S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.09.2021 um 10.30 UTC

Am Sonntag nochmals warm, von Südwesten aber teils kräftige Gewitter. Danach
allmählich Übergang zu unbeständigerer und kühlerer Witterung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 30.09.2021

Der am Sonntag beginnende Mittelfristzeitraum markiert den Übergang von einer
zunächst noch spätsommerlich anmutenden Witterung hin zu eher kühlerem, maximal
nur noch mäßig warmem und unbeständigem Herbstwetter.
Diese Umstellung zeigen eigentlich mehr oder weniger alle vorliegenden Modelle,
wobei sich im Detail jedoch gewisse Differenzen ergeben. Dazu jedoch später
mehr, zunächst einmal erfolgt eine Beschreibung der vom IFS gezeigten
Wetterentwicklung.

Das erwähnte Spätsommerwetter am Wochenende beschert uns ein umfangreicher und
langwelliger Höhenrücken, der sich über das Vorhersagegebiet hinweg bei
gelichzeitigem Wellenlängenverlust allmählich ostwärts verlagert und dessen
Achse Sonntagmittag – zu Beginn des Mittelfristzeitraumes – über Tschechien und
Polen hinweg nordnordwestwärts bis nach Skandinavien bzw. ins Nordmeer reicht.
Als Gegenpart fungiert ein Langwellentrog mit Drehzentrum südwestlich von
Island, der über den Ostatlantik hinweg südsüdwestwärts reicht und sich den
Britischen Inseln annähert. Mit der daraus resultierenden südwestlichen
Höhenströmung gelangt für die Jahreszeit sehr warme Subtropikluft nach
Deutschland, die 850 hPa-Temperatur erreicht Sonntagnachmittag Werte zwischen 10
Grad im Norden und 17 Grad im Alpenvorland.
Wirklich beständiges Hochdruckwetter steht allerdings nicht ins Haus, denn von
Frankreich her greift ein flacher Kurzwellentrog ab Sonntagnachmittag auf den
Westen/Südwesten Deutschlands über und vorlaufend eine mit einer potenziell
instabilen Luftmasse angereicherte Tiefdruckrinne. Dabei kann es bereits aus der
Nacht heraus zunächst im Westen und Süden teils kräftige Schauer und Gewitter
geben, die sich allmählich bis in die mittleren Landesteile vorarbeiten.
Eventuell reicht es sogar noch für vereinzelte Unwetter aufgrund von Starkregen.
Im Nordosten und Osten bleibt es noch weitgehend trocken und vielerorts wird es
spätsommerlich warm.

Am Montag überquert der mit einer zunehmend negativ geneigten Achse
ausgestattete Höhentrog, dessen Drehzentrum sich weiterhin knapp südwestlich von
Island befindet, die Britischen Inseln, weitet sich nach Südosten aus und
erreicht in der Nacht zum Dienstag die Nordsee, wobei er auch das
Vorhersagegebiet streift. Der vorgelagerte Höhenrücken wird dabei über dem
östlichen Mitteleuropa (Polen) abgeschnürt, wobei sich über Finnland und der
nördlichen Ostsee eine eigenständige Höhenantizyklone etabliert.
Der der Haupttrogachse vorgelagerte flache Kurzwellentrog überquert im
Tagesverlauf auch den Nordosten Deutschlands nordostwärts, löst sich dabei aber
aufgrund der Blockadewirkung durch das Hochdruckgebiet auf.
Das mit dem Höhenrücken korrespondierende Bodenhoch kann sich vor allem über
Finnland und der Ostsee noch etwas verstärken, so dass die Tiefdruckrinne, die
in der Nacht zum Montag in etwa den Nordwesten Deutschlands und die mittleren
Landesteile erreicht, ebenfalls blockiert wird und nur noch langsam nach
Nordosten vorankommt. Sie füllt sich dabei auch zunehmend auf und erreicht in
der Nacht zum Dienstag in etwa das deutsch-polnische Grenzgebiet. In ihrem
Einflussbereich können sich am Montag von den mittleren Landesteilen an ostwärts
sowie im Südosten erneut Schauer und Gewitter entwickeln. Die Kaltfront des
zentralsteuernden Tiefs südwestlich von Island erreicht dann am Abend bzw. in
der Nacht zum Dienstag mit Schauern den Nordwesten und Westen Deutschlands, ihr
folgt sin Schwall kühlerer Meeresluft (um 5 Grad in 850 hPa). Vorher wird es
noch einmal mäßig warm bis warm.

Am Dienstag weitet sich der westnordwesteuropäische Höhentrog durch einen von
Westnordwest hereinlaufenden flachen Troganteil über Frankreich etwas nach Süden
aus, wodurch die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet vorübergehend ein wenig
aufsteilt. Dieser Troganteil erreicht in der Nacht zum Mittwoch auch den
Nordwesten Deutschlands, löst sich dort aber auf und erweist sich als kaum mehr
wetterwirksam.
Im Bodenfeld überquert die Kaltfront mit einzelnen Schauern, vor allem ganz im
Osten sowie im Südosten eventuell auch noch Gewittern den Norden und die Mitte
Deutschlands rasch ostwärts, über Süddeutschland hängt sie dagegen zurück und
verwellt. Dort kann es vor allem in der Nacht zum Mittwoch gebietsweise länger
regnen.
Vor allem im Norden und Westen sowie in den mittleren Landesteilen stellt sich
im Bereich eines nachfolgenden Bodenhochkeils eine vorübergehende
Wetterberuhigung ein und es gibt kaum mehr Schauer. Der Kaltfront folgt kühlere
Meeresluft (T850 hPa meist 3 bis 6 Grad), so dass es nur noch gebietsweise für
20 Grad reicht.

Am Mittwoch greift ein weiterer markanter Kurzwellentrog von Schottland auf die
Nordsee über und erreicht in der Nacht zum Donnerstag Norwegen, ein daran
gekoppeltes kleinräumiges Bodentief zieht über die nördliche Nordsee zur
Norwegischen See, wobei dessen Kaltfront abends und in der Nacht den Norden
Deutschlands unter Auflösungstendenzen mit nur noch vereinzelten Schauern
ostwärts überquert. Rückseitig stellt sich eine vor allem über der Nordsee
kräftige westliche Höhenströmung ein, über dem Vorhersagegebiet fächert sie
dagegen mit Annäherung eines weiteren kurzwelligen Randtroges an die Britischen
Inseln allmählich auf.
Im Südosten fällt im Bereich der schleifenden, nur langsam abziehenden Front
noch längere Zeit Regen, ansonsten stellt sich im Vorhersagegebiet im Bereich
eines flachen Hochkeils ruhiges, allerdings zeitweise bewölktes und recht kühles
Wetter ein.

Am Donnerstag überquert der in die westliche Höhenströmung eingebettete
Kurzwellentrog die Britischen Inseln und greift in der Nacht zum Freitag bereits
auf Benelux bzw. die Nordsee über. Ein korrespondierendes Bodentief zieht über
die mittlere Nordsee bis Freitagfrüh zum Kattegat, dessen Frontensystem bzw.
Kaltfront beeinflusst ab Donnerstagnachmittag mit zeitweiligen Regenfällen oder
Schauern den Nordwesten, in der Nacht zum Freitag dann – abgesehen vom äußersten
Osten und Südosten weite Teile des Landes.

Nach Abzug der Kaltfront stellt sich dann in der erweiterten Mittelfrist im
Einflussbereich eines durchschwenkenden flachen Höhenrückens wohl nur
vorübergehend Hochdruckeinfluss ein, ehe bereits Samstagabend bzw. in der Nacht
zum Sonntag vorderseitig eines markanten, die Britischen Inseln überquerenden
Troges erneut ein Frontensystem auf den Westen/Nordwesten des Landes übergreift.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Am Sonntag und Montag unterscheiden sich die letzten IFS-Läufe kaum, zumindest,
was die Wetterentwicklung im Vorhersagegebiet betrifft.
Für den Zeitraum danach ergeben sich jedoch Differenzen, die hauptsächlich der
unterschiedlich simulierten Blockadewirkung durch den Höhenrücken bzw. das
Höhenhoch über Ost- und Nordosteuropa geschuldet sind.
Der gestrige 12 UTC-Lauf ähnelt dabei zunächst dem aktuellen IFS-Lauf und
simuliert am Dienstag eine eigenständige Höhenantizyklone über dem
fennoskandischen Raum, so dass sich der Höhentrog über die Britischen Inseln
allmählich Richtung Nordsee und Nordwestdeutschland vorarbeitet. Im weiteren
Verlauf weitet sich nach Lesart des Laufes dann der Höhenrücken über den Norden
Skandinaviens bis ins nördliche Nordmeer aus, wodurch der Höhentrog bis
Donnerstag über der Nordsee abtropft. Die Folge wäre eine noch etwas kühlere und
unbeständigere Witterung im Vorhersagegebiet als im aktuellen Lauf.
Anders dagegen die vom gestrigen 00 UTC-Lauf präferierte Entwicklung: Statt
eines Höhenhochs schwenkt der breit angelegte Höhenrücken allmählich über Ost-
und Nordosteuropa hinweg ostwärts. Somit „arbeitet“ sich der Höhentrog nicht
allmählich Richtung Mitteleuropa vor, sondern schwenkt als Randtrog bereits in
der Nacht zum Mittwoch rasch weiter nordostwärts. Durch einen von Nordwesten
einlaufenden Randtrog wird dagegen der zentralsteuernde Höhentrog knapp
nordwestlich der Hebriden am Mittwoch regeneriert, so dass sich über dem
Vorhersagegebiet auf dessen Vorderseite eine eher antizyklonal konturierte
südwestliche Höhenströmung einstellt. Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag
verlagert das inzwischen hochreichende und zentralsteuernde Tiefdruckgebiet dann
sein Drehzentrum allmählich nach Nordschottland, die Höhenströmung über
Deutschland steilt auf, so dass von Südwesten her vorübergehend Warmluft
subtropischen Ursprungs ins Vorhersagegebiet vordringen kann, aber bereits am
Donnerstagabend steht die Kaltfront des Tiefs dann quasi „ante portas“ und würde
im weiteren Verlauf einen zyklonaleren Witterungsabschnitt einleiten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Wie bereits im Eingangsstatement angedeutet, zeigen sich bzgl. der
Wetterentwicklung über Mitteleuropa gewisse Differenzen zwischen den
vorliegenden Globalmodellen.
Halbwegs unstrittig ist dagegen die Wetterumstellung am kommenden Sonntag und
Montag. Zwar ergeben sich auch da im Detail kleinere Unterschiede, diese soweit
im Voraus zu besprechen macht aber wenig Sinn.
Die großräumige Verteilung der Geopotenzialgebilde bleibt auch danach zunächst
noch ähnlich: Einem Höhentrog über Nordwest- bzw. Westeuropa steht ein
umfangreicher und blockierender Höhenrücken über weiten Teilen Nordosteuropas
gegenüber.
Wie bereits bei der Konsistenzbetrachtung der IFS-Läufe wird dabei allerdings
die Blockadewirkung durch diesen Rücken unterschiedlich beurteilt.
Nach Lesart des ICON – das somit ein klein wenig der IFS-Version des gestrigen
12 UTC-Laufes ähnelt – weitet sich der Höhentrog über die Britischen Inseln
hinweg nach Süden aus und tropft dann am Mittwoch nicht über der Nordsee,
sondern weiter südwestlich, über Westfrankreich ab, wobei sich das Höhentief bis
Donnerstag nur zögernd ein wenig südsüdostwärts verlagert. Das hätte für das
Vorhersagegebiet eine zyklonale Südostlage zur Folge mit teils kräftigen,
konvektiv durchsetzten Regenfällen in der Südwesthälfte, während der Nordosten
am Rande des fennoskandischen Hochs von trockener Festlandsluft profitiert.
Auch das GFS lässt den Höhentrog nicht über die Nordsee nordostwärts schwenken,
sondern nach Südsüdost ausweiten, allerdings etwas weiter östlich als das ICON
und auch ohne Cut-Off-Prozess. Am Donnerstag schwenkt die Achse des Troges dann
nach Westdeutschland. Im Bodenfeld korrespondiert der Trog mit einer
vorlaufenden Tiefdruckrinne, auf deren Vorderseite es am Mittwoch in recht
warmer Luftmasse im Südosten Deutschlands nochmals kräftigere Gewitter geben
könnte und auf deren Rückseite dann aber am Donnerstag vorübergehend ein Schwall
polarer Meeresluft (um 0 Grad in 850 hPa) folgt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden verteilen sich die 49 ENS-Member, der Haupt- und
Kontrolllauf zwar auf 3 Cluster, diese unterscheiden sich aber für Mitteleuropa
kaum.
Danach (T+96 bis 120 Stunden) tauchen vier Cluster auf Cluster 1 (22 Member,
inklusive Haupt- und Kontrolllauf) hat durchgehend einen markanten Block über
Nordosteuropa auf der Agenda, wodurch sich auch der Höhentrog von den Britischen
Inseln her bis Donnerstag, 00 UTC sogar noch etwas weiter nach Mitteleuropa
vorarbeiten kann als vom Hauptlauf gezeigt. Cluster 2 (16 Member) ähnelt eher
dem gestrigen 12 UTC-Lauf des IFS mit einem markanteren Trogvorstoß Richtung
Britische Inseln und einem Cut-Off am Donnerstag, 00 UTC über der Nordsee.
Cluster 3 (11 Member) tendiert mit dem sich über die Nordsee ins westliche
Mitteleuropa ausweitenden Höhentrog Richtung GFS, während sich nach Cluster 4 (2
Member) der Haupttrog mit seinem Drehzentrum über Schottland bis Donnerstag 00
UTC zur Nordsee bzw. nach Südwestengland vorarbeitet, was, ähnlich wie im
gestrigen 00 UTC-Lauf des IFS, auf eine deutlich schwächere Blockadewirkung
hindeutet und momentan wohl eher eine Außenseitervariante darstellt.

Kurz noch der Blick auf die erweiterte Mittelfrist (T+192 bis 240 Stunden):
Cluster 1 (25 Member) lässt den Höhentrog über die Britischen Inseln hinweg nach
Mitteleuropa gerichtet. Dabei wirkt der Höhenrücken über Nordosteuropa nach wie
vor stark blockierend, so dass sich der Trog über Mittel- allmählich nach Ost-
bzw. Südosteuropa verlagert und dort abtropft, gefolgt von einem Höhenrücken
über Südwesteuropa.
Nach Lesart des Cluster 2 (15 Member, inklusive Kontrolllauf) wird der
blockierende Höhenrücken rasch weit nach Norden abgedrängt und es stellt sich
über dem Vorhersagegebiet eine Troglage ein.
Auch Cluster 3 (11 Member, inklusive Hauptlauf) hat eine deutliche Abschwächung
des Höhenrückens über Osteuropa auf der Agenda, wobei dieser nach Osten
abgedrängt wird und sich auf der Vorderseite eines zentralsteuernden Tiefs bei
den Britischen Inseln eine zunehmend zyklonal konturierte Südwestlage einstellt.

Die Rauchfahnen spiegeln diese Entwicklung gut wieder: Bis Sonntag bewegt sich
die Kurvenschar der 850 hPa-Temperaturen verschiedener Gitterpunkte in einem
relativ engen Spread auf hohem Niveau (im Norden um 11 Grad, im Süden um 15
Grad). Danach geht es bei einem breiter werdendem Spread zunächst allgemein
bergab, zu Wochenmitte pendeln sich die Temperaturen auf einem in etwa der
Jahreszeit angemessenem, teilweise sogar etwas zu niedrigem Niveau ein. Die
Niederschlagssignale nehmen am Sonntag zumindest im Westen und Süden
vorübergehend, ab Wochenmitte dann allgemein zu, wobei sie im Westen/Nordwesten
weiterhin ausgeprägter bleiben.

Fazit:
Die Modelle sind sich einig: Im Laufe der kommenden Woche steht eher
unbeständiges und für die Jahreszeit normal temperiertes, eventuell sogar leicht
zu kühles Wetter ins Haus. Im Detail gibt es aber noch durchaus
Modellunterschiede, in erster Linie, was die räumliche und zeitliche Verteilung
der Niederschläge angeht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag geraten – abgesehen des Nordens und Ostens – Teile des
Vorhersagegebietes vorübergehend in den Einflussbereich potenziell instabiler
Luftmassen. EFI zeigt Signale für zwar nicht außergewöhnlich hohe, aber doch
erhöhte Cape-Werte in einigen Regionen des Landes, wobei allerdings
voraussichtlich keine gute Überlappung mit Scherung gegeben ist. Das deutet
trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit auf eine recht hohe Wahrscheinlichkeit
für markante Gewitter mit Starkregen, eventuell auch noch mit kleinkörnigem
Hagel hin. Ganz ausgeschlossen werden können auch Unwetter bzgl. Starkregens
nicht.
Am Montag verlagert sich das Gewitterpotenzial dann allmählich nordostwärts,
wobei die Wahrscheinlichkeit für markante Entwicklung mit zunehmender
Einbeziehung trockener Festlandslustmassen abnimmt.
Am Dienstag stehen voraussichtlich keine markanten Entwicklungen ins Haus und
danach gehen die Modelllösungen noch zu sehr auseinander.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS. MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff