S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.10.2021 um 10.30 UTC

Zunächst allgemein wechselhaft, von Norden bald Wetterberuhigung, im Südosten
noch unbeständiger. Relativ mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 10.10.2021

Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch ist ein umfangreicher Trog über West- und
Mitteleuropa wetterbestimmend, der sich allmählich etwas nach Süden streckt. Das
korrespondierende Bodentief verlagert sich mit seinem Zentrum unter Abschwächung
von der westlichen Nordsee Richtung Niederlande/Emsland. Das Frontensystem liegt
über Westpolen und hängt über dem Südosten Deutschlands als Warmfront zurück,
bevor es in ein Tief mit Zentrum über Oberitalien mündet. Damit ergeben sich
Niederschlagsschwerpunkte im Nordwesten/Westen in der Nähe zum Tiefkern mit
zeitweilig leichten Niederschlägen und auch meist stärkerer Bewölkung sowie im
Südosten im Bereich der zurückhängenden Warmfront bzw. der bis in den Südosten
reichenden Warmluftadvektion. Insbesondere im Alpenraum kann es dabei länger
regnen, die Schneefallgrenze liegt bei rund 1500 bis 2000 m. Im Westen kann der
Wind am Südrand des Bodentiefs etwas auffrischen, warnwürdige Böen treten aber
wahrscheinlich höchstens im Bergland auf.

Am Donnerstag tropft der Trog gen Italien/Adria ab, das Bodentief füllt sich
auf. Infolgedessen kann sich das umfangreiche Hoch über Osteuropa gen Westen
ausdehnen und Kontakt zu höherem Luftdruck über Westeuropa bzw. der Biskaya
aufnehmen. Es entsteht eine Hochdruckbrücke über den nördlichen Landesteilen, so
dass dort Wetterberuhigung einsetzt. Die Niederschläge ziehen sich mehr und mehr
nach Süden zurück, im Alpenraum und vor allem am östlichen Alpenrand wird es
aber wohl noch länger etwas regnen. Das Temperaturniveau (und damit auch die
Schneefallgrenze im Alpenraum) steigt etwas auf Werte um 4 bis 5 Grad in 850
hPa.

Am Freitag etabliert sich zusammen mit dem abgetropften Höhentief ein Dipol, das
zweite Höhentiefzentrum befindet sich über der Ukraine. Damit verbleibt der
Südosten in dessen Einflussbereich mit viel Bewölkung und zeitweise etwas Regen.
Im Nordwesten dominiert unter einem Höhenkeil, der sich bis nach Skandinavien
erstreckt, schwacher Hochdruckeinfluss. Niederschläge werden nicht erwartet, in
einem gradientschwachen Umfeld kann sich allerdings nachts Nebel bilden, der
sich gebietsweise nur langsam auflöst. Im Nordwesten kann man also mit
störungsfreiem, aber nicht uneingeschränkt freundlichem Wetter rechnen. Im
Westen steigt das Temperaturniveau leicht an auf 6 bis 7 Grad in 850 hPa, im
Osten liegt es bei 2 bis 4 Grad.

Am Samstag ändert sich von der Grundkonstellation wenig: Der Nordwesten befindet
sich weiterhin im Einflussbereich des Höhenkeils, in einem gradientschwachen
Bodendruckfeld, so dass weiterhin störungsfreies, teils freundliches, teils aber
auch neblig-trübes Herbstwetter zu erwarten ist. Der Südosten liegt im
Randbereich des Troges/Höhentiefs, die prognostizierten Feuchtefelder sind
allerdings deutlich südlich des Alpenraums zu finden, so dass wohl auch am
Alpenrand keine Niederschläge mehr zu erwarten sind. Keine Änderungen im
Temperaturniveau.

Am Sonntag wird der Höhenkeil von Norden eingeklemmt, ein Trog schwenkt von
Island kommend ostwärts gen Skandinavien, der Ausläufer des korrespondierenden
Bodentiefs über Skandinavien erreicht im Tagesverlauf die Nordseeküste und den
äußersten Norden mit leichten Niederschlägen. Der Südosten liegt nach wie vor im
Randbereich des Troges, der sich mittlerweile von Nordwestrussland bis nach
Italien und ins westliche Mittelmeer erstreckt, allerdings auf dessen Rückseite
(sollten sich nicht noch kurzwellige Anteile bemerkbar machen). Insgesamt
herrscht also relativ ruhiges Herbstwetter. Zwischen den zwei Systemen dürfte
kompensierendes Absinken dominieren und relativ freundliches Wetter zu erwarten
sein, ggf. nach Nebelauflösung.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich die Fortsetzung der Zweiteilung an:
Im Norden verlagert sich der Hochschwerpunkt gen Britische Inseln bzw.
Westeuropa, der Norden kann aber wohl noch weitgehend davon profitieren. Im
Süden liegt nach wie vor das Höhentief und sorgt eher für wechselhaftes,
zeitweise regnerisches Wetter. Dabei deutet sich im aktuellsten IFS-Lauf
aufgrund der Hochposition bei den Britischen Inseln eine Drehung der Strömung
auf Nord und damit der Zustrom deutlich kälterer Luft (0-Grad Isotherme bis zu
den Alpen vorankommend) an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist sehr gut, bis auf zunächst relativ
kleine Phasen-/Amplitudenunterschiede werden von den Modellläufen die
Grundstrukturen gut übereinstimmend vorhergesagt. Die angesprochenen
Unterschiede werden zwar im Verlauf der Mittelfrist peu á peu etwas größer,
dennoch sind die Grundstrukturen die gleichen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im gesamten Mittelfristzeitraum zeigen andere Globalmodelle (namentlich ICON und
GFS) im Prinzip die gleichen Strukturen und somit vom Grundsatz her die gleiche
Wetterentwicklung. Unterschiede sind eher marginal, so hat z.B. ICON den Trog
ein wenig steiler (nicht so retrograd wie IFS und GFS) und leicht östlicher im
Programm. Damit hätten die entsprechenden Feuchte- und Hebungsfelder weniger
Einfluss auf den Südosten. Insgesamt simulieren die vorliegenden Modelle aber
sehr ähnlich, so dass kaum prognoserelevante Aspekte zu finden sind – jedenfalls
mit einem auf der Zeitskala sinnvollem Detailgrad.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den ersten Zeitraum (Mittwoch, +72 bis
+96 h) 2 Cluster mit 28 bzw. 23 Membern, wobei der Kontrolllauf on Cluster 1 und
der deterministische Lauf in Cluster 2 eingruppiert werden. Beide Cluster zeigen
das Blocking über Westeuropa, etwas anders wird jeweils die Entwicklung des
west-/mitteleuropäischen Troges vorhergesagt. In Cluster 2 kommt es hier zu
einem veritablen Abtropfen (wie anhand des Hauptlaufes beschrieben), in Cluster
1 streckt sich der Trog, tropft aber zumindest bis Donnerstag 00 UTC noch nicht
ab. Eine wirkliche Prognoserelevanz drängt sich aber nicht auf. Im Folgezeitraum
von Freitag und Samstag (+120 bis +168 h) stehen drei Cluster zur Disposition
(24, 17 und 10 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2). Alle Lösungen
werden erneut dem Blocking zugeordnet und vom Grundprinzip gibt es im Vergleich
zur Beschreibung anhand des Hauptlaufes (siehe oben) keine neuen Ideen. Das
Trog-Keil-Muster ist von Cluster zu Cluster ein wenig anders ausgerichtet bzw.
markant, auch hier stellt sich aber wieder die Frage nach der Prognoserelevanz
für unser Vorhersagegebiet.
In der erweiterten Mittelfrist ab Montag (+192 bis + 240 h) gibt es wieder zwei
Cluster, wobei sowohl der Haupt- als auch der Kontrolllauf dem ersten Cluster
(28 Member) zugeordnet werden. Im Vergleich zu Cluster 2, in dem die bis dato
vorherrschende Situation mit einem von der Iberischen Halbinsel zur Ostsee
geneigten Keil fortgesetzt wird, liefert Cluster 1 eine Variante, in dem die
Strömung aufsteilt. Der hier bestimmende Keil liegt über Westeuropa bzw. dem
nahen Ostatlantik und demnach mit seiner Achse von der Iberischen Halbinsel in
Richtung Britische Inseln ausgerichtet. Für Deutschland würde dies zu einer auf
Nordwest bis Nord drehenden Strömung und damit zurückgehenden Temperaturen (wie
oben beschrieben) führen.

Die Rauchfahnen des IFS stützen die bisher gemachten Aussagen. Das Geopotenzial
in 500 hPa steigt zu Beginn der Mittelfrist vor allem im Laufe des Donnerstages
an. Nach Norden hin ist das Geopotenzial etwas höher als im Süden/Südosten.
Insgesamt ist der Spread über den gesamten Mittelfristzeitraum relativ gering,
besonders gering nach Norden (z.B. Hamburg). Der etwas größere Spread im Süden
trägt der Tatsache Rechnung, dass die genaue Position der Höhentiefs/Troges
etwas variiert. Das Temperaturniveau in 850 hPa steigt zu Beginn der Mittelfrist
leicht an und bleibt dann relativ konstant. Allerdings nimmt der Spread
allmählich zu. Von Norden her deutet sich im Haupt- und Kontrolllauf zur
erweiterten Mittelfrist hin eine abnehmende Tendenz an, allerdings ist das noch
nicht in trockenen Tüchern – viele Member scheinen im Bereich von 5 bis 8 Grad
in 850 hPa zu bleiben, während Haupt- und Kontrolllauf teils bis auf 0 Grad
zurückgehen. Auch die EPS-Gramme hinsichtlich Niederschlagen liefern keine
Neuigkeiten: Abnahme der Niederschlagssignale zum Donnerstag, nach Süden hin im
Laufe des Freitags, dann weitgehend trocken, zunehmende Niederschlagssignale
wieder in der erweiterten Mittelfrist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Weitgehend störungsfreies Wetter.

Im Alpenraum zeitweise (Mittwoch, ggf. wieder in Richtung Sonntag)
Schneefallgrenze bei 1500 bis 2000 m, zumindest im deutschen Alpenraum dabei
aber keine markanten Neuschneemengen. EFI liefert hier ein paar Signale im
östlichen Alpenraum.

Am Mittwoch noch teils stürmischer Wind an der See und in exponierten Lagen des
westlichen bzw. zentralen Mittelgebirgsraumes. Signale hierfür liegen bei EFI
und IFS-EPS vor, sind aber nicht sehr stark und hinsichtlich markanter Warnungen
auch weitgehend auf exponierte Lagen begrenzt. Zeitweilige Windböen am Mittwoch
in den westlichen Landesteilen nicht ganz ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger