SXEU31 DWAV 221800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.08.2021 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Anfangs noch kräftige Gewitter, Tendenz in der Nacht nachlassend. In der
östlichen Mitte Übergang in teils ergiebigen Dauerregen mit eingelagertem
Starkregen und einzelnen Gewittern. Ab Montag von Norden her zunehmende
Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … weist das Strömungssetup über Deutschland ein stark zyklonales
Muster auf. So befindet sich über der Nordhälfte eine zonal exponierte
Tiefdruckrinne (MANFRED), während gleichzeitig in der Höhe ein abgeschlossenes,
mehr und mehr zum Kaltlufttropfen (KLT) mutierendes Höhentief über die Mitte des
Landes gen Tschechien zieht. Als Konterpart fungiert eine umfangreiche vom nahen
Atlantik bis hoch zum Polarmeer reichende Hochdruckzone (GAYA), die von einem
veritablen Höhenrücken gestützt. Erste Duftmarken setzt das Hoch bereits im
Nordwesten, wo steigender Luftdruck für ein allmähliches Auffüllen der Rinne
sorgt. Außerdem schiebt sich von Frankreich her ein schmaler Bodenkeil bis zu
den Alpen bzw. dem Vorland vor. Beide Prozesse gehen mit einer Abtrocknung der
Luftmasse einher, so dass die anfangs noch auftretenden konvektiven Prozesse
nachlassen. Ganz einschlafen werden sie wohl aber nicht, sprich, einzelne
Schauer treten im Westen bis in die 2. Nachthälfte auf.

Die Problemzone liegt aber woanders, nämlich dort, wo die hebungsintensive
Nordflanke des nur langsam ziehenden KLTs (PVA + WLA) mit der Rinne überlappt
und sich zudem die feuchteste Luft befindet (PPW um 35 mm). Namentlich sprechen
wir hier von einem Korridor, der etwa vom südöstlichen Niedersachsen über
Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach BB respektive Sachsen reicht. Genau dort
stellen sich bis in den Montag hinein quasistationäre Niederschlagsprozesse ein,
die sowohl Dauer- als auch Starkregen beinhalten und quasi als Krönung auch noch
Gewitter zu bieten haben – einfach geht anders. Die Gewitter werden vor allem in
der ersten Nachthälfte dem Geschehen noch ihren Stempel aufsetzen, bevor sich
mehr und mehr nicht-gewittriger Regen durchsetzt. Akkumuliert bis Montagmittag
bzw. -abend kommen gebietsweise 50 bis 80 l/m² (lokal um 100 l/m² nicht
ausgeschlossen) zusammen, wobei ein Großteil binnen 6 bis 12 Stunden fallen
dürfte. Eine entsprechende Unwetterwarnung wurde bereits ausgegeben. Natürlich
muss in dieser Region die Entwicklung weiterhin gemonitort werden, um ggf. noch
kleinere Anpassungen vorzunehmen.

Abschließend noch ein Blick in die südlichen Landesteile, wo sich hinter einer
nach Osten abziehenden Kaltfront mit west-südwestlicher Strömung nicht nur
weniger warme (Rückgang T850 auf rund 8°C), sondern auch deutlich trockenere
Luft (Rückgang PPW von anfangs z.T. über 30 mm auf unter 25 mm am Morgen)
durchsetzt. Entsprechend ebbt die anfänglich noch rege, lokal bis in den
Unwetterbereich gehende Konvektion im Laufe der Nacht spürbar ab und letzte
Regenfälle ziehen sich zum östlichen Alpenrand zurück. Vor allem Richtung
Berchtesgadener Land sind punktuell nahe 25 l/m² innert 12 h möglich, eine
markante Dauerregenwarnung drängt sich aber nicht wirklich auf. Gleiches trifft
für eine potenzielle Sturmwarnung für die Alpengipfel zu, wo exponiert Böen 8-9
Bft auftreten können.

Montag … verlagert sich der KLT nur langsam entlang der tschechisch-polnischen
Grenze nach Osten, wobei der zugehörige Trog nach Südwesten zurückhängt. Derweil
schiebt sich ein flacher Keil des atlantischen Rückens via Nordsee bis zur
westlichen Ostsee vor, was Deutschland schlussendlich unter eine schwache
nördliche Höhenströmung bringt. Mit Verlagerung des KLTs nach Osten lassen die
synoptisch-skaligen Hebungsantriebe ganz allmählich nach, was freilich
Auswirkungen auf das Niederschlagsgeschehen hat.

So ziehen sich die Regenfälle im Osten unter Abschwächung sukzessive in den
Südosten, sprich die Regionen zwischen Lausitz und Alpenrand zurück, wobei
Gewitter im Zuge zunehmender Stabilisierung nur noch vereinzelt auftreten
sollten. Trotzdem sind am Vormittag in den Regionen von der Lausitz über Sachsen
bis nach Ostthüringen bis zu 20 l/m², lokal etwas mehr innert 6 h drin, die aber
in den laufenden Warnungen eingepreist sind.
Ansonsten können sich im Westen und Südwesten innerhalb der sich nach Süden
verlagernden, aber immer weiter auffüllenden Rinne zwar einige Schauer, aber
kaum noch Gewitter entwickeln. Die Temperatur erreicht 18 bis 24°C, bei längerem
Regen eher noch etwas darunter.

Ansonsten machen sich mit Winddrehung auf Nordost von Norden her deutliche
Stabilisierungs- und Abtrocknungstendenzen bemerkbar. Der Schwerpunkt der o.e.
Hochdruckzone verlagert sich nach UK/Irland, wovon vor allem Norddeutschland
profitiert. In der aus dem Hoch ausfließenden mäßig warmen Luftmasse (T850 um
7°C) haben es Wolken zusehend schwer, sich in Szene zu setzen. Stattdessen
scheint für längere Zeit die Sonne, zum Teil im Bereich der astronomisch
möglichen Dauer (im äußersten Norden etwas unter 14,5 Stunden), was die
Temperatur in 2 m Höhe auf 9 bis 23°C steigen lässt (am kühlsten direkt am Meer
bei auflandigem Wind).

In der Nacht zum Dienstag entfernt sich der KLT bzw. das, was davon noch übrig
ist (Höhentrog) noch etwas weiter nach Osten, so dass sich der o.e. Höhenkeil
über dem Norden noch etwas besser entfalten kann. Zudem steigt der Luftdruck
weiter an, so dass von der Rinne so gut wie nichts mehr übrigbleibt.
Entsprechend macht auch die stabile und trockene Luft aus dem Norden weiter
Boden nach Süden hin gut, letzte Regenfälle ziehen sich in die Gebiete zwischen
dem östlichen Alpenrand und dem Bayerischen Wald zurück.

Nach Norden und Westen hin klart es vielerorts auf, was die Temperatur in den
einstelligen Bereich bis zu 7°C, in einigen Mittelgebirgssenken lokal noch etwas
darunter zurückgehen lässt. Hinzu kommen einige Nebelfelder, auch wenn die
Luftmasse vergleichsweise trocken ist.

Dienstag … weitet sich das Bodenhoch nach Osten aus, während der sich noch
etwas verstärkende Höhenkeil etwas nach Süden vorankommt. Zwar hängt der o.e.
Trog noch immer nach Südwesten zurück, seine Wirksamkeit entpuppt sich mangels
geeigneten „Treibstoffs“ (gemeint ist eine ausreichend feuchte und möglichst
labil geschichtete Luftmasse) aber als stark limitiert. Oder anders ausgedrückt,
die trockenere und stabilere Luftmasse erobert nun zunehmend auch den Süden und
Südosten des Landes, wo es zwischen Alpenrand und Sachsen aber trotzdem noch für
mehr oder weniger dichte Wolken und in Ober- bzw. Niederbayern mitunter auch
etwas Regen reicht.

Im großen Rest des Vorhersageraums scheint aber häufig die Sonne bei meist nur
lockerer Bewölkung. Übermäßig warm wird es in der von Nordosten einfließenden
nordischen Luftmasse (T850 5 bis 9°C) freilich nicht, mehr als 18 bis 24°C sind
nicht drin. Insbesondere im südlichen und südwestlichen BW frischt der
Nordostwind zeitweise böig auf (Bise). Ob dabei allerdings Warnschwellen
überschritten werden, ist derzeit noch fraglich.

Die Nacht zum Mittwoch bringt wetterlagenmäßig keine nennenswerten Änderungen,
so dass die Entwicklung weitgehend durch den Tagesgang geprägt ist. Im äußersten
Südosten hört es endgültig auf zu regnen, dichtere Wolkenreste halten sich aber
insbesondere am Alpenrand. Ansonsten klart es verbreitet auf, wobei sich hier
und da Nebel bildet. Außerdem wird es z.T. empfindlich frisch, vor allem in den
Mittelgebirgen, wo lokal die 5°C-Marke unterschritten wird. Im Laufe der zweiten
Nachthälfte ziehen hinter der Achse des Höhenkeils tiefe Wolken von der Nordsee
und Dänemark her in den äußersten Norden und Nordwesten.

Mittwoch … ist es mit der antizyklonalen Herrlichkeit zumindest im Norden der
Republik schon wieder vorbei. Ursache ist ein hochreichendes Tief, das von
Skandinavien her über die Ostsee hinweg nach Süden in Richtung Polen zieht. Zwar
kommt es dort wohl erst im Laufe des Donnerstags an, gleichwohl sind die
Auswirkungen mit Annäherung einer teilokkludierten Kaltfront schon am Mittwoch
zu spüren. Konkret nimmt nicht nur die Bewölkung von Norden her zu, es beginnt
im Tagesverlauf zudem schauerartig zu regnen. Außerdem frischt der auf Nordwest
bis West rückdrehende Wind vornehmlich in Küstennähe spürbar auf mit Böen 7 Bft,
vereinzelt 8 Bft.

Zur Mitte und vor allem nach Süden hin greift am Mittwoch aber noch
Hochdruckeinfluss in Form eines Bodenkeils (das Zentrum des Bodenhochs befindet
sich zur Mittagszeit zwischen Schottland und Island mit etwas über 1030 hPa),
der von dem o.e. flachen Höhenkeil gestützt wird. Heiter bis wolkig und trocken
lautet die Devise bei Tageshöchstwerten von 20 bis 24°C.

Modellvergleich und -einschätzung

Es ist alles gesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann