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die heutige Simulation ist recht ähnlich zu den Vorläufen. Im neuen Lauf kommt
der Trog durch Verkürzung seiner Wellenlänge noch etwas schneller Voran, als
noch in den gestrigen Läufen, sodass die Kaltfront bereits am Mittwochabend den
Westen erreicht. Ansonsten wird der Warmfrontregen am Dienstag in den neuen
Läufen zunehmend stärker gerechnet. In wie weit die Kaltluft am Freitag nach
Süden voran kommt, bleibt ebenfalls noch unsicher. In den Vorläufen war der 2.
Kaltluftvorstoß deutlich schwächer, obwohl eine Mehrzahl der Ensemblemitglieder
kälter war.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS sieht die Lage ähnlich, nur die Randtröge am Donnerstag werden zeitlich und
räumlich etwas unterschiedlich gerechnet. Ach am Samstag soll sich
Hochdruckeinfluss durchsetzen. Ab Sonntag greift dann aber bereits der nächste
Trog auf Deutschland über.
ICON rechnet am Donnerstag sogar mit einem Randtief, dass in der Nacht zum
Freitag von der Nordsee unter merklicher Abschwächung über Norddeutschland
zieht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bis Donnerstag sind die ECMWF-Rauchfahnen stark gebündelt. Es ist ein deutlicher
Anstieg der 850-hPa-Temperaturen auf der Trogvorderseite bis Mittwoch zu
erkennen. Danach zeigen die ENS einheitlich einen deutlichen Temperaturrückgang
am Donnerstag mit sinkendem Geopotenzial. Ab Freitag nimmt die Streuung deutlich
zu. Sowohl im Geopotenzial, als auch in den 850 hPa-Temperaturen und in den
Niederschlägen. Ein anschließender Trend für das Wochenende hin zu steigenden
Geopotenzial, mit ansteigenden Temperaturen, was auf die Lösung mit der
Trogvorderseite hinweist, lässt sich erkennen. Jedoch sind die einzelnen Member
zum Teil deutlich Phasenverschoben.
Auch das Windmaximum zur Mitte der Woche zeigt relativ wenig Spread. Anders
sieht dies bei den Niederschlagsmengen aus. Da ergeben sich schon ab Dienstag
größere Unsicherheiten.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Trogvorderseite mit deutlichem
Temperaturanstieg bis Mittwoch gesichert ist. Unsicher belieben jedoch die
Niederschläge, die mit der Warmfront verbunden sind. Die nachfolgende Abkühlung
mit Kaltfrontdurchgang erscheint als sehr wahrscheinlich. Wahrscheinlich ist es
auch, dass wir in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag die erste größere
Sturmlage der Saison erleben werden. Unsicher bleiben jedoch die genauen
Windgeschwindigkeiten, die von der Intensität und vom Timing der Randtröge
abhängen. Nach derzeitigem Stand ist im Tiefland wahrscheinlich von Böen Bft 8-9
auszugehen. Die nachfolgende Troglage am Freitag scheint auch als
wahrscheinlich, wobei noch unsicher ist, wie weit die Polarluft nach Süden
vorankommt. Auch wenn die Unsicherheiten ab dem nächsten Wochenende recht groß
ist, so bestätigen auch die Clusteranalysen einen weiteren Anhaltenden Trend zu
einem wechselhaften Trog-Keil-Muster.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI zeigt am Mittwoch und Donnerstag deutlich erhöhte Signale für Wind über
Mitteleuropa. Auch in den Ensemblevorhersagen zeigt der überwiegende Teil der
Ensembles stürmische Böen auch in tiefen Lagen. In der Nacht zum Donnerstag und
am Donnerstag kommt es wahrscheinlich zur ersten größeren Sturmlage in diesem
Herbst. Nach derzeitigem Stand ist im Tiefland wahrscheinlich von Böen Bft 8-9
auszugehen.

Am Mittwochnachmittag simulieren die Modell im Vorfeld der Kaltfront etwas
erhöhte CAPE-Werte. Genug um einzelne Gewitter vor oder an der Front auszulösen.
Diese können mit Sturmböen verbunden sein.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF und MOSMIX, ab Freitag ENS-Mittel

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold