S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 08.08.2021 um 10.30 UTC

Zur Wochenmitte durch Hochdruckeinfluss vorübergehende Wetterberuhigung. Ab
Freitag erneut einzelne Schauer oder Gewitter. Deutlicher Temperaturanstieg mit
zunehmender Wärmebelastung.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 15.08.2021

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagebereichs ab Mittwoch liegt westlich der
Britischen Inseln ein hochreichendes Tief, auf dessen Vorderseite wölbt sich
über Frankreich und Deutschland ein flacher Keil auf, der dort einen Keil des
Azorenhochs stützt. Somit gelangt Deutschland in den Zustrom warmer Luftmassen
aus Südwesteuropa. Im weiteren Tagesverlauf bildet sich über Deutschland ein
eigenständiges Hoch, was zu einer Wetterberuhigung führt. Letzte Schauer ziehen
im Tagesverlauf nach Osten ab. Die sonnigen Anteile werden größer.
Mit der allmählichen Ostverlagerung des Hochschwerpunkts kann sich die warme bis
sehr warme Luft am Donnerstag auch bis in den Norden Deutschlands durchsetzen
(T850 hPa zwischen 9 Grad im Nordosten und 18 Grad im äußersten Südwesten).
Dabei sind im Südwesten lokal auch Höchstwerte um 30 Grad zu erwarten. Dazu ist
es größtenteils sonnig und dabei auch trocken.

Ab Freitag dürfte es mit dem ruhigen Hochdruckwetter zumindest in Teilen des
Landes bereits wieder vorbei sein. Im Großen und Ganzen verbleiben wir zwar
unter dem leicht ostwärts wandernden Höhenrücken, dessen Einfluss wird aber
durch in die west-/südwestliche Höhenströmung eingelagerte Kurzwellentröge – am
Rande eines Troges nordwestlich der Britischen Inseln – etwas gedämpft. Ein
erster erreicht den Südwesten und Süden bereits Freitagvormittag, sodass dort
erste Schauer und Gewitter möglich sind. Ein Zweiter schwenkt dann im Laufe des
Freitags von Westen zu uns herein. Mit letzterem verbunden ist eine
Tiefdruckrinne, die über die Nordhälfte Deutschlands ostwärts zieht. Dabei muss
vor allem im Süden, aber auch in der Mitte mit weiteren Schauern und teils
kräftigen Gewittern gerechnet werden. Die Wetteraktivität im Bereich der Rinne
im Norden hält sich dagegen allerdings in Grenzen, wahrscheinlich sind die
Hebungsantriebe dort nicht ausreichend bzw. die Luft dort zu trocken.

Am Samstag wandert der Höhenrücken weiter ostwärts, sodass dessen Achse vom
östlichen Alpenraum über das östliche Mitteleuropa verläuft. Rückseitig des
Höhenrückens liegt Deutschland im Bereich einer relativ glatten südwestlichen
Höhenströmung. Rückseitig der ostwärts abgezogenen Tiefdruckrinne setzt sich
wieder schwacher Hochdruckeinfluss durch. Die warme bis sehr warme Luftmasse
bleibt uns weiterhin erhalten. Dabei können sich jedoch lokale Schauer und
Wärmegewitter entwickeln.
Am Sonntag weitet sich ein Höhenrücken von Südfrankreich her zum Alpenraum und
Süddeutschland hin aus. Dieser stützt erneut ein flaches Bodenhoch über
Deutschland, so dass in weiten Teilen des Landes freundliches und sehr warmes
bzw. heißes Wetter zu erwarten ist. Über dem südlichen Bergland entstehen jedoch
zum Abend hin lokale Schauer und Wärmegewitter.

In der erweiterten Mittelfrist verbleibt Deutschland am Randes eines
Südwesteuropäischen Höhenrückens, so dass es weiterhin sehr warm bis heiß
bleibt. Meist ist es sonnig. Lokale Schauer und Hitzegewitter beschränken sich
auf den äußersten Süden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells kann als sehr gut bezeichnet werden.
Signifikante Unterschiede sind nicht zu erkennen, so dass das gestrige
Vorhersagekonzept weitgehend aufrechtgehalten werden kann.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag zeigen die Modelle ICON, GFS und IFS eine sehr
große Übereinstimmung. Ab der Nacht zum Freitag weicht insbesondere GFS von den
anderen beiden Modellen ab. Dabei liegen die Unterschiede vor allem in Bezug auf
die Passage der Tiefdruckrinne. Diese erfolgt bei GFS bereits in der Nacht zum
Freitag und damit deutlich rascher. Dabei ist auch die Niederschlagstätigkeit im
Bereich der Rinne höher als bei ICON und IFS. ICON stellt die langsamste Lösung
bezüglich der Passage der Tiefdruckrinne dar und erfolgt erst in der Nacht zum
Samstag und am Samstag. Die Wetteraktivität bleibt aber ähnlich gering wie bei
IFS.
Auch im weiteren Verlauf der Mittelfrist bleiben die Phasenunterschiede
erhalten. Während bei ICON und IFS nach Abzug der Rinne nochmals schwacher
Hochdruckeinfluss wirksam wird, lässt GFS bereits am Samstag den nächsten Trog
übergreifen. Im Verlauf der erweiterten Mittelfrist ab Montag simuliert IFS
einen südwesteuropäischen Höhenrücken, während GFS von Westen her einen Trog
herankommen lässt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahne für Offenbach besitzt sowohl für die Temperatur in 850 hPa als
auch für das Geopotential 500 hPa bis Freitag einen geringen Spread. Dabei
zeigen beide Paramater einen kontinuierlichen Anstieg. Insofern kann die
Vorhersage bis dahin als sicher bezeichnet werden.
Nachfolgend nimmt der Spread etwas zu. Dabei gibt es aber nur wenige Member, die
einen Rückgang der Temperatur bei gleichzeitig deutlich abnehmendem Geopotential
zeigen, was der GFS Lösung entsprechen würde. Die Mehrheit der Member lässt das
Geopotential eher noch etwas ansteigen, sodass das Herankommen eines neuen
Troges eher unwahrscheinlich erscheint. Stattdessen muss bei noch steigenden
Temperaturen mit zunehmender Wärmebelastung gerechnet werden.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag entwickeln sich im Norden und in der Mitte einzelne Gewitter, teils
in Verbindung mit markantem Starkregen um 20 l/qm innerhalb einer Stunde,
kleinkörnigem Hagel und Böen Bft 7 bis 8.

Am Mittwoch besteht nur noch im äußersten Nordosten und äußersten Osten eine
geringe Wahrscheinlichkeit für Gewitter mit markantem Starkregen. Sonst gibt es
keine Wettergefahren.

Auch am Donnerstag sind keine Wettergefahren zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag und am Freitag treten im Südwesten und Süden einzelne,
teils kräftige Gewitter auf, insbesondere aufgrund von Starkregen und Hagel.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOS-MIX, ECMWF-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer