S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.09.2021 um 10.30 UTC

Die Mittelfrist startet gewittrig, aber schon bald setzt sich trockenes Wetter
durch. Die Temperatur ist zwar nicht mehr sommerlich, kann sich aber auf warmem
Niveau halten.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 15.09.2021

Zu Beginn der Mittelfrist (Samstag) überquert ein Trog mit eingelagerter
Okklusion Deutschland von West nach Ost. Durch Hebung gibt es verbreitet
Schauer, vorderseitig sind Gewitter wahrscheinlich. Aufgrund langsamen Zuges und
hoher Feuchte (PPW = potential precipitable water bis 35 mm) können die Gewitter
örtlich markant, mit geringer Wahrscheinlichkeit auch unwetterartig ausfallen.
Die Temperatur in 850 hPa liegt noch bei 9 bis 11 Grad und geht auch zum Sonntag
nur wenig auf 7 bis 10 Grad zurück. Somit bleibt es relativ warm, wenngleich
sich die sommerlichen Temperaturen verabschieden.

Am Sonntag wölbt sich von Südwesten her ein Rücken in 500 hPa auf, der uns auch
am Montag erhalten bleibt. Am Boden etabliert sich eine Hochdruckbrücke, die von
Grönland über den Nordatlantik bis nach Deutschland reicht. Der Keil vertreibt
die feuchte Luft nach Osteuropa und lenkt aus Süden wieder mildere Luft (12 Grad
in 850 hPa im Süden) nach Deutschland. Der gestern noch prognostizierte neue
Trog von den Britischen Inseln her samt abtropfendem Tief über dem Ärmelkanal am
Montag wird blockiert und feuchte Luftmassen schaffen es zunächst nicht bis zu
uns.

Am Dienstag wandert die Hochdruckbrücke gen Nordeuropa, der Keil verlagert sich
nach Osteuropa und aus Westen drängt das Höhentief heran. Gestützt wird das
Höhentief durch ein flaches Tief am Boden. Im Laufe des Dienstags wird die Luft
im Südwesten und Westen feuchter, vorderseitig des Tiefs wird aber warme Luft zu
uns gelenkt, bis zu 16 Grad in 850 hPa im Süden erinnern stark an Sommer. Ob
sich der auch am Boden durchsetzen kann (Sommertag = >25 Grad) wird sich zeigen.
Auch in den Norden des Landes gelangt in der Höhe warme Luft: 12 Grad in 850
hPa. Ein weiterer Abfall der Temperatur wird also ausgebremst.

Die Mittelfrist endet mit einem Tief über den Britischen Inseln, dessen
Frontensystem voraussichtlich mehr oder weniger vertikal von Nord nach Süd über
Deutschland liegt. Dabei gelangen in die Westhälfte des Landes sehr feuchte,
aber weiterhin milde Luftmassen, in der Osthälfte liegt zunächst noch trockene
Luft.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich bei flacher Druckverteilung über
Mitteleuropa keine große Bewegung in der Atmosphäre an. Das Frontensystem
scheint hängen zu bleiben und sich über Deutschland aufzulösen. Die Temperatur
ist zwar nicht sommerlich, aber weiter mäßig warm.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS-Lauf weist zu Beginn der Mittelfrist eine recht hohe Konsistenz
zum gestrigen 12 UTC Lauf auf. Zum 0 UTC Lauf sind zwar ein paar Abweichungen
erkennbar, grundsätzlich ist die allgemeine Lage aber ähnlich: Es wird feuchter
und wieder gewittrig. Die Temperatur geht etwas zurück. Im weiteren Verlauf der
Mittelfrist werden die Unterschiede größer. Der gestern noch eher flach
reinlaufende Rücken am Sonntag ist nun deutlich steiler und kann sich bis in den
Dienstag halten. Dafür wird der von den Britischen Inseln hereinschwenkende Trog
nun blockiert. Auch das aus dem Trog abtropfende Tief scheint nun erst zur
Wochenmitte Einfluss auf das deutsche Wetter zu nehmen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Den Beginn der Mittelfrist simulieren die Modelle noch ähnlich, aber bereits ab
Sonntag schert IFS mit dem steileren Rücken aus. ICON geht in eine ähnliche
Richtung, GFS hält am Trog mit abtropfendem Tief und Übergriff auf Deutschland
am Montag fest. Das hat auch Auswirkungen auf die weitere Mittelfrist. Während
sich ICON und IFS ähnlich sind und Deutschland eher unter oder auf
Keilvorderseite sehen mit spätspätsommerlichem Wetter und fernab von Trögen oder
Höhentiefs, zieht GFS das Herbstprogramm mit deutlicher Abkühlung durch. Damit
bleibt sich GFS zwar treu, ein Wetterwechsel deutete sich aber bei IFS bereits
im gestrigen 12 UTC Lauf an. Da auch ICON umschwenkt, scheint die „neue“ Lösung
des IFS nicht so weit hergeholt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

CLUSTERANALYSE:
Im ersten Mittelfristzeitraum (t+72-96h) gibt es vier Cluster mit einer Dominanz
der blockierenden Wetterlage und nur sehr geringen Unterschieden. Lediglich
Cluster 3 (unterstützt von 10 Ensemblemembern) bietet für Sonntag einen Schwung
zum atlantischen Rücken. Sowohl Kontroll- als auch Hauptlauf befinden sich in
Cluster 1.
Der zweite Mittelfristzeitraum (t+120-168h) liefert wieder 4 Cluster, wobei
weiter Blocking dominant ist. Cluster 2 und 4 simulieren für Montag und Dienstag
einen atlantischen Rücken. Haupt- und Kontrolllauf liegen erneut in Cluster 1.
Auf Cluster 1 und 2 entfallen gleich viele Ensemblemember (17). Die Unterschiede
für Deutschland sind in den einzelnen Clustern marginal. Die Potenzialverteilung
über Mitteleuropa ist immer flach.
Die erweiterte Mittelfrist (t+192-240h, Donnerstag bis Samstag) liefert erneut 4
Cluster, wobei ausschließlich Blocking simuliert wird. Die einzelnen Cluster
weisen nun aber für Mitteleuropa leichte Unterschiede auf. Ein schwacher Trog
über Deutschland erscheint wahrscheinlich.

RAUCHFAHNEN:
Die Ensembles weisen bis zum Sonntag eine schöne Drängung auf und das Wetter ist
bis dahin recht sicher: Die Temperatur geht zurück und Schauer und Gewitter sind
wahrscheinlich. Beginnend am Montag wird der Spread größer/die Fahnen werden
breiter. Dabei bewegen sich Haupt- und Kontrolllauf am oberen Ende der Fahne.
Die Mehrheit der Ensembles liegt leicht darunter, weist aber nach Sonntag keinen
weiteren Temperaturrückgang auf, sondern eher eine leichte (Nordhälfte
Deutschlands) bis moderate (Südhälfte Deutschlands) Zunahme. Es wird also wieder
wärmer oder zumindest nicht weiter kühler. Einzelne Ausreißer „nach unten“ in
den Temperaturensembles sind normal. Immerhin wurde gestern noch der Vollherbst
mit wiederholten Trögen simuliert. Erst zum Ende der erweiterten Mittelfrist ist
wieder eine Abkühlung in Sicht, was sich mit dem Trog aus den Clustern deckt.
Die Niederschlagsneigung geht in den Ensembles zurück und steigt erst in der
erweiterten Mittelfrist wieder an. Die gewittrige Lage zu Beginn der Mittelfrist
endet also bald und es kommt wieder ein Abschnitt trockenen Wetters.

ZUSAMMENFASSUNG:
Das sonnige und warme Spätsommerwetter verabschiedet sich. Allerdings ist die
Abkühlung nicht so groß, wie gestern noch angenommen und der Schwung zu
Troglagen und „wiederholt nass“ ist auch abgesagt. Die Zeichen stehen auf
Blocking, erst zum Ende der Mittelfrist deutet sich ein Ende der blockierenden
Lage an. Die Temperatur pendelt sich im Mittelfristzeitraum auf relativ warmem
Niveau ein, dabei kann es regional auch nochmal für Sommertage reichen.
Hochdruck und Keil sorgen ab Sonntag für recht sonniges und weitgehend trockenes
Wetter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Nordosten und Osten Deutschlands springt der EFI für CAPE am Samstag noch
einmal an. Dies lässt auf eine erhöhte Gewitterneigung schließen. Lokal sind
Starkregen und Sturmböen wahrscheinlich, Unwetter durch heftigen Starkregen
hingegen nur gering wahrscheinlich. Das wird vom nur wenig ansteigenden EFI für
Niederschlag unterstützt. Am Sonntag sind markante Gewitter im Nordosten und
Südosten des Landes nur noch gering wahrscheinlich. Montag und Dienstag gibt es
voraussichtlich keine signifikanten Wettererscheinungen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, ICON, ICON-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn