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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.10.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Im Süden leichter Hochdruckeinfluss, im Norden zyklonaler mit mehr Regen und
Wind, an der See vorübergehend stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland in einer recht kräftigen nördlichen Höhenströmung
zwischen einem Rücken über Westeuropa und einem Trog über dem östlichen
Mitteleuropa. Im Bodendruckfeld ist Hoch „Oldenburgia“ dominant, mit Schwerpunkt
rund um den Ärmelkanal und einem starken Keil bis ins südliche Deutschland.
Gegenspieler sind Tief „Gerold“ bei Island und ein weiteres Tief über Osteuropa.
Der Wind kommt bei dieser Konstellation schwach bis mäßig aus West. Der
Streuselkuchen, der heute Nachmittag auf dem Radarbild zu sehen war, erinnert
daran, dass der Trog bei uns derzeit noch Wetteraktivität zeigt, allerdings
zeigt der Blick auf die Radiosonden, dass bereits unterhalb von 700 hPa eine
Inversion zu finden war, so dass nur sehr flache Schauer entstehen konnten, vor
allem im Süden und Westen Deutschlands, wo die untere Troposphäre sehr feucht
ist. Die Inversion ist auf Warmluftadvektion auf der Vorderseite von Gerold
zurück zu führen, die in höheren Schichten schon dominant ist.

Diese WLA ist es, die am Abend die Schauertätigkeit zum Erliegen bringen soll,
lediglich im östlichen Alpengebiet kann es durch schwachen Stau noch
schauerartige Regen- und Schneefälle geben, wobei die Schneefallgrenze um 1200 m
liegt. Ansonsten sorgt die WLA für den Aufzug von mehrschichtiger Bewölkung aus
der von der Nordsee her auch zunehmend Regen fällt, der sich in der Nacht über
die ganze Nordwesthälfte hinweg bis zu den östlichen Mittelgebirgen ausweitet.
Dabei können in der nördlichen Mitte auch mal über 5 l/m² fallen, sonst meist
weniger. Die Warmfront von „Gerold“ greift ab dem späten Abend von der Nordsee
her über und zieht in der Nacht weiter südostwärts, wobei rückseitig derselben
die Regenfälle nachlassen. Mit Durchgang der Warmfront frischt auch der Wind
etwas auf, so dass es an der Deutschen Bucht mal steife Böen geben kann,
ansonsten sind warnwürdige Böen kein Thema. Während im Norden die mildere
Luftmasse (+5°C in 850 hPa) und Wolken für eine milde Nacht mit Tiefstwerten
zwischen 10 und 6°C sorgen, wird es im Süden, wo die Wolken erst später
aufziehen und sich noch eine kältere Luftmasse (um 0°C in 850 hPa) befindet,
teils deutlich kühler, was insbesondere vom südwestlichen Bergland bis ins
Werdenfelser Land für leichte Frostgefahr sorgt, in Bodennähe kann es auch in
ausgedehnteren Gebieten leichten Frost geben. Wo es noch nass ist, zum Beispiel
im Alpengebiet, kann es vielleicht auch für Glätte durch überfrierende Nässe
reichen. Zudem ist in der feuchten Luftmasse und bei windschwachen Verhältnissen
vor allem im Südwesten auch örtlich mit Nebel zu rechnen.

Am Donnerstag … verabschiedet sich der Höhentrog immer weiter nach Osten. Der
Rücken rückt allmählich nach, wird aber von Norden mit Vordringen der Kaltfront
von „Gerold“ in den Bereich der nördlichen Nordsee zunehmend abgehobelt, so dass
der ursprünglich nördliche Höhenwind im Laufe des Tages von Norden her auf West
dreht. Auch im Bodendruckfeld vollziehen sich Änderungen: Tief Gerold zieht nach
Norwegen und sorgt von der Nordsee her für Druckfall, während Hoch „Oldenburgia“
sich etwas nach Süden zurückzieht und ihren Schwerpunkt in die Alpen verlegt.
Damit verbleibt der Süden des Landes im Bereich eines schwachen Druckgradienten,
während sich im Norden im Tagesverlauf der Gradient verstärkt und der etwas
Richtung Südwest rückdrehende Wind etwas auffrischt. Insbesondere an der Nordsee
reicht es dann in der zweiten Tageshälfte wieder für erste steife Böen.
„Gerolds“ Warmfront zieht langsam über den Osten Deutschlands und bringt dort
leichte Regenfälle, im Umfeld der östlichen Mittelgebirge können es teils auch
um 5 l/m² sein. Im östlichen Alpengebiet steigt die Schneefallgrenze mühsam bis
auf 1500 m an, so dass dort in den Berglagen einige Zentimeter Neuschnee
zusammenkommen. In der Westhälfte des Landes, im Warmsektor gelegen, bleibt es
vielfach niederschlagsfrei. Auf größere Sonnenanteile darf man aber nur im
Südwesten hoffen. In 850 hPa steigt die Temperatur allgemein auf Werte zwischen
2°C im Osten und 6°C im Westen. Immerhin steigen somit ganz im Westen die
Temperaturen schon wieder auf Werte um 15°C, während es im Südosten um 10°C
bleiben.

In der Nacht zum Freitag zieht die Kaltfront von Tief „Gerold“ flott über die
Nordsee südwärts, so dass diese gegen Morgen die Elbmündung erreicht. An der
Kaltfront regnet es durchaus auch mal mäßig, allerdings nicht allzu lang
andauernd, so dass allenfalls rund um die Nordseeküste auch mal 5 bis 10 l/m²
zusammenkommen. Rückseitig der Kaltfront stößt auch gleich der nächste
Höhenstrog nach und erreicht die Deutsche Bucht, was die Wetteraktivität der
Front erklärt. Die Schichtung ist im Frontbereich recht stabil, so dass es an
ihr nicht zu Gewittern kommt. Im ihrem Vorfeld verstärkt sich zunächst der
Gradient noch etwas, so dass es an den Küsten verbreitet zu stürmischen Böen, in
exponierten Lagen Sturmböen kommt und auch einige steife Böen aufs küstennahe
Binnenland übergreifen können. An der Front gibt es einen recht scharfen
Windsprung von Südwest auf Nordwest. Auch in der Höhe legt der Gradient
ordentlich zu, was vor allem der Brocken zu spüren bekommt, wo es zunehmend zu
Sturmböen kommt, gegen Morgen auch zu schweren Sturmböen. Der Süden des Landes
verbleibt im Bereich des Warmsektors noch unter leichtem Hochdruckeinfluss.
Dorthin kann sich die Gradientverschärfung nicht durchsetzen und ganz im Süden
gibt es in der Nacht zumindest zeitweise auch einen klaren Himmel oder nur hohe
Wolken. Dies hat erneut eine recht kalte Nacht zur Folge mit leichter
Frostgefahr im südlichen Bergland und genereller Bodenfrostgefahr in den
zeitweise klaren Gebieten Süddeutschlands. Zudem kann sich bei nach wie vor
recht windschwacher Situation auch wieder hier und da Nebel bilden. Im Norden
verläuft dagegen die Nacht unter dichten Wolken und bei spürbarem Wind viel
milder, oftmals gibt es dort Tiefstwerte zwischen 12 und 8°C.

Am Freitag … schwenkt der oben erwähnte Trog rasch nach Osten durch (nach
ICON, siehe auch unten im Modellvergleich), so dass die ihm zugehörige
Höhenkaltluft hauptsächlich den Ostseeraum touchiert. Auf der Rückseite weitet
sich ein flacherer Rücken zu den Britischen Inseln aus, so dass sich über
Deutschland eine nordwestliche Höhenströmung einstellt, die nach Südwesten hin
auch ziemlich schwach ist. Bodennah weitet dann das neue Hoch „Philine“ von
Westen her seinen Einfluss nach Süddeutschland aus, während das alte Hoch
„Oldenburgia“ relativ flach und mit mehreren Schwerpunkten noch über Südeuropa
zu finden ist. Tief „Gerold“ zieht hingehen weiter nach Finnland. Seine
Kaltfront kommt rasch nach Süden voran und erreicht bis zum Abend in etwa den

  1. Breitengrad. Weil aber der Trog nach Osten schwenkt läuft die Front immer
    mehr in Bereiche ohne nennenswerte Hebungsantriebe, so dass sich die Front nach
    Süden hin deutlich abschwächt und zur Mitte Deutschlands hin nur noch ein paar
    Regentropfen fallen. Etwas Schauertätigkeit auf der Rückseite beschränkt sich
    auf die Seegebiete, die vorübergehend in den Genuss der rückseitigen
    Höhenkaltluft gelangen. Ansonsten kommt es auf der Rückseite der Front durchaus
    wieder zu Wolkenauflockerungen, viel Sonne ist aber nicht zu erwarten. Diese ist
    eher in den nebelfreien Regionen Süddeutschlands zu erwarten, wo im Tagesverlauf
    präfrontal nur mittelhohe und hohe Wolkenfelder aufziehen. Die Zähigkeit des
    Nebels sollte angesichts des schwachen Windes im Süden Deutschlands und der
    fortgeschrittenen Jahreszeit nicht unterschätzt werden, so dass in Teilen der
    Donauniederungen und am Bodensee sich die Nebelsuppe bis in den Nachmittag
    hinein halten kann. Windiger ist es dagegen im Norden, wo sich der stärkste
    Gradient dem Tief folgend in den Osten verlagert. Dort kann es bis ins
    Binnenland hinein steife Böen aus Nordwest geben. An den Küsten sind es vor
    allem an der Ostsee noch stürmische Böen oder Sturmböen mit abnehmender Tendenz
    von West nach Ost und im Tagesverlauf. Der Brocken wartet zeitweise mit schweren
    Sturmböen auf, auf dem Fichtelberg werden es stürmische Böen, maximal Sturmböen.
    Im übrigen Bergland ist der Wind unspektakulär. Noch ein Wort zu den
    Temperaturen: Diese pendeln sich recht gleichmäßig zwischen 12 und 15°C ein, die
    wieder etwas kühlere Luftmasse rückseitig der Kaltfront (0°C in 850 hPa) wird
    durch die windbedingt gute Durchmischung kompensiert. In begünstigten Lagen im
    Süden kann es bei etwas mehr Sonne vielleicht noch etwas wärmer werden, dafür in
    unbegünstigten Lagen bei etwa mehr Nebel deutlich kühler bleiben, was aber das
    MOS bisher nicht so auf dem Schirm hat (im Gegensatz zu den korrespondierenden
    niedrigen Sonnenanteilen).

In der Nacht zum Sonnabend oder Samstag schwenkt der Höhentrog weiter nach
Nordosten, wohingegen der Höhenrücken im Westen nicht vorankommt und immer
flacher wird, so dass sich letztlich eine recht schwacher westnordwestliche
Höhenströmung über Deutschland einstellt, die zusätzlich durch schwache
Höhentiefs über Südeuropa noch auseinandergezogen wird. Alles in allem also ein
Umfeld mit sehr schwacher Dynamik, was sich in den schwachen Hoch „Philine“
widerspiegelt, das seinen Schwerpunkt in den Mitte Deutschlands verlagert. Weite
Teile Deutschlands liegen dann im Bereich eines schwachen Gradienten, so dass
der Wind nur noch schwach ausfällt. Nur der äußerste Norden hat noch etwas
Gradient zu bieten und zumindest an der Ostsee gibt es anfangs noch steife Böen.
Die Kaltfront kommt noch etwas nach Süden voran (der Hochschwerpunkt liegt auf
der Rückseite), bringt aber nur noch wenige Tropfen vom Main bis zur Donau,
bevor sie sich ganz auflöst. Immerhin bleibt ein gewisser Temperaturgradient in
850 hPa bestehen, so werden im Norden nur noch -2°C erreicht, im Süden noch
+5°C. Während sich die hochreichende Bewölkung allmählich auflöst, bildet sich
viel Stratus und Nebel, an der Nordsee zudem noch durch westliche Winde von der
See gefüttert. Wenn man vom unmittelbaren Küstenbereich absieht, kühlt die Luft
meist auf 6 bis 2°C ab, was bei längerem Aufklaren auch für örtlichen Bodenfrost
reicht, insbesondere in den Mittelgebirgen der nördlichen Mitte, die schon
rückseitig der Kaltfront liegen.

Am Sonnabend oder Samstag … stehen wir unter Einfluss des Hochs „Philine“, das
seinen Schwerpunkt langsam nach Osten verlagert. In großen Teilen des Landes ist
es dabei schwachwindig, nur nach Norden zu sorgt das mittlerweile im Norden
Finnlands angekommene Tief „Gerold“ immer noch für etwas Gradient, so dass dort
der Wind mäßig um West kommt. Mit diesem Wind wird auch recht feuchte Luft in
den äußersten Norden geführt, in der es recht dicht bewölkt ist und wo auch
geringfügiger Regen fallen kann. In den übrigen Gebieten hoffen wir darauf, dass
sich Nebel, Stratus und Stratocumulus (die unter einer Inversion um 800 hPa
liegen) langsam auflösen, was mal schneller, mal langsamer von Statten gehen
kann, wobei etwas höher gelegene Lagen etwas im Vorteil sind. Die Begünstigung
durch Leeeffekte entfällt bei dem schwachen Wind. Durchwegs sonnig wird es wohl
nur oberhalb der genannten 800 hPa, also auf den höheren Alpengipfeln, wo man
aber aufgrund des wieder schmelzenden Schnees nasse Schuhe bekommt. MOSMIX
simuliert meist wieder Höchstwerte zwischen 11 und 15 Grad, wobei durch
unterschiedliche Sonnenanteile dann in der Realität durchaus einige Abweichungen
davon zu erwarten sind.

Modellvergleich und -einschätzung

Heute Nacht und morgen werden von den vorliegenden Modellen keine signifikanten
Unterschiede simuliert. Am Freitag lassen sowohl IFS als auch GFS sich den Trog
weiter nach Mitteleuropa südwestwärts ausdehnen, was zu einer Abtropfung führt.
Damit bleiben die Hebungsprozesse an der Front länger erhalten und es regnet am
Freitag nach diesen Modellen auch zur Mitte hin noch etwas mehr. Am Sonnabend
oder Samstag werden wir nach IFS das abgetropfte Höhentief immer noch nicht los,
so dass im Süden noch Regen fallen soll. Auch nach GFS soll es noch etwas
regnen, das Höhentief zieht aber nach Osten ab.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann