SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.09.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Überwiegend ruhiges Hochdruckwetter mit kleinen „Schönheitsfehlern“ in Form von
vereinzelten Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … überdeckt – großräumig betrachtet – ein umfangreicher Höhenrücken
weite Teile West- und Mitteleuropas. Etwas detaillierter aufgelöst setzt sich
das gesamte Geopotenzialgebilde allerdings im Prinzip aus zwei Teilen zusammen:
Einerseits erstreckt sich ein Rücken – gestützt durch beständige WLA
vorderseitig eines westnordwestlich der Iberischen Halbinsel abgetropften
Höhentiefs – über Spanien und die Biskaya nordwärts bis nach Irland und kann
sich im Laufe der Nacht noch etwas kräftigen. Ein weiterer Höhenrücken reicht
über die Nordsee hinweg nordwärts bis ins Nordmeer bzw. zur Grönlandsee. Dieser
ist anfangs noch sehr breit aufgestellt, verliert aber durch einen von
Südgrönland ins Seegebiet westlich von Island gerichteten Trogvorstoß an
Wellenlänge und wird etwas nach Osten angedrängt.
Mitteleuropa und auch das Vorhersagegebiet befinden sich an der Südflanke dieses
Rückens unterhalb einer schwachgradientigen und auch etwas mäandrierenden
nordwestlichen Höhenströmung. Darin eingebettet sind mehrere kurzwellige und
flache Trog- und Keilstrukturen und auch kleinräumige Höhentiefs, die aber
keinen nennenswerten dynamischen Hebungsantrieb bieten.
Dem Höhenrücken gegenüber steht ein umfangreicher Langwellentrog über Nordost-
und Osteuropa, der sich von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer erstreckt und
kaum Verlagerungstendenz zeigt. An dessen Westflanke strömt maritime Polarluft
von Norden her nach Skandinavien und Russland, so dass sich das aktuell von der
Nordsee bzw. vom Nordmeer bis nach Skandinavien reichende Bodenhoch weiter
verstärkt und seinen Schwerpunkt bis Sonntagfrüh allmählich nach Südschweden
bzw. zur südöstlichen Ostsee verlagert. Niedertroposphärisch ist die kühlere
Luftmasse auch in den Norden und Nordosten des Landes vorgedrungen, sie reicht
aktuell in Schleswig-Holstein und in Vorpommern bis etwa 800 hPa, weiter südlich
und westlich aber nur noch bis in Höhen zwischen 900 und 950 hPa, bodennah hat
sie, begleitet von teils dichtem Stratus an der Vorderkante, der auch im
heutigen Nachmittagsverlauf nur zögernde Auflösungstendenzen aufwies, noch in
etwa den Nordrand der westlichen und zentralen Mittelgebirge, das südliche
Sachsen-Anhalt sowie den Norden Sachsens erreicht. Mit Drehung der Grundströmung
auf Südost wird diese Kaltluftadvektion aber nun gekappt, die eingeflossene, vor
allem im Bereich der Inversion recht feuchte Luft wird allerdings nur sehr
zögernd durch trockene Festlandsluft bzw. durch das Entrainment trockenerer
Höhenluft von oben her ersetzt. Somit kann sich auch in der kommenden Nacht vor
allem im Nordosten, in der Norddeutschen Tiefebene sowie am Nordrand der
westlichen und zentralen Mittelgebirge gebietsweise dichte Stratus- oder
Stratocumulusbewölkung ausbreiten. In Teilen Schleswig-Holsteins sowie entlang
der Ostseeküste bleibt es dagegen mancherorts gering bewölkt oder klar.
Im übrigen Land verläuft die Nacht hingegen zunächst überwiegend gering bewölkt
oder wolkenlos. Erneut haben sich im Schwarzwald in etwas feuchterer Luft sowie
in der Peripherie eines kleinräumigen und quasistationären, sich aber allmählich
auflösenden Höhentiefs einzelne kräftige und quasistationäre Gewitter
entwickelt, die sich am Abend aber rasch auflösen.
In einigen Flusstälern bzw. Mulden- und Senkenlagen bildet sich wieder dichter
Nebel, die Tiefstwerte liegen meist zwischen 14 und 7 Grad, in einigen
Mittelgebirgs- und Alpentälern darunter.

Sonntag … weitet sich an der Südflanke des auf die Irmingersee bzw.
Dänemarkstraße übergreifenden Höhentroges die Frontalzone vom mittleren
Nordatlantik Richtung Nordmeer aus. Der dorthin gerichtete Höhenrücken verliert
dadurch weiter an Wellenlänge und wird etwas nach Osten, Richtung Skandinavien,
abgedrängt, aber nach wie vor gestützt durch beständige WLA vorderseitig des
Höhentroges, ebenso wie der über Ostspanien und die Biskaya zu den Britischen
Inseln gerichtete Höhenrücken, der von der WLA an der Südflanke der Frontalzone
bzw. vorderseitig des Höhentiefs westlich der Iberischen Halbinsel profitiert.
Allerdings wird er mit der Ostausdehnung der Frontalzone von Norden her etwas
abgehobelt.
Auf den Wetterablauf im Vorhersagegebiet hat das Ganze nur wenig Einfluss. Nach
wie vor bleiben wir unterhalb der schwachen und leicht mäandrierenden
nordwestlichen Höhenströmung. Das unverändert kräftige Bodenhoch verlagert
seinen Schwerpunkt allmählich Richtung Baltikum bzw. Nordostpolen. Mit der
südöstlichen Grundströmung an der Südwestflanke des Hochs kann sich die etwas
feuchtere Luftmasse allmählich bis in die mittleren Landesteile durchsetzen, wo
einige hochauflösende Modelle auch eine schwache (Feuchtefluss)konvergenz und
erhöhte PPW-Werte (knapp über 20 mm) simulieren. Die Luftmasse ist in dieser
Region, ähnlich wie nach wie vor ganz im Südwesten bzw. an den Alpen, bis etwa
500 bis 400 hPa Höhe indifferent bis leicht labil geschichtet, zudem können
einige 100 J/kg ML-Cape (punktuell knapp über 500 J/kg) generiert werden. Eine
leichte Abtrocknung simulieren dagegen einige Konvektion auflösende Modelle an
den Alpen. Erneut sind also vereinzelte Gewitter möglich, am ehesten wohl wieder
einmal im Südschwarzwald, vielleicht aber auch im zentralen, östlichen bzw.
ostbayerischen Mittelgebirgsraum, der aktuelle ICON-D2-Lauf hat vor allem im
Erzgebirge kleinräumig kräftige Konvektion auf der Agenda. In den weitaus
meisten Regionen bleibt es aber wohl auch dort trocken. Hauptproblem stellt
aufgrund der geringen bis nicht vorhandenen Zuggeschwindigkeit erneut der
Starkregen da, im Extremfall kann auch Unwetter nicht ausgeschlossen werden,
kleinkörniger Hagel und Böen Bft 7 bis 9 sind ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Im übrigen Land ändert sich dagegen gegenüber dem Vortag nur wenig. Die Stratus-
und Stratocumulusfelder im Norden und Nordosten, die gebietsweise auch wieder
bis an den Nordrand der westlichen und zentralen Mittelgebirge reichen, sollten
sich etwas rascher als am Vortag auflösen. Ansonsten scheint nach teils
zögernder Nebelauflösung bei nur wenigen und flachen Quellwolken sowie vor allem
im Südwesten auch etwas hoher Bewölkung verreitet die Sonne. Im Nordosten
erwärmt sich die Grundschicht nur zögernd, so dass die 850 hPa-Temperatur dort
auf etwa 6 bis 9 Grad steigt, sonst schwankt sie zwischen 10 und 13 Grad. Im
Norden bis in die Mitte reichend, dort, wo sich längere Zeit die Bewölkung
hielt, dürfte es mit Höchstwerten zwischen 18 und 24 Grad etwas wärmer werden
als heute, sonst werden erneut 23 bis 28 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag weitet sich die Frontalzone über das Nordmeer hinweg
nach Osten aus und der weiter an Wellenlänge verlierende Höhenrücken bzw. -keil
wird endgültig nach Skandinavien abgedrängt. Der Höhenrücken über der
Biskaya/Westfrankreich kommt ebenfalls ein klein wenig nach Osten voran und wird
durch einen von Schottland auf die Nordsee bzw. Südnorwegen übergreifenden
Kurzwellentrog weiter abgehobelt. Immerhin reicht von ihm ausgehend ein flacher
Höhenkeil nach Norddeutschland, der mit Annäherung des Kurzwellentroges etwas
nach Süden abgedrängt wird.
Im Bodenfeld verlagert das sich noch etwas verstärkende Hochdruckgebiet seinen
Schwerpunkt weiter nach Osteuropa, ein Keil bleibt aber nach wie vor über die
südliche Ostsee und Dänemark bis zur Nordsee gerichtet. Somit ändert sich
gegenüber der Vornacht nur wenig am Wetterablauf im Vorhersagegebiet.
Quellwolken und etwaige Schauer bzw. Gewitter lösen sich in den Abendstunden
rasch auf, dann ist es vielerorts gering, im Norden und in der Mitte aber durch
Stratus- oder SC-Reste gebietsweise locker bewölkt. Diese können sich örtlich
wieder verdichten bzw. in Hochnebel übergehen, ansonsten bilden sich vor allem
in Mulden und Senken sowie in Flusstälern wieder dichte Bodennebelfelder. An den
Tiefstwerten ändert sich im Großen und Ganzen nur wenig, in einigen Regionen
bleibt es vielleicht geringfügig milder.

Montag … wird der flache Höhenkeil nach Süddeutschland abgedrängt und der
ebenso flache Kurzwellentrog greift von der Nordsee her bis zum Abend auf
Nordwestdeutschland über. Da das Ganze in einem doch eher antizyklonalen Umfeld
stattfindet – der Rücken über Westeuropa ist nach wie vor robust aufgestellt und
kann sich sogar noch etwas verstärken – geht von ihm nur wenig dynamischer
Hebungsantrieb aus. Zugleich ändert sich auch am über Norddeutschland und
Dänemark zur Nordsee gerichteten und sich noch zu den Britischen Inseln
ausweitenden Bodenhochkeil nur wenig, über der südlichen Nordsee bzw. den
Niederlanden kann sich sogar ein eigenständiges flaches Bodenhoch etablieren.
Immerhin reicht es für einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder, die bis in die
mittleren Landesteile vordringen und im Nordwesten auch mal etwas dichter sein
können, aus denen es aber kaum für Niederschlag reichen sollte. Die Luftmasse
wird auch bodennah vor allem im Westen und Nordwesten etwas angefeuchtet,
stabilisiert gleichzeitig aber ein wenig, so dass dort die Quellwolken wohl zwar
etwas höher wachsen können, es aber, wenn überhaupt, lediglich für ganz
vereinzelte Schauer reicht, am ehesten m Bergland.
In Süddeutschland trocknet die Luftmasse mit Annäherung des Höhenkeils dagegen
sogar eher ab, so dass die Gewitterwahrscheinlichkeit an den Alpen und im
Schwarzwald wohl eher gegen Null tendiert.
Die Sonne scheint vor allem in der Südhälfte nach Nebelauflösung von einem nur
gering bewölkten oder gar wolkenlosen Himmel, auch im Norden und Osten lösen
sich eventuelle ST- und SC-Felder meist auf. Bei 850 hPa-Werten zwischen 7 Grad
im Nordosten und 13 Grad im Südwesten sind Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad
im Norden und Nordosten sowie zwischen 23 und 28 Grad im Rest des Landes zu
erwarten.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der nach wie vor wenig wetteraktive flache
Höhentrog über das Vorhersagegebiet südsüdostwärts hinweg. Der Höhenrücken über
Südwest- und Westeuropa kann sich hingegen vor allem in seinem Nordteil etwas
verstärken und kommt ein wenig nach Osten voran; er erstreckt sich morgens über
Ostspanien und Frankreich bis nach England, wobei ein Keil über die Nordsee bis
nach Südnorwegen gerichtet ist.
Somit ändert sich auch an der Verteilung der Bodendruckgebilde nur wenig. Die
Kaltfront eines zum Nordmeer ziehenden Tiefs greift im Laufe der Nacht auf
Schottland und die nördliche Nordsee über, löst sich dabei aber aufgrund des
zunehmenden Hochdruckeinflusses auf. Davon ausgehend können eventuell noch etwas
dichtere tiefe Wolkenfelder (in Form vom klassischen Nordseestratus) auf die
Nordseeküste und Schleswig-Holstein übergreifen, es bleibt aber trocken.
Ansonsten greifen die hohen und teils noch mittelhohen Wolkenfelder allmählich
auch auf Süddeutschland über, werden dabei aber immer dünner. Weitere dünne hohe
bzw. mittelhohe WLA-Bewölkung erfasst vielleicht auch noch den Westen und
Nordwesten des Landes. Somit fällt die Nacht auch in der Südhälfte nicht mehr
überall wolkenlos aus, was die Nebelneigung etwas mindert. Zugleich bleibt es
mit Tiefstwerten zwischen 16 und 9 Grad meist auch etwas milder als in den
Vornächten, lediglich im Südosten kühlt es teilweise bis auf 7 Grad ab, in den
Alpen und Mittelgebirgstälern dort natürlich auch darunter.

Dienstag … verlagert sich der nun etwas breiter angelegte Höhentrog über
Südostdeutschland zum Ostalpenraum bzw. nach Norditalien und tropft in etwa über
dem Südalpenraum aus. Der Höhenrücken über Westeuropa verlagert sich nach wie
vor nur langsam ostwärts, wird auch über Frankreich etwas eingeschnürt, erreicht
aber immerhin die Nordsee. Damit stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine
schwache nordöstliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld bleibt der Hochkeil nach wie vor nach Mitteleuropa gerichtet, das
flache Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt von der südlichen Nordsee
allmählich nach Norddeutschland oder Dänemark.
Mit dem durchschwenkenden flachen Höhentrog labilisiert die Luftmasse im
Südostend es Landes etwas, vor allem im Bereich der östlichen und ostbayerischen
Mittelgebirge sowie an den Alpen wird auch ML-Cape simuliert, die
Labilitätsfläche reicht dort meist bis etwa 600 hPa, an den Alpen bis nahe 400
hPa. Einzelne Modelle simulieren dort vereinzelte Schauer oder gar kurze
Gewitter, die auch nicht ganz ausgeschlossen werden sollten.
Der von der Nordsee an der Ostflanke des schwachen Hochs nach
Nordwestdeutschland vordringende Stratus sollte sich im Tagesverlauf wieder
zögernd auflösen, mit Annäherung des Höhenrückens werden auch die hohen und
mittelhohen Wolken immer dünner. Somit steht in weiten Teilen des Landes ein
weiterer freundlicher Spätsommertag ins Haus. An den Höchsttemperaturen ändert
sich dabei nur wenig.

Modellvergleich und -einschätzung

Alle vorliegenden Modelle unterscheiden sich auch heute wieder kaum voneinander,
wobei es natürlich nach wie vor schwierig bleibt, die Ausbreitung und Verteilung
der tiefen Wolken vor allem in der Nordhälfte des Landes detailgenau zu
prognostizieren.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff