S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.08.2021 um 10.30 UTC

Unbeständig und fast schon herbstlich kühl.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 29.08.2021

Am kommenden Mittwoch stützt ein markanter, über dem Nordostatlantik bis weit
ins Nordmeer reichender Höhenkeil eine umfangreiche blockierende Hochdruckzone
mit Schwerpunkt zwischen Schottland und Island. An dessen Ostflanke tropft über
Skandinavien ein Trog ab und verlagert sich mit seinem Drehzentrum über Schweden
südwärts. Die stabile Kaltfront des zugehörigen Bodentiefdruckgebietes über der
Ostsee greift mit Regenfällen auf Norddeutschland über. Dabei frischt der auf
Nordwest drehende Wind an den Küsten stärker auf. Davor hält sich im Süden und
der Mitte schwacher Hochdruckeinfluss.
Am Donnerstag erreicht der Trog Mitteleuropa, das Drehzentrum liegt über der
westlichen Ostsee. Das Bodentief kommt über Polen an, während die Kaltfront
Süddeutschland zu den Alpen hin überquert. Dahinter flutet feuchtkühle
Meeresluft polaren Ursprungs Deutschland. Die Temperatur geht in 850 hPa auf 4°C
im Norden und +8°C über dem Süden zurück, gleichzeitig labilisiert die
Schichtung unter dem Höhentief im Norden, was Schauer und einzelne kurze
Gewitter zur Folge hat. Die Temperaturen kommen häufig nicht über die 20 Grad
hinaus. An den Küsten und im höheren Bergland weht zeitweise lebhafter
Nordwestwind.
Am Freitag geht die Blockinglage weiter, wobei sich Höhenrücken und Bodenhoch
bogenförmig über das Nordmeer nach Skandinavien ausdehnen. Südlich davon
bestimmt das große Höhentief, nunmehr über Mitteleuropa, das Wetter in
Deutschland. Das Tief im Bodendruckfeld bleibt in Ansätzen noch erkennbar,
weshalb nicht so ganz von einem Kaltlufttropfen die Rede sein kann. In für die
Jahreszeit sehr kühler Luft und bei instabiler Schichtung verbreiten Schauer und
kurze Gewitter ein ziemlich herbstliches Flair.
Am Samstag schnürt sich über dem Nordmeer eine Hochzelle ab, die südwestlich von
Island durch einen Abtropfvorgang unterlaufen wird. Das für uns relevante
Höhentief wird nur wenig nach Osten gedrängt, ein sich neu entwickelndes
Bodentief könnte in die Ostsee gelangen. Am Wetterablauf ändert sich dadurch
aber nur wenig. Die feuchtkühle Luft bleibt unser Maß aller Dinge. Bei
wechselnder bis starker Bewölkung entwickeln sich Schauer und kurze Gewitter.
Die Niederschlagsneigung ist dabei, wie auch an den Vortagen, im Westen und
Südwesten etwas geringer. Auch am Temperaturniveau ändert sich nicht viel. Die
Höchsttemperaturen liegen meist um, teilweise auch etwas unter 20°C.
Am Sonntag zieht sich das Höhentief etwas nach Osten zurück, derweil sich
ausgehend vom Hoch über dem Nordmeer eine Hochdruckzone in den Westen und Süden
Deutschlands ausweitet. Die Temperaturen steigen dabei langsam etwas an,
insbesondere nach Osten und Norden hin bleibt es aber wechselhaft.
In der erweiterten Mittelfrist zeichnet sich ein Trend zur Wetterberuhigung und
leichten Erwärmung ab. Die Hochdruckzone kann nach Nordosten hin Boden gut
machen. Ob diese Beruhigung aber nachhaltig ist, bleibt abzuwarten, da sich über
Frankreich im Hauptlauf rasch ein weiterer Trog nähert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist in den letzten Läufen gut. Sie nimmt
zwar im Verlauf der Mittelfrist ab, bleibt aber alles in allem brauchbar. An der
Blockinglage besteht aus dieser Sicht kein Zweifel. Auch daran nicht, dass das
Hoch weit weg ist und unter einem Höhentief über Mitteleuropa wechselhaftes und
kühles Wetter herrscht. Fraglich ist am ehesten inwieweit der Westen und
Südwesten von den Schauern erfasst wird und ob, bzw. wie schnell die
Wetterberuhigung ab dem Wochenende greift. Hier lieferten die letzten Läufe
abweichende Lösungen, wobei der aktuelle Lauf zyklonaler simuliert und die
Wetterberuhigung etwas hinauszögert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die betrachteten anderen globalen Modelle simulieren recht ähnlich. ICON und IFS
sind zunächst fast gänzlich auf einer Linie, erst am kommenden Wochenende laufen
die Modelle auseinander, wobei im ICON das Höhentief über Deutschland verbleibt.
Das GFS hat den Trogvorstoß insgesamt etwas weiter östlich im Programm, womit
zumindest im Westen und Südwesten leichter Hochdruckeinfluss überwiegen könnte.
Alles in allem steht aber auch hier der Fahrplan in Richtung kühl und
wechselhaft.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Aussagen der beiden ungestörten
Läufe. Die Kurven liegen recht eng beieinander und der Spread wird nur moderat
größer im Verlauf der Mittelfrist. Der Hauptlauf liegt zum Ende was die
Temperaturen angeht am oberen Rand der Ensembles, die dann auch weitere
Niederschlagssignale liefern. Die Wetterberuhigung und leichte Erwärmung steht
damit auf eher wackligen Füßen.
Die Clusterung liefert im ersten Zeitschritt 4, dann 6 Cluster, die durchgängig
die Blockierung über dem Nordostatlantik und über Mitteleuropa zyklonale
Strukturen zeigen. Der Hauptlauf liegt in Cluster 1 bzw. 2.
In der erweiterten Mittelfrist sind ebenfalls über Skandinavien und
Nordwesteuropa antizyklonale Strukturen und eine positive Geopotentialanomalie
zu finden, allerdings lassen die meisten Läufe dann auch das Höhentief über uns
nach Osten abziehen, was dann doch für die schon angedeutete Beruhigung spräche.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

In der einfließenden feuchtkühlen Luftmasse sind keine großartigen konvektiven
Ereignisse zu erwarten. Einzelne Gewitter des Typs Kaltluft sind eher schwächer,
markante oder gar unwetterartige Entwicklungen stehen damit aus dieser Sicht
nicht an. Unter dem Höhentief macht auch der Wind keine großen Sprünge.
Höchstens anfangs, mit der Passage der Kaltfront am Mittwoch und Donnerstag,
sind an der See sowie im höheren Bergland stürmische Böen, exponiert Sturmböen
möglich.
Auch die probabilistischen Verfahren und EFI zeigen keine Signale für markante
Entwicklungen. Die Passage der Kaltfront wird im EFI mit ein paar leichten
Windsignalen an den Küsten begleitet, in der Folge gibt es nur Hinweise auf die
unterdurchschnittlichen Temperaturen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner