S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.08.2021 um 10.30 UTC

Zunächst nichts Neues: Unbeständig, vor allem im Norden und in der Mitte Schauer
und Gewitter, meist nur mäßig warm. Zu Wochenmitte zumindest vorübergehend mehr
Hochdruckeinfluss und wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 12.08.2021

Eines vorweg: Auch, wenn sich eingangs der zweiten Wochenhälfte zumindest
vorübergehend mal ein Hauch von Hochsommer andeutet, für längere Zeit stabiles
Hochdruckwetter ist nach wie vor nicht in Sicht.

Zunächst einmal, am Sonntag, könnte man sogar meinen, der Herbst gibt sich ein
Stelldichein: Deutschland befindet sich nämlich an der Südostflanke eines
umfangreichen, weite Teile Westeuropas überdeckenden Langwellentroges mit einem
zentralsteuernden und hochreichenden Tiefdruckgebiet über Schottland, das sein
Drehzentrum zunächst nur wenig, bis Montagfrüh Richtung nördliche Nordsee,
verlagert.
Eingebettet in die westsüdwestliche Höhenströmung überquert dabei ein recht
markanter Kurzwellentrog das Vorhersagegebiet im Tagesverlauf rasch
nordostwärts. Während es im Norden und Westen im Bereich mäßig warmer (T850 hPa
um 8 Grad) und labil geschichteter Meeresluft Schauer und Gewitter gibt, die
auch noch auf die mittleren Landesteile übergreifen können, befindet sich der
Südosten anfangs noch im Bereich eines schleifenden Frontensystems, so dass es
dort länger regnet, wobei die Niederschläge zum Tagesende, spätestens in der
Nacht zum Montag aber rasch nachlassen und wohl auch keine warnrelevanten Mengen
erreichen. Zwischen den Schauern im Nordwesten und dem Regen im Südosten
herrscht in einem mehr oder weniger breiten Streifen etwa von Baden-Württemberg
bzw. der Pfalz bis nach Ostsachsen/Brandenburg etwas freundlicheres Wetter mit
höchstens ganz vereinzelten Schauern. Die Höchstwerte dürften meist zwischen 18
und 25 Grad liegen, am wärmsten in der Lausitz, während es bei Dauerregen
Richtung Alpen mit knapp 15 Grad eher noch kühler bleibt.
An der Südflanke eines durchschwenkenden Bodentroges frischt der Südwestwind in
der Nordhälfte vorübergehend böig auf, im Nordseeumfeld reicht es eventuell für
stürmische Böen, auf dem Brocken für Sturmböen.

Am Montag bleibt der inzwischen mit mehreren Drehzentren über der nördlichen
Nordsee, der Norwegischen See und südlich von Island ausgestattete Höhentrog
nahezu quasistationär, füllt sich aber, genauso wie das Bodentief über der
nördlichen Nordsee, ein wenig auf. Die Haupttrogachse schwenkt allerdings vom
Seegebiet südwestlich der Britischen Inseln allmählich nach Frankreich, wodurch
die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet etwas aufsteilt. Kurzwellige
Troganteile bescheren vor allem den Norden und der Mitte Deutschlands weiterhin
unbeständiges Wetter mit Schauern und auch einzelnen Gewittern, wobei der
Gradient etwas auffächert und es höchstens noch auf dem Brocken für stürmische
Böen reicht.
Die Südhälfte gelangt dagegen zunehmend in den Einflussbereich eines flachen
Hochkeils. Dort, aber auch in der Lausitz, scheint die Sonne häufiger und es
gibt noch einzelne Schauer und Gewitter, bevorzugt an den Alpen bzw. in den
Mittelgebirgen. Mit 19 bis 24 Grad, in der Lausitz und in Südostbayern
vielleicht knapp 25 Grad (T850 hPa zwischen 7 Grad im Nordwesten und 12 Grad im
Südosten) bleibt es mäßig warm.

Am Dienstag verlagern Höhentrog und Bodentief ihre Drehzentren noch etwas weiter
nordwärts, Richtung Nordmeer, und füllen sich weiter auf, wobei die Trogachse
allerdings bis zur Nacht zum Mittwoch das Vorhersagegebiet ostwärts überquert.
Auf die Britischen Inseln greift derweil vom nahen Ostatlantik her ein sich
allmählich nordwärts aufwölbender Höhenrücken über.
Im Bodenfeld überquert in der Nacht zum bzw. am Dienstagvormittag eine der
Trogachse vorgelagerte schwache Kaltfront des Südosten Deutschlands, eventuell
begleitet von schauerartigen Regenfällen meist aber nur leichter Intensität.
Postfrontal weitet sich von Frankreich her ein Hochkeil nach Süddeutschland aus,
woraus sich abends und in der Nacht zum Mittwoch eine eigenständige
Hochdruckparzelle etabliert. Somit kann sich in der Südhälfte im Tagesverlauf
vermehrt die Sonne durchsetzen und es gibt – mal abgesehen vom Alpenraum – kaum
mehr Schauer.
In der Mitte, vor allem aber im Norden bleibt es mit durchschwenkender Trogachse
aber wechselhaft mit Schauern und auch einzelnen kurzen Gewittern. Am
Temperaturniveau ändert sich nur wenig.

Am Mittwoch schwenkt der Höhenrücken von GB weiter zur Nordsee und kann sich
aufgrund kräftiger WLA vorderseitig eines auf den nahen Ostatlantik
übergreifenden Langwellentroges weiter nordwärts aufwölben.
Er stützt das Bodenhoch über Süddeutschland, das sich nun weiter nach Norden
ausweiten kann. Dessen Divergenzachse erstreckt sich meridional in etwa über die
Mitte des Vorhersagegebietes hinweg und kommt allmählich etwas nach Osten voran.
Somit stellt sich auch im Norden und Nordosten des Landes, wo es anfangs noch
einzelne Schauer geben kann, eine gewisse Wetterberuhigung ein. Dort bleibt es
aber noch länger wolkig, während sich im Westen und Süden verbreitet die Sonne
durchsetzen kann. Die 850 hPa-Temperatur steigt bis zum Abend auf Werte zwischen
8 Grad im Nordosten und Norden bzw. 17 Grad im Südwesten. Das lässt Höchstwerte
zwischen 20 und 24 Grad in der Nordhälfte bzw. 23 bis 28 Grad in der Mitte und
im Süden erwarten, im südlichen Oberrheingraben vielleicht sogar schon nahe 30
Grad.

Am Donnerstag kommt der Höhenrücken bis ins Vorhersagegebiet voran und erreicht
mit seiner Achse zu Tagesende bereits die Osthälfte, so dass der Westen bereits
wieder auf die Vorderseite des sich vom nahen Ostatlantik zu den Britischen
Inseln ausweitenden Langwellentroges gerät.
Im Bodenfeld verlagert die meridional ausgerichtete Hochdruckzone ihre
Divergenzachse allmählich ins östliche Mitteleuropa. Somit dreht die
Grundströmung im gesamten Vorhersagebiet auf Süd bis Südost und die sehr warme
Luftmasse aus dem südwesteuropäischen Raum kann sich zögernd auch auf den
Nordosten Deutschlands ausweiten. Bis zum Abend steigt die Temperatur in 850 hPa
auf 11 Grad im Nordosten und sogar bis 21 Grad im Süden.
Von Westen her weitet sich allerdings eine Tiefdruckrinne mit potenziell
instabiler Luft auf den Westen und Südwesten des Landes aus, so dass es dort am
Nachmittag und Abend eventuell erste kräftige Gewitter geben kann. Ansonsten
scheint aber oft die Sonne und es wird endlich mal nahezu überall sommerlich
warm mit Höchstwerten über 30 Grad im Südwesten und Süden.

Kurz noch zur erweiterten Mittelfrist:
Bereits in der Nacht zum Freitag greift nach Lesart des aktuellen IFS-Laufes ein
Randtrog auf die Nordsee über, wodurch die Tiefdruckrinne über Westdeutschland
rasch ostwärts vorankommt und morgens auch den Osten und Südosten mit teils
kräftigen Schauern und Gewittern überquert hat. Mit ihr wird die sehr warme
Luftmasse subtropischen Ursprungs bis Freitagvormittag wieder ostwärts
abgedrängt und vor allem im Nordwesten setzt sich wieder kühlere Meeresluft
durch, die vorübergehend, zumindest bis Samstag, unter Hochdruckeinfluss gerät,
ehe bis Sonntag, 00 UTC erneut ein markanter Trog auf die Nordsee übergreift.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Großen und Ganzen erweist sich der aktuelle IFS-Lauf als einigermaßen
konsistent zu seinen beiden Vorgängern. Bis einschließlich Dienstag
unterscheiden sich die Läufe nicht signifikant.
Am Mittwoch kommt nach Lesart des gestrigen 00 UTC-Laufes der Höhenrücken etwas
rascher ostwärts voran, so dass sich die Wetterbesserung auch im Norden ein
wenig schneller durchsetzen würde; bereits Mittwochabend hätte die
Divergenzachse der Hochdruckzone auch den äußersten Nordosten überquert.
Am Donnerstag bleibt die Achse des Höhenrückens nach Lesart des gestrigen 12
UTC-Laufes dann noch knapp westlich des Vorhersagegebietes, während der gestrige
00 UTC-Lauf dagegen dann eher dem heutigen ähnelt und sich einerseits die sehr
warme Luftmasse im Vergleich zum gestrigen 12 UTC-Lauf weiter nach Nordosten
durchsetzen kann, andererseits sich aber im Westen und Südwesten bereits eine
Tiefdruckrinne mit ersten kräftigen Gewittern zum Abend hin bemerkbar machen
könnte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Signifikante Unterschiede lassen sich zunächst zwischen den vorliegenden
Globalmodellen nicht ausmachen. Im Detail ergeben sich aber Differenzen, vor
allem, was die Passage kurzwelliger Troganteile angeht. So fällt am Sonntag auf,
dass ICON-EU den recht markanten Kurzwellentrog, der im Tagesverlauf das
Vorhersagegebiet nordostwärts passiert, nur deutlich abgeschwächt und
progressiver auf der Agenda hat als IFS, aber auch als GFS und GEM. So sollen
nach Lesart des ICON die Regenfälle im Südosten bereits am Vormittag rasch
nachlassen und auch die Schauertätigkeit im Nordwesten weitet sich nicht so weit
nach Süden aus, wie es IFS und vor allem GFS simulieren.
Zu Beginn kommender Woche hat das GFS – im Gegensatz zum IFS und ICON – eine
eher zonal ausgerichtete Höhenströmung über dem Nordatlantik und Westeuropa auf
der Agenda. Der Höhentrog erweist sich somit als progressiver und überquert
bereits am Montag mit seiner Achse Deutschland ostwärts, während IFS lediglich
einen flachen, ICON einen etwas schärferen kurzwelligen Randtrog auf der Agenda
haben und die Achse des Haupttroges noch im Bereich der Britischen Inseln
verbleibt.
Der Höhenrücken wird dann nach Lesart des GFS bereits in der Nacht zum Mittwoch
über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts geführt, dahinter stellt sich am
Mittwoch eine Art nördliche Westlage ein, wobei über Norddeutschland schwache
Tiefausläufer mit vielen Wolken, aber wohl nur leichten Niederschlägen
hinwegziehen und sich im Süden ein Azorenhochkeil mit freundlichem und warmem
Wetter bemerkbar macht. Am Donnerstag wird der Hochkeil über Süddeutschland
wieder abgebaut, eine schwache Kaltfront kommt in die mittleren Ladesteile
voran, während sich postfrontal ein Nordseehoch nach Nordwestdeutschland
ausweitet.
Bei Betrachtung der deterministischen Läufe der Globalmodelle stellt diese
Variante aber eher eine Außenseiterlösung dar, denn sowohl ICON als auch GEM
ähneln eher dem IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Zu Beginn der Mittelfrist, im Zeitraum T+72 bis 96 Stunden, verteilen sich die
ENS-Member, Haupt- und Kontrolllauf auf insgesamt 5 Cluster, die sich für
Mitteleuropa allerdings kaum unterscheiden. Einige Einzelmember ähneln aber wohl
dem deterministischen ICON-Lauf und simulieren kaum mehr Niederschläge im
Südosten, das Gros der Member hat diese aber auf der Agenda.
Im Zeitraum T+120 bis 168 Stunden lassen sich dann 3 Cluster ausmachen (jeweils
21, 15 und 15 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2). Cluster 1 und 2
unterscheiden sich kaum, lediglich am Ende hat Cluster 1 einen etwas robusteren
Höhenrücken über Mitteleuropa auf der Agenda als Cluster 2.
Cluster 3 deutet dagegen, ähnlich wie das GFS, eine leichte Zonalisierung der
Höhenströmung an, wobei der flache Höhenkeil allerdings weniger progressiv als
im GFS simuliert wird und sich erst am Donnerstag über dem Vorhersagegebiet
befindet. Insofern unterscheiden sich die Cluster bzgl. der Wetterentwicklung
über dem Vorhersagegebiet kaum.
Mit 5 Clustern wartet dann die erweiterte Mittelfrist (T+192 bis 240 Stunden)
auf. Cluster 1 bis 3 (jeweils 16, 10 und 9 Member) tendieren wieder Richtung
Trog West- bzw. Nordwesteuropa mit einem mehr oder minder robusten Höhenrücken
über Südeuropa, der sich zeitweise auch nach Mitteleuropa aufwölbt, dann aber
wieder ostwärts schwenkt, vor allem nach Lesart des Cluster 3 aber etwas
robuster aufgestellt bleibt und neben dem Süden und Osten vielleicht auch dem
Nordwesten ein paar Tage Sommerwetter bescheren könnte.
Cluster 4 (8 Member, inklusive Haupt- und Kontrolllauf) deutet nach
Durchschwenken des anfangs noch recht markanten Höhenrückens eine Zonalisierung
der Höhenströmung an, während nach Cluster 5 (ebenfalls 8 Member) der Höhentrog
von West- nach Mitteleuropa vorankommt.

Die relative Einigkeit der Member bis Mittwoch lässt sich auch anhand der
Rauchfahnen darstellen. Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der Einzelmember
verläuft in einem vor allem im Norden sehr engen Spread zwischen 6 und 8 Grad,
im Süden und Südwesten ist der Spread vor allem ab Dienstag etwas breiter
aufgestellt mit wärmeren 7 bis 11 Grad. Niederschläge simulieren die
Einzelmember erwartungsgemäß vor allem im Norden und Westen, kaum dagegen im
Südwesten und im Osten.
Tendenziell geht es dann ab Mittwoch/Donnerstag temperaturtechnisch
vorübergehend deutlich bergauf, wobei der Spread allerdings landesweit ebenfalls
deutlich größer wird. Bereits zum Freitag hin geht es aber nach Lesart der
Mehrzahl der Member wieder bergab mit den Temperaturen bei vermehrt auftretenden
Niederschlagssignalen in nahezu allen Landesteilen.

FAZIT:
Bis Dienstag passiert erst einmal wenig. Der unbeständigen Nordhälfte steht
etwas freundlicheres Wetter vor allem im Südwesten und Osten, ab Montag dann
auch im Südosten gegenüber. Zu Wochenmitte deutet sich auch im Norden eine
vorübergehende Wetterbesserung an, es kann vorübergehend sogar mal überall
sommerlich warm werden, ehe aber am Donnerstagabend eventuell bereits wieder
kräftigere Gewitter auf den Westen/Südwesten übergreifen.
Ohne weiter ins Detail zu gehen, dürfte es danach eher wieder unbeständig
weitergehen. Das für Sommerfreunde „worst case“-Szenario (Trog Mitteleuropa)
deutet allerdings nur ein Cluster mit 8 Membern an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI zeigt kaum Auffälligkeiten, außer vielleicht die Tendenz zu gegenüber dem
Modellklima zu niedrigen Temperaturen vor allem am Sonntag und Montag im Westen
Deutschlands.
Dazu gesellt sich am Sonntag im Nordwesten noch lebhafter Südwestwind, ebenfalls
mit etwas markanteren Abweichungen gegenüber dem Modellklima. Dabei besteht nach
Lesart aller vorliegenden Modelle und auch der Probabilistik eine hohe
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen (Bft 8) im Nordseeumfeld und für
Sturmböen (Bft 9) auf dem Brocken.
Im Südosten fällt am Sonntag anfangs noch teils länger anhaltend Regen, für
Dauerregen dürfte es aber nicht reichen.
Ansonsten bleibt es von Sonntag bis Dienstag in Trognähe vor allem im Norden,
Westen und in den mittleren Landesteilen unbeständig mit Schauern und Gewittern.
Diese finden in mäßig warmer Luftmasse statt und weisen auch eine relativ hohe
Zuggeschwindigkeit auf. So sind zwar markante Entwicklungen mit Starkregen,
kleinkörnigem Hagel und stürmischen Böen durchaus in Betracht zu ziehen,
Unwetter dürften aber eher unwahrscheinlich bleiben.
Am Mittwoch stellt sich eine Wetterberuhigung ein und ob es am
Donnerstagnachmittag bzw. -abend eventuell für erste kräftige (und dann wohl
auch schwere) Gewitter im Westen bzw. Südwesten reicht, ist noch sehr unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff