S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.09.2021 um 10.30 UTC

Unter Hochdruckeinfluss meist sonnig und trocken, einzig im südlichen Bergland
vereinzelte Schauer oder Gewitter. Teils sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 09.09.2021

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Sonntag liegt Deutschland vorderseitig
eines Höhenrückens, der sich von Algerien über die Iberische Halbinsel und
Westfrankreich hinweg bis nach Großbritannien erstreckt. Dadurch gestützt wird
im Bodendruckfeld ein umfangreiches Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt im Bereich
der polnischen Ostseeküste. Somit herrscht hierzulande großräumiges Absinken und
somit überwiegend sonniges und trockenes Wetter. An der Westflanke des Hochs
gelangt mit einer östlichen bis südlichen Strömung in den Westen und Süden
deutlich wärmere Luft mit Werten in 850 hPa zwischen 9 und 12 Grad. Im Osten und
Nordosten dominiert zunächst noch etwas kühlere Luft (3 bis 5 Grad in 850 hPa).
Etwas feuchtere Luft liegt zunächst noch über dem Alpenraum und dem äußersten
Südwesten Deutschlands, die am Vortag vorderseitig eines flachen Tiefs über
Frankreich dort eingeflossen ist. Insofern ist nicht ausgeschlossen, dass im
Südschwarzwald und unmittelbar an den Alpen mithilfe der Orographie ein lokaler
Schauer, vielleicht sogar ein kurzes Wärmegewitter entsteht.

Am Montag kann sich der Höhenrücken noch ein wenig weiter nach Norden aufwölben
und das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt Richtung Osteuropa. Für unser
Wetter ändert sich dadurch wenig. Allerdings trocknet auch über dem Süden die
Luftmasse unter Absinken weiter ab, sodass Schauer nahezu ausgeschlossen sind.
Und auch die wärmere Luft kommt weiter Richtung Nordosten voran. Erwähnenswert
ist noch ein in die nordwestliche Höhenströmung eingelagerter flacher Randtrog,
der von der südlichen Nordsee kommend, in der Nacht zum Dienstag südostwärts
über Deutschland hinwegschwenken soll. Somit kann es im Norden und Osten
zeitweise dichtere Wolkenfelder geben, für Niederschlag ist die Luftmasse zu
trocken.

Am Dienstag und Mittwoch wandert der Höhenrücken über Deutschland hinweg
allmählich ostwärts, sodass dessen Achse Mittwochabend vom westlichen
Mittelmeerraum über den Osten Deutschlands und Polen hinweg Richtung Baltikum
gerichtet ist. Das Hoch verlagert seinen Schwerpunkt weiter ostwärts Richtung
Russland, sein Einfluss reicht aber weiterhin bis nach Deutschland. Somit
erwarten uns zwei weitere vielfach sonnige Spätsommertage. Mit einer
südöstlichen bis südlichen Strömung kann sich die wärmere Luft auch im Nordosten
durchsetzen. So liegen die 850 hPa Temperaturen zwischen 11 Grad in
Schleswig-Holstein und 17 Grad im Südwesten.

Ab Donnerstag bekommt sowohl die Höhenströmung als auch die Bodendruckverteilung
über Deutschland allmählich wieder zyklonalere Konturen, wenn ein Höhentrog auf
Westeuropa übergreift. Im Bodendruckfeld bildet sich von Skandinavien über
Großbritannien bis nach Frankreich eine Tiefdruckrinne aus, sodass auch über
Deutschland der Luftdruck beginnt zu fallen. Dabei dreht die Strömung vermehrt
auf Süd bis Südwest. Somit gelangt nicht nur weiterhin warme, sondern auch
zunehmend feuchtere Luft zu uns. Dabei könnte dynamische Hebung durch einen
Randtrog zumindest im Westen und Südwesten für erste Schauer und einzelne
Gewitter sorgen.

In der erweiterten Mittelfrist verbleibt Deutschland vorderseitig des Troges,
wenngleich die Tiefdruckrinne noch ein wenig weiter landeinwärts vorankommt.
Hier und da kann es also in der weiterhin warmen Luftmasse einzelne Schauer und
Gewitter geben. Gerade nach Osten zu könnte aber weiterhin der Hochdruckeinfluss
dominieren.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann insgesamt als gut bezeichnet werden.
Kleinere Unterschiede in der Luftdruck- bzw. Geopotentialverteilung insbesondere
im Hinblick auf die Lage des Hochschwerpunkts über Europa haben keinen
signifikanten Einfluss auf die Wetterentwicklung in Deutschland.
Am Donnerstag schließlich zeigt sich in dem heutigen 00 UTC Lauf des IFS nun
doch ein früheres Übergreifen des westeuropäischen Höhentroges bzw. der
Tiefdruckrinne als es im gestrigen Lauf der Fall war. Somit greifen auch die
Niederschlagssignale im heutigen Lauf weiter in den Westen und Südwesten des
Landes aus als in den Vorläufen. Im großen Teil Deutschlands bleibt es aber noch
trocken.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die betrachteten Modelle prognostizieren die Großwetterlage sehr ähnlich. Die
Lage und Ausdehnung des Höhenrückens und des Bodenhochs wird zwar von ICON, GFS
und IFS leicht unterschiedlich prognostiziert, an dem Wettercharakter für
Deutschland ändert sich dadurch aber kaum etwas.
Größere Unterschiede gibt es am Mittwoch. Während Mitteleuropa nach IFS unter
der Achse des Höhenrückens liegt, schwenkt auf Basis von ICON und GFS ein
Höhentrog über das Baltikum und Polen südwärts. Deutschland wird davon nebst
einer flachen Tiefdruckrinne am Boden nur am Rande beeinflusst, aber zumindest
bei GFS tauchen über dem Osten Deutschlands ganz vereinzelte, kaum nennenswerte
Niederschlagssignale auf.
Inwiefern ab Donnerstag Schauer und Gewitter zu erwarten sind, ist noch
unsicher. Auf Basis des GFS und ICON liegt der Höhenrücken zu diesem Zeitpunkt
noch weiter westlich. Insbesondere auf Basis des ICON ergibt sich sogar eine
stabile Omegalage, was das Übergreifen des Höhentroges schwieriger macht. Nach
GFS würde zumindest der äußerste Südwesten am Donnerstag auf die Trogvorderseite
gelangen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne des EZWM-EPS für Offenbach zeigt bis einschließlich Dienstag
einen sehr engen Verlauf bei der Temperatur in 850 hPa sowie dem Geopotential
500 hPa. Somit kann die Vorhersage als sicher bezeichnet werden. Ab Mittwoch
nimmt der Spread etwas zu. Auffällig ist, dass der Hauptlauf einen deutlicheren
Temperaturanstieg zeigt als die Mehrheit der Member und schließlich am oberen
Rand des Ensembles liegt. Dies lässt sich durch das frühere Übergreifen des
Troges und der damit verbundenen Drehung des Windes auf Süd erklären. Dies
spiegelt sich auch im Verlauf des Geopotentials und allmählich auftauchenden
Niederschlagssignalen in den darauffolgenden Tagen wieder. Auf Basis des Haupt-
und Kontrolllaufs sinkt das Geopotential deutlich stärker ab, sodass sie am
unteren Rand des Ensembles liegen. Es lässt sich also festhalten, dass das
Übergreifen des Troges bereits am Donnerstag unsicher und eine Fortdauer des
Hochdruckwetters wahrscheinlicher ist.

Die Clusterung des EZMW zeigt für den Zeitraum t+ 72 bis 96 h vier Cluster,
wobei sich für Mitteleuropa zu der beschriebenen Entwicklung keine Alternativen
ergeben. Für den Zeitraum von Dienstag bis Donnerstag gibt es fünf Cluster.
Dabei spricht ebenfalls die Mehrheit für ein späteres Annähern/Übergreifen des
Höhentroges.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag sind im Südschwarzwald sowie unmittelbar an den Alpen vereinzelte
Wärmegewitter nicht ausgeschlossen. Aufgrund einer langsamen Verlagerung kann
lokal Starkregen um 15 l/m² in kurzer Zeit auftreten.

In den darauffolgenden Tagen werden keine warnwürdigen Wettererscheinungen
erwartet.

Erst am Donnerstag können im Westen und Südwesten einzelne Gewitter in
Verbindung mit Starkregen um 20 l/m² auftreten.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger