S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.09.2021 um 10.30 UTC

Am Wochenende Warmluftvorstoß und in der Südwesthälfte teils sommerliche. Am
Sonntag potentielle markante Gewitterlage im Westen und Südwesten sowie am
Alpenrand. Zu Wochenbeginn gebietsweise Gewitter mit Starkregenpotential,
weiterhin mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 28.09.2021

Am Freitag befindet sich hohes Geopotential über dem westlichen Mittelmeerraum,
das sich bis nach Frankreich und England erstreckt. Deutschland wird davon
zumindest am Rande beeinflusst. So verläuft die nordwestliche Höhenströmung
leicht antizyklonal, mit dem höchsten Potential im Südwesten. Dort wird es
entsprechend am freundlichsten mit längerem Sonnenschein und Maxima bis 24 Grad.
Weiter nach Nordwesten wird der breite Rücken von einer Warmfront überlaufen und
auch niedertroposphärisch ist weiterhin Feuchte vorhanden. Dadurch wird es von
der Mitte bis in den Nordosten ein eher grauer Tag und gelegentlich fällt auch
ein wenig Regen. Die Maxima steigen dabei im Nordosten nur auf Werte um 18 Grad.

Im weiteren Verlauf und damit der Nacht auf Samstag kann der Hochdruckeinfluss
weiter nordostwärts ausgreifen. Der Wind weht zwar deutlich schwächer als am
Donnerstag, es gibt aber noch Windböen an den See und stürmische Böen an der
Vorpommerschen Ostsee und in den Hochlagen der ostdeutschen Mittelgebirge.

Am Samstag verschiebt sich der Schwerpunkt des breiten Rückens nach
Mitteleuropa. Seine Achse verläuft dabei zur Mittagszeit quer über Deutschland
von Südost nach Nordwest. Von Frankreich kommend können damit zunehmend warme
Luftmassen auf den Südwesten und Westen und nachfolgend weiter auf die mittleren
Landesteile übergreifen. So steigen die Höchstwerte bei Sonnenschein in der
Südwesthälfte auf Werte zwischen 22 und 25 Grad. Im Norden und Nordosten
befindet man sich hingegen weiter auf der Vorderseite des Rückens in einer
leicht nordwestlichen Anströmung. Zwar ist die Warmfront abgezogen, allerdings
halten sich niedertroposphärisch (850 hPa und darunter) weiter Feuchtefelder.
Entsprechend dominieren dort weiter die Wolken, aus denen auch gelegentlich
etwas Sprühregen fällt. Die Maxima liegen entsprechend niedriger zwischen 18 und
22 Grad. Der Nordwestwind weht an der Vorpommerschen Ostsee auch noch zeitweise
stark böig.

Am Sonntag hat sich der Rücken weiter ostwärts verlagert und seine Achse zieht
in der zweiten Tageshälfte ostwärts aus Deutschland ab. Im Gegenzug findet man
einen Kurzwellentrog über Westeuropa mit eigenständigem Zentrum über
Nordfrankreich. Dieses Höhentief wandert bis zum Abend an die Westgrenze
Deutschlands. Vorderseitige kann sich eine Bodentiefdruckrinne mit eingelagerter
Windkonvergenz zunächst in den Westen und dann weiter in die mittleren
Landesteile schieben. Nach anfänglich oft freundlichen Start nimmt die
Quellbewölkung im Tagesverlauf zu und vor allem Nachmittag kommt es im Westen
und Südwesten sowie am Alpenrand zu teils kräftigen Gewittern. Mit 19 bis 24
Grad wird es nochmal sommerlich warm.
Nachts verlagern sich die Gewitter dann weiter in die mittleren Landesteile und
nach Südostbayern.

Am Montag liegen die Reste des Höhen- und Bodentroges mit den feuchtlabilen
Luftmassen über Mitte und dem Osten des Landes. Dort gibt es erneut teils
kräftige Schauer und Gewitter, die auch Bayern betreffen. Dahinter gelangt
Deutschland auf die Vorderseite eines umfangreichen Langwellentroges mit Zentrum
südwestlich von Island, der aber weitgehend westlich der Britischen Inseln
bleibt. Damit verbleibt Deutschland in einer gradientschwachen Boden- und
Höhenströmung und im Bereich feuchtlabiler Luftmassen, die Schauer und Gewitter
mit Starkregengefahr bringen. Bei weiterhin warmen Maxima macht sich die Sonne
eher rar.

In der erweiterten Mittelfrist bewegt sich Trog als Höhentief nach Westeuropa
und greift nachfolgend auch auf Deutschland über. Unbeständiges Wetter mit
allmählich zurückgehenden Temperaturwerten wäre die Folge.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Mittelfrist beginnt in guter Einigkeit mit den Vorläufen und auch das
Wochenendwetter wird abgesehen von kleineren zeitlichen Unsicherheiten der
Ostverlagerung des Höhenrückens vergleichbar mit den Vorläufen prognostiziert.
Das Höhentief am Sonntag über Frankreich war im gestrigen 00 UTC Lauf noch nicht
so ausgeprägt vorhergesagt, wie im nachfolgenden 12 UTC und im heutigen 00 UTC
Lauf. Damit hat sich das Potential für zum Teil auch starke Gewitter im
Vergleich zum Vortag für den Sonntag im Westen und Südwesten eher erhöht.
Die großräumigen Strukturen sind auch zu Beginn der kommenden Woche
vergleichbar. Die Reste des Höhentiefs verbleiben aber nach dem jüngsten
Modellauf etwas zäher über Deutschland, als zuvor prognostiziert.

Die Phasenlage der Tröge und Keile ist im weiteren Verlauf zum Ende der
Mittelfrist etwas verschoben und schwankt zwischen den einzelnen Läufen. Im
gestrigen 00 UTC Lauf läge Deutschland zum Mittwoch schon stärker auf der
Vorderseite des umfangreichen Westeuropatroges. Im gestrigen 12 UTC Lauf befände
sich vor allem die Nordosthälfte eher rückseitig des Osteuropatroges in einer
NW-Strömung mit kalten Luftmassen bis 0 Grad in 850 hPa in Vorpommern. Im
neusten Lauf wären wir eher zwischen den Stühlen und würden von warmen
Luftmassen um +8 Grad in 850 hPa profitieren.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch zwischen den verschiedenen Modellen lassen sich zu Beginn der Mittelfrist
große Ähnlichkeiten in der Großwetterlage finden. Der Rücken ist beim GFS für
Samstag aber deutlich flacher, als beim ECMWF und ICON.

Den Kurzwellentrog zum Sonntag zeigen alle Modelle, allerdings in der Ausprägung
nicht so kräftig wie das ECWMF. Das GFS ist zudem etwas forscher in der
Ostwärtsverlagerung und damit auch in der Ausweitung von Schauern und Gewitter
nach Osten. Im Gegenzug ist das ICON klar langsamer und ein allmähliches
Übergreifen unter Abflachung des Troges ist erst für die Nacht und den Montag
angedacht. In der Folge ist der antizyklonale Einfluss beim ICON viel stärker
ausgeprägt, als beim ECMWF. Der Trog würde zunächst über dem östlichen
Nordatlantik verbleiben. Im Nordosten würde eine kühlere NW-Strömung
vorherrschen, sonst aber recht warme Luftmassen. Das GFS zeigt im Gegenzug eine
deutliche Zonalisierung zu Beginn der Woche mit dem Übergreifen von
Frontensystemen vom Atlantik.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des ECMWF zeigen eine gute Einigkeit der verschiedenen
Ensemblemember, die eng gebündelt um den Median verlaufen. Das gilt sowohl für
das Geopotential und die 850 hPa Temperatur bis zu Beginn der kommenden Woche.
Der Wärmepeak liegt in der Nacht auf Sonntag mit Werten, die im Kontrolllauf
auch über 15 Grad steigen. Nachfolgend nehmend die Niederschlagssignale ab
Sonntag zu, sind aber bis in die erweiterte Mittelfrist hinein nicht sonderlich
stark ausgeprägt. Gerade nach Osten und Nordosten werden diese immer schwächer
und Geopotential sowie 850 hPa Temperatur bleiben dort im Mittel auf hohem
Niveau.
Die Schwankungsbreite des Ensembles nimmt aber ab Dienstag überall in
Deutschland deutlich zu mit einigen Ausreißern nach unten (sowohl Geopot, als
auch T850).

Das Clustering des ECMWF bietet für den Zeitraum +120 h (So 00) bis +168 h (Di
00) insgesamt fünf Lösungen. Für Mitteleuropa und damit auch Deutschland ist die
großräumige Zirkulation überall vergleichbar. Die einzelnen Member unterscheiden
sich nur dahingehend, wie stark der westeuropäische Trog nach Süden ausgreift
und wie schnell er Einfluss auf uns nehmen kann.
Im Zeitraum +192 h (Mi 00) bis +240 h (Fr00) gibt es vier Lösungen. Erneut
bestehen die Unterschiede für uns vor allem darin, wie amplifiziert die Strömung
ist und ob wir näher am Rücken und damit unter antizyklonalem Einfluss liegen
oder ob Trog/Höhentief dominieren. Der Kontrolllauf zeigt in Cluster 1 eher eine
flache vornehmlich antizyklonal geprägte Höhenströmung, während mit dem
Hauptlauf in Cluster 2 eher der Westeuropatrog Einfluss auf Deutschland hätte.

Das Ensemble des GFS zeigt einen ähnlichen Verlauf bis zum Sonntag. Im Anschluss
nimmt die Schwankungsbreite deutlich zu, wobei der Hauptlauf zunehmend an den
Unterrand der T850hPa gelangt. Mit dem vorhandenen Spread sind noch einige
Optionen denkbar. Beim ICON sind die Niederschlagssignale zu der neuen Woche
eher mau sind (der Median bleibt trocken) und die T850 Werte gehen auch im
Ensemble nur langsam zurück.

FAZIT: Die Entwicklung ist bis zum Wochenende weitgehend in Sack und Tüten mit
einem Warmluftvorstoß zum Wochenende (nochmals teils sommerlichen Höchstwerten)
und einer Gewitterlage ab Sonntag. Dabei sind je nach Modell auch stärkere
Entwicklungen möglich. Nachfolgend nehmen die Unsicherheiten zu und es ist noch
nicht ganz klar, wie stark der westeuropäische Höhentrog zu Beginn der kommenden
Woche auf uns übergreifen kann und das Wetter unbeständig gestaltet. Gut
möglich, dass die Antizyklonalität auch noch länger dominiert, wie es das ICON
andeutet. Es bleibt dabei weiter verhältnismäßig mild mit nur langsam
zurückgehenden Werten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag kann es an der Vorpommerschen Ostseeküste und in den Hochlagen der
östlichen Mittelgebirge nochmal stürmische Böen geben.

Ab Sonntag nimmt von Westen und Südwesten die Gewittergefahr. Dabei sind auch
stärkere Entwicklungen, lokal bis in den Unwetterbereich denkbar. Letzteres ist
aber noch recht unsicher.

Genauso bestehen Unsicherheiten wie weit sich markante Gewitter bis in den Osten
ausdehnen. Auch zu Beginn der neuen Woche gibt es gebietsweise Signale für
Gewitter, dann vornehmlich mit Starkregen verbunden wären. Da es auch noch eher
antizyklonal geprägte Modellversionen gibt (ICON) bleiben potentielle Warnungen
aber noch unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, ECMWF-EPS, ICON-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer