S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.09.2021 um 10.30 UTC

Am Mittwoch ruhiges Wetter. Am Donnerstag im Norden und der Mitte
Kaltfrontdurchgang und danach leicht unbeständig. Am Wochenende aber abgesehen
vom Nordwesten wieder gebietsweise freundlicher und wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.09.2021

Am Mittwoch befindet sich der äußerste Osten Deutschlands anfangs noch im
zyklonalen Randbereich des osteuropäischen Höhentiefs, wobei die schwache
Warmfront eines Nordmeertiefs anfangs noch für etwas Regen sorgt. Ansonsten ist
eine auch in der Höhe ausgeprägte, von den Azoren bis nach Mitteleuropa
reichende Hochdruckzone wirksam.
Am Donnerstag baut sich der vom Atlantik zu uns reichende Höhenkeil langsam ab
und schwenkt zu den Alpen. Damit greift von Nordwesten her ein Trog aus der
Frontalzone über, in dessen Kern sich ein Höhentief befindet, das zum Abend bei
Oslo erwartet wird. Das Bodentief wird zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in diesem
Bereich erwartet und seine Entwicklung ist damit weitgehend abgeschlossen. Seine
Kaltfront überquert den Norden und wird abends über der Mitte erwartet, wobei
ein schmales Regengebiet an die Front gekoppelt ist. Postfrontal fließt in den
Norden kühle Meeresluft mit 850-hPa-Temepraturen zwischen 2 und 4 Grad. Mit
Übergreifen der Front ist mit einer Windzunahme zu rechnen und an der See und im
Bergland sind somit stürmische Böen zu erwarten.
Freitagfrüh liegt die Front bereits im Donaugebiet und erreicht alsbald unter
Abschwächung die Alpen. In der 2. Tageshälfte greift die Warmfront eines Tiefs
südlich von Island auf die Nordhälfte über und nachfolgend kommt es zu leichten
Regenfällen. In der Südhälfte bleibt es trocken, aber auch hier nimmt die
Bewölkung zu. In der Nacht zum Samstag zieht eine Warmfrontwelle über Dänemark
ostwärts und sorgt an der See erneut für eine Windzunahme.
Reste der schleifenden Front beeinflussen am Samstag anfangs mit Regen den
äußersten Norden. Auch sonst herrscht hinter der Warmfront eine kräftige
Westströmung, mit der wieder milde Luft nach Deutschland strömt mit Temperaturen
in 850 hPa zwischen 7 Grad im Nordosten und 12 Grad am Bodensee.
Am Sonntag dreht die Strömung in allen Troposphärenschichten vor einem Trog über
Westeuropa auf Südwest und es kommt noch mildere Luft zu uns. In 850 hPa steigt
die Temperatur auf 10 bis 15 Grad, im Norden auf 8 Grad. Die Kaltfront des neuen
Islandtiefs erreicht abends lediglich England und die Bretagne.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Am Donnerstag gibt es zwar schon erste Phasenunterschiede, die sich aber noch
nicht gravierend beim Wetter auswirken.
Am Freitag zieht nach dem alten 00-UTC-Lauf ein Sturmtief über Südskandinavien
ostwärts und sein Sturmfeld beeinflusst die Nordhälfte Deutschlands. Damit wird
in ganz Deutschland meist recht viel Regen simuliert (verbreitet 5 bis 10 mm,
örtlich über 15 mm). Im neuen Lauf zieht das Tief schneller über
Mittelskandinavien hinweg und ist auch schwächer ausgeprägt. Die Warmfront eines
neuen Atlantiktiefs greift dann auf den Norden und Osten Deutschlands mit Regen
über. Im Westen und Süden fällt dagegen nur örtlich etwas Regen.
Am Samstag liegt Deutschland nach dem alten Lauf in einer Westnordwestströmung
in recht kühler Meeresluft, es fallen noch einzelne Schauer. Im aktuellen Lauf
und in dem von gestern 12 UTC greift eine Warmfront auf die Nordhälfte
Deutschlands über und sorgt dort im Tagesverlauf für etwas Regen. Das
Temperaturniveau wäre damit vor allem nachts höher.
Am Sonntag gleichen sich die Modellruns an, wir liegen dann nämlich in einer
Südwestströmung, mit der wieder sehr milde Luft herangeführt wird.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei GFS fällt auf, dass die Kaltfront nur den Norden in abgeschwächter Form mit
wenig Regen überquert und am Freitag folgt noch ein kräftiges Randtief nach, das
über Südskandinavien ostwärts zieht und den Norden beeinflusst. Am Samstag
schleift eine schwache Warmfront im Nordosten und sonst ist schwacher
Hochdruckeinfluss wirksam in Verbindung mit milder Luft. Am Sonntag gleichen
sich die Modelle wieder an.
ICON simuliert am Freitag eine kräftige Frontalwelle, die über Norddeutschland
ostwärts wandert. Auf der Südseite des Tiefs würde es also auch in der Mitte
vorübergehend sehr windig werden, im Bergland stürmisch.
Der Samstag sieht dann zyklonaler als bei IFS aus: Eine Warmfront würde in der
Mitte und im Nordwesten leichten Regen bringen und am Sonntag langt das nächste
hochreichende Tief bereits über der nördlichen Nordsee an und bringt bereits dem
Westen und Norden Regen und recht viel Wind. ICON zeigt insofern im Vergleich zu
den anderen Modellen eine Einzellösung mit einer schleifenden Kaltfront im
Westen und Norden.
Die Entwicklung ab Montag, 27.9. ist unsicher: Während die meisten Modelle das
Übergreifen der Kaltfront zeigen, berechnet JMA das Abtropfen des zur oben
erwähnten Kaltfront gehörenden Troges zur westlichen Biskaya und nach Irland.
Damit würde es zu einer breiten Süd- bis Südostströmung bei uns kommen mit
abermals spätsommerlichem Wetter. IFS nimmt eine mittlere Position ein: Hier
schleift die Front im Westen und Norden und somit würde das Wetter in der
Südosthälfte Deutschlands noch relativ warm sein fast ohne Niederschlag.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS ermittelt heute bis zum 7. Folgetag 4 Cluster, die
allesamt von einer blockierenden Lage in ´Atlantischer Rücken´(Freitag) in eine
Westlage übergehen (positive Nordatlantische Oszillation). Nur der 4. Cluster
mit insgesamt nur 4 Modell-Runs zeigt fast eine Blocking-Situation mit einem
kräftigen Höhenrücken, der nur sehr langsam über Mitteleuropa ostwärts wandert
und der nachfolgende Trog hat eine Abtropftendenz (ähnlich wie bei JMA, s. o.)
Für die erweiterte Mittelfrist (Montag, 27. Bis Mittwoch, 29.9.) werden 6
Cluster ermittelt, in der ein Trog übergreift und insofern die Westlage
weitergeht. Nur im 4. Und im 6. Cluster mit insgesamt 11 Modellruns wandert ein
Höhenrücken nur sehr langsam über Mitteleuropa ostwärts. Hier würde sich der
Durchgang der Kaltfront stark verzögern. Der operationelle Lauf fällt hier
hinein (4. Cluster).
In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man zunächst im Kurzfristzeitraum bis
nahe null Grad absinkende Temperaturen in 850 hPa. Das ist die Kaltluft, die am
Südrand des Skandinavienhochs von Nordosten einströmt. Am Mittwoch steigt die
Temperatur aber wieder stark an auf Werte zwischen 5 und 11 Grad, was dem
Durchschwenken des Höhenkeils und damit Absinkprozessen geschuldet ist. Außerdem
sickert von Westen mildere Luft ein. Nach einem Temperaturmaximum Donnerstagfrüh
sinkt die Temperatur bis Freitagfrüh ab, was durch den Kaltfrontdurchgang
hervorgerufen wird. Anschließend steigt die Temperatur bis Sonntagabend wieder
an auf ein neuerliches Temperaturmaximum zwischen 9 und 13 Grad. Anschließend
geht nur in etwa 40 Prozent der Modellläufe die Temperatur in 850 hPa nach
unten.

So bewegt sich die 2-Meter-Temperatur am Mittwoch und Donnerstag meist im
Bereich der Normalwerte, anfangs im Norden und Nordosten auch noch darunter. Am
Freitag liegen die Werte um 2 bis 4 Grad unter dem Modellklima und am Wochenende
geht die Temperatur wieder nach oben. In der erweiterten Mittelfrist liegen die
Werte meist über dem Durchschnitt, nur im Nordwesten später im Bereich
desselben.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich ab Donnerstag/Freitag vorübergehend
eine Westlage durchsetzt, die ab Sonntag schon wieder beendet sein könnte. Wie
nachhaltig die Unterbrechung der Westlage ist, das ist noch unsicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch sind signifikante Wettererscheinungen unwahrscheinlich. Am
Donnerstag sind dagegen im Küstenbereich stürmische Böen mit Durchgang der
Kaltfront wahrscheinlich und auch am Freitag gibt es dafür noch
Rest-Wahrscheinlichkeiten. Danach wird’s wieder ruhiger, wenngleich an der
Nordsee weiter noch geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen
fortbestehen, nämlich dann, wenn die nächste Kaltfront doch schon früher sich
dem Kontinent nähert.
Dauerregen ist während des gesamten Zeitraumes sehr unwahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden