S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.09.2021 um 10.30 UTC

Insgesamt unbeständig, mitunter windig mit stürmischen Böen. Dabei am Sonntag
noch warm, ab Montag Temperaturen im Bereich der Normalwerte, gebietsweise auch
leicht darunter.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 07.10.2021

Am Sonntag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines umfangreichen
atlantischen Langwellentroges in einer südwestlichen Höhenströmung. Der
Haupttrog des Zentraltiefs östlich von Island erreicht zum Tagesende
Westfrankreich. Vorgelagert ist eine Kaltfront, die Deutschland langsam von West
nach Ost überquert. Dabei wird die eingeströmte sehr milde bis warme Luft wieder
nach Osten abgedrängt.

Am Montag zieht der Höhentrog unter Abschwächung nach Deutschland und die von
Westen und Südwesten einströmende kühle Meeresluft mit 850-hPa-Temperaturen
zwischen 1 und 5 Grad ist wetterwirksam.

Am Dienstag zieht ein neues atlantisches Tief über die Britischen Inseln zur
Nordsee, wobei sich aus dem zugehörigen Höhentrog ein Höhentief abspaltet, das
sich über das Bodentiefzentrum setzt (Tiefentwicklung abgeschlossen). Das
Frontensystem des Tiefs überquert im Tagesverlauf ganz Deutschland ostwärts und
führt erneut kühle Meeresluft heran.

Am Mittwoch zieht das Tief unter langsamer Abschwächung nach Südskandinavien und
von Westen gelangt weiter kühle Luft mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 1 und 4
Grad zu uns. Der vom Nordmeer ausgehende Höhentrog bei uns kann sich dabei von
Westen regenerieren.

Am Donnerstag zieht der Höhentrog unter Wellenlängenverkürzung nach Polen ab und
tropft zum nördlichen Balkan ab. Von Westen folgt ein kräftiger Höhenrücken, der
zum Tagesende Nordwestdeutschland erreicht. Vorderseitig wird dabei ein Hoch
gestützt, das von Ostfrankreich über Süddeutschland nach Tschechien und
Österreich wandert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Montag gibt es kaum Unterschiede zwischen dem heutigen IFS-Lauf und den
gestrigen Modellruns.
Am Dienstag verläuft im 12-UTC-Lauf die neue Tiefdruckentwicklung bei den
Britischen Inseln 600 bis 800 km weiter nordwestlich und das Tief ist auch
kräftiger entwickelt. Der Ausläufer des Tiefs greift fast 12 Stunden später auf
Deutschland über.
Am Mittwoch herrscht im aktuellen Lauf und im Lauf von gestern 12 UTC
Rückseitenwetter mit einzelnen Schauern und im Mittagslauf überwiegt sogar
Zwischenhocheinfluss, so dass es in weiten Teilen Deutschlands kaum Niederschlag
gibt.
Im gestrigen 00-UTC-Lauf gibt es allerdings über dem Süden und der Mitte eine
Schleifzone der Kaltfront mit Regen.
Am Donnerstag setzt sich mehr oder weniger Zwischenhochdruckeinfluss durch.
Lediglich beim alten Lauf gibt es anfangs noch durch die Schleifzone im
östlichen Mittelgebirgsraum Regen und im aktuellen Lauf im Südosten anfangs
Schauer sowie ganz im Norden etwas Regen durch eine Warmfront.
Im Mittagslauf ist der Höhenkeil abends durch, aber die von Westen sich nähernde
Kaltfront des nächsten atlantischen Tiefs greift erst Freitagfrüh über und ist
damit schneller als die anderen Läufe. Insofern wird der
Geschwindigkeitsnachteil vom Dienstag mehr als ausgeglichen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Insgesamt betrachtet sind die Unterschiede nicht besonders groß.

Die stärksten Abweichungen erkennt man beim GFS:
In dieser Simulation zieht das hochreichende Tief am Mittwoch zum zentralen
Deutschland und am Donnerstag weiter zum nordwestlichen Balkan. Damit hat es
anfangs noch Auswirkung auf das Wetter in Süddeutschland (unbeständig mit Regen
oder Schauern, dazu sehr kühl). Der Höhenkeil schwenkt erst verspätet nach
Deutschland, wirkt sich aber in Norddeutschland bereits stabilisierend aus.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse berechnet bis zum 7. Folgetag drei Cluster, wobei Cluster 1
und 3 im Höhenfeld recht ähnlich aussehen (24 bzw. 10 Modellläufe). Im 2.
Cluster tropft ähnlich wie bei der GFS-Lösung das Höhentief über Mitteleuropa ab
und zieht zum nordwestlichen Balkan. Anschließend ist der nachfolgende
Höhenrücken stärker ausgeprägt, was stärkeren Hochdruckeinfluss ab Donnerstag
bedeutet.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt am Sonntag zunächst ungewöhnlich hohe
Temperaturen in 850 hPa bei 11 oder 12 Grad. In der 2. Tageshälfte stürzt die
Temperatur ab auf Werte um 4 Grad Montagfrüh und bleibt dann bis Donnerstag mit
kleinen Schwankungen so niedrig. Dann steigt die Temperatur in 850 hPa in zwei
Drittel der Modellruns wieder an um rund 5 Grad. Ein Drittel bleibt aber niedrig
bzw. steigt nur kurzzeitig etwas an. Insgesamt betrachtet ist insofern die
Prognose für die erweiterte Mittelfrist schwierig.
In den EPS-Meteogrammen folgen nach einem ungewöhnlich warmen Sonntag mit
Durchgang der Kaltfront Tage mit einem Tagestemperaturmaximum im Bereich des
Modellklimas oder geringfügig darunter. Insofern leitet die Kaltfront eine West-
bis Südwestlage ein. Dabei strömt eine gemäßigte atlantische Luftmasse ein. Ab
Freitag nimmt die Schwankungsbreite zu, das Mittel bleibt aber im Bereich der
Normalwerte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag gibt es im Westen und Südwesten sehr geringe Wahrscheinlichkeit für
Stark- und Dauerregen. Auch sind dort mit Frontdurchgang stürmische Böen nicht
ausgeschlossen. An der Nordsee sind stürmische Böen recht wahrscheinlich.
Am Montag bleibt die geringe Sturmgefahr an der Nordsee bestehen.
Am Dienstag steigt mit Übergreifen des Frontensystems im Westen und Norden die
Gefahr stürmischer Böen an.
Am Mittwoch wird vor allem der Norden noch von dem Tief über Südskandinavien
beeinflusst (weiterhin Böen Bft 8 möglich).
Am Donnerstag gibt es vorübergehend eine Wetterberuhigung.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden