S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 10.10.2021 um 10.30 UTC

Teils freundliches, teils trübes Herbstwetter, wenig Niederschlag, zunehmend
milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 17.10.2021

Am Mittwoch zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums liegt Deutschland zwischen
einem Rücken über dem Ostatlantik und Teilen Westeuropas sowie einem
Langwellentroges über dem östlichen Mitteleuropa in einer nördlichen
Grundströmung. Die Trogachse erstreckt sich dabei von Polen über Österreich und
dem nördlichen Mittelmeerraum hinweg bis nach Algerien. Bodennah korreliert der
Rücken mit einem Hoch bei Irland, welches sich ostwärts bis nach Deutschland
ausdehnen kann. Während in der Höhe hierzulande meist noch leichte zyklonale
Strömungsbedingungen vorliegen, dominiert am Boden Antizyklonalität. Allenfalls
im Norden macht sich ein kleines Tief über Dänemark bemerkbar. In die
nordwestliche bis nördliche Strömung ist bodennah zudem eine Kaltfront
eingebettet, die an den Alpen hängt. Niederschläge werden durch frontogenetische
Prozesse sowie durch orografischen Input an den Alpen und dem Vorland generiert.
Das Tief über Dänemark sorgt schließlich im Nordwesten durch konvergente
Bedingung für einen Hebungsantrieb und Regenschauer. Auf der Vorderseite des
Hochs wird dabei Luft polaren Ursprungs angezapft und südwärts bis nach
Deutschland geführt. Entsprechend liegen die Temperaturen auf 850 hPa bei 0 bis
-4 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das Höhentief über Polen langsam
ostwärts, während der Trog seine Amplitude nach Süden weiter vergrößert.
Gleichzeitig kann sich der Rücken ausgehend von den Britischen Inseln ostwärts
bis in die Ostsee aufbäumen. Das zum Rücken korrelierende Bodenhoch kann sich
vor allem im Süden Deutschland stärken, sodass dort der Hebungsantrieb und somit
auch die Niederschläge nachlassen.

Am Donnerstag büßt der Rücken auf seiner Nordseite an Amplitude ein, da sich
dort ein neuer Trog annähert und in die Nordsee drängt. Auf der Vorderseite des
Rückens vergrößert der Trog unter markanter Verkürzung der Wellenlänge seine
Amplitude, sodass dessen Achse nun schon der westlichen Ukraine bis in den Süden
Tunesiens reicht. Analog zu den Prozessen in der Höhe wird auch das zum Rücken
gehörende Hoch auf der Nordflanke ordentlich eingedrückt. Demnach steuert das
zum Höhentrog gehörende Tief nach Südnorwegen. Eingebettet in den Bodentrog, der
sich schon bis in die Mitte Deutschlands bohrt, ist dabei ein Frontensystem,
dessen Warmfront tagsüber auf das Land übergreift und dieses südostwärts
überquert. Das in der Höhe noch antizyklonale Strömungsbedingungen vorherrschen,
sind allenfalls nördlich von Mosel und Main schwache Regenfälle zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag hobelt der Höhentrog langsam den Rücken ab. Dessen
Achse wird südwärts nach Norditalien abgedrängt, sodass Deutschland nun komplett
auf die Vorderseite des Kurzwellentroges gelangt. Da der Rücken seinerseits den
Weg nach Norden sucht und sich über dem Atlantik bis nach Grönland aufbäumt,
kann sich rückseitig des Troges wieder eine stramme Nord- bis Nordwestdröhnung
einstellen. Einhergehend wird auch das korrelierende Bodentief Richtung Baltikum
geschoben. Während tagsüber die Kaltfront noch kaum Verlagerungstendenzen
aufgewiesen hat, sorgt nun die kräftige Nordwestströmung, dass diese auf den
Norden Deutschlands übergreift. Die Folge von PVA und frontogenetischen
Prozessen sind kräftige konvektive Niederschläge. Im Warmsektor des Tiefs können
die Temperaturen in 850 hPa aber nochmals in die Höhe schnellen und Werte von 0
bis +7 Grad erreichen.

Am Freitag schwenkt schließlich die Achse des Kurzwellentroges über Deutschland
hinweg. Gleichzeitig kann sich der Rücken wieder etwas kräftigen, sodass auch
das entsprechende Bodenhoch über den Britischen Inseln an Stärke zulegt, den
Westen Deutschlands erreicht und es sich in der Nacht über Deutschland
einrichtet. Zwischen dem Hoch und dem zum Trog gehörenden Bodentief über
Finnland sorgt die nördliche bis nordwestliche Strömung, dass die Kaltfront über
Deutschland südwärts vorankommt und nachts die Alpen erreicht. Allerdings
verliert sie aufgrund des zunehmenden Hochdruckeinflusses deutlich an Aktivität.
Auch die Kaltluft kann nicht das ganze Land fluten. Während rückseitig der
Kaltfront die Temperaturen auf 850 hPa im Nordosten und Osten auf bis zu -5 Grad
absinken, verharren die Werte im Südwesten bei rund 2 Grad in der Spitze.

Am Samstag stehen sich hohes Geopotential über Südwesteuropa und tiefes
Geopotential über Nordeuropa gegenüber. Dabei weist der Rücken, der sich
nordwärts und ostwärts aufbäumt, auf seiner Nordostflanke einige Dellen auf. Der
Kurzwellentrog verkürzt weiter seine Wellenlänge und wird nach Osten gesteuert,
sodass er an Einfluss auf das Wetter hierzulande verliert.
Am Boden sind die Verhältnisse klar geklärt. Das zum Rücken korrelierende Hoch
plustert sich weiter auf und nistet sich mit Schwerpunkt über Österreich ein.
Die geringen Hebungsimpulse durch kurzwellige Anteile in der nordwestlichen
Höhenströmung können aber gegen das kräftige Absinken infolge des Bodenhochs
wenig ausrichten, sodass es überwiegend trocken bleibt. Da sich der Schwerpunkt
des Hochs langsam östlich von Deutschland befindet, kann von Südwesten wieder
milde Luft ins Land sickern. Während auf 850 hPa die Temperaturen zwischen
Nordost und Südwest tagsüber noch zwischen -3 und +7 bewegen, liegen die Werte
ausgangs der Nacht schon bei 0 bis 9 Grad.

Am Sonntag kann er Rücken ausgehend von Südwesteuropa seine Amplitude
nordostwärts nochmals vergrößern, während gleichzeitig dessen Achse langsam
ostwärts schwenkt und Deutschland erreicht. Entsprechend bleibt bodennah auch
das korrelierende Hoch dominant, welches aber seinen Schwerpunkt in die
Balkanregion verschiebt. Damit gelangt Deutschland auf die Westflanke des Hochs.
Einhergehend kann sich im Norden und Nordwesten langsam Tiefdruckeinfluss
bemerkbar machen. Einerseits sorgt ein hochreichenden Tief über Nordskandinavien
auf der Südflanke für geringen Hebungsantrieb, sodass im Küstenumfeld
Deutschlands schauerartige Niederschläge möglich sind, anderseits kann sich über
dem Nordatlantik ein Trog intensivieren, dessen Bodentief nordwestlich der
Britischen Inseln wirbelt. Ausgehend vom Tief erstreckt sich über die Britischen
Inseln hinweg bis in den Golf von Biskaya ein Frontenzug, der allmählich Kurs
auf Mitteleuropa nimmt und in der Nacht zum Montag im Nordwesten durch
konvektive Umlagerungen erste Niederschläge auslösen könnte. Von besonderer
Bedeutung ist aber die Warmluftadvektion von Südwesten her. Mit zunehmender
Südwestströmung kann Luft von der Iberischen Halbinsel bis nach Deutschland
gelangen. In der Nacht zum Montag sollen demnach die Temperaturen auf 850 hPa
zwischen 8 und 11 Grad liegen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen 00-UTC-Laufes des IHS ist insgesamt als relativ gut
zu bezeichnen. Bis einschließlich Freitag wird die Geopotential- und
Luftdruckverteilungen vergleichbar simuliert. Vor allem zu dem gestrigen
12-UTC-Lauf besteht über den gesamten mittelfristigen Zeitraum eine gute
Übereinstimmung. Zum gestrigen 00-UTC-Lauf weichen die derzeitigen Berechnungen
ab Samstag signifikant voneinander ab. Während der aktuelle Lauf den
Kurzwellentrog unter Verkürzung der Wellenlänge über Deutschland hinweg ostwärts
steuerte, war gestern noch ein Abschnürungsprozess über dem östlichen
Mitteleuropa im Programm. Resultierend halten nun die Dauerniederschläge an den
Alpen nicht so lange an und sind auch nicht so intensiv. Zudem kommt es von
Westen rascher zu einer Milderung.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag harmonisieren IFS und weitere Globalmodelle wie
ICON und GFS sowie UKMO und GEM recht gut miteinander. Die großskaligen
Geopotential- und Luftdruckverteilungen werden noch vergleichbar abgebildet.
Allerdings deutet sich am Donnerstag schon ein Abdriften der IFS Lösung an. Die
vom IFS gezeigte Neuentwicklung eines Kurzwellentroges samt Bodentief über
Skandinavien wird von den anderen Modellen nur ansatzweise getragen. Vor allem
ICON sieht diese Entwicklung zunächst gar nicht. Das GFS folgt dem IFS deutlich
schwächer 24 Stunden später. ICON lässt den tiefen Luftdruck über Skandinavien
und tangiert Deutschland kaum. Beim GFS sind demnach am Samstag und in der Nacht
zum Sonntag Niederschläge im Programm, wenn es beim IFS schon wieder trocken
bleibt. Die Entwicklungen auf dem Atlantik ab Samstag sehen die Modelle dann
wieder ähnlich. Nun ist es aber das ICON, welches die Frontalzone schneller an
den deutschen Raum verlagert, während IFS etwas zurückhaltender ist. GFS lässt
den Trog über dem Atlantik südwärts amplifizieren, sodass die WLA bei dieser
Interpretation sogar noch den Rücken samt Bodenhoch stärkt. Entsprechend
verbleibt die Frontalzone beim GFS zunächst über den Britischen Inseln. Das GEM
korreliert anfangs stark zur GFS Lösung, tendiert aber ab Samstag zunehmend zum
ICON. Das UKMO geht den umgekehrten Weg. Zunächst zeigt es Nähe zum ICON, um im
Verlauf eher das GFS zu stützen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bei einem recht
geringen Spread bis einschließlich Mittwoch sowohl für die Temperatur in 850 hPa
als auch den Niederschlag und das Geopotential 500 hPa eine hohe Vorhersagegüte.
Doch schon ab Donnerstag spannen die zunehmenden Unsicherheiten im ENS den
Vorhersageraum deutlich auf. Bei den Temperaturen liegen Haupt- und Kontrolllauf
zwar noch im Vorhersagebereich, der von einer Mehrzahl der Modellläufe gesehen
wird, dennoch gibt es nun schon zahlreiche Läufe, die keinen oder gar eine
stärkere Temperaturveränderung sehen. Beim Geopotential sind die Unsicherheiten
am Donnerstag noch nicht so gravierend, dennoch weichen schon einige Läufe auf
ein tieferes Geopotential hin. Ab Freitag nehmen auch die Unsicherheiten beim
Geopotential deutlich zu. Der Spread bei den Temperaturen weist nun schon Werte
bis 14 Grad auf. Ein genauer Temperaturverlauf ist nicht mehr zu erkennen. Auch
Haupt- und Kontrolllauf gehen nun teilweise getrennte Wege. Ab Samstag ist dann
vieles möglich. Allenfalls die Tendenz zu milderen Temperaturen und höherem
Geopotential lässt sich ableiten. Wie stark die Erwärmung ausfällt und ob doch
eher tiefes Geopotential mitmischt, ist aus derzeitiger Sicht des IFS nicht
abschließend zu klären.

Die Unsicherheiten der anstehenden Wetterlage in der Mittelfrist lässt sich
schon im Zeitraum von +72 bis +96h ablesen, indem drei Cluster nötig sind, die
Unschärfe der Geopotential- und Luftdruckstrukturen ausreichend zu beschreiben.
Während über dem Atlantik die Schemata noch eindeutig sind und einen
atlantischen Rücken beschreiben, gibt es über dem Kontinent vor allem zum Ende
des Zeitraums schon kleinere Unterschiede. Vor allem der Trog ausgehend vom
Höhentief zwischen Island und Norwegen wird in Intensität, Amplifizierung und
Wellenlänge geringfügig verschieden abgebildet. Dabei scheint Cluster 3 mit nur
4 Member keine nennenswerte Rolle zu spielen.
Im Zeitraum von +120 bis +168h sind weiter drei übergeordnete Grundstrukturen zu
verzeichnen, welche die Unsicherheiten im ENS-Raum beschreiben. Alle Cluster
sind dabei weiter dem Schema eines atlantischen Rückens zugeordnet. Doch schon
dieser atlantische Rücken wird von Cluster zu Cluster in Ausdehnung und Stärke
sehr abweichend wiedergegeben. Dazu gesellen sich noch die signifikanten
Unterschiede beim Trog, der sich von Skandinavien bis nach Nordafrika erstreckt.
Demnach ist z.B. das Höhentief zwischen Italien und der Balkanregion bzw.
Griechenland bei Cluster 1 am intensivsten und bei Cluster 3 am schwächsten.
Dagegen wird der Haupttrog über der Ostsee südwärts bei Cluster 2 am stärksten
simuliert. Cluster 1 zeigt die geringste Amplitude, Cluster 3 nach Westen
verschoben die kürzeste Wellenlänge. Im Vergleich mit den anderen det.
Globalmodellen stützt Cluster 3 am ehesten die Lösungen von ICON bzw.
ansatzweise auch von GFS.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192 bis +240h werden insgesamt
vier Cluster benötigt, die Unsicherheiten im Geopotential- Luftdruckfeld
ausreichend zu beschreiben. Dabei sind die ersten beiden Cluster nun dem Schema
einer positiven NAO zugeordnet werden, was weniger an den Vorgängen und
Verteilungen über dem Kontinent liegt. Cluster 3 bleibt zunächst noch beim
atlantischen Rücken und Cluster 4 weist ein Blocking aus. Während der Haupt- und
Kontrolllauf des IFS mit 19 weiteren Member in Cluster 1 zu finden sind, stützen
die 14 Member aus Cluster 2 zumindest anfangs die ICON-Lösung und die 6 Member
aus Cluster 4 die GFS-Lösung.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt allenfalls zur Wochenmitte für den Süden im Vergleich zum
vieljährigen Modellklima leicht unterdurchschnittliche Temperaturen. Ansonsten
gibt es keine Hinweise auf signifikante Wetterereignisse.

Auch von der Probabilistik kommt wenig. Demnach gibt es am Freitag im
Küstenumfeld geringe Wahrscheinlichkeiten zwischen 10 und 50% für stürmische
Böen oder Sturmböen. Zudem weisen das C-LEPS am Mittwoch am östlichen Alpenrand
bis 30%, ICON-EPS bis 25% für 24-stündige Regenmengen über 30 l/m² aus.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON-EPS, IFS-EPS, TT auch MOSMIX; det. Läufe wegen Unsicherheiten nicht ratsam.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel