S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.09.2021 um 10.30 UTC

Wechselhaft, anfangs noch leicht sommerlich, am Sonntag im Westen und Südwesten
Gewitter mit Unwettergefahr. Ab Wochenbeginn allmählicher Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 29.09.2021

Am Wochenende liegt Deutschland unter einem sich allmählich ostwärts
verlagernden Höhenkeil. Dieser wird durch einen Langwellentrog über Osteuropa
und einen weiteren über dem nahen Ostatlantik flankiert, wobei aus Letzterem ein
kurzwelliger Anteil herausläuft und am Sonntag auf Frankreich übergreift.
Während am Samstag sich noch trockene Luft hält, die sich im Bereich des Keils
bei kräftiger Einstrahlung rasch auf spätsommerliche Temperaturen erwärmt, wird
am Sonntag an der Vorderseite des auf Frankreich übergreifenden Kurzwellentroges
feuchtwarme und labil geschichtete Luft in den Südwesten und Westen Deutschlands
geführt. Mit dynamischer und orografischer Unterstützung können sich in diesen
Gebieten teils heftige Gewitter entwickeln, wobei Unwetter durch Starkregen
nicht auszuschließen sind.
Bis Montag wird der Keil nach Polen gedrückt und der nachfolgende Haupttrog
weitet sich zu den Britischen Inseln aus. Ein Bodenhoch über der Ostsee und den
Baltischen Staaten hält noch dagegen, so dass sich schauerartige und vereinzelt
auch noch gewittrige Niederschläge bis in die Mitte Deutschlands vorarbeiten. Im
Nordosten bleibt es noch trocken. Im Laufe des Dienstags wird in Verbindung mit
einem weiteren, aus dem Haupttrog herauslaufenden Kurzwellentrog auch der
Nordosten und Osten von schauerartigen und teils gewittrigen Niederschlägen
erfasst. Im Nordwesten können nach Passage einer schwachen Kaltfront dann
bereits wieder Auflockerungen einsetzen.
Am Mittwoch kommt, ausgehend von einem Zentraltief nordwestlich von Schottland,
erneut eine Trogbildung über dem nahen Ostatlantik zustande. Zwischen diesem
Trog und einem von Südosteuropa bis nach Nordwestsibirien reichenden Keil bleibt
über Mitteleuropa eine südwestliche Strömung bestehen. Mit dieser wird mäßig
warme, in den Süden Deutschlands wieder wärmere Luft herangeführt, wobei die
Niederschlagsneigung tendenziell wieder abnimmt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich das o.g.
Zentraltief nebst Trog nach Osten. Eine darin eingelagerte Kaltfront greift
schleifend auf Deutschland über, was mit Niederschlägen einhergeht, die anfangs
von Gewittern begleitet sein können. Nach einem vorübergehenden leichten
Temperaturanstieg erfolgt am Freitag im Nordwesten und danach auch in den
anderen Gebieten ein Temperaturrückgang.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellrechnungen noch weitgehend konsistent. Prognoserelevante
Unterschiede lassen sich bis dahin nicht ableiten. Am Dienstag wird der aus dem
Haupttrog herauslaufende Kurzwellentrog unterschiedlich simuliert. Am Mittwoch
ergeben sich unterschiedliche Lösungen. Während der gestrige 00 UTC-Lauf einen
Austropfprozess hin zum Westausgang des Ärmelkanals im Programm hatte und über
Deutschland eine diffluente Südwestströmung bot, stützte der 12 UTC-Lauf
weitgehend die aktuellste Vorhersage. Dies zeigt sich auch im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum. Der gestrige 00 UTC-Lauf hatte hier sogar
eine Lage „Tief Mitteleuropa“ zu bieten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Dienstag stützen die verfügbaren Modelle weitgehend die oben
beschriebene Entwicklung. Nach allen Prognosen ist diagonal von Nordwest nach
Südost über Deutschland hinweg eine flache Tiefdruckrinne zu finden, die nach
GFS ein wenig weiter östlich liegt als nach den anderen Modellen und sich
allmählich nach Nordosten vorarbeitet.
Deutlichere Unterschiede zeigen sich am Mittwoch. Nach EZMW wäre eine
antizyklonale Südwestlage zu erwarten. Nach GFS hätte der nachfolgende Trog
bereits die Britischen Inseln überquert, so dass sich eine zyklonale Südwestlage
ergeben würde. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes ist dazwischen
einzuordnen. Interessant ist die Lösung des ICON, das die Version des 00
UTC-Laufes vom Vortag aufwärmt, d.h. einen Austropfprozess über den Britischen
Inseln zeigt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt nach allen Modellen eine
eher zyklonale Südwestströmung zustande, was auf die oben beschriebene Version
hinausläuft und als das wahrscheinlichste Szenario anzusehen ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt weitgehend die Version des hauseigenen Hauptlaufes, zeigt
aber die Passage des Troges kurz nach Wochenmitte etwas verzögert und vor allem
markanter als die deterministische Version. Die Folge wäre dann auch ein
ausgeprägterer Temperaturrückgang mit einer zögernden Erwärmung dann erst wieder
zum ersten Oktoberwochenende hin. Dabei nimmt der Spread der EPS-Member erst zur
Wochenmitte hin deutlich zu, wobei dann Lösungen zu finden sind, die auf ein
spätsommerliches Szenario (mit Temperaturen im 850 hPa-Niveau um 15 Grad)
hindeuten, aber auch einige Member in Richtung 0 Grad (im 850 hPa-Niveau)
abtauchen. Ab Sonntag werden vermehrt Signale für Niederschläge gezeigt, ohne
jedoch Indizien für größere Niederschlagsmengen zu bieten. Ein CAPE am
Wochenende zwischen 1000 und 1500 J/kg lässt sich als Signal für eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit auch kräftigerer Gewitter werten.
Das EPS des EZMW folgt weitgehend der oben beschriebenen Entwicklung, ist aber,
was das EPS-Mittel betrifft, etwas zyklonaler geprägt als der Hauptlauf. Beim
Clustering für den Zeitraum bis H + 168 wird interessanterweise die Version des
ICON (mit dem am Mittwoch zu den Britischen Inseln gerichteten Austropfprozess)
von immerhin 15 Membern gestützt, was sich somit als das am stärksten besetzte
Cluster erweist. Leider wird diese Idee für die nachfolgenden Zeitschritte nicht
weiterverfolgt. Bis h+240 ergeben sich nur noch zwei Cluster. Eines, das der
oben beschriebenen Entwicklung folgt und ein weiteres mit einer relativ weit
südlich ansetzenden Westströmung (war lange Zeit nicht in den Prognosen zu
finden). Letzteres würde auf die Version des kanadischen Modells hinauslaufen.
Beide Cluster sind dabei annähernd gleich besetzt.
Wie beim EPS des GFS wird auch beim EPS des EZMW zur Wochenmitte hin der Spread
merklich ausgeprägter, wobei jedoch nur Einzellösungen auf ein „kaltes“ Szenario
hindeuten. Niederschlagssignale werden dabei nach Osten hin zusehends schwächer.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag sind wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren zu erwarten.
Am Sonntag kommen im Südwesten und Westen in der einfließenden feuchtwarmen und
labil geschichteten Luft Gewitter mit Starkregen auf, Unwetter durch heftige
Regengüsse sind nicht auszuschließen. Auch Hagelansammlungen können auftreten.
Am Montag und Dienstag greifen schauerartige und zum Teil von Gewittern
durchsetzte Regenfälle bis auf die Mitte über, dabei besteht vor allem über dem
Bergland und im Süden noch geringe Wahrscheinlichkeit für Starkregen. Am
Mittwoch sind markant zu bewarnende Wetterereignisse eher unwahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann