S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.09.2021 um 10.30 UTC

Zunächst Wetterberuhigung, am Sonntag v.a. in der Südhälfte schauerartiger Regen
mit Starkregengefahr, mäßig-warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.09.2021

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Freitag herrscht über weiten Teilen
Mittel- und Osteuropas eine recht gradientschwache und wellende
Geopotentialverteilung mit mehreren Trögen/Höhentiefs und Rücken vor. Für
Deutschland relevant ist einerseits ein allmählich ostwärts abziehendes
Höhentief mit Zentrum über der südlichen Ostsee respektive Polen, welches vor
allem noch den Nordosten Deutschlands mit schauerartigen, teils gewittrigen
Regenfällen beeinflusst, die erst am Abend nach Polen abziehen. Über den
restlichen Landesteilen wird bereits der Einfluss eines Rückens bemerkbar, der
an seiner Westseite von einem zunehmend abtropfenden Höhentief flankiert wird,
welches sich um die Mittagszeit über der Keltischen See befindet. Die Achse des
Rückens erreicht im Tagesverlauf die westdeutsche Grenze und dazu
korrespondierend befindet sich am Boden ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über
Süddeutschland. Demnach können wir uns gegenüber den Vortagen über eine
deutliche Wetterberuhigung freuen. Neben einigen Wolkenfeldern setzt sich
zeitweise die Sonne durch und mit Temperaturen von 19 bis 23 Grad wird es mäßig
warm.

Am Samstag überquert uns der Rücken bei gleichzeitiger Verkürzung der
Wellenlänge, denn das nun vollständig abgetropfte Höhentief erreicht bereits am
Mittag den Nordwesten Frankreichs. Im Bodendruckfeld ist von Großbritannien bis
in den Nordosten Frankreichs eine Tiefdruckzone zu finden und auch über
Deutschland beginnt der Druck wieder zu sinken. Neben sonnigen Abschnitten
ziehen über Deutschland auch zeitweise Wolkenfelder hinweg, aus denen aber nur
ein paar Tropfen fallen. Erst zum Abend gelangen der Westen und Südwesten
allmählich auf die Vorderseite des Höhentiefs, sodass möglicherweise erste
Schauer und Gewitter übergreifen können. An den Temperaturen ändert sich zum
Vortag wenig.

Am Sonntag zieht das Höhentief weiter Richtung Alpen, während über
Norddeutschland und Skandinavien hohes Geopotential beziehungsweise ein
Bodenhoch über Skandinavien wetterbestimmend ist. Gleichzeitig findet westlich
von Irland erneut ein Abtropfvorgang statt, woraus ein neues Höhentief
resultiert, das sich am Abend bereits über der Biskaya befindet. Über
Süddeutschland kommt es zumindest nach IFS aufgrund der Hebungsvorgänge des oben
erwähnten Höhentiefs zu kräftigen, schauerartig verstärkten Regenfällen, während
es im Norden und der Mitte überwiegend trocken bleibt. Allerdings sickert von
der Ostsee her feuchte Luft ein, wodurch sich über dem Norden und Osten
hochnebelartige Bewölkung ausbreitet. Bei 850-hPa-Temperaturen von nahe 0 Grad
in Vorpommern und 7 Grad im Süden steigen die Temperaturen nur noch auf 16 bis
21 Grad.

Am Montag werden nach Lesart des IFS weite Teile Deutschlands weiterhin vom
Rücken beziehungsweise vom Bodenhoch über Skandinavien beeinflusst. Das
neuerliche Höhentief eiert über der Biskaya und Frankreich umher, wobei es nach
heutiger Sicht keinen Einfluss auf das Wetter in Deutschland hat. Vor allem in
der Nordosthälfte hängt immer noch die hochnebelartige Wolkendecke, die im
Tagesverlauf aber immer löchriger wird. Weiter südwestlich kann sich bereits am
Vormittag die Sonne durchsetzen und an der Temperaturverteilung ändert sich
wenig.

In der erweiterten Mittelfrist wird die Vorhersage sehr unsicher, weil immer
wieder Höhentiefs ihre Finger im Spiel haben, deren Zugbahnen erfahrungsgemäß
nur schwer vorhersagbar sind. Absolut störungsfreies Spätsommerwetter wie
aktuell ist also nicht mehr zu erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz zu den Vorläufen ist als nicht besonders gut einzuschätzen.
Bereits ab Samstag ergeben sich größere Unterschiede. Der gestrige 00-Uhr-Lauf
hatte das abtropfende Höhentief über Nordwestfrankreich nicht auf dem Programm,
sondern anstelle dessen einen kurzwelligen Randtrog über der Nordsee. Erst ab
dem gestrigen 12-UTC-Lauf, der sich auch im Verlauf dem heutigen 00-UTC-Lauf
ähnelt, wird das vom Nordwestfrankreich zu den Alpen ziehende Höhentief
simuliert. Demnach bestehen auch bezüglich der kräftigen schauerartigen
Regenfälle über Süddeutschland am Sonntag noch mehrere Fragezeichen, denn nach
dem gestrigen 00-UTC-Lauf würden sich ganz Deutschland zu diesem Zeitpunkt
mitten unter einem ausgeprägten Rücken befinden. Auch in der Folge setzten sich
die Modellunterschiede fort. Während nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf eine recht
zonale Strömung einstellen sollte, wodurch mit einer westlichen Strömung
mäßig-warme Meeresluft nach Deutschland gelangen sollte, werden nach den neueren
Läufen Deutschlands der Westen und Südwesten möglicherweise vom neuerlichen
Höhentief über Westeuropa und von einer milden südwestlichen Strömung
beeinflusst (T850hPa um 10 Grad), während bedingt durch das Skandinavienhoch mit
einer nördlichen Strömung in den Nordosten deutlich kühlere Luft (T850hPa um 0
Grad) einsickert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die Konsistenz zu den anderen Globalmodellen zeigt, dass die
Wetterentwicklung im mittelfristigen Zeitraum noch sehr unsicher ist. So findet
der Abtropfvorgang des Höhentiefs bei ICON weiter westlich statt und wir kommen
überhaupt nicht in dessen Einflussbereich. Bei GFS tropft das Tief hingegen
weiter nördlich ab, zieht am Sonntag nach Süddeutschland und wird anschließend
vom Höhentief über Osteuropa eingefangen. Für Montag wird der neuerliche
Abtropfvorgang mit dem resultierenden Höhentief über Westfrankreich von ICON
nicht simuliert, stattdessen läge Mitteleuropa unter einem langwelligen Rücken.
Zumindest wäre es nach beiden Versionen in Deutschland weitgehend trocken. GFS
berechnet hingegen ein Wellentief, das Deutschland von West nach Ost überquert
und für einen wechselhaften Wettercharakter sorgen würde.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bei den Rauchfahnen für Offenbach zeigt sich bei den 850hPa bis zum Wochenende
ein vergleichsweise geringer Spread, wobei sich die meisten Member zwischen 6
und 9 Grad befinden, was mäßig-warmes Wetter zu Folge hätte. Erst ab
Sonntag/Montag vergrößert sich der Spread zusehends. Beim Geopotential nimmt der
Spread schon ab Samstag zu, was v.a. aus der unsicheren Zugbahn des Höhentiefs
bzw. kurzwelliger Troganteile herrührt. Bei den Niederschlägen sind der Haupt-
und Kontrolllauf ab Freitag weitgehend trocken, während die weiteren Ensembles
zeigen, dass dies noch nicht in „trockenen“ Tüchern ist.

Bei den Rauchfahnen für München ist der Spread sowohl beim Geopotential als auch
bei den Temperaturen größer und die Temperaturen zeigen im Mittel einen
kontinuierlichen Abwärtstrend. Die größere Unsicherheit ist auf den Einfluss des
Höhentiefs zurückzuführen. Interessant ist insbesondere, dass sowohl der Haupt-
als auch der Kontrolllauf am Sonntag / Nacht zu Montag Signale für
unwetterartigem Starkregen zeigen, die die weiteren Member nicht stützen.
Demnach nehmen die intensiven Niederschläge über Süddeutschland wahrscheinlich
eine Außenseiterrolle ein.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120-t168 4 Cluster angeboten, wobei
3 dem Regime Blocking und eines einer negativen NAO zugeordnet werden, wobei
Letzterem nur 11 Member angehören. Jedoch haben alle Member gemein, dass sich
über Skandinavien hoher Luftdruck etabliert. Bei t192-t240 werden 6 Member
angeboten mit unterschiedlichen Wetterregimen, was unterstreicht, dass in der
erweiterten Mittelfrist die Vorhersage auch mit einer Glaskugel gemacht werden
könnte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag zieht im Nordosten der schauerartige, teils gewittrige Starkregen im
Tagesverlauf nach Osten ab, wobei in stärkeren Schauern nochmals mit Mengen im
markanten Bereich zu rechnen ist.

In der Nacht zum Sonntag besteht im Süden und Südwesten örtlich die Gefahr von
Starkregen, mit geringer Wahrscheinlichkeit sind diese auch gewittrig
durchsetzt.

Am Sonntag fällt in der Südhälfte gebietsweise schauerartiger Regen, teils mit
mehrstündigem Starkregen bis in den markanten Bereich. Strichweise sind
unwetterartige Mengen (>35 l/qm in 6 Stunden) nicht ausgeschlossen, wobei die
hohen Mengen aus dem Hauptlauf vom EPS nicht gestützt werden.

Am Montag sind wahrscheinlich keine markanten Wettererscheinungen mehr zu
erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel