SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.09.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Heute Abend vor allem im Westen, am Freitag in größeren Teilen Deutschlands
Schauer und Gewitter mit lokalem Starkregen, vereinzelt unwetterartig. Am
Samstag von Westen her Wetterberuhigung, anfangs im äußersten Norden und Osten
sowie Südosten markante Gewitter, Unwetter nicht ausgeschlossen.
Am Sonntag an der Küste windig, jedoch meist nur steife Windböen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … Deutschland liegt am Rande der hochreichenden Antizyklone mit Kern
über Osteuropa in einer südlichen Strömung, mit der sehr warme Luft zu uns
kommt. Außerdem befinden wir uns auf der Vorderseite eines westeuropäischen
Troges, wobei ein erster kurzwelliger Anteil vom westlichen und südwestlichen
Deutschland über uns hinweg nach Nordosten zieht. Insgesamt ist dieser Trog aber
schwachgradientig strukturiert, so dass nur wenig Hebungsimpuls entsteht. Das
zum Haupttrog gehörende Bodentief liegt bei Irland und seine Okklusion mit
Kalfrontcharakter hat Benelux erreicht und die vorlaufende Konvergenz erstreckt
sich um 18 UTC von Ostfriesland nach Nordsachsen. Rückseitig strömt feuchtere
und potentiell instabile Luft ein mit PPWs meist über 28 mm und im Nordwesten
bis 40 mm bei ML-Cape-Werten zwischen 400 und an die 1000 J/Kg. Die Konvergenz
langt morgen früh in Vorpommern an und so breiten sich Schauer und einzelne
markante Gewitter abends und nachts vom Westen bis nach Mecklenburg und
Thüringen aus. Ganz im Osten reicht die Feuchte noch nicht aus. Von den
Modellprognosen her werden meist nur 1 bis 10 mm innerhalb von 12 Stunden
berechnet und GFS hat punktuell auch Unwettermengen über 40 mm im Programm,
ICON-D2 und Euro4 simulieren ebenfalls vereinzelt Unwettermengen. Allerdings
sind die Modellinformationen für eine Vorabinformation zu uneinheitlich. Nach
ICON-D2-Eps liegt der Schwerpunk in der ersten Nachthälfte in NRW und in der 2.
Im Münsterland sowie im westlichen Niedersachsen (s. u.)

Freitag … kommt der Haupttrog bis Ostfrankreich und Benelux voran, während der
blockierende Höhenrücken über Osteuropa die Stellung hält und nur zögernd
weicht. Die Strömung bleibt trogvorderseitig auf Süd bis Südwest, am Boden dreht
sie mit Verlagerung des Tiefdruckgebietes in die Nordsee auf Südwest, womit
feuchtlabile und weiter warme Luft (T850 11 bis 14°C) nach ganz Deutschland
gelangt. Allerdings kühlt es in 500 hPa um 1 bis 3K ab. Bei PPWs von 30 bis 40
mm und in der Höhe von Süd nach Nord ablaufenden Wellen erwartet uns ein
wechselhafter Tag mit Schauern und Gewittern.
Die labilste Luft findet sich über dem Osten und Norden, während die folgende
Kaltfront teilweise schleifend nach wie vor nur langsam Boden nach Osten hin gut
macht.

Die einzelnen Schauer vom Vormittag entwickeln sich im weiteren Verlauf zu teils
kräftigen Gewittern, die dank geringer Scherung und Zellverlagerung besonders
mit Starkregen (markant bis lokal WU) einhergehen. Bei sehr geringen
Windgeschwindigkeiten sind auch fast stehende Zellen, vor allem über dem Süden
und der Mitte möglich, was örtlich das Starkregenpotential heraufsetzen dürfte.
Wegen der fehlenden Dynamik sind darüber hinaus lediglich stürmische Böen und
kleinkörniger Hagel zu erwarten.
Schwerpunkt der Konvektion sollten insgesamt in der Nordwesthälfte liegen, aber
auch nach Süden und Südosten sind einzelne Gewitter zu erwarten, nicht nur über
dem Bergland.
Am wenigsten passiert konvektiv im Südwesten, wo die Schichtung dank
niedertroposphärischer Kaltluftadvektion stabilisiert, und im Bereich der
Kaltfront lediglich ein paar Schauer, eventuell schauerartiger Regen fällt.
Die Sonne ist vor allem im Westen und Nordwesten Mangelware, der äußerste Osten
und Südosten erlebt einen teilweise freundlichen Tag, erst abends mit Gewittern
und der Rest sortiert sich dazwischen ein.

Die Höchstwerte liegen zwischen 22°C im Westen und bis 28°C örtlich im Osten,
wobei es generell recht schwül werden dürfte. Der Wind weht schwach bis mäßig
aus Süd bis Südwest.

In der Nacht zum Samstag mit seiner Achse auf den Westen über, das Bodentief
zieht über die nördliche Nordsee langsam ostwärts und weitet sich nach
Mittelschweden aus. Entsprechende schwache Strömung dreht die Strömung bei uns
mehr auf West bis Südwest. Somit überquert dann auch die Kaltfront Deutschland
langsam nach Osten, womit auch die instabilste und feuchteteste Luft nach Osten
und Nordosten zurückgedrängt wird. Es kommt zu weiteren, aber sich
abschwächenden Schauern und Gewittern, die sich schwerpunktmäßig in die
genannten Regionen zurückziehen. Von Westen her beruhigt sich das Wetter mit dem
Einfließen gemäßigterer Luft, während mit der Trogachse in Verbindung stehende
einzelne Schauer, wohl kaum Gewitter auf den Westen und Nordwesten übergreifen.

Die Luft kühlt auf 17 bis 11 Grad ab, stellenweise bildet sich bei längerem
Aufklaren Nebel.

Samstag … kommt der abflachende Höhentrog über Deutschland langsam nach Osten
voran und seine Achse erreicht zum Tagesende die Oder. Derweil greift die
Vorderseite des nachfolgenden Höhenrückens von Frankreich her allmählich auf
Deutschland über. Im Trogbereich wird die potenziell instabile und feuchte
Luftmasse im Osten und äußersten Südosten nur zögernd nach Osten verdrängt. Dort
können, etwas Einstrahlung vorausgesetzt, 300 bis 500 J/kg ML-Cape generiert
werden; bei vor allem in Vorpommern und Brandenburg zunächst hohen PPW-Werten
von 30 bis nahe 40 mm.
Die Folge sind dort kräftige Gewitter, vor allem mit Potenzial für markanten
Starkregen, Unwetter aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit nicht ganz
ausgeschlossen.
Schauer, bei denen es vereinzelt mal blitzen kann, gibt es ansonsten vor allem
bei der durchschwenkenden Trogachse, an die ein flacher Bodentrog gekoppelt ist.
Die Luftmasse ist dort gemäßigter; die PPW-Werte gehen zurück und es werden kaum
100 J/kg ML-Cape generiert.
Im Westen und Südwesten klingen die Schauer nach Passage des Troges ab, vor
allem im Südwesten macht sich die allmählich verstärkende Hochdruckbrücke mit
Achse am Alpenrand bemerkbar und es kann sich zeitweise die Sonne durchsetzen
(ca. 25 bis 40 Prozent).

Mit etwas auffrischendem West- bis Südwestwind (unterhalb jeglicher
Warnrelevanz) folgt von Westen erwärmte Meeresluft. Die Temperatur sinkt in 850
hPa auf etwa 10 Grad. Je nach Sonne reicht es für Höchstwerte von 20 bis 25 Grad
(die höchsten Werte wahrscheinlich an der Weinstraße und im Lee des Harzes).

In der Nacht zum Sonntag führt der nach Süddeutschland gerichtete Höhenkeil über
dem Süden und der Landesmitte zu einer weiteren Wetterberuhigung. Die letzten
Schauer nach Osten hin klingen ab und bei teils stärker auflockernder, oder
geringer Bewölkung bildet sich gebietsweise dichter Nebel.
Nach Norden hin gestaltet sich der Ablauf noch wechselhaft mit dichteren Wolken,
Schauern und vor allem an den Küsten mit kurzen Gewittern. Hier wirkt sich die
Nähe zum über Skandinavien nach Osten ziehenden Tief aus, gestützt durch einen
kurzwelligen Höhentrog, der über die Nordsee und Dänemark ebenfalls mit Ostkurs
unterwegs ist.

Sonntag … Während das Bodentief in der Nähe des Höhentroges über Skandinavien
nach Osten driftet und abends über Südwestfinnland anlangt, zieht bei uns der
von Südwesteuropa ausgehende flache Höhenrücken von West nach Ost durch. Nach
Norden hin ist die westsüdwestliche Höhenströmung sogar recht glatt konturiert.
Das Bodenhoch wandert langsam von den Hebriden zur Ostküste Schottlands und hat
über Süddeutschland über eine Hochdruckzone Verbindung zum Hoch über dem
nördlichen Balkan. Bei uns resultiert daraus eine westnordwestliche
niedertroposphärische Strömung, die an der Nordsee gar auf Nordwest dreht.
Dadurch kommt noch etwas kühle Luft zu uns mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 7
Grad im Westen und 11 Grad ganz im Süden. Durch Kaltluftadvektion in der unteren
Troposphäre ist diese in den meisten Gebieten recht stabil geschichtet.
Lediglich im Küstenbereich entwickelt sich etwas ML-Cape und es bilden sich
einzelne Schauer. Für Gewitter reichen die Quellungen nicht weit genug nach
oben, es werden lediglich maximal -15 Grad C erreicht. Die
Nachmittagstemperaturen liegen meist zwischen 20 Grad an der Nordsee und 25 Grad
am Oberrhein. Auf einigen Nordseeinseln ist es mit 19 Grad etwas kühler und dort
sorgt auch ein frischer Westnordwestwind für ein erhöhtes Kältegefühl. An der
See sind vorübergehend steife Windböen möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die externen Modelle simulieren die Entwicklung sehr ähnlich.

Was die Gefahr von heftigem Starkregen angeht so zeigt ICON-D2-EPS in der ersten
Nachthälfte schwache Signale dafür in NRW durch Gewitter. In der 2. Nachthälfte
steigen die Signale sogar an und sie verlagern sich zum westlichen Niedersachsen
und zum Münsterland. Am Vormittag nehmen die Wahrscheinlichkeiten ab, ehe sie am
Nachmittag wieder zunehmen. Unwetter-Schwerpunkte könnten dann NRW,
Niedersachsen Westmecklenburg und der Bayerische Wald sowie der Alpenraum sein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden