S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.10.2021 um 10.30 UTC

Überwiegend Hochdruckeinfluss mit deutlichem Temperaturanstieg.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 20.10.2021

Am Samstag, dem Beginn der Mittelfrist, liegen wir unter einer antizyklonalen
westnordwestlichen Strömung unter dem Einfluss eines Bodenhochdruckgebietes
genau über Deutschland. Dabei ist in den Norden niedertroposphärisch kühle
Meeresluft eingeflossen, während nach Süden hin mildere Luftmassen vorherrschen.
Allerdings kann sich gebietsweise eine kalte Grundschicht mit Nebel aus der
Nacht heraus zäh halten.
Am Sonntag nähert sich von Westen her ein flacher Höhenrücken, der aber von
Warmluftadvektion und kurzwelligen Trögen überlaufen wird. Der sich daraus
ergebende leichte Hebungsantrieb sorgt im Norden und Nordwesten schon für mehr
Bewölkung und zu den Küsten hin wohl auch für etwas Regen. Ansonsten hält sich
der Einfluss des auf dem Rückzug befindlichen Hochs über Süd- und Südosteuropa.
Am Montag kann sich der ostwärts schwenkende Rücken durch Warmluftadvektion auf
der Vorderseite eines Tiefs über England kräftigen; seine Achse überquert dann
Deutschland. Die Strömung dreht in der unteren Troposphäre zwar schon auf
südliche Richtungen und legt etwas zu, die Luft bleibt aber noch trocken und
insofern kann sich der Hochdruckeinfluss noch halten. Die Temperaturen steigen
dank besserer Durchmischung an, auf verbreitet mehr als 15 Grad.
Am Dienstag zieht das Tief nordostwärts nach Skandinavien, wobei die Kaltfront
gefolgt von einem schwachen Trog den größten Teil Deutschlands überquert. Über
Süddeutschland gerät sie aber ins Schleifen und geht in die Warmfront des
nächsten Tiefs westlich von Irland über. Der Kaltfront folgt eine ehemals kühle,
bei uns aber stark erwärmte Meeresluft. Vor dem neuen Tief dringt über Spanien
und Frankreich warme Luft nach Norden vor, was zur Regeneration des Höhenrückens
über SW Europa führt. Von einem Temperaturrückgang kann wohl nicht die Rede
sein, eher geht der Temperaturtrend noch etwas nach oben.
Am Mittwoch liegt ein hochreichendes Tief über dem Nordostatlantik, aber recht
weit vor den Toren Europas. Die zugehörige Warmfront greift von Frankreich her
auf Mitteleuropa über und lenkt sehr milde Meeresluft subtropischen Ursprungs
(T850 über 10°C, im Süden bis 15°C) heran. Sie wird durch den nachfolgend sich
ebenfalls nach Deutschland ausweitenden Höhenrücken stark abgeschwächt. Bei
weiter recht guter Durchmischung werden gebietsweise Temperaturen um 20 Grad
erwartet.
In der erweiterten Mittelfrist soll der Höhenrücken nach Südosten abgedrängt
werden und es kann sich eine zunehmend zyklonale südwestliche Strömung über
Mitteleuropa durchsetzen, in der Tiefausläufer das Wetter wechselhaft gestalten
und die Temperaturen wieder langsam sinken.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz weist in Bezug auf die kurzen Wellen und einiger Details schon am
Wochenende Schwächen auf, kann aber insgesamt noch als gut bezeichnet werden.
Etwas Hebung, ausgelöst durch Warmluftadvektion und kurzwellige Tröge kann im
Norden und Sonntag auch im Westen für etwas kompaktere Bewölkung gut sein.
Danach schwächelt die Modellgüte und insgesamt wird die Mittelfrist in der
nächsten Woche antizyklonaler simuliert als gestern noch, da sich die
Strömungsanordnung retrograd verschoben hat. Der Temperaturanstieg im Verlauf
der Mittelfrist wurde und wird aber konsistent gezeigt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Modelle zeigen am Wochenende kaum Abweichungen von der Lösung der
Europäer und somit darf der Hochdruckeinfluss als gesichert durchgehen.
Allerdings mit Schwachstellen im Norden, vielleicht auch ganz im Westen.
In der Folge simulieren ICON und GFS zyklonaler als IFS und zeigen uns
spätestens ab Dienstag in einer westsüdwestlichen Strömung, die im ICON nach
Süden hin leicht antizyklonal geprägt sein könnte, ansonsten bringen aber
Tiefausläufer unbeständiges und recht mildes Wetter. Der entsprechende
Höhenrücken ist in deren Berechnungen deutlich nach Südosten verschoben.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen der ungestörten Läufe. Die Kurven verlaufen über weite Strecken eng
gebündelt und erst zum der Mittelfrist fächert der Spread deutlich auf. Die
Lösungen von Haupt- und Kontrolllauf liegen dann am oberen Rand der Ensembles,
was die Temperatur in der unteren Troposphäre angeht und das Geopotential. Die
nächste Woche könnte aus Sicht der Ensembles also zyklonaler, wechselhafter über
die Bühne gehen, wofür auch die ab Montag zunehmend wieder auftauchenden
Niederschlagssignale sprechen. Der Temperaturpfeil geht aber bis zur Mitte der
nächsten Woche stetig nach oben.

Die 3 Cluster im ersten Zeitschritt bis +96h unterscheiden sich nicht groß. Im
Hauptmittelfristzeitraum werden vier Cluster gebildet, die zwischen Blocking und
positiver NAO schwanken. Cluster 1 und 4 simulieren zyklonaler, mit einer eher
trogvorderseitigen Lage, Cluster 2 und 3 (inklusive Hauptlauf in Cluster 2)
setzen dagegen mehr auf einen kräftigeren Rücken bei uns. Insgesamt steht es 27
zu 24 für die antizyklonaleren Lösungen, wobei Cluster 3 den Höhenrücken weniger
ausgeprägt drin hat, als beispielsweise der Hauptlauf.
In der erweiterten Mittelfrist bis +240h rückt uns dann der Höhentrog
wahrscheinlich tatsächlich näher mit Zufuhr kühlerer Meeresluftmassen und
unbeständigen Verhältnissen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Warntechnisch relevant wird in der Mittelfrist zeitweise der Wind. Am Wochenende
zunächst aber maximal an den Küsten, im Verlauf der nächsten Woche dann
zusätzlich auch im Bergland, wobei sich eine ausgeprägte Wind- oder gar
Sturmlage zunächst nicht finden lässt. In den Alpen wird es zeitweise föhnig.
Auch hier gilt aber, dass sich eine starke Föhnlage zunächst nicht abzeichnet.
Die entsprechenden probabilistischen Verfahren zeigen kaum Hinweise, auch EFI
springt nicht an.
Recht markant sind aber auch die milden Temperaturen zur Wochenmitte, auf die
EFI dann schon Hinweise in Form des positiven Temperatursignals in petto hat.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (mit EPS), Mos Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner