SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.09.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Teils freundliches, teils trübes Spätsommerwetter, ab Donnerstag vorübergehend
stürmisch und unbeständig.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … bäumt sich über dem Atlantik ein mächtiger Rücken nordwärts auf und
drückt dabei die Frontalzone weit nach Norden. Etwa auf Höhe der Britischen
Inseln kann er dabei auch Raum nach Osten gewinnen und dabei mit seiner Achse
nach Norddeutschland vorankommen. Dabei bohrt sich der Keil in einen breiten
Langwellentrog, der sich von Skandinavien bis in den Mittelmeerraum erstreckt.
In diesem sind etwa über den Pyrenäen und dem westlichen Alpenraum zwei
Drehzentren positioniert. Zudem wirbelt ein weiteres, deutlich stärkeres
Höhentief über Osteuropa. Über Lappland und Nordwestrussland kann zudem ein
Höhenhoch seinen Hoheitsbereich ausbauen. Bodennah korreliert das Höhentief über
Osteuropa mit einem Tief über Westrussland. Zudem sind auch die Drehzentren über
dem Alpenraum und den Pyrenäen am Boden etwa an gleich Stelle zu finden. Der
Rücken über dem Atlantik steht gleichzeitig mit einem kräftigen Bodenhoch über
dem Atlantik in Verbindung, welches wiederum über eine schmale Hochdruckbrücke
mit dem hochreichenden Hoch über Nordwestrussland Kontakt aufbaut. Deutschland
liegt dabei zwischen den Stühlen. Während in den Norden und Osten mit einer
nordöstlichen Strömung zunächst noch kühle und feuchte Luft einfließt, können
die Tief über dem Alpenraum und westlich davon in den Südwesten Deutschlands
mildere Luft pumpen. Frontogenetische herrscht zunächst im Umfeld des Landes
auch flaute. Erst in der Nacht zum Dienstag wird der Norden von einer Warmfront
gestreift, der relativ schwache WLA vorläuft. Entsprechend können im
Nordseeumfeld schauerartige Niederschläge auftreten. Über Mecklenburg-Vorpommern
sind zusätzlich vorübergehend konvergente Verhältnisse zu erkennen, die von den
hochaufgelösten Modellen durch einzelne Schauerstraßen aufgelöst werden. Lokal
gibt es diesbezüglich sogar geringe Hinweise auf mehrstündigen Starkregen.
Ansonsten sollten die Niederschläge mit dem Tagesgang weitgehend abklingen und
auch im Südwesten somit abebben. Vielerorts sollte jedoch eine Inversion an der
Oberkante der feuchten Grundschicht etwa zwischen 800 und 850 hPa dem Aufklaren
entgegenstehen. Bekommt die Schicht doch Lücken, was bevorzugt in der Mitte und
Teilen des Westens sein kann, so könnte rasch Nebel die freie Sicht wieder
schließen.
Dienstag … schnürt sich das Höhentief über der Iberischen Halbinsel ab und
wirbelt in der Folge als Cut-Off weiter. Das korrelierende Bodentief ist dabei
über Südspanien zu verifizieren. Das osteuropäische hochreiche Tief wandert
entgegengesetzt leicht nach Osten und verliert an Einfluss auf Deutschland.
Stattdessen wird das zum atlantischen Rücken gehörende Bodenhoch dominant.
Dieses erstreckt sich nun vom Atlantik bis nach Deutschland, sodass verbreitet
Absinken im Fokus steht. Die Ausnahme bildet noch der Norden und Osten auf der
Vorderseite des Hochs. Mit einer nordwestlichen Strömung driften kurzwellige
Anteile über den Nordosten und generieren PVA. Zudem bleibt auch die schwache
WLA noch erhalten. Entsprechend sind von der Nordsee bis zur Oder noch schwache,
teils schauerartige Regenfälle zu erwarten. Nach Westen und Südwesten zu sorgt
dagegen das Absinken nach Auflösung von Nebel und Hochnebel schon für längeren
Sonnenschein. Die Nacht zum Mittwoch ist dann etwa ein Abbild des Tages. In der
Südwesthälfte kann sich unter Hochdruckeinfluss bei Aufklaren Nebel bilden. Im
Norden und Osten ist dagegen weiter die Nordwestströmung mit feuchter Meeresluft
aktiv. Dabei kann sich die WLA sogar noch kräftigen, was sich in einer
Intensivierung der Niederschläge über dem Osten bemerkbar macht.
Mittwoch … wirbelt über der Iberischen Halbinsel, fernab von Deutschland aber
vielleicht interessant für Urlauber weiter der Cut-Off und dominiert dort das
Wetter. Hierzulande streiten sich weiter das hochreichende Tief über Osteuropa
und die Rücken-Hoch-Kombination über dem Atlantik und Westeuropa über die
Vorherrschaft. Während in der Höhe in der Osthälfte durchaus zyklonale
Strömungsbedingungen zu verzeichnen sind, wird am Boden nahezu das ganze Land
vom Bodenhoch eingenommen. Die zyklonalen Verhältnisse in der Höhe sorgen
schließlich für dichtere Wolken und vor allem im östlichen und südöstlichen
Mittelgebirgsraum auch für etwas Regen. Anders sieht es von der Nordsee bis zum
westlichen Alpenrand aus. Dort kann das Hoch vielerorts die Wolken vom Himmel
putzen und nach Auflösung lokaler Nebel- und Hochnebelfelder die Sonne scheinen
lassen.
In der Nacht verabschieden sich aber auch im Osten die Niederschläge und es
bleibt landesweit zunächst meist trocken. Abgesehen vom Küstenumfeld kann es
durch Absinken verbreitet Aufklaren. Nachfolgend muss aber wohl häufiger mit
teils dichtem Nebel gerechnet werden. Ausgangs der Nacht deutet sich dann an der
Nordsee schon Ungemach an. Ein anrauschender Kurzwellentrog drückt den Rücken
über der Nordsee nach Süden, sodass der Nordwesten zunehmend auf die Vorderseite
des Troges gelangt. Unter einer diffluenten Höhenströmung ist dabei bodennah
eine Kaltfront zu finden, die auf Deutschland zusteuert und in der Früh das Land
erreicht. Nachfolgend kommen im Nordseeumfeld schauerartige Niederschläge auf.
Zudem sorgt eine deutliche Gradientverschärfung für auflebenden Wind, sodass an
der See schon steife bis stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen auftreten
können. Entgegen zu den Vortagen kann am Mittwoch und der Nacht zum Donnerstag
von Westen wärmere Luft einsickern, sodass die Temperaturen auf 850 hPa von -1
bis 6 Grad am Montag und Dienstag auf 4 bis 12 Grad in der Nacht zum Donnerstag
ansteigen.
Donnerstag … wird das Wetter in Deutschland von Norden her zunehmend vom
Kurzwellentrog über der nördlichen Nordsee sowie dem korrelierenden Bodentief
über Norwegen beeinflusst. Mit der strammen nordwestlichen Strömung zwischen dem
tief und dem Hoch über dem Atlantik wird die Kaltfront weiter ins Land geschoben
und hat am Abend etwa die Nordhälfte überquert. Einhergehend sind in der
Nordhälfte schauerartige Niederschläge zu erwarten, während der Süden noch vom
schwächelnden Hoch profitiert. Dort bleibt es tagsüber wohl noch meist
freundlich und trocken, vom Oberrhein bis zu den Alpen auch länger sonnig. Die
Niederschläge in der Nordhälfte kommen aber nicht alleine, sondern werden von
frischem bis starken wind über das Land gepeitscht. Demnach muss im Norden und
Osten mit starken bis steifen, lokal auch stürmischen Böen gerechnet werden. An
der See sind Sturmböen, exponiert auch einzelne schwere Sturmböen zu erwarten.
Die Kaltfront drückt schließlich auch die mildere Luft nach Süden und ersetzt
diese mit kühlerer Meeresluft. Auf 850 hPa purzeln die Temperaturen leicht auf 3
bis 10 Grad. In der Nacht zum Freitag erreichen die mit der Kaltfront
einhergehenden, sich zunehmend abschwächenden Niederschläge die Mosel- und
Main-Region, ausgangs der Nacht auch die Donau. Vorderseitig kann es aber
nochmals auflockern, sodass vor allem im Südwesten erneut Nebel auftreten kann.
Da die stärkste Isobarendrängung nach Osten geschoben wird und ein schwacher
Rücken über der Nordsee ebenfalls zur Auffächerung beiträgt, lässt der wind
spürbar nach. Im Bergland und nur ganz vereinzelt im ostdeutschen Tiefland sind
weiter steife Böen im Programm. An der Ostsee und in Kammlagen von Harz und
Erzgebirge sowie anfangs auch noch an Teilen der Nordsee ist noch mit
stürmischen Böen oder Sturmböen, exponiert auch schweren Sturmböen zu rechnen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die großskaligen Geopotential- und Luftdruckverteilungen werden auch von anderen
Globalmodellen (IFS, GFS) vergleichbar abgebildet. Bis Donnerstag gibt es zudem
auch im Detail nur geringe Unterschiede. Ab Donnerstag wird allenfalls die
Verlagerungsgeschwindigkeit der Kaltfront samt gekoppelter Niederschläge leicht
abweichend simuliert. Das IFS ist dabei etwas schneller als ICON unterwegs. GFS
zeigt einen Mittelweg. Auch beim wind weichen ICON und IFS voneinander ab.
Während ICON zunehmend zurückrudert, ist IFS zunächst noch wesentlich kräftiger
aufgestellt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel