S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.09.2021 um 10.30 UTC

Überwiegend störungsfrei und teils sommerlich-warm, im Südwesten und an den
Alpen örtlich Schauer/Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.09.2021

Am Samstag herrschen sowohl in der Höhe als auch am Boden relativ schwache
Luftdruck- bzw. Geopotenzialgegensätze. Am Boden nähert sich von Frankreich her
eine flache Tiefdruckrinne und etwas feuchtere Luft, in der Höhe ist aber noch
der flache Keil wetterwirksam. Von daher besteht zwar mit Unterstützung der
Orografie über dem südwestlichen Bergland (Schwarzwald, evtl. Schwäbische Alb)
und insbesondere in den Alpen ein gewisses Schauer- und lokal auch
Gewitterrisiko, insgesamt fehlt es aber wohl meist an der dynamischen
Unterstützung. In der eingeflossenen, mäßig warmen Luftmasse mit Temperaturen in
850 hPa von 5 Grad im Nordosten und bis zu 13 Grad im Südwesten können
insbesondere im Südwesten weiterhin sommerliche Temperaturen bis etwa 27 Grad
erwartet werden.

Am Sonntag bleiben die Luftdruckgegensätze über Mitteleuropa weiterhin relativ
gering, allerdings wölbt sich der zuvor recht flache Höhenkeil über Frankreich
auf. Im Gegenzug dehnt sich der zuvor über Nordosteuropa/Westrussland
befindliche Trog etwas gen Süden aus. Hier deutet sich im aktuellen Lauf ein
Kurzwellentrog an, der um den Keil von Nordwest nach Südost über Deutschland
läuft und damit für etwas zusätzliche Hebung (zusätzlich zur Orografie) sorgen
könnte. Insbesondere im Südwesten und Süden ist damit in der etwas feuchteren
Luft erneut örtlich mit Schauern und einzelnen Gewittern zu rechnen, aufgrund
der gewissen dynamischen Unterstützung wohl etwas häufiger als am Samstag.
Eventuell sind auch in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen einzelne
Schauer nicht ausgeschlossen, da auch hier die Hebung durch den Kurzwellentrog
wirken dürfte, die Luftmasse ist dort aber trockener. Das Temperaturniveau
ändert sich kaum.

Am Montag steilt die Strömung weiter auf, der Keil streckt sich bis vor die
skandinavische Küste. Die flankierenden Tröge strecken sich etwas nach Süden.
Das Bodenhoch mit Schwerpunkt über der südlichen Ostsee/dem Baltikum kräftigt
sich, das Absinken verstärkt sich daher und die Luftmasse trocknet noch etwas
ab. Der Südwesten und Süden Deutschlands liegen mehr in Randlage des Hochs und
vor allem im Süden/über den Alpen ist die Luftmasse etwas feuchter, einzelne
Schauer und Gewitter sind nicht ausgeschlossen, vor allem inneralpin.

Am Dienstag ändert sich an der Gesamtsituation wenig: Das Bodenhoch verbleibt
mit seinem Schwerpunkt über dem östlichen Mitteleuropa, damit befindet sich
Deutschland weiter in Hochdruckrandlage und das Wetter gestaltet sich
überwiegend störungsfrei. In der Höhe nähert sich von Westen allerdings ein
flacher, sich zudem weiter abschwächender Trog. Im Südwesten kann sich damit
auch von Frankreich eine flache Tiefdruckrinne nähern, die auch wieder etwas
feuchtere Luft einsteuert. Damit steigt im Vergleich zum Vortag im Südwesten und
Süden wieder das Schauer- und Gewitterrisiko. Das Temperaturniveau ändert sich
weiterhin wenig, allerdings erreicht die 10-Grad-Isotherme in 850 hPa nun auch
die Ostsee und Polen, im Osten und Nordosten steigen die Tageshöchstwerte also
noch etwas.

Am Mittwoch verlagert sich das Trog-Keil-Muster etwas nach Osten und auch das
Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt allmählich gen Osteuropa, von daher fällt
der Druck von Westen etwas, die feuchtere Luft gewinnt etwas Raum bis in die
mittleren Landesteile. Die Region mit potenziellen Schauern und Gewittern wird
daher etwas größer, im Großteil Deutschlands (mindestens Nordosthälfte) sollte
es aber weiterhin störungsfrei bleiben.

In der erweiterten Mittelfrist (zweite Hälfte der kommenden Woche) ändert sich
nach aktuellem Vorhersagestand wenig. Der Höhenkeil regeneriert sich von Westen
wieder, das Bodenhoch verbleibt mit seinem Schwerpunkt über dem östlichen
Mitteleuropa/westlichen Osteuropa und Deutschland befindet sich in Hochrandlage.
Die Wetterlage lässt sich im Wesentlichen als antizyklonale Süd- bis Südwestlage
bezeichnen mit dem kleinen Schönheitsfehler im Westen oder vor allem Südwesten,
hier ist weiterhin eine etwas feuchtere Luft vorhanden und man befindet sich in
der Nähe tieferen Luftdrucks bzw. von „Schwachstellen des Keils“ in der Höhe und
die vorhandene Orografie trägt ebenfalls ihren Teil bei.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der IFS-Vorhersagen insbesondere der beiden aktuelleren Läufe von
gestern 12 UTC und heute 00 UTC gegenüber dem gestrigen 00 UTC-Lauf ist eher
dürftig. Am Samstag stimmen die Vorhersagen gut überein, aber bereits ab Sonntag
sind die neueren Modellläufe deutlich weniger progressiv. Während der gestrige
00 UTC-Lauf bereits am Sonntag mit der Annäherung des Troges bei den Britischen
Inseln rechnete und das Frontensystem des korrespondierenden Bodentiefs in der
Nacht zum Montag und am Montag Deutschland erreichen und überqueren sollte,
zeigen die beiden neueren Modellläufe ab Sonntag eine zunehmende Blockierung
über Westeuropa bzw. dem westlichen Mitteleuropa.

Auch in der erweiterten Mittelfrist zeigen sich die neueren Modellläufe sehr
zurückhaltend mit der Umstellung der Wetterlage hin zu wechselhaft und damit
recht beständig im Vergleich zum gestrigen 00 UTC-Lauf, der eine deutlich
wechselhaftere Lösung zu bieten hatte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei der Betrachtung weiterer Globalmodelle (namentlich ICON und GFS) zeigt sich
eine recht gute Übereinstimmung zwischen dem aktuellen IFS-Lauf und dem GFS.
ICON ist ähnlich wie der gestrige 00 UTC-Lauf des IFS zyklonaler aufgestellt,
der Trog soll nach ICON im Laufe des Dienstags übergreifen und das
korrespondierende Frontensystem Deutschland von West nach Ost überqueren.
Rückseitig würde sich das natürlich auch auf das Temperaturniveau auswirken.
In der erweiterten Mittelfrist bleiben IFS und GFS, hier lässt sich festhalten,
dass GFS im Vergleich zum IFS zunehmend zyklonaler daherkommt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum für Samstag (+72 bis
+96 h) 2 Cluster mit 27 bzw. 24 Membern. Hier ergeben sich aber für unseren
Vorhersagezeitraum keine neuen Erkenntnisse, die beiden Cluster unterscheiden
sich eigentlich nur marginal in der Lage/Ausrichtung des sich wieder
aufwölbenden Keils. Im Folgezeitraum von Montag bis Mittwoch (+120 bis +168 h)
werden 4 Cluster mit 17, 15, 11 und 8 Membern angeboten, Haupt- und Kontrolllauf
werden in Cluster 1 verortet und man muss festhalten, alle Cluster werden dem
Regime Blocking zugeordnet. Etwas unterschiedlich Behandlung erfährt in den
Clustern des westeuropäischen Troges bzw. ein kürzerwelliger Anteil, der sich in
einem Teil der Cluster von Westen nähert und ggf. Einfluss auf die Schauer- bzw.
Gewitterverbreitung in unserem Vorhersagegebiet hätte. Für den größten Teil
Deutschlands scheint aber keine Prognoserelevanz zu bestehen.
Für die erweiterte Mittelfrist stehen ebenfalls 4 Cluster (23, 11, 11 und 6
Member) zur Disposition, ebenfalls alle dem Regime Blocking zugeordnet.
Allerdings schiebt sich nach der Mehrzahl der Cluster(-member) das
Trog-Keil-Muster etwas nach Osten, so dass sich das Wetter von Westen wohl
allmählich etwas wechselhafter gestaltet, nach Osten hin bestehen weiter Chancen
auf störungsfreies Wetter.

Die Rauchfahnen (betrachtet wurde eine Auswahl deutscher Städte von Nord bis
Süd) zeigen durchweg einen relativ großen Spread bereits am Sonntag/Montag. Der
Trend hinsichtlich Geopotenzial in 500 hPa und bei der Temperatur in 850 hPa
geht aber insgesamt nach oben und verharrt dann auf recht hohem Niveau.
Ausreißer nach unten Richtung fallendem Geopotenzial sind sehr selten, bei der
Temperatur ist die Spannbreite insgesamt noch etwas größer. Auch hinsichtlich
der Niederschlagssignale haben die EPS-Gramme nicht viel zu bieten. Ein paar
kleine Signale gibt es am Wochenende und dann nimmt die Regenwahrscheinlichkeit
es wieder in der erweiterten Mittelfrist zu.

Fazit:
Die betrachteten Ensembleverfahren stützen den „neuen“ Kurs des IFS und damit
die beschriebene Wetterentwicklung zu einer Hochrandlage mit gewissem
Schauer-/Gewitterrisiko gen Südwesten bzw. Bergland, einer überwiegend also
antizyklonal geprägten Witterung.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Im gesamten Zeitraum können vor allem im Südwesten, meist mit Unterstützung der
Orografie, einzelne Gewitter auftreten. Aufgrund geringer Verlagerungstendenzen
und ppws um 25 mm ist auch mal ein lokaler Starkregen nicht ausgeschlossen.
Insgesamt sollten die Gewitter meist im markanten Bereich anzusiedeln sein.
Hinsichtlich CAPE gibt es bis dato keine Hinweise auf stärkere Entwicklungen,
EFI liefert lediglich im Alpenraum ganz schwache CAPE-Signale.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-EZ

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger