SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.10.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage. Abgesehen von Sturmböen auf Schwarzwaldgipfeln keine
markanten Wettergefahren. Bei längerem Aufklaren Gefahr von leichtem Frost oder
zumindest Bodenfrost. Erst am Montag im Norden auflebender Wind mit stürmischen
Böen an der Küste.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland unter einer Brücke hohen Geopotentials, die sich
von der Iberischen Halbinsel über die südliche Nordsee bis zum südlichen Ural
erstreckt. Hierdurch wird im Bodendruckfeld eine Hochbrücke gestützt, die,
ausgehend von einem kräftigen Hoch über Westrussland, über das nördliche
Mitteleuropa hinweg bis zu den Azoren reicht. Die Frontalzone verläuft von
Neufundland südöstlich an Island vorbei und über Lappland hinweg nach
Nordwestsibirien. Über Südosteuropa hält sich ein Höhentiefkomplex. Dieser wird
von einem schwachen Trog umlaufen, dessen Hebung allerdings nur für Wolkenfelder
reicht, die über die Mitte Deutschlands hinweg mit einer östlichen
niedertroposphärischen Strömung westwärts gedrückt werden und sich dabei
weitgehend auflösen.
In der Nacht zum Samstag gelangen die Reste der Bewölkung in den Westen und
stauen sich zum Teil an den südwestdeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen,
wodurch dort nur stellenweise Nebel auftreten sollte und auch Frost eher
unwahrscheinlich ist. Von Osten her fließt trockenere Luft ein; bei klarem
Himmel ist von der Ostsee bis zu den zentralen und östlichen Mittelgebirgen
leichter Frost oder zumindest Bodenfrost zu erwarten. Vor allem in den mittleren
Gebieten, wo der Gradient am schwächsten ist, kann sich teils dichter Nebel
bilden. Nach Südwesten hin ist der Gradient etwas ausgeprägter, so dass auf
Schwarzwaldgipfeln Sturmböen auftreten können.

Samstag … nähert sich ein in der Frontalzone eingelagerter Trog den Britischen
Inseln, gefolgt von einem Keil, der sich in die Labradorsee erstreckt. Dieser
bewirkt eine Kräftigung des westlichen Teils der o.g. Brücke, so dass sich ein
neuer Schwerpunkt hohen Luftdrucks westlich von Irland ausbildet. Ansonsten
ergibt sich keine wesentliche Änderung. Leichter Druckfall im Bereich der Brücke
lässt auch über dem Südwesten Deutschlands den Gradienten auffächern, so dass ab
Mittag selbst auf Schwarzwaldgipfeln keine Sturmböen mehr auftreten sollten.
Unter der Hochbrücke erfolgt großräumiges Absinken. Nebel und Hochnebel sollten
sich bis Mittag meist auflösen, lediglich an der oberen Donau, am Hochrhein und
rund um den Bodensee kann das etwas länger dauern. Bei nahezu ungehinderter
Einstrahlung steigt die Temperatur auf 13 bis 18 Grad, wobei es in den Tälern
und Niederungen Westdeutschlands am wärmsten wird.

In der Nacht zum Sonntag greift der Trog nebst vorgelagerter schwacher Kaltfront
auf die Nordsee über. Die wetterbestimmende Hochbrücke bleibt hiervon
unangetastet, so dass sich bei geringen Luftdruckgegensätzen teils dichter Nebel
bilden kann. Für eine großräumige Nebellage ist die Luft jedoch zu trocken. Dies
bringt längeres Aufklaren mit sich, so dass, abgesehen vielleicht von Teilen
Westdeutschlands, verbreitet (in weitaus ausgedehnteren Gebieten als in der
Nacht zuvor) leichter Frost oder zumindest Bodenfrost zu erwarten ist.

Sonntag … verlagert sich der über der Nordsee liegende und sich kräftigende
Trog nur wenig nach Osten. Da sich dann der Kaltlufttropfen, der aus dem zuvor
über der Ukraine und dem Schwarzmeerraum liegenden Höhentiefkomplex hervorging,
zur Adria verlagert, wird die Brücke hohen Geopotentials in ihrem mittleren
Teil, d.h. über Mitteleuropa, abgebaut. Die dem Trog vorgelagerte Kaltfront
arbeitet sich bis Sonntagabend bis zur Nordseeküste vor. Da aber die
Bodenhochbrücke kaum schwächer wird, gelangt diese Front unter antizyklonalen
Einfluss und bringt kaum Niederschlag zustande. Präfrontal kann bodennah von
Westen und Nordwesten her etwas kühlere Luft einsickern; auch machen sich hohe
und mittelhohe Wolkenfelder bemerkbar, so dass es mit 11 bis 16 Grad und Maxima
um 9 Grad in Alpennähe sowie im höheren Bergland nicht mehr so mild wird wie am
Samstag.

In der Nacht zum Montag greift der Trog auf den Norden Deutschlands über.
Hierdurch verschwindet dann auch im Bodendruckfeld die Hochbrücke. Von dieser
bleiben nur noch Bodenhochs mit Schwerpunkten über Irland und der unteren Wolga
übrig. Mit einer sich verstärkenden nordwestlichen Strömung wird die Kaltfront
bei nahezu frontsenkrechter Windkomponente rasch bis in den Mittelgebirgsraum
geführt. Nennenswerte Niederschläge von ein paar bis etwa 5 mm zeichnen sich nur
in Staulagen und im Nordosten Deutschlands ab. Vor allem nach Westen hin erfolgt
die Frontpassage weitgehend trocken. Postfrontal frischt der Wind auf; für
warnrelevante Böen reicht es lediglich an der Nordfriesischen Nordseeküste.
Unter der frontalen mehrschichtigen Bewölkung bleibt es nebel- und frostfrei.
Frostgefahr besteht somit in den Gebieten von der Lausitz bis zum Schwarzwald
und bis zu den Alpen.

Montag … bezieht der allmählich nach Polen schwenkende Trog den über der Adria
liegenden Kaltlufttropfen in seine Zirkulation ein. Ansonsten ändert sich die
Geopotentialverteilung kaum. Mit einer nordwestlichen Strömung, die sich dann
auch im Bodendruckfeld durchsetzt, wird die Kaltfront rasch über den
Mittelgebirgsraum hinweg südwärts gedrückt, wobei mehr als 2 bis etwa 5 mm
Niederschlag auf die Staulagen und einige Gebiete in Küstennähe beschränkt sind.
Die zunehmende Strömung lässt den Wind auffrischen, im küstennahen Binnenland
sind Windböen, an der See sowie auf exponierten Gipfeln der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge stürmische Böen vorstellbar. Nach Südwesten zu bleibt es
noch relativ windschwach.
Auflockerungen kommen am ehesten präfrontal im Süden und Südosten und von der
Küste her auf den Norden übergreifend zustande. Die Tageshöchstwerte erreichen
10 bis 15, im höheren Bergland Werte um 7 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann