S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.09.2021 um 10.30 UTC

Spätsommer. Zum Ende zyklonaler, aber wahrscheinlich weiter warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 11.09.2021

Am Dienstag liegen wir unter dem Einfluss eines Hochs über Osteuropa, von dem
aus sich ein Keil über Mitteleuropa nach Westen erstreckt. Dabei gelangt
spätsommerlich warme und trockene Luft aus dem Mittelmeerraum zu uns. Unter
Absinken scheint vielfach die Sonne, es bleibt niederschlagsfrei und in den
schon relativ kühlen Nächten bildet sich örtlich Nebel.
Am Mittwoch schwenkt der Höhenrücken, der das Bodenhoch stützt, über
Mitteleuropa langsam nach Osten, während sich die Bodenhochdruckzone nach Osten
zurückzieht. Der nach Mitteleuropa gerichtete Keil schwenkt etwas nach Norden.
Auf der Vorderseite eines zur Biskaya vorankommenden Troges fällt über
Westeuropa der Luftdruck und die Strömung dreht nach Südost. Die Luft bleibt
aber meist noch trocken und das Absinken dauert an.
Am Donnerstag setzt sich die Progression der Druckgebilde fort und wir geraten
zusehends unter eine südwestliche Strömung mit der langsam feuchtere, aber
weiter warme und damit auch schwülere Luft aus Südwesteuropa zu uns gelangt. Das
Absinken dauert aber zunächst meist an, sodass lediglich im Westen und Süden mit
Hilfe der Orografie erste Schauer und Gewitter zustande kommen dürften.
Am Freitag schwenken ausgehend von einem Höhentrog über Westeuropa Troganteile
über Mitteleuropa nach Nordosten. Im Bodendruckfeld hat sich das Hochdruckgebiet
nach Ost- und Südeuropa zurückgezogen und ein Tiefdruckgebiet zieht in den Raum
Schottland. Dabei wird von Südwesten her feuchte, aber weiter warme Luft nach
Deutschland gesteuert. Mit den von Westen her übergreifenden Tiefausläufern
nimmt die Niederschlagsneigung in Form von Schauern und Gewittern deutlich zu,
gänzlich außen vor bleibt höchstens noch der Nordosten des Landes.
Am Samstag zieht ein Kurzwellentrog über den Norden ostwärts, während sich der
Langwellentrog über Westeuropa regeneriert, was bei uns weiter für eine
südwestliche Strömung sorgt. Dabei gelangt in die Nordwesthälfte am Rand des
nach Norwegen ziehenden Tiefs etwas kühlere Luft, in die Südosthälfte wird
dagegen weiter warme Luft subtropischen Ursprungs geführt. Die Grenze wird von
dem über Deutschland schleifenden, zur Wellenbildung neigenden Tiefausläufer
markiert. Dabei sind gebietsweise schauerartige, teils von Gewittern begleitete
Regenfälle zu erwarten.
Auch in der erweiterten Mittelfrist könnte sich nach Maßgabe des europäischen
Modells diese Lage fortsetzen, was aber naturgemäß mit großen Unsicherheiten
behaftet sein dürfte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist insgesamt gut. Sie lässt zwar im
Laufe der Mittelfrist nach, die Ergebnisse bleiben aber brauchbar. Das
spätsommerliche und trockene Wetter hält sich zunächst und wird erst in der
zweiten Wochenhälfte oder zum nächsten Wochenende von wechselhaftem, aber weiter
warmem Wetter abgelöst. Bezüglich der kurzen Wellen und vor allem in Hinsicht
auf das Timing der Wetterumstellung gibt es Unsicherheiten.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen betrachteten Globalmodelle lassen an der Entwicklung zunächst keine
Zweifel aufkommen. Der Spätsommer bleibt erstmal.

Erst zum nächsten Wochenende kommen Alternativen ins Spiel. Im ICON und GFS
schwenkt der Langwellentrog durch und wir geraten auf der Rückseite der
durchziehenden Luftmassengrenze in eine West- bis Nordwestströmung mit der
kühlere Luftmassen nach Mitteleuropa gesteuert werden. Dabei könnte sich aber
rasch wieder antizyklonaler Einfluss durchsetzen. Entsprechend wird die Prognose
zum Ende und in der erweiterten Mittelfrist auch aus diesem Blickwinkel
unsicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembleprognosen stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte
die Aussagen der ungestörten Modellläufe. Die Kurven verlaufen mit geringem
Spread bis fast zum Ende der Mittelfrist, erst dann laufen die Ergebnisse
deutlicher auseinander. Erste Niederschlagssignale sind am Donnerstag im Westen
zu sehen, sie weiten sich in der Folge unter Verstärkung nach Osten aus. Das
Temperaturniveau sinkt dabei insgesamt nur langsam.
In der Clusterung werden im Hauptmittelfristzeitraum 2 Cluster gebildet, wobei
Cluster eins das Strömungsmuster etwas progressiver simuliert und zum nächsten
Wochenende den markanteren Trog vor den Toren Europas im Programm hat.
In der erweiterten Mittelfrist liegt der Hauptlauf in Cluster 4 (von 4) wobei
die anderen Cluster uns weniger auf der Trogvorderseite sehen, sondern eher im
Bereich eines flachen Höhenrückens über Mitteleuropa.

Die Lösungen von ICON und GFS lassen sich dagegen kaum wiederfinden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

In der zweiten Hälfte der kommenden Woche sind in der aus Südwesten
einfließenden feucht warmen Luftmassen markante Gewitter wahrscheinlich. EFI
Cape zeigt am Freitag und Samstag der kommenden Woche entsprechende Signale für
erhöhte Labilität. Für eine Unwetterlage dürfte es zu dieser Jahreszeit,
angesichts der beteiligten Luftmassen und der nicht übermäßig ausgeprägten
Dynamik, nicht mehr reichen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner