S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.08.2021 um 10.30 UTC

Am Sonntag gebietsweise schauerartiger Regen, teils kräftige Gewitter, Unwetter
nicht ausgeschlossen. Zu Wochenbeginn leicht wechselhaft und etwas kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.08.2021

Zum Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag endet
gleich das sommerliche Intermezzo mit Schauern und Gewittern, auch wenn
thermisch davon noch nicht viel zu merken ist. Verbreitet wird der Sonntag ein
sommerlicher Tag sein.

Verantwortlich dafür ist ein abgeschlossenes Höhentief über Benelux. Die
Westhälfte Deutschlands liegt dabei schon unter dem Einfluss des
korrespondierenden Bodentiefs über Holland, und eine Tiefdruckrinne greift auf
Ostdeutschland über. Rückseitig davon fließt etwas kühlere Meeresluft ein und
vertreibt die eingeflossene Subtropikluft aus Deutschland. Dies geschieht nicht
reibungslos … Bereits in der ersten Tageshälfte treten in der Westhälfte
schauerartige, teils gewittrige Niederschlage auf, die ab dem Nachmittag Bayern
und die östlichen Bundesländer erreichen. Stellenweise muss mit Starkregen bis
25 l/m² innerhalb einer Stunde bzw. bis 35 l/m² in 6 Stunden gerechnet werden.
Punktuell muss auch die rote Karte (Unwetter) gezogen werden. Wo genau lässt
sich aus heutiger Sicht noch nicht sagen.

Am Montag liegt das Höhentief genau über Deutschland. Am Boden lässt sich kein
richtiges Bodentief mehr finden, aber die Winden wehen zyklonal um das
Höhentief: Im Norddeutschland aus nordöstlichen, im Süddeutschland aus
nordwestlichen Richtungen. Das Höhentief induziert zahlreiche Schauer und
einzelne Gewitter, die aufgrund der langsamen Verlagerung lokal Starkregen
bringen können. Die Temperaturen sinken leicht im Vergleich zu Sonntag und nur
stellenweise schaffen wir die 25-Grad-Marke zu erreichen.

Am Dienstag zieht das Höhentief nach Tschechien und findet den Anschluss an den
großräumigen Trog über Nordwestrussland. Daraus ergibt sich ein Trog, der sich
von Frankreich über den Alpenraum bis nach Nordwestrussland erstreckt. Dabei
liegt die Südhälfte Deutschlands unter dessen Einflussbereich, während
Norddeutschland von einer aufbauenden Hochdruckzone über Skandinavien bzw. über
den Britischen Inseln profitiert. Entsprechend ist das Wetter zweigeteilt: In
Norddeutschland zeigt sich häufig die Sonne und es bleibt meist trocken, während
in der Mitte und im Süden die Wolken überwiegend, die Schauer und vereinzelte
Gewitter bringen. Am Erzgebirge und in der Oberlausitz kann es sogar längere
Zeit regnen. Mit der nordöstlichen Strömung wird nur temperierte Luftmasse
herangeführt, so dass man kaum einen Sommertag erreicht, meistens pendeln die
Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad.

Zur Wochenmitte schwenkt der obengenannte Trog nach Südosten und verliert
zunehmend den Einfluss auf das Wetter in Deutschland. Lediglich der Süden
bekommt aus dem Trog noch einzelne Schauer oder ein kurzes Gewitter. Der große
Rest des Landes profitiert vom Keil des Hochs mit Schwerpunkt über Schottland,
das zwar für trockenes, aber nicht ganz für freundliches Wetter sorgt. Denn
mittelhohe und hohe Wolken trüben die Sonne aufgrund der herrschenden
Warmluftadvektion.

Am Donnerstag kommt es über Skandinavien zu einer deutlichen, weit nach Süden
reichenden Austrogung, von der auch Deutschland zu spüren bekommt. So gelangen
wir quasi zwischen den Stühlen (Hoch bei den Britischen Inseln und Tief über dem
Baltikum) in eine nordwestliche Strömung, mit der eher wechselhaftes und
vergleichsweise kühles Wetter verbunden wäre.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag verbleibt Deutschland in der
nördlichen Strömung. Am Boden überwiegt zwar der Hochdruckeinfluss (Hoch über
dem Nordmeer), in der Höhe ist die Lage zyklonal geprägt, so dass der leicht
wechselhafte Wettercharakter überwiegt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Für Sonntag gibt es im Vergleich zum gestrigen IFS (ECMF) 00 UTC-Lauf eine
relevante Ostverlagerung des Höhentiefs. Statt über England liegt der Kern des
Höhentiefs am Sonntag 12 Uhr UTC über Benelux. Dies hat eine Relevanz für die
Prognose. Die Niederschläge erreichen das Bundesgebiet deutlich früher und zwar
schon in der Nacht zum Sonntag.

Auch am Montag ist der Unterschied der Position des Höhentiefs immer noch groß.
Statt über der südwestlichen Nordsee liegt es über der Mitte Deutschlands. Eine
grundlegende Änderung der Wettervorhersage ergibt sich daraus nicht. Zum Ende
der Mittelfrist werden die Unschärfen allmählich größer, ohne aber aus dem
normalen mittelfristtypischen Rahmen zu fallen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Position und die Stärke des Höhentiefs, das am Sonntag das Wetter in
Deutschland beeinflussen wird, werden von den anderen Globalmodellen (GFS, ICON,
GEM und UKMO) sehr ähnlich simuliert. Entsprechend gibt es in der
Niederschlagsverteilung keine großen Unterschiede, zumindest in der Fläche. Im
weiteren Verlauf nehmen die Unterschiede erwartungsgemäß zu, jedoch das grobe
Muster (Hoch Britische Inseln und Tief Nordosteuropa) wird ähnlich gerechnet.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen repräsentativer Städte zeigen bis einschließlich
nächsten Montag einen mehr oder weniger gebündelten Verlauf, der die Aussagen
des Hauptlaufs stützt. Gut erkennbar der im Osten etwas verzögerte Temperatur
und Potenzialrückgang zum Wochenanfang sowie zwei deutliche RR-Maxima (im Westen
(Essen) Sonntag im Osten (Berlin) Sonntag/Montag). Ab Dienstag nimmt die
Streuung zu, wobei Haupt- und Kontrolllauf eher im unteren Bereich zu finden
sind. Die Mehrheit der Ensembles tendiert zu höherem Potenzial und auch höheren
Temperaturen.
Die GFS-EPS zeigt im Grunde einen sehr ähnlichen Verlauf.

Die Clusteranlysen zeigen am Sonntag und Montag (t+72…96h) nur ein einziges
Cluster. Von Dienstag bis Donnerstag (T+120…168h) werden dann zwei Cluster
simuliert, die alle dem Klimaregime „Blocking“ zugeordnet sind. Bezogen auf
unseren Raum erkennt man in Cluster 1 für t+168h (Donnerstag) einen Unterschied
zu Cluster 2. Darin hätte der osteuropäische Trog etwas mehr Einfluss auf das
Wetter in (Ost-)Deutschland. Sowohl der Kontroll- als auch der deterministische
Lauf liegen im Cluster 1, wobei die meisten Member im Cluster 2 zu finden sind.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag (T+192…240h) werden vier Cluster
geboten. Die Cluster rechnen ein Abschnüren des Keils in einem eigenständigen
Höhenhoch über den Britischen Inseln und seine Verlagerung Richtung Island.
Daraus ergibt sich eine Verbindung zwischen dem osteuropäischen und dem Trog
über dem Nordatlantik. Ein Westregime wäre über Deutschland die Folge. Der
Kontrolllauf liegt im Cluster 3 und der deterministische Lauf im Cluster 1.
Beide plädieren für ein wechselhafteres und mäßig temperiertes Wetter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag und in der Nacht zum Montag kann es zu starken Gewittern mit
örtlicher Unwettergefahr (heftiger Starkregen/größerer Hagel) kommen.
Mehrstündiger Starkregen ist ebenfalls wahrscheinlich. Für Details ist es noch
etwas zu früh.

Am Montag und Dienstag besteht dann in Verbindung mit dem Höhentief eine recht
hohe Wahrscheinlichkeit markanter Gewitter. Die Unwettergefahr bleibt dabei aber
gering.

Ab Mittwoch wahrscheinlich keine markanten Wettererscheinungen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (ECMF), GFS, ICON, GEM, UKMO, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta