S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.08.2021 um 10.30 UTC

Im Süden und Osten anfangs sommerlich warm, über dem Bergland und an den Alpen
leichte Gewitterneigung. Im Norden und Nordwesten meist nur mäßig warm. Ab dem
Wochenende durchweg Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.08.2021

Am Freitag liegt Deutschland an der Südflanke eines Höhentiefs, das sich bis
Samstag in die nördliche Nordsee verlagert. Dieses Höhentief ist Bestandteil
eines Langwellentroges, der sich vom Raum Ostgrönland nach Süden erstreckt.
Zwischen diesem Tief und einem schwächeren Trog über Osteuropa ergibt sich über
Mitteleuropa eine west-südwestliche, leicht zyklonale Strömung. Dies sorgt im
Nordwesten und Norden für leichte Schauer, wobei es allenfalls mäßig warm wird.
Im Süden macht sich der Einfluss eines Höhenkeils bemerkbar, der sich von der
Iberischen Halbinsel in den Karpatenraum erstreckt. Dieser hat im Süden leichten
antizyklonalen Einfluss mit sommerlichen Temperaturen bis etwa 30 Grad zur
Folge, wobei über dem Bergland und an den Alpen einzelne starke Gewitter mit
Unwettergefahr nicht ausgeschlossen werden können.
Am Sonntag wird der Langwellentrog durch ein weiteres, aus dem Raum Ostgrönland
nach Süden vorstoßendes Höhentief regeneriert, wodurch sich dieser über
Skandinavien liegende Trog verschärft. Eine dem Trog vorgelagerte, auf
Deutschland übergreifende Kaltfront sorgt für eine Abkühlung. Im Süden und
Südosten können sich in der vorgelagerten Warmluft teils heftige Gewitter
entwickeln. Unwetter sind nicht auszuschließen.
Zu Wochenbeginn bleibt der über Skandinavien liegende Trog bestehen.
Stromaufwärts wölbt sich ein breiter Rücken auf, der sich bis nach Grönland
ausweitet. Die Folge dieser Troglage ist im Nordwesten und Norden eine rege
Schauertätigkeit bis hin zu kurzen Gewittern mit stürmischen Böen, wobei
allenfalls Maxima um 20 Grad erreicht werden. Im Süden und Südosten bleibt
schwacher antizyklonaler Einfluss bestehen, Absinken lässt keine nennenswerten
Niederschläge zu. Lediglich an den Alpen besteht eine geringe Gewitterneigung.
Im Süden und Südosten sind in tieferen Lagen Maxima um oder etwas über 25 Grad
vorstellbar.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der über
Skandinavien liegende Trog nach Osteuropa und weitet sich dabei bis ins östliche
Mittelmeer aus. Für die westliche Ägäis dürft dies ein Ende der Hitzewelle
bedeuten. Der dem Trog folgende breite Rücken arbeitet sich nach Westeuropa vor.
Mit einer nördlichen, später auf Nord-Nordwest drehenden Strömung erfolgt ein
weiterer Temperaturrückgang, wobei die kühlere Luft dann auch den Süden
Deutschlands erfasst. Abseits der Alpen und der Mittelgebirge bleibt die
Niederschlagstätigkeit gering.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellrechnungen weitgehend konsistent. Am Sonntag wird der sich von
Skandinavien südwärts ausweitende Trog kräftiger simuliert, wodurch zu
Wochenbeginn der Temperaturrückgang ausgeprägter sein dürfte. Zudem waren die
beiden gestrigen Simulationen vor allem am Dienstag wesentlich antizyklonaler
geprägt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergibt sich gegenüber den
beiden Modellläufen des Vortages ein komplett anderes Bild. Nach dem gestrigen
00 UTC-Lauf sollte Mitteleuropa unter die Vorderseite eines breiten Rückens
gelangen, nach dem 12 UTC-Lauf lag dieser Rücken bereits über Mitteleuropa,
wogegen der aktuelle Lauf die Achse dieses Rückens westlich der Britischen
Inseln erwartet. Die Folge sind Unterschiede von teils mehr als 15 K
hinsichtlich der Temperaturen im 850 hPa-Niveau über Deutschland.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Nur bis einschließlich Samstag stützen die verfügbaren Modelle weitgehend die
oben beschriebe Entwicklung. Am Sonntag beginnen bereits sich Unterschiede
herauszukristallisieren. Während sich EZMW und GFS weitgehend ähnlich sind,
bringt ICON anstelle eines Troges eine zyklonale Westströmung ins Spiel und das
Modell des kanadischen Wetterdienstes weitet diesen Trog in Richtung Schottland
aus.
Während nach ICON sich bereits am Montag deutschlandweit wieder antizyklonaler
Einfluss durchsetzen soll, ist dieser nach den anderen Modellen zum einen
schwächer und zum anderen auf den Süden Deutschlands beschränkt. Das kanadische
Modell simuliert sogar ein kräftiges Tief über der südlichen Nordsee, nach GFS
gelangt ein Sturmtief in den Skagerrak. Das kanadische Modell verlagert dieses
Tief (genauer gesagt, einen Kaltluftkörper) bis Dienstag nach Norddeutschland,
was gegenüber den anderen Modellen ein Extrem-Szenario darstellt. Auch zu
Wochenbeginn weisen GFS und EZMW Parallelen auf, wogegen ICON antizyklonaler
geprägt ist und ein höheres Temperaturniveau prognostiziert.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hat das kanadische Modell ein
Zentraltief über Südschweden zur Folge (was deutschlandweit auf einen kühlen
Witterungsabschnitt hinauslaufen würde). Nach GFS kommt dann bereits wieder eine
Erwärmung in Gang, die nach EZMW weniger ausgeprägt ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS weist bereits ab Sonntag einen hohen Spread auf, wobei die
Mehrzahl der Lösungen einen Rückgang bzgl. der Temperaturen im 850 hPa-Niveau
Auf Werte zwischen 5 und 8 Grad signalisiert und erst im erweiterten
mittelfristigen Zeitraum wieder Hinweise auf einen Anstieg auf 8 bis 10 Grad
ergibt. Ein „warmes“ Szenario wird hingegen nur von Einzellösungen gesehen.
Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung. Bis weit in den
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinein wird eine Troglage
favorisiert; selbst nach Mitte der kommenden Woche liefern nur Einzellösungen
Hinweise für eine spürbare Erwärmung. Dies zeigt sich auch anhand des Spreads,
der geringer ist als beim GFS. An einem eher kühlen Witterungsabschnitt sollte
daher kein Zweifel bestehen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Süden hält sich zunächst Warmluft, so dass vor allem über dem Bergland und
bis Sonntag an den Alpen Gewittergefahr besteht, wobei Unwetter nicht
ausgeschlossen werden können (vor allem durch Hagel, heftigen Starkregen, am
Wochenende außerdem durch (schwere) Sturmböen).
Mit der einsetzenden Troglage sind im Norden wiederholt Schauer und kurze
Gewitter zu erwarten, die vor allem im Küstenbereich mit stürmischen Böen
einhergehen können.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), MOS ist zu warm

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann