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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.09.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Frühherbstwetter mit nächtlichem Nebel. Im südlichen und westlichen
Bergland ab Freitag sehr geringes Schauer- und Gewitterrisiko.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … ist das bestimmende Gebilde ein über große Teile des
Nordostatlantiks und bis nach Island aufgewölbter Rücken mit eigenständigem
Drehzentrum bei Schottland. Es wird auf seiner östlichen Seite von einem
Langwellentrog flankiert, der sich vom Nordmeer über dem Baltikum bis zum Balkan
erstreckt. Am Boden stützt der Rücken Hoch GAYA mit Schwerpunkt im Seegebiet
nordwestlich von Schottland. Ein Keil des Hochs reicht über Benelux bis zur
Adria und überdeckt dabei auch weite Teile Deutschlands.
Durch das Hoch gibt es bei uns verbreitet Absinken, was für Stabilisierung und
allmähliches Austrocknen der Luftmasse sorgt.
Dennoch ist die Luftmasse in der kommenden Nacht zum Donnerstag in der
Grundschicht noch feucht genug, um gebietsweise Nebel zu produzieren. Den
Wahrscheinlichkeiten nach ist die Nebelgefahr im Nordwesten und südlich der
Donau am höchsten, im Südwesten und äußersten Nordosten am geringsten.
Allerdings kann in der nordwestlichen Strömung wie in der vergangenen Nacht auch
wieder dichter Nordseestratus einsickern. Dieser wird von den Modellen zum Teil
für größere Bereiche im Norden simuliert. Hinzu kommt ein flacher Randtrog, der
an der Westflanke des osteuropäischen Trogs nach Süden abläuft und die
antizyklonale Strömung vorübergehend zyklonaler macht. Das würde dafür sprechen,
dass sich der Nordseestratus etwas weiter ausbreiten kann. Ansonsten zeigt der
flache Randtrog kaum Wetterwirksamkeit, da von ihm kaum Hebungsimpulse ausgehen.
So ist kein Regen zu erwarten.
Auf der anderen Seite hemmt der Nordseestratus die mögliche Nebelbildung, da es
darunter nicht ganz so stark auskühlt.
Die Tiefsttemperaturen liegen bei 16 bis 11 Grad an den Küsten, sonst zwischen
13 Grad im Norden und 4 Grad im Süden.

Donnerstag … flacht der Rücken an seiner nordöstlichen Flanke ein wenig ab, da
dort von Grönland kommend ein neuer Randtrog nach Süden in den osteuropäischen
Trog hineinläuft und so den Rücken etwas „abhobelt“. Daran gekoppelt zieht Tief
PHILIPP vom Nordmeer zum nördlichen Skandinavien.
Für unser Wetter ist das noch nicht relevant, vielmehr bleiben Höhenrücken und
Bodenhoch GAYA wetterbestimmend für Deutschland. GAYA bildet dabei einen
weiteren Schwerpunkt über dem Osten Deutschlands aus. Das neue Hoch bekommt den
Namen GAYA II, während das ursprüngliche GAYA zu GAYA I wird.
So stellt sich wieder vornehmlich die Frage, wann und wo sich Nebel und
Hochnebel auflösen. Die Modelle rechnen größtenteils mit der Auflösung, was
angesichts einer sich auflösenden Bodeninversion und der noch ordentlichen
Tageslänge auch plausibel ist. Letzte Reste halten sich wohl am längsten in
Niedersachsen.
Ansonsten scheint die Sonne bei lokal ein paar harmlosen Quellwolken häufig
länger, vor allem im Südwesten liegt die relative Sonnenscheindauer gebietsweise
bei über 90%.
Die Luft erwärmt sich bei meist nur schwachem Wind auf Höchstwerte von 21 Grad
im Norden bis 26 Grad am Oberrhein, direkt an der See und unter Dauerstratus
bleibt es leicht kühler.

In der Nacht zum Freitag ändert sich weiterhin nicht viel an der
Grundkonstellation. Hoch GAYA I bleibt nahezu ortsfest, Hoch GAYA II verschiebt
ihren Schwerpunkt vom Osten Deutschlands zur Slowakei.
Erneut rückt also die Grenzschichtproblematik mit Nebel und
Hochnebel/Nordseestratus in den Vordergrund.
Von den Vorhersagen werden in etwa die gleichen Gebiete wie in der Vornacht mit
den höchsten Wahrscheinlichkeiten für Nebel bedacht, also insbesondere im
Nordwesten und im Südosten. Nordseestratus wird diesmal aber nicht so weit ins
Binnenland transportiert und beschränkt sich vermutlich auf die Gebiete von der
Nordsee bis zur Ostsee.
Die Temperaturen sinken auf 15 bis 10 Grad an der Küste und auf 12 bis 6 Grad im
Binnenland.

Freitag … erreicht der neue Randtrog den Westen Russlands, während der Südteil
des Trogs als Höhentief nach Osten durschwenkt. Übrig bleibt der neue Haupttrog
über dem Nordosten Skandinaviens und dem Westen bzw. Nordwesten Russlands.
Dieser ist mit Tief PHILIPP verbunden, das durch den Randtrog ebenfalls nach
Westrussland gebracht wird. Ausläufer des Tiefs nähern sich Deutschland zwar von
Norden her an, erreichen uns weiterhin nicht. Indes verlagert sich das Höhenhoch
von Schottland über die Nordsee nach Deutschland, womit es auch GAYA I unter
Druckverlust in die Nordsee zieht, während es GAYA II nach Rumänien verschlägt.
Die resultierende Hochdruckbrücke ist in Deutschland weiterhin maßgeblich,
sodass ein weiterer Tag mit Absinken ins Haus steht, in dem nächtliche Nebel-
und Hochnebelfelder durch den längeren Sonnenschein (von der Mitte bis in den
Süden 85 bis 100% relativer Sonnenschein) fast überall der Garaus gemacht wird.
Ein paar Quellwolken bilden sich hier und da unterhalb der tagsüber ansteigenden
Inversion auch wieder, viel ausrichten können sie aber nicht, sodass es
weitgehend trocken bleibt. Weitgehend deshalb, da im äußersten Süden aus den
Alpen heraus ein wenig feuchtere Luft unterwegs ist, die durch orografische
Unterstützung in seltener Ausnahme im südlichen Schwarzwald oder an den Alpen
vielleicht doch mal ein Schauer oder Gewitter zustande bringt.
Der Sonnenschein lässt die Temperaturen auf 21 bis 27 Grad ansteigen, nur direkt
an den Küsten bleibt es mit 18 bis 22 Grad etwas kühler.
Der Wind weht im Binnenland schwach, ab und zu mäßig aus unterschiedlichen
Richtungen. An den Küsten weht er bei leicht zunehmendem Gradienten mäßig, in
Nordfriesland und an der Ostsee gibt es einzelne frische, exponiert vielleicht
starke Böen aus West bis Nordwest.

In der Nacht zum Samstag flacht der Rücken weiter ab, das Höhenhoch ist dann
über dem Bayrischen Wald zu finden. Bodenhoch GAYA I schwächt sich ebenfalls
weiter ab, wobei sich mehrere Zentren mit Schwerpunkt über der nördlichen
Nordsee, dem Nordmeer und über Skandinavien ausbilden. Zwischen GAYA I und GAYA
II, immer noch über Rumänien, bleibt die schwache Hochdruckbrücke bestehen,
wobei die Druckfelder bis in die Höhe zunehmend indifferent werden.
Folglich bleibt es gering bewölkt oder klar, erneut könnte sich von Norden her
aber Nordseestratus bis ins Binnenland vorarbeiten. Die Modelle sind
diesbezüglich jedoch noch uneinig.
Darüber hinaus bildet sich gebietsweise erneut Nebel, wo und wann lässt sich
heute sicherlich noch nicht zufriedenstellend beantworten.
Etwaige Schauer und Gewitter ganz im Süden fallen rasch zusammen, sodass es dann
trocken bleibt.
Der Wind im Norden schwächt sich durch den nachlassenden Gradienten auch wieder
ab.
Die Temperaturen gehen auf 15 bis 9 Grad an der See und auf 14 bis 7 Grad im
Binnenland zurück.

Samstag … bleibt die Großwetterlage zwar fast unverändert, zwei Dinge bringen
aber doch kleine Änderungen bei unserem Wetter.
Zum einen sickert im Nordosten etwas kühlere Luft mit T850 hPa von 5 bis 8 Grad
ein, die durch die Reste der Kaltfront von Tief PHILIPP, das nun in die
russische Steppe entflieht, von Norden her eingesteuert werden. Dadurch tauchen
zwar hier und da auch ein paar Wolken auf, Regen ist jedoch nicht in Sicht.
Zum anderen kann sich in der weiter schwächelnden Hochdruckbrücke von Südwesten
her eine Tiefdruckzone von Frankreich her annähern und ein wenig feuchtere Luft
in den Südwesten und Westen Deutschlands bringen. Allerdings reagiert die
Numerik äußerst verhalten auf diese kleine Änderung, mehr als ein paar dickere
Quellwolken werden meist nicht simuliert. Lokale Schauer oder Gewitter sind mit
orografischem Support über dem westlichen oder südwestlichen Bergland jedoch
nicht völlig ausgeschlossen. Ähnliches gilt für den Alpenrand, wo wie am Vortag
aus den Alpen heraus etwas feuchtere Luft das Schauer- und Gewitterrisiko nicht
ganz bei Null landen lässt.
In den Bereichen zwischen diesen beiden Regionen von Interesse herrscht dagegen
bei anhaltendem Absinken weiter „Eitel Sonnenschein“, auch wenn sich im Norden
erneut Nordseestratus länger bis in den Tag hinein halten könnte.
Die Temperaturen steigen auf 18 bis 21 Grad im Norden und Nordosten, sonst auf
22 bis 27 Grad.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus unterschiedlichen Richtungen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Großwetterlage wird von den Modellen sehr ähnlich ohne große signifikante
Unterschiede prognostiziert, sieht man mal von den bei Grundschichtproblematik
üblichen Unterschieden von Stratus und Nebel ab.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler