S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.10.2021 um 10.30 UTC

Im Norden und in der Mitte leicht wechselhaft, im Süden teils ruhiges
Herbstwetter. Mild. Erst nach Wochenmitte leichter Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 21.10.2021

Am Sonntag und Montag liegt Deutschland an der Nordostflanke eines breiten
Höhenrückens. Die Frontalzone erstreckt sich vom Azorenraum über Schottland und
die Baltischen Staaten hinweg zum nördlichen Ural. Frontale Prozesse mit
geringen Niederschlägen streifen allenfalls den äußersten Norden. Im Süden und
zum Teil auch in der Mitte stellen sich bei geringen Luftdruckgegensätzen nach
Auflösung von Nebel oder Hochnebel längere sonnige Abschnitte ein.
Am Dienstag überquert eine gut ausgeprägte Warmfront das Vorhersagegebiet, was
Niederschläge bis auf den zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum übergreifen
lässt. Außerdem legt der Gradient zu, so dass an der See teils stürmische, auf
exponierten Berggipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten können. Dabei wird es
sehr mild, teils werden um 20 Grad erreicht und in den Nächten bleibt es dann
frostfrei.
Im Laufe des Mittwochs verlagert sich der o.g. Rücken über Mitteleuropa hinweg
ostwärts. Der nachfolgende Trog erstreckt sich vom Nordmeer in den mittleren
Nordatlantik, so dass sich gesamttroposphärisch eine südwestliche Strömung
einstellt. Mit dieser wird sehr milde Luft herangeführt, was vielerorts die
Temperaturen auf Maxima um oder etwas über 20 Grad steigen lässt. Der noch etwas
zunehmende Gradient bewirkt, abgesehen vielleicht von einigen Tallagen im Süden,
ein alsbaldiges verschwinden von Nebel und Hochnebel. Die nachfolgende Kaltfront
greift in der Nacht zum Donnerstag von Nordwesten her auf Deutschland über,
wobei über dem Mittelgebirgsraum aufgrund der geringen frontsenkrechten
Windkomponente Schleifen einsetzt. Der Süden verbleibt wahrscheinlich noch in
der Warmluft, postfrontal strömt nur wenig kühlere Luft ein. In den Nächten
sollte es daher auch frostfrei bleiben. An beiden Tagen bleibt nach Norden zu
der Gradient kräftig, so dass an der See stürmische und auf höheren Berggipfeln
Sturmböen auftreten können.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum arbeitet sich die Kaltfront
weiterhin schleifend bis in den Süden Deutschlands vor. Während der Nordwesten
und der Norden in den Bereich der Frontalzone gelangt, was mit zeitweisen und
teils schauerartigen Niederschlägen einhergeht, ist die Niederschlagstätigkeit
an der Front gering. Vor allem im Norden und in der Mitte zeichnet sich
vorübergehend ein leichter Temperaturrückgang ab. Im Süden ist diese Abkühlung
kaum ausgeprägt, vielmehr macht sich dort am Wochenende eine erneute Milderung
bemerkbar.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
beiden gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Erst am Donnerstag
zeigen sich geringe Unterschiede hinsichtlich der Steilheit der südwestlichen
Strömung. Wahrscheinlich greift die Kaltfront am Donnerstag etwas rascher auf
den Nordwesten Deutschlands über als nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf, aber
gegenüber dem 12 UTC-Lauf zeigt sich eine Verzögerung. Allerdings liegen diese
Unterschiede im Bereich der Vorhersagegenauigkeit.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich hinsichtlich der
Passage der Kaltfront bei den beiden 00 UTC-Läufen ein ähnliches Bild, wogegen
beim 12 UTC-Lauf sich ein weiteres Schleifen über dem Mittelgebirgsraum
andeutet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Dienstag wird die oben beschriebene Entwicklung von allen
verfügbaren Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten. Bereits am Mittwoch deutet sich nach GFS und nach dem
Modell des kanadischen Wetterdienstes, bedingt durch einen auf die Britischen
Inseln übergreifenden Trog, ein beginnendes Schleifen der Kaltfront im
Nordwesten Deutschlands an. Im Laufe des Donnerstags würde nach diesen Modellen
die Kaltfront bereits bis zu den Alpen vordringen.
Die amerikanischen Modelle zeigen im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum in der Nacht zum Samstag die Passage eines markanten Troges.
Bei EZMW ist dieser Trog weniger ausgeprägt und verlagert sich etwas langsamer.
Nachfolgend nähert sich nach GFS wieder ein kräftiger Höhenrücken, wogegen die
anderen Modelle eine west-südwestliche Strömung und somit eine erneute Milderung
im Programm haben.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS zeigt nach der in der Nacht zum Samstag zu erwartenden
Trogpassage eine nordwestliche und erst nach dem Wochenende auf West bis Südwest
drehende Strömung. Demzufolge wäre der Temperaturrückgang nur von
vorübergehender Natur. Der „wärmste“ Tag wäre demnach der Mittwoch. Danach wird
der Spread auch rasch größer. Ab Sonntag wird im 850 hPa-Niveau nur von
Einzellösungen ein Temperaturniveau unter 0 Grad geboten. Mit anderen Worten –
ein früher Wintereinbruch ist nicht in Sicht.
Das EPS des EZMW stützt die Version des hauseigenen deterministischen Modells
und deutet die Trogpassage in abgeschwächter Form nur für den Norden
Deutschlands an. Die Variante der amerikanischen Modelle (mit dem raschen
Übergreifen des Troges) wird nur von 7 Membern gestützt, ist also wenig
wahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Auch beim EPS des EZMW ist der
Mittwoch der wärmste Tag. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird
die Version von GFS wie auch vom kanadischen Modell, d.h. die vorübergehende
Drehung der Strömung auf Nordwest, etwas wahrscheinlicher, aber die Lösungen mit
einer mehr oder weniger zyklonalen West-Südwestströmung sind mit 30 plus den
beiden ungestörten Läufen eindeutig in der Überzahl. Bemerkendwert ist dabei,
dass sich ab der Mitte der kommenden Woche der deterministische wie auch der
Kontrolllauf am warmen Rand der Verteilung der Einzellösungen befinden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Aufgrund der relativ weit nördlich liegenden Frontalzone wird das
Vorhersagegebiet nur von schwachen frontalen Prozessen beeinflusst. Nach Süden
zu dominiert bis zur Wochenmitte leichter Hochdruckeinfluss. Daher sind
allenfalls ab Dienstag und dann auch nur mit einer relativ geringen
Wahrscheinlichkeit an einigen Abschnitten der Nordseeküste sowie in exponierten
Gipfellagen der nördlichen und zentralen Mittelgebirge einzelne stürmische bzw.
Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS + det. Lauf, anfangs noch MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann