SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.08.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
In der Südosthälfte bis Dienstag unbeständig mit schauerartigen, teils
gewittrigen Regenfällen. Dabei örtlich Stark-, an den Alpen (ergiebiger)
Dauerregen. Danach generell ruhiges, mäßig warmes Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … und über die komplette Kurzfrist hinweg bleibt die
Blockierungssituation über dem Nordatlantik erhalten. Das verantwortliche
Höhenhoch verlagert sich mitsamt dem Pendant im Bodenniveau (GAYA) ohne
nennenswerte Intensitätsänderungen im Verlauf langsam zu den Britischen Inseln.
Flankiert wird das blockierende Hoch von drei Höhentiefs knapp westlich von
Neufundland, nordöstlich der Azoren sowie über dem östlichen Mitteleuropa.
Letzteres sorgt über Deutschland für eine zyklonal konturierte nordöstliche
Höhenströmung. Am Boden herrschen zwischen einem sich verstärkenden, von den
Britischen Inseln nach Frankreich und Süddeutschland gerichteten Keil und einer
vom Schwarzen Meer bis zum Baltikum und nach Polen reichenden Tiefdruckzone eine
nördliche Strömung vor. Mit ihr gelangt feuchte Meeresluft subpolaren Ursprungs
ins Land (T850 zwischen 6 und 9 Grad).

PVA vorderseitig eines weiteren, südostwärts schwenkenden Kurzwellentroges sowie
teils noch schwache WLA sorgen über der Südosthälfte für Hebung und zeitweilige
Regenfälle. Vor allem zwischen 900 und 600 hPa zeichnet sich in den Soundings
eine dünne Labilitätsfläche ab, sodass die Regenfälle schauerartigen Charakter
annehmen. Auch vereinzelte Gewitter sind weiterhin möglich, wenngleich die
Wahrscheinlichkeiten im Laufe der Nacht abnehmen. Die Niederschläge ziehen sich
nur zögerlich zum östlichen Mittelgebirgsraum und an die Alpen zurück. Zumindest
an den Alpen halten sie mit Unterbrechungen sogar bis Dienstagabend an und
fallen durch Staueffekte auch ergiebiger aus. Folglich kommen dort zwischen
heute Abend (18 UTC) und Dienstabend (18 UTC) nochmal 10 bis 25 l/m² zusammen.
EURO4 rechnet sogar punktuell nochmal mit Mengen zwischen 30 und 50 l/m², was
durch wiederholte „Schauer-Volltreffer“ auch nicht ganz ausgeschlossen werden
kann. Damit summieren sich die Mengen, beginnend am Samstagabend, auf insgesamt
50 bis örtlich über 120 l/m², was sogar ein Extremereignis darstellt. Die
laufenden Unwetterwarnungen dürften aber – auch im Hinblick auf den begrenzten
„Impact“ – ausreichen. Auch im Erzgebirge werden Niederschlagsmengen von 10 bis
20 l/m² simuliert. Da es dort zuvor aber wenig geregnet hat, wird eine Warnung
eher nicht notwendig sein. Ansonsten sind die Niederschläge in der Fläche
unergiebig (keine Ausweitung bestehender Dauerregenwarnungen), allerdings
besteht in kräftigen Schauern und in den kurzen Gewittern weiterhin ein gewisses
Potenzial für örtlichen Starkregen (um 20 l/m² in kurzer Zeit oder wenigen
Stunden).

Im Norden und Westen setzen sich mit Annäherung eines Rückens über der
nördlichen Nordsee und Südskandinavien bereits schwaches Absinken und
Stabilisierung durch, sodass es unterhalb der Absinkinversion (600-750 hPa) nur
noch für Cu/Sc-Bewölkung und einzelne schlappe (Niesel-)Schauer reicht. Im
Nachtverlauf reißt die Bewölkung gebietsweise auf (vor allem von der See her),
sodass sich Nebel bilden kann.

Die Luft kühlt bis zum Morgen auf Tiefstwerte zwischen 15 Grad an der See und 7
Grad im höheren Bergland ab.

Dienstag … schwenkt der anfänglich über Süddeutschland liegende Kurzwellentrog
über die Alpen südwärts. Damit kann sich der nachfolgende Rücken dem
Vorhersagegebiet weiter annähern und liegt mit seiner Achse am Abend über der
mittleren Nordsee und Jütland. Schon im Vorfeld konturiert sich die nordöstliche
Höhenströmung – mit Ausnahme des äußersten Südostens – zunehmend antizyklonal.
Der Rücken stützt und verstärkt einen Hochkeil, dessen Divergenzachse von
Großbritannien über Benelux und West- nach Süddeutschland gerichtet ist.
Ageostrophisch bleiben demnach nördliche, meist schwache Winde vorherrschend,
mit denen der Zustrom kühler Meeresluft supolaren Ursprungs weiter anhält.

Unter Trogeinfluss treten im Süden und Südosten (insbesondere südlich der Donau
und in den ostbayerischen Mittelgebirgen) weitere Schauer auf, die erst in der
zweiten Tageshälfte langsam nachlassen. Die Labilitätsfläche reicht in den
ICON6-Prognosesounding bis rund 500 hPa (-20 Grad), sodass ein kurzes Gewitter
nicht ganz ausgeschlossen werden kann. An den Alpen stauen die Schauer leicht
an, sodass es zeitweise regnet (Fortsetzung der Dauerregenlage, siehe oben).
Sachsen und die Niederlausitz werden von einem WLA-getriggerten
Niederschlagsgebiet über Polen und Tschechien gestreift, die schauerartig
durchsetzten Regenfälle sind aber nicht warnwürdig (meist <10 l/m²).

Ansonsten macht die Stabilisierung und Abtrocknung der Luftmasse durch das
NVA-bedingte Absinken weitere Fortschritte. Südlich einer Linie Eifel-Lausitz
reifen die Quellwolken in der labilen Grundschicht (bis etwa 700 hPa) nochmal zu
dem ein oder anderen schwachen „Nieselregenschauer“, nördlich davon bleibt es
gänzlich trocken und vor allem im Norden auch zeitweise sonnig.

Im noch unbeständigen Süden und Südosten erwärmt sich die Luft nur auf 16 bis
19, sonst auf mäßig warme 19 bis 23 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch greift der abflachende Rücken auf Deutschland über,
sodass sich landesweit Hochdruckeinfluss durchsetzt. Letzte Schauer im Süden und
Südosten sowie der Regen an den Alpen lassen nach. Bei teils wolkigem, teils
klarem Himmel bilden sich stellenweise Nebel-, bevorzugt im Nordwesten sowie im
Luv der westlichen und nördlichen Mittelgebirge in sehr feuchter Grundschicht
gebietsweise Hochnebelfelder.

Die Tiefstwerte liegen zwischen 14 und 6 Grad.

Mittwoch … schwenkt der weiter an Kontur verlierende Rücken südwärts über
Deutschland hinweg. Dahinter stellt sich zwischen der blockierenden Antizyklone
über Schottland und einem von Skandinavien nach Osteuropa gerichteten
Trogvorstoß eine nordnordwestliche, recht glatte Höhenströmung ein. Im
Bodenniveau bleibt der diagonal von Nordwest nach Südost über Deutschland
liegende Hochkeil wetterbestimmend.

Über Deutschland dominiert folglich leichtes Absinken, wobei sich die
resultierende Inversion bei etwa 800 hPa wiederfindet. Darunter stellt sich nach
Auflösung von Nebel und Hochnebel meist ein freundlicher Mix aus Quellwolken und
Sonnenschein ein. Bevorzugt in den Luvlagen der Mittelgebirge können sich die
Hochnebelfelder aber bis in den Nachmittag hinein halten bzw. in etwas dichtere
Sc-Bewölkung übergehen.

Die Luft kann sich infolge des Absinkens etwas erwärmen, sodass verbreitet
angenehme 20 bis 24 Grad erreicht werden. Unter Hochnebel ist es natürlich
kühler.

In der Nacht zum Donnerstag klart es zunächst verbreitet auf, bevor sich erneut
gebietsweise Nebel und Hochnebel bilden. Eventuell driftet von der Nordsee etwas
dichtere Stratusbewölkung in den Norden und Nordwesten. Grund dafür ist schwache
Hebung im Vorfeld eines kleinen IPV-Maximums, das an der Ostflanke des
Höhenhochs zur Deutschen Bucht geführt wird.

Im Norden liegen die Tiefstwerte meist zwischen 15 und 9 Grad, sonst zwischen 11
und 6 Grad.

Donnerstag … ändert sich an der Grundkonstellation wenig. Deutschland
verbleibt zwischen dem blockierenden Hochs bei den Britischen Inseln und einem
langestreckten, von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer reichenden
Langwellentrog. Während im Nordosten Deutschlands noch eine glatte,
nordwestliche Höhenströmung vorherrscht, sorgt das o. e., nach Benelux ziehende
IPV-Maximum für eine auffächernde, quasi indifferente Strömung. Der Luftdruck
fällt zwar leicht, der Hochkeil diagonal über Deutschland bleibt aber erhalten.

Von eventuellen, schwachem Hebungsimpulsen durch das IPV-Maximum abgesehen, das
im Norden und Nordwesten für etwas dichtere Bewölkung sorgen könnte, ist das
Wetter also vollends „grenzschicht-gemacht“. In der bis 850 hPa reichenden
labilen Grenzschicht bilden sich – nachdem sich Nebel und Hochnebel aufgelöst
haben – im Tagesverlauf erneut einige flache, harmlose Quellwolken, die dem
freundlichen Wettercharakter aber kaum Abbruch tun.

Die niedertroposphärische Erwärmung macht Fortschritte. Entlang des Rheins sind
örtlich 25 oder 26 Grad möglich, aber auch sonst dürften die 20 bis 24 Grad als
sehr angenehm empfunden werden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle rechnen insgesamt sehr kongruent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich nicht ausmachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser