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SXEU31 DWAV 201800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.08.2021 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht und am Samstag keine markanten Wettergefahren. In der Nacht zum
Sonntag im Westen aufkommend Gewitter. Dabei geringe Unwettergefahr durch
heftigen (teils mehrstündigen) Starkregen, im Laufe des Sonntags weiter ostwärts
ausgreifend. In der Nacht zum Montag dann im Norden und in Teilen der Mitte
sowie ganz im Südosten teils mehrstündiger Starkregen, am Alpenrand auch
Dauerregen, Unwetter weiter möglich. Am Montag anfangs im Osten noch
Dauerregen-/Starkregengefahr.
Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
Aktuell … Der Kurzwellentrog, der von dem Nordmeer-Langwellentrog ausgeht
hängt, zieht nachts über Polen nach Weißrussland. Der nachfolgende Höhenkeil
erreicht Benelux und die westliche Nordsee. Entsprechend ausgelöstes
vorderseitiges Absinken sorgt dafür, dass der vereinzelte Regen in der
Nordhälfte weitgehend abklingt. Gebietsweise, vor allem in der Mitte und im
Süden klart der Himmel auf und damit kann sich örtlich meist flacher Nebel
bilden. Mit 5 bis 12 Grad wird es kühler als die Nächte zuvor. Der Wind weht an
der Ostsee anfangs noch mäßig bis Frisch aus West- bis Nordwest. Sonst spielt
der Wind keine große Rolle.
Samstag … wandert der Höhenkeil nach Deutschland und infolge WLA breitet er
sich mit seinem Nordteil zum südwestlichen Nordmeer aus. Vorderseitig bildet
sich ein kräftiges Hoch über dem südlichen Nordmeer, das bei uns eine Verbindung
hat zum Hoch über Oberitalien. Der nachfolgende und dabei austropfende Trog
erreicht bereits die Britischen Inseln. An der Vorderseite des Cut-Off-Tiefs
über der Irischen See (300 hPa) gelangt wärmere Luft nach Deutschland. Durch die
Hochdruckzone dauert im Süden und meist auch über der Mitte Absinken an, so dass
es nur wenige Wolken gibt. Der Nordwesten und Norden wird jedoch von
SC-Bewölkung beeinflusst ohne dass aber nennenswert Regen fällt. Somit reicht es
in diesen Gebieten nur für Höchsttemperaturen zwischen 20 und 24 Grad. Ansonsten
steigt die Temperatur auf 25 bis 30 Grad mit den höchsten Werten in Südbaden.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Cut-Off-Tief zum Ostausgang des
Ärmelkanals und „unterwandert“ somit faktisch den sich zum Nordmeer aufwölbenden
Keil. Das zugehörige Bodentief wird um 06 UTC am Ijsselmeer simuliert. Der
wetterbestimmende Keil wird in den Nordosten abgedrängt. An der Vorderseite des
Tiefs wird feuchtlabile Luft in den Westen Deutschlands geführt. Der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser steigt auf 30 bis über 35 mm, ML-CAPE (KK) erreicht im
Westen teils über 200 J/kg. Zudem kommt verstärkt Hebung auf. Dies lässt
schauerartige und von Gewittern durchsetzte Regenfälle auf den gesamten Westen
Deutschlands übergreifen, wobei Unwettergefahr durch teils mehrstündigen
Starkregen besteht. Hinsichtlich der Auslösung von Gewittern dürfte es sich um
abgehobene Konvektion handeln. Von den westlichen Mittelgebirgen aus südwärts
kommt sowohl niedertroposphärisch als auch hochreichend verstärkt Scherung ins
Spiel, so dass dort auch organisierte, mit geringer Wahrscheinlichkeit auch
rotierende Strukturen hochreichender Konvektion vorstellbar sind.
Die anderen Gebiete, d.h. der Norden, Osten und Südosten, bleiben von dieser
Entwicklung noch verschont. Dort ist noch der abziehende Rücken wetterwirksam.
Allerdings ziehen Wolkenfelder durch und die Nebelneigung ist folglich geringer
als in der Vornacht.
Sonntag … überquert das Cut-Off-Tief die Benelux-Staaten und erreicht bis 18
UTC den äußersten Westen. Die kräftigste Hebung zeichnet sich an dessen Nord-
und Ostflanke sowie über dem Südosten Deutschlands ab, wobei an der Südflanke
dieses Tiefs Kaltluftadvektion überwiegt und die positive Vorticityadvektion
daher nicht so recht wirksam werden kann. In den Westen und Südwesten
Deutschlands gelangt dann in der Nähe des Höhentiefs eine etwas gemäßigtere
Luftmasse mit PPWs zwischen 20 und 25 mm. Gewitter können zwar auftreten, aber
Unwetter sind dort im Tagesverlauf eher unwahrscheinlich.
Die feuchteste und labilste Luft (mit einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser
bis 35 mm) wird demzufolge nordwärts, d.h. in einen Bereich vom Emsland bis zur
Lausitz gedrückt und ist im Südosten Deutschlands zu finden. Am Nordrand der
Mittelgebirge kommt im Bodendruckfeld auch eine flache Tiefdruckrinne zustande,
so dass zusätzlich Hebung durch bodennahe Konvergenz generiert wird. Im Hinblick
auf gewittrigen und teils mehrstündigen Starkregen, die Niederschlagsmengen bis
in den Unwetterbereich hinein ergeben kann, ist vor allem dieser breite Streifen
zu beachten.
Die wärmste Luft hält sich noch im äußersten Osten und im Südosten, was dort
ähnliche Werte an niederschlagbarem Wasser ergibt. Im Süden ist zudem kräftige
Scherung zu finden, was hohen Organisationsgrad hochreichender Konvektion
verspricht. Dort sind somit schwere Gewitter mit heftigem Starkregen und mit
Sturmböen zu erwarten.
Verschont von diesen Entwicklungen bleibt der Küstenbereich und
Schleswig-Holstein. Dort macht sich ein Keil bemerkbar, der, ausgehend von einem
Hoch über der Norwegische See, nach Nordostpolen reicht. Antizyklonales
Ausfließen unterbindet dort hochreichende Konvektion, in Vorpommern sind sogar
größere Auflockerungen möglich.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen je nach Einstrahlung 17 bis 23 Grad. Im
äußersten Osten und Südosten sind nochmals 25 oder 26 Grad möglich.
In der Nacht zum Montag verlagert sich das Cut-Off-Tief, das zusehends den
Charakter eines Kaltlufttropfens annimmt, über den zentralen Mittelgebirgsraum
hinweg in Richtung Oberfranken. Die feuchteste Luft (mit einem Gehalt an
niederschlagbarem Wasser bis 37 mm) ist nach wie vor an der Nordflanke dieses
Tiefs zu finden, wo zudem der Hebungsantrieb durch Warmluftadvektion gestützt
wird. Demzufolge konzentriert sich das Niederschlagsgeschehen dann in einem
Bereich vom östlichen NRW über das südliche Niedersachsen bis zur Oder, wobei,
wenngleich mit einer etwas abnehmenden Wahrscheinlichkeit, weiterhin Unwetter
durch teils mehrstündigen und zumindest anfangs noch von Gewittern durchsetzten
Starkregen vorstellbar sind.
Im Südosten und an den Alpen, wo sich von Westen her eine gemäßigtere Luftmasse
durchsetzt, sollte bis Montagfrüh wie bereits im Westen zuvor Entspannung
einsetzen, so dass dort keine Starkregenfälle bis in den Unwetterbereich hinein
mehr auftreten. Auch der Küstenbereich dürfte von Starkregen und Gewittern nach
wie vor verschont bleiben. Dort macht sich zusehends der Einfluss des von den
Britischen Inseln bis ins Nordmeer reichenden und sich kräftigenden Bodenhochs
bemerkbar, das von einem Höhenkeilvorstoß vom Seegebiet westlich von Portugal
aus profitiert.
Montag … zieht das Cut-Off-Tief nach Tschechien und der oben erwähnte kräftige
Höhenrücken schnürt sich nördlich von Irland zu einem Höhenhoch ab. Das
zugehörige Bodenhoch erreicht mit einem Kerndruck von 1032 hPa die nordwestliche
Nordsee. Entsprechend wird die wolkenreiche Luft langsam nach Südosten geschoben
und trockene Luft erfasst im Tagesverlauf die Nordwesthälfte. Entsprechend kann
es anfangs noch im südlichen Norddeutschen Tiefland schauerartgien, gewittrigen
Starkregen geben, der dann unter Abschwächung weiter in den Südosten gedrückt
wird. Auch flächiger Regen hervorgerufen durch WLA kann vor allem im südlichen
Osten auftreten, wobei auch Scherungseffekte eine Rolle spielen (am Boden Nord-
bis Nordostwind, in der Höhe teils östlicher Wind). Im Norden und Westen lockern
sich die Wolken von der Küste her langsam auf und es ist meist trocken, wobei
sich der trockene Bereich weiter zu den zentralen Mittelgebirgen ausdehnt. Von
Nordosten strömt kühlere Luft ein mit 850-hPa-Temperaturen zwischen 5 Grad an
der Ostsee und 9 Grad ganz im Süden. Entsprechend liegen die Höchstwerte nur
noch zwischen 17 Grad im Vogtland und 23 Grad am Niederrhein. Am Rande des
Bodentiefs über Südpolen frischt der Wind an der Ostsee und im Nordosten auf, so
dass steife Windböen auftreten.
Modellvergleich und -einschätzung
Die synoptischen Basisfelder werden von den externen Modellen ähnlich simuliert.
Was die Unwettergefahr durch Starkregen angeht, so sind die
Starkregenwahrscheinlichkeiten nach CosmoLEPS und ICON-EPS in der Nacht zum
Sonntag im Westen nur geringfügig erhöht. Am Sonntag steigt dann in der 2.
Tageshälfte die Wahrscheinlichkeit für Regenmengen über 25 mm in 12 Stunden im
Norden zwischen den nördlichen Mittelgebirgen bis fast zur Küste deutlich an.
Der Regen kann natürlich auch in deutlich kürzeren Zeitabschnitten fallen
(Starkregen). In der Nacht zum Montag verschiebt sich die Haupt-Starkregengefahr
mehr in den Osten. Am Montag besteht sie im Osten fort, jedoch verringert sich
die Starkregen-/Dauerregenwahrscheinlichkeit im Tagesverlauf.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden