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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.09.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
An den Alpen nachts markanter Dauerregen. Im weiteren Verlauf ruhiges Wetter bei
eher antizyklonal geprägten Wettercharakter ohne nennenswerte Warnrelevanz. Nach
Westen freundliche als im Osten.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … sorgt ein Höhenrücken, der von Skandinavien bis nach Mitteleuropa
reicht in großen Teilen von Deutschland für Absinken. Dieses Absinken findet
sich auch gut in den Mittagsaufstiegen wieder, wo von der Mitte bis in den
Norden eine Absinkinversion etwa im Bereich zwischen 800 und 850 hPa zu finden
ist. Genau diese Sperrschicht ist aber auch ein Problem, da sich in diesem
Umfeld viel Feuchte angereichert hat, die zu einer recht dichten Decke aus
hochnebelartigem Stratus bzw. Stratokumulus geworden ist. Diese hat sich im
Tageverlauf auch noch weiter in Richtung SW ausbreiten können. In den
dauergrauen Gebieten über der östlichen Mitte (die Wolken werden gegen die
Mittelgebirgskämme gedrückt) führte dies dazu, dass die Maxima nur wenig über
die 10 Grad Marke gestiegen sind

Von Rheinland-Pfalz bis zum Bayerischen Wald ergibt sich ein freundlicher
Streifen mit größeren Wolkenlücken. Der Aufstieg von Idar-Oberstein zeigt
demnach auch keine ausgeprägte Absinkinversion. Der freundliche Streifen wurde
im Tagesverlauf weiter nach Südwesten gedrückt, wird nun aber wieder langsam
rückläufig.

Die Rückläufigkeit erklärt sich mit der Entwicklung weiter in Richtung
Mittelmeerraum. Ein Trog über Westeuropa mit eingelagerten Höhentief bei den
Seealpen stützt ein Bodentief über dem Golf von Genua. Damit werden feuchtwarme
Luftmassen nach Norditalien gelenkt, wo aktuell auch ein großer Gewittercluster
aktiv ist. Die feuchtwarmen Luftmassen werden nun auch allmählich über den
Alpenhauptkamm bis in den Süden Deutschlands gedrückt, begleitet von WLA. Die
Amdar-Aufstiege über dem Alpenraum zeigen die Entwicklung einer Gegenstromlage
(z.B. Zürich) mit SW bzw. Westwinden in den unteren Luftschichten und Drehung
auf Ost bis Südost darüber. Der Umkehrpunkt und die Rechtsdrehung liegen etwa
bei 700 hPa. Die Folge sind Aufgleitbewegungen der feuchtwarmen Luft auf
darunter bzw. weiter stromabwärtsliegende liegende verhältnismäßig trockenere
und kältere Luft (siehe auch ThetaE850 hPa Feld). Die resultierenden
Aufgleitniederschläge haben auf die deutschen Alpen und das angrenzende Vorland
übergriffen und dehnen sich noch etwas nach Norden aus.

Zumeist werden die Warnstufen nicht erreicht. Vom Werdenfelser Land bis zum
Berchtesgadener Land gibt es aber dezente Hinweise, dass zumindest die markante
Warnstufe im 12 h Bereich bis Montagmorgen an einigen Stationen überschritten
werden kann. Dem folgend wurde auch eine markante Dauerregenwarnung ausgegeben.
Ein Teil der Niederschläge hat dabei konvektiven Charakter. Auf der diffluenten
Vorderseite des angesprochenen Höhentiefs sind die Niederschläge zum Teil leicht
konvektiv geprägt und in Richtung Österreich sind auch einzelne Gewitter
eingelagert. Gut möglich, dass sich ein Blitz auch noch bis auf das deutsche
Alpengebiet rüber rettet.

Im Laufe der Abend- und der Nachtstunden wandert das Höhentief dann langsam
ostwärts und der diffluente Trogvorderseitenbereich geht in den angesprochenen
Aufgleitbereich über. Zum Morgen wandert das Höhentief dann ostwärts ab und
damit lassen auch die Gegenstromsituation und die damit einhergehenden
Niederschläge nach. Aufsummiert können je nach Modell durchaus um 30 l/m², in
einzelnen Staulagen oder konvektive Verstärkungen auch um 40 l/m² an
Niederschlag zusammenkommen.

Davon abgesehen passiert nicht viel. Gebietsweise kann die Stratusdecke größer
Lücken bekommen, sodass sich dann vereinzelt Nebel bildet. Dies wird von den
Modellen und WarnMos vornehmlich über den mittleren Landesteilen angedeutet bzw.
durch aufliegende Wolken im höheren Mittelgebirgsbereich. Mit den Auflockerungen
wird es teils recht frisch, sodass in einzelnen Mittelgebirgstälern über der
Mitte und dem Osten örtlich in Bodennähe der Gefrierpunkt erreichet wird.

Montag … zieht das Höhentief unter Abschwächung ostwärts ab und der Rücken
kann weiter an Einfluss gewinnen. Der äußerste Alpenrand wird aber weiterhin von
feuchten Luftmassen beeinflusst, sodass sich dort die Sonne kaum zeigt und
gelegentlich etwas Regen mit Schauercharakter fallen kann.

Aber auch im Rest des Landes sorgt das Absinken nicht überall für freundliches
Wetter. Insgesamt gesehen hat man die besten Sonnenchancen wohl in den
westlichen Landesteilen, währen es in den östlichen Landeteilen (insbesondere im
Anstaubereich von Erzgebirge oder Thüringer Wald) wohl wieder schwierig wird die
hochnebelartige Stratusbewölkung aufzulösen. Bei der Durchschau der
Prognosesoundings ist neben der Anströmungsrichtung auch die Absinkinversion
etwas stärker ausgebildet, als in den westlichen Gefilden.

Davon abgesehen gibt es in Sachen warnwürdiges Wetter nicht viel Spannendes zu
berichten. Im äußersten Nordosten in Richtung Ostsee kommt die Höhenströmung aus
nördlichen Richtung und es findet sich etwas KLA. In Kombination mit der warmen
Ostsee werden im Tagesverlauf einige Schauer vorhergesagt. Bei Ausbildung von
persistenten Schauerstraßen kann damit auch etwas mehr Niederschlag
zusammenkommen. So gibt es Andeutungen vom ICON-D2 EPS mit leicht erhöhten
Wahrscheinlichkeiten zur Überschreitung der 6 h Schwelle für markanten
Starkregen. Diese liegen aber zumeist über Wasser. Örtlich etwas mehr
Niederschlag auch an Land kann aber nicht komplett ausgeschlossen werden.

Die Erwähnung dieser Marginalität zeigt, dass nicht viel los ist und das gilt
auch für die Nacht auf Dienstag. An den Alpen gibt es noch letzte Tropfen. Sonst
gibt es Regionen mit größeren Auflockerungen (vor allem nach Westen und
Südwesten) und wieder andere, mit dichten Wolkenfeldern (vornehmlich nach Osten
und Nordosten). Das ECMWF prognostiziert sogar ein paar Tropfen in Oder-Neiße
Nähe. In den anderen Modellen lässt sich davon aber nicht viel finden Im
Ostseeumfeld gibt es in der nördlichen Strömung weitere, aber eher schwache
Schauer.

Steht noch das Thema Nebel auf dem Notizzettel. Dieser ist vor allem dort zu
erwarten, wo es stärker auflockert. Dahingehend ist vor allem das Alpenvorland
zu nennen, sowie die Regionen vom Nordwesten bis zur Mitte. In ungünstigen Lagen
der östlichen und zentralen Mittelgebirge kann die Minimumtemperatur in
Bodennähe wieder auf Werte um den Gefrierpunkt fallen.

Dienstag … ändert sich nichts Wesentliches. Die über Deutschland herrschende
nördliche Anströmungsrichtung ist nach Westen eher antizyklonal geprägt, während
sie nach Osten oder Nordosten eine gewisse Zyklonalität aufweist. Am Boden sorgt
ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über dem Ärmelkanal für meist
schwachgradientige und windschwache Verhältnisse.

Mit der genannten Konstellation ergibt sich erneut eine gewisse Zweiteilung beim
Wetter. So dominiert in Richtung Westen und Südwesten das freundliches Wetter.
Bei 850 hPa Temperaturen können dabei am Oberrhein sogar die 20 Grad erreicht
werden. Weiter nach Osten und Nordosten dominiert hingegen das trübe Wetter. In
Richtung Ostsee sowie Oder/Neiße kann hin und wieder auch mal ein wenig Regen
fallen. Mit Maxima um 15 Grad ist das Grundfeeling daher schon eher herbstlich.

Warnwürdiges Wetter wird tagsüber wie nachts nicht erwartet. Davon ausgenommen
ist der nächtliche Bodenfrost in einigen Mittelgebirgstälern.

Mittwoch … Verstärkt sich der Rücken über dem Westen Deutschlands und bewegt
sich langsam ostwärts. Damit verlagert sich auch das Bodenhochzentrum langsam
über Deutschland ostwärts.

Die nördliche Höhenströmung beeinflusst nur noch den Osten des Landes, sodass
von Westen her langsam wärmer Luftmassen herangeführt werden. Mit dem Vorstoß
des Rückens nach Osten, weiten sich auch die Regionen mit freundlichem und
sonnigem Wetter ostwärts aus. Im Westen und Südwesten kann die Sonne zum Teil
den ganzen Tag scheinen. Viele Wolken gibt es hingegen noch von Vorpommern über
Brandenburg bis zum Erzgebirge. Dort kann auch weiterhin gelegentlich etwas
Regen fallen. Warnungen werden zunächst keine erwartet. Dies bei bis 21 Grad im
Westen und nur 15 Grad an Oder und Neiße.

Zum Ende des Tages frischt der Wind in Nordseenähe allmählich auf, mit Bft 7
Böen auf der freien See.

Modellvergleich und -einschätzung

Der kurzfristige Vorhersagebereich wird von den verschiedenen Modellen ähnlich
vorhergesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer