S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.08.2021 um 10.30 UTC

Zu Beginn teils kräftige Gewitter, später in der Mittelfrist teils stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 19.08.2021

Ich stelle das Fazit heute voran: Nichts Genaues weiß man nicht. Gesichert ist
nur eine deutliche Abkühlung aus Nordwesten. Ebenfalls sicher ist ein
auffrischender westlicher Wind, der zusammen mit der Temperatur die Mittelfrist
eher herbstlich anmuten lässt. Wohin Tröge und Randtröge die Niederschläge wann
bringen, ist noch unsicher.

Zu Beginn der Mittelfrist liegt Deutschland in einer leicht antizyklonal
konturierten westlichen Strömung. Dabei fließt in den Norden bereits kühlere
Luft (8 bis 10 Grad in 850 hPa). Nach Süden hin dominieren noch warme (14 Grad
in 850 hPa), aber auch instabile Luftmassen. Im Norden fällt an der
Luftmassengrenze etwas Regen, vereinzelt kann es im Küstenbereich auch Gewitter
geben. Über der Mitte und großen Teilen des Südens ist es weitgehend trocken.
Südlich der Donau sind jedoch Gewitter zu erwarten. Diese können Starkregen,
Hagel und Sturmböen bringen, lokal besteht Unwettergefahr durch heftigen
Starkregen.

In der Nacht zum Montag nähert sich von Westen her ein erster Trog, entsprechend
steilt die Strömung etwas auf und das Wetter beruhigt sich vorübergehend.
Allerdings frischt mit Annäherung des zugehörigen Tiefs über der Nordsee der
Südwest- bis Westwind im Nordwesten des Landes spürbar auf. Am Montag tagsüber
zieht der Trog mit eingelagerter Frontalzone langsam ostwärts. Dabei sind im
Vorfeld der Front im Osten und Südosten noch einmal kräftige Gewitter möglich,
lokal eng begrenzt lassen sich Unwetter durch heftigen Starkregen nicht
ausschließen.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt das Tief von der Nordsee nach Dänemark, ein
weiterer Trog kündigt sich im Westen an, es bleibt also unbeständig mit
Schauern, allerdings lässt die Gewitterneigung nach. Am Dienstag kommen keine
Sommergefühle auf. In 850 hPa fließen im Norden rund 4 Grad, im Süden 8 Grad
ein. In höhenkalter Luft bilden sich verbreitet Schauer, das Tief über Dänemark
sorgt zudem für frischen westlichen Wind mit Sturmböen im Bergland und an den
Küsten.

Am Mittwoch verlagert sich das Tief nur sehr langsam ostwärts über das Kattegat
und Südnorwegen in Richtung Ostsee. Entsprechend fällt im Norden weiterer Regen
und auch der Wind ist weiter frisch unterwegs. Nach Süden hin sind in Verbindung
mit dem langsam durchschwenkenden Trog weitere Schauer möglich.

Am Donnerstag lässt der Einfluss des Tiefs (dann über Norwegen bzw. der
nördlichen Nordsee) auf Deutschland allmählich nach. Höhenkalte Luft sorgt aber
weiter für Schauer. Der anhaltende Regen im Norden versiegt allmählich in der
Nacht zum Freitag.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Wie schon gestern lässt die Konsistenz des IFS zu den Vorläufen zu wünschen
übrig. Gesichert scheint nur die Abkühlung, die Auswirkung von Trögen oder
Randtrögen auf die Niederschlagsverteilung schwankt von Lauf zu Lauf. Immerhin
ist zu Beginn der Mittelfrist eine gewisse Konsistenz zum gestrigen 12 UTC Lauf
zu sehen, aber schon zum Dienstag (Tag 3 der Mittelfrist) divergieren die Läufe
was das Tief mit korrespondierendem Höhentief über Skandinavien anbelangt. Zum
gestrigen 00 UTC Lauf ergeben sich vollkommen neue Muster im Bodendruckfeld
sowie in 850 und 500 hPa, sodass für die Mittelfrist nur eine unsichere
Vorhersage möglich ist.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die einzelnen Läufe springen zwar hin und her, es gibt aber eine recht große
Übereinstimmung zwischen IFS, GFS und ICON, zumindest für den Beginn der
Mittelfrist. Tief und Höhentief liegen recht einheitlich über der Nordsee, der
Frontaufzug am Montag wird mit geringen zeitlichen Unterschieden (GFS etwas
schneller) ähnlich gerechnet. Ab Tag 3 werden die Unterschiede etwas markanter.
Die Lage des Höhentiefs wird von IFS und ICON über Dänemark bzw. der Nordsee
gerechnet, während bei GFS das Zentrum über Norddeutschland liegt. Auffällig ist
beim ICON ein zweiter Randtrog, der sich in der Nacht zum Mittwoch durch
verbreitet aufkommenden Regen bemerkbar macht. Bei GFS wird die
Niederschlagsentwicklung durch ein kleines Randtief simuliert. Nur IFS bleibt
bei einem Trog mit anschließendem Rücken und entsprechender Beruhigung. Zum Ende
der Mittelfrist nähern sich IFS und ICON wieder an und simulieren einen Rücken
über Westeuropa mit Ostprogression. GFS bleibt bei Trog bzw. Randtroglage mit
entsprechenden Niederschlägen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse im Zeitschritt 120 bis 168 bietet in 6 Clustern alles was es
gibt. Der deterministische Lauf liegt im Cluster 1 (ausgeprägter Trog über West-
bzw. Mitteuropa) und der Kontrolllauf in Cluster 3 (schwacher Trog in der
gleichen Region).
Für die Zeit von t+192 bis 240 gibt es nur noch 4 Cluster, die meisten mit einem
fetten Blocking. Der Kontrolllauf liegt in Cluster 1 (Blocking), der
deterministische Lauf in Cluster 3 (atlantischer Rücken). Insgesamt sind die
Muster aber recht ähnlich.

Die Rauchfahnen spiegeln wieder, was die Modelle inklusive Vorläufe verraten:
Die Unsicherheiten nehmen ab Montag im Norden des Landes deutlich zu. Nach Süden
hin sind die Ensembles näher beieinander. Die signifikante Abkühlung lässt sich
aber überall erkennen.

Die erweiterte Mittelfrist deutet wieder eine leichte Erwärmung an. Da wir noch
August (und somit Sommer) schreiben, ist das durchaus wahrscheinlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Vor allem südlich der Donau sind teils kräftige Gewitter möglich, lokal eng
begrenzt lassen sich Unwetter durch heftigen Starkregen nicht ausschließen. Es
gibt in den Ensembles geringe Signale für markanten Dauerregen im Norden des
Landes ab Dienstagmittag.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, ICON

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn