S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.08.2021 um 10.30 UTC

Zunächst unbeständig und kühl. Ab Donnerstag zögernd wärmer und vorübergehend
auch etwas größere Sonnenanteile.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 03.09.2021

Am Montag liegt Deutschland im Einflussbereich eines Höhentiefs mit Zentrum im
Länderdreieck Tschechien/Deutschland/Polen. Dabei ist wolkenreiche und kühle
Luft mit Temperaturen zwischen 6 und 8 Grad in 850 hPa wirksam. Randtröge sorgen
dabei immer wieder für Regen oder Schauer, vereinzelt auch für Gewitter.
Das Höhentief bleibt am Dienstag im Bereich Westpolen bzw. in der Nähe der
Neißeregion liegen und damit ändert sich der Wettercharakter nur wenig.

Am Mittwoch bekommt das Höhentief Anschluss an einen über Nordosteuropa sich
nach Süden ausdehnenden Höhentrog und schwenkt damit leicht nach Südosten, wobei
die Achse des entstehenden Troges zum Tagesende Ungarn erreicht. Dadurch kann
sich die hochreichende blockierende Antizyklone bei Schottland zumindest in der
Westhälfte stärker bemerkbar machen. Das Temperaturniveau steigt leicht an auf 7
bis 9 Grad in 850 hPa.

Am Donnerstag verlagert sich das Höhenhoch zur Nordsee und ein Keil sorgt über
der Ostsee für die Bildung eines weiteren Bodenhochs neben dem vor
Großbritannien. Im Süden bleibt in der Höhe noch leichte Zyklonalität übrig, so
dass vereinzelte Schauer möglich sind.

Am Freitag wandert das flache Höhenhoch über den Norden hinweg langsam nach
Osten und das zugehörige Bodenhoch bewegt sich nach Osteuropa. Damit kommen wir
in den Zustrom von wärmerer Luft aus Süden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der neue Modelllauf vom IFS zeigt bis Dienstag ähnliche Ergebnisse wie die
beiden Läufe von gestern.
Ab Mittwoch erkennt man Unterschiede. Der bisher wetterbestimmende Höhentrog
zieht über dem nahen Osteuropa im neuen Lauf langsamer ab als in den gestrigen
Simulationen. Damit fallen außer ganz im Nordwesten und Südwesten noch
verbreitet Schauer, während in den alten Läufen die Schaueraktivität geringer
ist und nach Osten verschoben.

Am Donnerstag sollen im aktuellen Lauf im Süden immer noch einzelne Schauer
auftreten, aber insgesamt überwiegt dann Hochdruckeinfluss. In den gestrigen
Modellruns sollen aber bereits im Norden von der Nordsee her Wolkenfelder
heranziehen (aufkommende Nordwestströmung).

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Mittwoch sind Abweichungen bei den anderen Modellen nur gering.
Größere Differenzen sind ab Donnerstag zu erkennen. Bei GFS verschiebt sich das
Hochzentrum des steuernden Hochs von Großbritannien etwas nach Westen auf den
Atlantik und so dreht die Strömung auf Nordwest und verstärkt sich. Damit strömt
bereits kühlere Luft in den Norden und ins mittlere Deutschland. Die kühle Luft
bestimmt dann auch am Freitag das Wetter in ganz Deutschland. Bei GEM ist diese
Wetterumstellung leicht verzögert, hier setzt sich die Nordwestströmung im Laufe
des Freitags durch.

Bei JMA stößt ebenfalls erst am Freitag die Kaltluft nach Mitteleuropa vor,
jedoch rückt recht bald das Hoch bei den Britischen Inseln näher.

Somit scheint die leichte Erwärmung am Donnerstag nur von kurzer Dauer zu sein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS zeigt heute 5 Cluster, die sich hauptsächlich darin
unterscheiden, inwieweit sich der Höhenrücken bei den Britischen Inseln bei uns
ausprägt. Im ersten Cluster mit insgesamt 15 Modellläufen des IFS (inclusive
Kontrolllauf und Hauptlauf) würde der Höhenkeil langsam nach Mitteleuropa
schwenken und insofern würden wir zumindest mal einige Tage davon profitieren
(kaum Regen, mehr Sonnenschein und höhere Temperaturen). In dieses Szenario
könnte man auch den 5 Cluster mit 5 Modellruns und bedingt auch den 3 und 4
Cluster mit einordnen (10 und 9 Simulationen). Im 2. Cluster mit 13 Modellruns
entwickelt sich ein kräftiger atlantischer Höhenrücken und damit könnten ab
Freitag Randtröge von Nordwesten nach Mitteleuropa vorstoßen inclusive kalter
Polarluft.

Diesen Kälteeinbruch sieht man gut in der Rauchfahne von Offenbach, denn hier
gibt es eine sogenannte Bifurkation, in der die 850-hPa-Temperaturen am Freitag
bei einem Viertel der Läufe auf unter 5 Grad absinken. Das Gros der Läufe geht
aber leicht nach oben bei der 850-hPa-Temperatur und insofern wäre warmes Wetter
sogar wahrscheinlicher. Gegenüber den gestrigen EPS-Lösungen haben aber die
kalten Lösungen zugenommen.
Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes liegen die Temperaturen in 850 hPa bei 7
oder 8 Grad im niedrigen Bereich. Ab Freitag gibt es dann die oben beschriebene
Aufspaltung bei der Temperatur.

Niedrige 2-Meter-Temperaturen erkennt man auch in den EPS Meteogrammen bis
Mittwoch. Ab Donnerstag gibt es einen leichten Trend nach oben und ab Samstag
ist die Streuung sehr groß und die Prognose ist damit recht unsicher. Man muss
konstatieren, dass im Nordosten die Temperaturen im Mittel auch in der
erweiterten Mittelfrist unter dem Modellklima bleiben. Dies liegt daran, dass
hier die West- bis Nordwestwinde überwiegen. Damit ist doch die Entwicklung
einer Hochachse über dem mittleren Deutschland recht wahrscheinlich, so dass ab
Freitag schwache Tiefausläufer mit kühler Luft den Nordosten streifen können.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Zunächst ist nach der Probabilistik die Wahrscheinlichkeit von
Starkregen/Dauerregen bis Dienstag vor allem in den Staulagen des Ostens erhöht
(iklusive Harz).
Ab Mittwoch schwächen sich die Regenfälle von Westen her ab, so dass meist keine
markanten Warnungen mehr erforderlich sind.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden