S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.09.2021 um 10.30 UTC

Spätsommerlich warm, im Wochenverlauf von Südwesten zunehmend gewittrig.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.09.2021

Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, bestimmt nach IFS eine
Höhenantizyklone im Bereich Mitteleuropas das Wettergeschehen. Ein Trog greift
dagegen allmählich von der Biskaya auf Frankreich über und ein Höhentief liegt
im Adriaraum. Das Bodenhoch „Hermelinde“ hat seinen Schwerpunkt mittlerweile im
Osten Europas, ist aber bei uns noch wetterbestimmend. Ausläufer eines Tiefs bei
Irland erreichen uns noch nicht. In der zunehmend auf Süd drehenden
Bodenströmung gelangt aber recht feuchte Luft in den Südwesten Deutschlands, so
dass vom Schwarzwald bis zu den Alpen einzelne Gewitterschauer entstehen können.
Ansonsten ist es bei 850-hPa-Temperaturen zwischen 10 und 14°C wieder freundlich
und spätsommerlich warm.

Am Donnerstag schwenkt ein erster Trog von Frankreich weiter nach Osten und
nimmt mit dem adriatischen Höhentief Kontakt auf, so dass eine zonale
Geopotentialrinne entsteht, deren Achse von Irland ausgehend über Frankreich
hinweg bis zum Balkan reicht. Das Höhenhoch ist ebenfalls zonal ausgerichtet und
liegt im Bereich von Dänemark bis zur Ukraine. Mit weiterhin meist südlichem
Wind gelangt noch etwas wärmere, aber auch feuchte Luft zu uns, so dass sich die
Region mit den potentiellen Gewittern auf größere Bereiche Südwestdeutschlands
ausdehnt. Im Nordosten bleibt es dagegen in trockenerer Luftmasse sonnig und
stabil.

Am Freitag ändert sich das Geopotentialmuster wieder in ein klassisches
Trog-Rücken-Muster um. Der Höhentrog zieht nach Osten ab zum Schwarzen Meer,
während sich ein Rücken von Italien zum Baltikum erstreckt. Gleichzeitig kommt
es westlich Irlands wieder zu einem Trogvorstoß. Zwischen hohem Bodendruck über
Osteuropa und tiefen Druck im Nordwesten weht der Wind weiter schwach um Süd.
Damit gelangt die feuchtere und weiterhin warme Luft in alle Landesteile
Deutschlands. Ein an der Westflanke des Rückens nordostwärts laufender
Kurzwellentrog sorgt für leichte Hebung, so dass es in allen Regionen zu
Schauern und Gewittern kommen kann.

Samstag sorgt der in die Biskaya vorstoßende Trog für Geopotentialgewinn an der
Westseite des Rückens, so dass die Situation bei uns wieder antizyklonaler wird.
An der Luftmasse ändert sich nichts, aber mangels Hebungsantrieb dürfte die
Schauer- und Gewitteraktivität im Vergleich zum Vortag etwas abnehmen. Lediglich
im Nordwesten wird etwas mehr simuliert.

Am Sonntag stößt der Trog weiter zur Iberischen Halbinsel vor, was bei uns
weiteren Geopotentialgewinn verursacht und den Rücken westwärts zu uns wandern
lässt. Bodennah verbleiben wir in einer schwachen Südströmung, in der das
Temperaturniveau noch einmal leicht steigt auf 13 bis 16 Grad in 850 hPa. Zudem
sollte Absinken die Luftmasse abtrocknen, so dass es sehr warm und weitgehend
trocken werden sollte.

In der erweiterten Mittelfrist soll der Trog über dem westlichen Mittelmeer
abtropfen, wohingegen über Mitteleuropa ein Höhenhoch bleiben soll. Das
Temperaturniveau soll hoch bleiben und die Luftmasse einigermaßen trocken, so
dass weitgehend trockenes und sehr warmes Wetter auf der Agenda stünde.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist
recht gut. Bis Freitag ergeben sich kaum Unterschiede, am Samstag waren die
Vorgängerläufe noch etwas zyklonaler aufgestellt. Zum Sonntag hin zeigen die
beiden Vorgängerläufe niedrigeres Potential nördlich unseres Landes als der
aktuelle Lauf. Damit kann sich der Rücken bei uns nicht so stark aufbauen und
der Norden des Landes verbleibt in einem zyklonaleren Umfeld mit feuchterer und
leicht kühlerer Luft. Auch in der erweiterten Mittelfrist sind die
Vorgängerläufe deutlich weniger zyklonal aufgestellt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Betrachtet man die verschiedenen Globalmodelle bis zum kommenden Samstag, so
zeichnen sich durchaus recht unterschiedliche Geopotentialstrukturen ab, die
aber im Ergebnis keine allzu großen Unterschiede beim Wetter verursachen
sollten. Letztlich kommt bei allen Modellen allmählich die feuchtere Luft zu uns
und am Freitag und Samstag stellt sich verstärkte Schauer- und Gewitteraktivität
ein. Im weiteren Verlauf nehmen die Unterschiede aber deutlich zu. ICON stellt
am Sonntag auf eine nordwestliche bis nördliche Strömung um und lässt rückseitig
einer Kaltfront deutlich kältere Luft zu uns einfließen. Auch GFS zeigt eine
ähnliche Lösung, ist aber mit dem Kaltluftvorstoß etwas langsamer. Bei GEM kommt
der Einbruch kälterer Luft eher von Nordwesten, ist aber nicht minder kühl.
Insofern stellt der Hauptlauf des IFS ab kommenden Sonntag eher eine
Außenseiterlösung dar.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00 UTC wird das IFS-EPS auf vier
verschiedene Cluster verteilt: C1 (20 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) zeigt
das Szenario, das oben beschrieben wurde mit dem kräftigen Rücken über
Deutschland auch noch am Sonntag. Bei C2 (14 Mitglieder) schwenkt zum Sonntag
ein neuer Trog Richtung Nordsee und drängt den Rücken ab. Bei C3 (9 Mitglieder)
zieht ein kräftiges Höhentief zur Nordsee und dürfte noch für eine verstärkte
Kaltluftzufuhr sorgen. Bei C4 (8 Mitglieder) zieht das kräftigste Höhentief nach
Skandinavien. Den Clustern C2, C3 und C4 (zusammen mit 31 Mitgliedern die
Mehrheit) ist gemeinsam, dass sich der Hochschwerpunkt nach Nordwesten
zurückzieht und damit Platz macht für die Zufuhr kälterer Luft.

Die Rauchfahnen für die Mitte Deutschlands (Erfurt) zeigen bei der Temperatur in
850 hPa eine ungewöhnlich stark gebündelte Kurvenschar um etwa 12 Grad bis zum
Samstag. Auch danach bleibt der Großteil der Läufe noch in dieser Liga,
allerdings gibt es zunehmend Ausreißer nach unten. In Anbetracht der
Clustervorhersage verwundert es aber, dass nicht noch mehr Läufe nach unten
gehen. Das Geopotential ist generell hoch, aber mit etwas mehr Unsicherheit
verbunden. Zum Beginn der übernächsten Woche geht die Tendenz langsam nach
unten. Niederschlagssignale gibt es bis Donnerstag kaum, ab Freitag dann wieder
verstärkt.

Auch die GFS-Rauchfahnen bleiben beim Potential gegen Ende noch erstaunlich
hoch, allerdings zeigt die Temperatur in der übernächsten Wiche eine deutliche
Abwärtstendenz. Niederschlagssignale tauchen sogar schon in der Nacht zum
Freitag auf.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt keine Hinweise auf Wettergefahren.

Als einzige signifikante Wettererscheinung stehen Gewitter auf der Agenda. Ab
Mittwoch werden bei ICON-EPS zunächst im Südwesten CAPE-Werte simuliert, die
sich im Verlauf bis Freitag auf das ganze Land ausdehnen. Man darf davon
ausgehen, dass auch Konvektion ausgelöst wird, so dass es gebietsweise zu
markanten Gewittern kommt. Unwetter sind eher unwahrscheinlich, aber bei
langsamer Zuggeschwindigkeit wegen Starkregens auch nicht auszuschließen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ab Sonntag IFS-EPS. Der IFS-Hauptlauf stellt ab Sonntag eine
Außenseiterlösung dar.

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann