S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.09.2021 um 10.30 UTC

Leicht unbeständig mit Regen oder Regenschauern, an der See windig bis
stürmisch, mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 04.10.2021

Am Donnerstag zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums dominiert ein
Langwellentrog in Schieflage das Wetter in weiten Teilen Europas. Ausgehend von
einem kräftigen Höhentief südwestlich von Island kann sich der Trog südostwärts
bis über die Türkei hinaus amplifizieren. In den Langwellentrog sind dabei
weitere Drehzentren eingebettet, die schließlich Kurzwellentröge generieren. Ein
Kurzwellentrog zieht sich am Donnerstagmittag mit seiner Achse von einem
Höhentief zwischen Dänemark und Norwegen ausgehend über Rügen hinweg bis zur
Slowakei. Östlich davon kann sich in den Langwellentrog ein schwaches Höhenhoch
über der Ukraine mischen, welches einen schwachen Rücken nordwärts bis zur
Barentssee aufspannt. Bodennah korreliert das Höhentief über dem Skagerrak mit
einem Bodentief über Norddänemark. Ausgehend von diesem verläuft ein teilweise
okkludiertes Frontensystem über die Ostsee und Polen hinweg südwärts und hat
Deutschland somit hinter sich gelassen. Dennoch sorgen kurzwellige Anteile in
den hochreichend zyklonal geprägten Strömungsbedingungen im Norden für Hebung
und vor allem im Küstenumfeld für konvektiv durchsetzte Niederschläge. Dazu
führt der Kurzwellentrog zu einer Gradientverschärfung über Norddeutschland,
sodass die Niederschläge von steifen bis stürmischen Böen, exponiert Sturmböen
durch die Luft gepeitscht werden. Im restlichen Bundesgebiet kann sich, gestützt
von einem schwachen Rücken, der ausgehend von Nordfrankreich bis in die Nordsee
reicht, vorübergehend höherer Luftdruck vom Ostatlantik bis ins östliche
Mitteleuropa durchsetzen. Allerdings sind die Temperaturen auf Sparflamme, in
850 hPa werden demnach verbreitet nur -1 bis +4 Grad erwartet.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Kurzwellentrog samt Drehzentrum
nordwärts und verliert somit an Einfluss auf das Wetter in Deutschland.
Stattdessen nähert sich der zum hochreichenden Zentraltief südlich Island
gehörende Haupttrog an und kann vor allem in den unteren Luftschichten seine
Amplitude vergrößern. Einhergehend wird das schwache Hoch ostwärts abgedrängt,
sodass Deutschland auf die Vorderseite des Zentraltiefs gerät. In die sich
einstellende südwestliche Grundströmung überqueren dabei kurzwellige Anteile den
Nordwesten und Norden des Landes. Zudem kann sich WLA über den gesamten
norddeutschen Raum ausdehnen. Bodennah wird diese schließlich von einer
Warmfront gefolgt, die in der Nacht den Nordwesten erreicht. Insgesamt sickert
auf 850 hPa bei Werten zwischen 1 und 8 Grad mildere Luft nach Deutschland ein.
Mit PVA, WLA und frontalen Prozessen sind zudem ausreichend Hebungsantriebe
vorhanden, um teils konvektiv geprägte Regenfälle auszulösen. Diese sollen sich
im Verlauf über die Regionen zwischen Münster- bzw. Emsland und der Ostsee
ausbreiten.

Am Freitag und der Nacht zum Samstag kann sich der zum hochreichenden
Zentraltief gehörende Trog bei leichter Verkürzung der Wellenlänge weiter nach
Süden amplifizieren und im Verlauf langsam ostwärts schwenken. Die Trogachse
liegt dabei ausgangs der Nacht über Frankreich. Die WLA auf der Vorderseite
Troges stützt zudem einen Rücken, der seinerseits die Amplitude vergrößert und
mit seiner Achse von Norditalien ins östliche Mitteleuropa reicht. Bodennah ist
auf der Vorderseite des Höhentroges eine Kaltfront eingebettet, welche durch die
PVA zusätzlich gestärkt wird. Diese Kaltfront soll mit ihren konvektiv geprägten
Niederschlägen nach aktuellen Berechnungen des IFS ausgangs der Nacht zum
Samstag auf den äußersten Nordwesten übergreifen. Die ostwärtige Verlagerung ist
aufgrund der teils Strömungsparallelen Lage allerdings eingeschränkt.
Vorderseitig kann die Warmluftadvektion auch in den unteren Luftschichten
nochmals zulegen, sodass die Temperaturen auf 850 hPa in der Nacht durch
einfließende Luft subtropischen Ursprungs zwischen 7 und 13 Grad liegen sollen.
Mit vorankommen der Front verstärkt sich auch der Gradient, sodass der Wind im
Nordwesten stark böig auffrischt und an der See auflandig steife bis stürmische
Böen bringt.

Am Samstag stehen sich der Langwellentrog über Westeuropa und dem Ostatlantik
sowie ein breiter Rücken über Osteuropa mit Schwerpunkt über Weißrussland
gegenüber. Der Langwellentrog wird dabei von einem neuen Höhentief auf der
Westseite regeneriert und kann seine Amplitude noch weiter nach Süden
vergrößern. Insgesamt stellt sich eine Art Dipolstruktur ein. Resultierend
steilt sich hierzulande die Strömung auf. Entsprechend kommt die zum
hochreichenden Zentraltief gehörende Kaltfront kaum nach Osten voran und wird in
der Nacht zum Sonntag wieder nach Norden gedrückt. Entsprechend werden tagsüber
vor allem von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und NRW bis in den Norden
Niederschläge erwartet, die nachts durch einen heranrauschenden Kurzwellentrog
regional intensiviert werden können. Zudem sind auf der warmen Seite der Front,
etwa vom Schwarzwald bis nach Sachsen-Anhalt, bevorzugt orografisch getriggert,
einzelne Schauer und Gewitter möglich. Weiter nach Osten und Südosten sollte es
ein freundlicher und milder Spätsommertag werden. Denn in 850 hPa bleiben die
Temperaturen im Süden und Osten bei Werten zwischen 9 bis 13 Grad hängen.

Am Sonntag schwenkt der weit nach Süden amplifizierte Langwellentrog mit seiner
Achse allmählich ostwärts. Diese erstreckt sich schließlich von Irland bis zur
Iberischen Halbinsel. Auf der Vorderseite kann sich eine kräftige südliche
Grundströmung ausbilden, in die weitere kurzwellige Anteile eingebettet sind.
Dabei wird die Warmluft subtropischen Ursprungs weit nach Norden bis nach
Skandinavien geführt. Gleichzeitig nähert sich von Westen die Kaltfront des
steuernden und ebenfalls hochreichenden Tiefs bei Schottland an. PVA sowie
frontogenetische Prozesse intensivieren die Niederschläge im Umfeld der Front,
die nach IFS ab dem Nachmittag den äußersten Westen Deutschlands erreichen. In
der warmen Luft auf der Vorderseite (Temperatur in 850 hPa zw. 10 und 17 Grad)
sind bodennah konvergente Strukturen nicht auszuschließen, sodass teils kräftige
Schauer und Gewitter auftreten könnten.
In der Nacht verlagert sich die Kaltfront mit den teils kräftigen konvektiven
Niederschlägen langsam nach Osten und erreicht ausgangs der Nacht etwa die
Regionen von Schleswig-Holstein und Hochrhein. Analog zum Tage kann es aber auch
in der Warmluft rumoren. Zusätzlichen Zündstoff könnten dann auch kleinräumige
Tief über Südostdeutschland oder Tschechien liefern.

Am Montag schickt sich der Haupttrog bei weiterer Verkürzung der Wellenlänge an,
auf Mitteleuropa überzugreifen, was in der Nacht schließlich auch passiert.
Gleichzeitig wird durch verstärkte PVA die Front intensiviert und nach Osten
gedrückt. Verstärkende Wirkungen können auch ein Lee-Tief im Alpenvorland sowie
ein Tief im Erzgebirgsumfeld haben, indem diese vorübergehend eine
Gegenstromlage auslösen. Entsprechend sind im Südwesten und Teilen der Mitte
Deutschlands länger anhaltende, konvektiv geprägte Niederschläge möglich. Bis
Dienstagfrüh hat die kühlere Luft das ganze Land geflutet, was die
prognostizierten Temperaturen auf 850 hPa von 3 bis 10 Grad nachweisen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen 00-UTC-Laufes des IFS ist als relativ gut zu
bezeichnen. Die großskaligen Geopotential- und Luftdruckstrukturen werden über
alle Zeitschritte vergleichbar abgebildet. Vor allem zum gestrigen 12-UTC-Lauf
liefert der aktuelle Lauf auch im Detail eine große Übereinstimmung. Bis
einschließlich Samstag wird ein nahezu übereinstimmendes Timing gezeigt. Erst
zum Ende der Mittelfrist amplifiziert sich der Haupttrog im gestrigen
12-UTC-Lauf bei Verkürzung der Wellenlänge stärker. Der gestrige 00-UTC-Lauf
zeigte insgesamt weniger stark amplifizierte Strukturen und somit zonalere
Strömungsverhältnisse. Dabei waren die Niederschläge intensiver, großräumiger
und im Verlauf im Vergleich zu den andren betrachteten Läufen hinterherlaufend.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die weiteren Globalmodelle (ICON, GFS, GEM, UKMO) neben dem IFS des ECMWF
zeigen eine vergleichbare Geopotential- und Luftdruckverteilung. Bis
einschließlich Freitag sind die Abweichungen der Modelle auch im Detail, was
Verlagerung und Intensität betrifft, sehr ähnlich. Ab Samstag nehmen die
Unterschiede zwischen ICON und GFS bezüglich des IFS deutlich zu. Während beim
IFS, wie oben beschrieben, der Langwellentrog auf der Westflanke durch ein neues
Höhentief regeneriert wird und somit noch keine Amplifizierung wie auch
ostwärtige Verlagerung ausweist, simulieren GFS und ICON das neue Höhentief
nicht. Als Folge wird der Langwellentrog mit seiner Achse weiter nach Osten
verlagert. Die signifikante Amplifizierung gen Süden zeigt das GFS dann wieder
analog zum IFS, allerdings östlicher, von den Britischen Inseln bis zum
nördlichen Mittelmeerraum. Das ICON will davon nichts wissen und lässt nun
verspätet ebenfalls ein neues Höhentief in die Westflanke des Troges laufen.
Somit hinkt das ICON dem IFS zunächst etwas hinterher. Denn zum Montag gleichen
sich die Modelle bei den Höhenstrukturen wieder an. ICON holt das IFS nahezu
ein, während der Trog beim GFS kaum ostwärts vorankommt und stattdessen die
Amplifizierung gen Süden fortsetzt. Durch die unterschiedliche Lage sowie
verschieden rasche Verlagerung werden auch die Niederschlagsfelder von Samstag
bis Montag im Timing und teils auch in Intensität abweichend wiedergegeben. Das
GEM beschreibt zunächst ebenfalls bis ins Detail vergleichbare Strukturen und
zeigt ab Samstag bei der Lage der Geopotential- und Luftdruckmuster ein
Mittelweg zwischen ICON und IFS, während es bei der Intensität dieser einzig dem
ICON folgt. Das UKMO doppelt am Samstag das ICON, um ab Sonntag den IFS-Weg
einzuschlagen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte, über Deutschland verteilt, zeigen bis
einschließlich Freitag eine relativ gute Vorhersagegüte. Ab Samstag wird der
ENS-Raum jedoch signifikant aufgespannt. Der Spread umfasst bei den Temperaturen
in 850 hPa teilweise um 15 Grad. Die Drängungsbereiche springen dabei von
kälteren zu wärmeren Verhältnissen und zurück, wobei die das Timing keine
Präferenzen zeigt. Auch die Geopotentialkurven weisen spätestens ab Sonntag
keine eindeutige Lösung auf. Insgesamt tendieren Haupt- und Kontrolllauf dazu,
rascher auf potentielle Veränderungen zu reagieren. Die zunehmenden
Unsicherheiten ab Samstag werden auch in den Meteogrammen durch sprunghaft
größere Box-Plots abgebildet.

Die Analyse der Geopotential- und Luftdruckfelder weist für den Zeitraum von +72
bis +96h drei übergeordnete Lösungen aus. Dabei zeigen alle Cluster nahezu
uneingeschränkt blockierende Verhältnisse. Haupt- und Kontrolllauf sind zusammen
mit 27 Member in Cluster 1 eingeordnet. Cluster 2, das einen etwas schwächeren
Randtrog über Norddeutschland und der Ostsee prognostiziert und zum Ende zum
Schema einer positiven NAO schwenkt, wird noch von 15 Modellläufen gestützt.

Im Zeitraum von +120 bis +168h werden erneut drei Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten im ENS-Raum ausreichend zu beschreiben. Dieses Mal zeigen alle
Interpretationen das Schema einer positiven NAO. Das erste Cluster enthält
weiter den Haupt- und Kontrolllauf und ist mit 26 Member übermächtig. Cluster 2
kann aber noch 19 Mitglieder vereinen. Wesentliche Unterschiede zu Cluster 1
sind ein breiterer Rücken über dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa sowie
einer etwas kräftigeren Meridionalkomponente mit markanterem Trog.

In der erweiterten Mittelfrist sind vier Cluster nötig, die Unterschiede im
ENS-Raum einzufangen. Dabei starten alle Lösungen mit dem Schema einer positiven
NAO und somit relativ zonalen Strömungsbedingungen über dem Atlantik. Zum Ende
des Zeitraums fehlt es dann an Einigkeit. Während Cluster 1 bei der positiven
NAO bleibt, wechselnd Cluster 2 mit Haupt- und Kontrolllauf sowie Cluster 3 zu
blockierenden Verhältnissen. Dabei sind Cluster 2 und 3 mit 12 bzw. 11 Member
auch nahezu gleichverteilt, während Cluster 1 mit 20 Läufen voranschreitet.
Allerdings steht Cluster 1 insgesamt konträr zu Cluster 2 und 3. Demnach zeigt
Cluster 1 einen Trog, der an Amplitude und Intensität einbüßt und kaum ostwärts
vorankommt. Vorderseitig stützt die WLA des Troges zudem einen Rücken, der sich
vom zentralen Mittelmeerraum bis Nordwesteuropa erstreckt. Die folgenden Cluster
lassen dagegen den Trog bei mehr oder weniger starker Abschwächung ostwärts über
Deutschland hinwegziehen. Bei diesen Lösungen wird der Trog durch ein mächtiges
Höhenhoch über Nordosteuropa allenfalls auf der Nordflanke blockiert. Cluster 4
mit 8 Mitgliedern zeigt eher die Lösungen der Cluster 2 und 3. Nimmt man somit
die Cluster 2 bis 4 zusammen, präferiert eine Mehrheit des IFS-EPS eine Lösung
vergleichbar zum Hauptlauf.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt am Donnerstag für das Nordseeumfeld sowie am Sonntag für den
äußersten Westen des Landes im Vergleich zum Modellklima überdurchschnittlich
starke Windspitzen.

Vor allem die stürmischen Böen oder Sturmböen am Sonntag werden auch von den
probabilistischen Verfahren verschiedener Modelle gezeigt. Demnach werden
markante Windspitzen vom ICON- und IFS-EPS an der Ostseeküste von rund 20% und
an der ostfriesischen Nordseeküste von 30 bis 40% der Modellläufe des ENS
gestützt. An der nordfriesischen Küste zeigen 50 bis 80% der Member stürmische
Böen oder Sturmböen. Im küstennahen Binnenland sind am Donnerstag nur
Wahrscheinlichkeiten bis 20% für entsprechende Windspitzen zu verzeichnen.
Am Freitag zeigen das ICON- und IFS-EPS allenfalls noch auf den Ostfriesischen
Inseln sowie auflandig in Nordfriesland Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 60% für
stürmische Böen oder Sturmböen.
Am Sonntag sind analog zum EFI im Westen vom Saarland bis zur Nordsee vom
IFS-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten bis 10 bis 20%, in der Eifel bis 50% für
stürmische Böen vorhanden.

Bezüglich des Niederschlages gibt es vom C-LEPS in der Nacht zum Freitag in
Nordfriesland geringe Hinweise bis 15% für markanten Stark-/Dauerregen mit
Mengen über 35 bzw. 40 l/m² in 6 bzw. 12 Stunden.

Basis für Mittelfristvorhersage
Anfangs auch det. IFS sowie ICON, im Verlauf nur IFS-EPS und ICON-EPS, TT auch
MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel