S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.08.2021 um 10.30 UTC

Kein warmes Sommerfinale. Bis einschließlich Dienstag in einigen Staulagen
Dauerregen, danach freundlicher, aber teils weiterhin kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.09.2021

Von Sonntag bis Dienstag liegt Deutschland im Randbereich eines Höhentiefs mit
Zentrum über dem östlichen Mitteleuropa. Um dieses Tief herum wird in höheren
Troposphärenschichten wärmere Luft geführt, die auf die bodennah einfließende
kühlere Luft aufgleitet und zu teils länger andauernden, aber nur wenig
intensiven Niederschlägen führt. Diese werden in den Staulagen der Gebirge
verstärkt, so dass sich dort markant zu bewarndende Regenmengen ergeben. An den
Alpen sind unwetterartige Niederschlagssummen nicht ganz auszuschließen. Eine
detailliertere Regionalisierung lässt sich aktuell noch nicht vornehmen.
Aufgrund der meist starken bis geschlossenen Bewölkung wird in weiten Teilen
Deutschlands die 20 Grad-Marke nicht erreicht. Nach Westen hin hält sich ein
blockierendes Hoch mit Schwerpunkt nordwestlich von Schottland. Die Frontalzone
verläuft relativ weit nördlich von Grönland über Lappland hinweg in die
Kara-See.
Erst am Mittwoch verlagert sich das Höhentief in den Karpatenraum und wandelt
sich dabei in einen Trog um. Somit kann der Keil des unmittelbar nordwestlich
von Schottland liegenden Hochs auf Deutschland übergreifen, so dass Absinken,
das am Dienstag bereits im Nordwesten eingesetzt hat, dann auch im gesamten
Norden, Westen und in der Mitte zu größeren Auflockerungen führt. Dies dürfte
mit einem Temperaturanstieg über die 20 Grad-Marke hinaus einhergehen.
Bereits am Donnerstag läuft in der Frontalzone ein Trog nach Südosten ab und
greift auf Skandinavien über. Die vorgelagerte stabile aktive und somit wenig
wetterwirksame Kaltfront erreicht wahrscheinlich erst in der Nacht zum Freitag
das Küstengebiet und dringt dann im Laufe des Freitags bis zu den Mittelgebirgen
vor, wobei es selbst in Staulagen nur für wenige Millimeter Niederschlag reicht.
Die Folge ist eine erneute Abkühlung auf Maxima deutlich unter der 20
Grad-Marke.
Durch diesen Trog wie auch durch einen Kaltluftvorstoß aus Richtung Westgrönland
wird die Frontalzone nach Süden gedrückt. Von dem einst blockierenden Hoch
bleibt nur noch ein flacher Keil übrig. Durch diesen wird am Samstag ein
Bodenhoch gestützt, dass sich von der Nordsee bis in den Karpatenraum erstreckt,
wodurch das trockene, aber im Norden und Osten relativ kühle Wetter andauert.
Erst am Sonntag deutet sich dann auch in diesen Regionen wieder ein zögernder
Temperaturanstieg an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Unterschiede ergeben sich ab
Mittwoch, indem die neueste Simulation das Höhentief rascher nach Südosten
abziehen lässt als der gestrige 12 UTC-lauf, aber gegenüber dem 00 UTC-Lauf des
Vortages die Verlagerung doch ein wenig ausbremst. Ab Donnerstag sowie auch im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich ein weitgehend
ähnliches Bild.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Dienstag stützen die verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Geringe Unterschiede ergeben sich lediglich
hinsichtlich der Positionierung und Intensität des korrespondierenden
Bodentiefs. Im Laufe des Mittwochs verlagert sich das Höhentief südostwärts,
wobei dieses Höhentief von ICON ausgebremst wird und sich erst am Donnerstag
verabschiedet. Als Folge dürfte nach ICON der nachfolgende Temperaturanstieg
auch etwas verzögert einsetzen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird von GFS der in der
Frontalzone folgende Keil kräftiger simuliert als nach EZMW. Der durch eine
Kaltfront ausgelöste Temperaturrückgang wäre demnach nicht so ausgeprägt wie
beim EZMW. Dabei wird die Version des GFS vom Modell des kanadischen
Wetterdienstes gestützt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt weitgehend die oben beschriebene Entwicklung, wobei auch
hier im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum die Abkühlung im Norden
und Osten nicht allzu ausgeprägt gezeigt wird. Der Spread ist deutschlandweit
gering und nimmt erst nach dem Monatswechsel kontinuierlich zu, wobei sich im
850 hPa-Niveau Temperaturen einstellen, die etwa im Bereich des langjährigen
Mittels liegen.
Das EPS des EZMW verzögert im Gegensatz zum Hhauptlauf die Verlagerung des
Höhentiefs nach Südosten ein wenig und ist demzufolge, was das EPS-Mittel
betrifft, dem ICON relativ ähnlich. Außerdem wird der im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum erneut einsetzende Temperaturrückgang nicht
so ausgeprägt gezeigt wie es beim deterministischen Lauf der Fall ist. Das EPS
wird in drei Cluster untergliedert, die annähernd gleich besetzt sind und im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum durchweg einen sich annähernden
flachen Rücken zeigen, wie es beim Hauptlauf der Fall ist. Wie beim EPS des GFS
ist der Spread nur gering, die Einzellösungen divergieren erst nach Mitte der
ersten Septemberwoche deutlich. Für den Südwesten zeichnet sich dann ein
Temperaturanstieg mit zunehmenden Niederschlagssignalen, die auf eine steigende
Labilität hindeuten, ab. Für den Nordosten hingegen ergibt sich eine Abkühlung
bei weitgehend trockenem Wetter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Randbereich des o.g. Höhentiefs sind teils länger andauernde Niederschläge zu
erwarten, wobei markant zu bewarnende Regenmengen im Wesentlichen auf die
Staulagen der östlichen und zentralen Mittelgebirge sowie der Alpen beschränkt
sind.
Am Sonntag gilt dies für das Erzgebirge und den Thüringer Wald sowie Teile des
Alpenvorlandes, am Alpenrand sind sogar unwetterartige Regenmengen zwischen 50
und 80 l/m² innerhalb von 24 Stunden nicht auszuschließen. Außerdem können an
der Küste einzelne stürmische Böen auftreten.
Auch am Montag können länger andauernde Niederschläge mit Mengen zwischn30 und
50 l/m² noch einmal den Erzgebirgsraum erfassen und mit geringer
Wahrscheinlichkeit in Oder- und Neißenähe noch etwas nach Norden ausgreifen. An
der Küste bleibt es dabei windig, wobei an der Nordsee mit geringer, an der
Ostsee mit etwas erhöhter Wahrscheinlichkeit stürmische Böen auftreten können.
Am Dienstag zeichnen sich mit geringer werdender Wahrscheinlichkeit im Nordstau
des Erzgebirges und an den Alpen noch einmal markant zu bewarnende
Niederschlagsmengen ab. Dann nimmt auch die Wahrscheinlichkeit für stürmische
Böen an der Ostseeküste ab.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann